Internationale Friedensfahrt 1954

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
7. Internationale Friedensfahrt 1954
Warschau–Berlin–Prag
Austragungsland Polen Polen
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Tschechoslowakei Tschechoslowakei
Austragungszeitraum 02. bis 17. Mai 1954
Etappen 13 Etappen
Gesamtlänge 2051 km
1953 1955

Die Internationale Friedensfahrt 1954 (Course de la paix) war ein internationales Etappenrennen, das zum siebten Mal stattfand und in Polen, in der DDR und in der Tschechoslowakei vom 2. bis zum 17. Mai 1954 ausgetragen wurde. Gewinner der Einzelwertung wurde der Däne Eluf Dalgaard, in der Mannschaftswertung siegte die Tschechoslowakei.

Teilnehmer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Start in Warschau bestand das Fahrerfeld aus 114 Aktiven, die aus 18 Mannschaften kamen. Triest, im Vorjahr noch mit einer kompletten Mannschaft gestartet, war diesmal nur durch Giordano Dreossi vertreten. Erstmals beteiligten sich die Sowjetunion und der Exot Indien, gegenüber dem Vorjahr fehlten 1954 die Fahrer aus Österreich. Die Mannschaften kamen aus folgenden Ländern.

Die DDR war durch Benno Funda, Lothar Meister I, Erich Schulz, Gustav-Adolf Schur, Georg Stoltze und Bernhard Trefflich vertreten.

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Streckenverlauf
Streckenverlauf

Die siebte Friedensfahrt war 2051 Kilometer lang und war in 13 Etappen unterteilt. Während der ersten zwei Drittel führte die Strecke vorwiegend durch flaches Gelände. Erst ab der neunten Etappe mussten sich Fahrer mit Bergetappen auseinandersetzen. Dort verlief die Strecke zunächst durch das Erzgebirge, bei den letzten drei Etappen waren die Anstiege in der Böhmisch-Mährischen Höhe zu bewältigen. Der längste Tagesabschnitt von Ost-Berlin nach Leipzig hatte eine Länge von 204 Kilometern, während die Anfangsetappe „Rund um Warschau“ mit 105 Kilometern am kürzesten war. Der Grenzübertritt vom polnischen Zgorzelec zum 95 Kilometer entfernten Cottbus erfolgte per Bahn.

Rennverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mieczysław Wilczewski (Polen), zweifacher Etappensieger

Es hatte zunächst den Anschein, als würde der Pole Mieczysław Wilczewski einem sicheren Gesamtsieg entgegenfahren. Nach Siegen auf den beiden ersten Etappen hatte er bereits einen Vorsprung von 2:14 Minuten herausgefahren, den er nach vier Etappen auf 4:55 Minuten ausdehnen konnte. Danach schrumpfte sein Vorsprung jedoch, nach dem sechsten Tagesabschnitt lag er nur noch mit 1:15 Minuten vor dem Dänen Eluf Dalgaard in Front. Auf der siebten Etappe verlor Wilczewski schließlich endgültig das Gelbe Trikot des Gesamtführenden, als er den Anschluss an eine neunköpfige Spitzengruppe verpasste. In dieser Gruppe fuhr Dalgaard mit, und ein siebter Platz reichte diesem, Wilczewski über zehn Minuten abzunehmen und sich seinerseits an die Spitze der Gesamtwertung zu setzen. Auf den letzten Etappen entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Dalgaard und dem Belgier René Van Meenen, der sich auf der elften Etappe das Gelbe Trikot erkämpfte. Dalgaard ließ jedoch nicht locker. Erneut fuhr er auf der Schlussetappe zusammen mit acht weiteren Fahrern dem Hauptfeld davon und hatte im Ziel in Prag als Neunter Van Meenen 9:38 Minuten abgenommen. Dalgaard gewann schließlich die Gesamtwertung mit einem Vorsprung von 2:58 Minuten vor dem Tschechoslowaken Vlastimil Ružička. Der Star im Peloton war jedoch der Inder Dhana Singh, der bis zu seinem vorzeitigen Ausscheiden nach einem Sturz in Pardubice mit seinem Turban für Aufsehen sorgte. Um ihn im Krankenhaus behandeln zu können, musste extra ein Dolmetscher eingeflogen werden.[1] Sympathien zog auch Giordano Dreossi aus Triest auf sich, der ohne mannschaftliche Unterstützung das Rennen bis zum Ende durchstand und als 75. noch zwei weitere Fahrer hinter sich ließ. 37 Fahrer mussten die Friedensfahrt vorzeitig beenden.

Die Mannschaft der DDR war während der gesamten Rundfahrt vom Pech verfolgt. Erich Schulz musste auf der achten Etappe nach einem Sturz ausscheiden, Georg Stoltze gab auf dem siebten Tagesabschnitt mit Magenbeschwerden auf. Aber auch die übrigen vier DDR-Fahrer konnten mit dem Tempo des Feldes nicht mithalten und wurden zudem durch Defekte und Stürze aufgehalten. In der Endabrechnung war Gustav-Adolf Schur mit 50 Minuten Rückstand als 22. bester seiner Mannschaft.

Aufgrund der schlechten Einzelleistungen konnte das DDR-Team seinen Vorjahressieg in der Mannschaftswertung nicht verteidigen. Die Blauen Trikots erkämpften sich diesmal überlegen die Fahrer der Tschechoslowakei mit einem Vorsprung von 32:04 Minuten vor Polen. Mit einem Rückstand von über zwei Stunden landete die DDR-Mannschaft nur auf Rang sieben. Die Exoten aus Indien brachten nur einen Aktiven bis nach Prag und kamen als einziges Team nicht in die Mannschaftswertung.

Etappenübersicht
Etappe Start – Ziel Etappen-
länge
Etappensieger Zeit (h) km/h
01. Rund um Warschau 105 km Mieczysław Wilczewski (Polen) 2:29:28 42,0
02. Warschau – Łódź 130 km Mieczysław Wilczewski (Polen) 3:08:10 41,4
03. Łódź – Kattowitz 173 km Władysław Klabiński (Polen) 4:35:24 37,6
04. Kattowitz – Breslau 185 km Vlastimil Ružička (ČSR) 4:28:39 41,0
05. Breslau – Zgorzelec 171 km Eluf Dalgaard (Dänemark) 4:52:09 35,1
06. CottbusOst-Berlin 182 km René Van Meenen (Belgien) 5:04:27 35,8
07. Ost-Berlin – Leipzig 204 km Jan Veselý (ČSR) 5:32:28 36,8
08. Leipzig – Karl-Marx-Stadt 144 km Edward Klabiński (Frankreich-Polen) 3:52:51 37,1
09. Karl-Marx-Stadt – Bad Schandau 114 km Edward Klabiński (Frankreich-Polen) 3:00:01 38,1
10. DěčínPardubice 186 km Stanisław Królak (Polen) 4:58:12 37,1
11. Pardubice – Brünn 137 km Fernand Picot (Frankreich) 3:39:38 37,2
12. Brünn – Tábor 160 km René Van Meenen (Belgien) 3:50:22 41,6
13. Tábor – Prag 160 km Vlastimil Ružička (ČSR) 3:51:11 41,2

Endresultate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelwertung
Fahrer Mannschaft Zeit
01. Eluf Dalgaard Dänemark 53:59:11 h
02. Vlastimil Ružička Tschechoslowakei + 02:58 min
03. René Van Meenen Belgien + 07:43 min
04. Fernand Picot Frankreich + 09:04 min
05. Henk van der Broeck Niederlande + 11:57 min
06. Stanisław Królak Polen + 13:43 min
07. Mieczysław Wilczewski Polen + 19:32 min
08. Jan Kubr Tschechoslowakei + 19:35 min
09. Helge Hansen Dänemark + 22:18 min
10. Willem Rusman Niederlande + 25:40 min
0
22. Gustav-Adolf Schur DDR + 50:00 min
30. Benno Funda DDR + 1:12:21 h
33. Lothar Meister I DDR + 1:31:33 h
55. Bernhard Trefflich DDR + 3:30:39 h
58. Lajos Szabó Ungarn + 4:05:47 h
66. Pál Kucsera Ungarn + 5:25:56 h
0
77. Supravat Chakravati Indien + 19:00:16 h
Mannschaftswertung
Mannschaft Zeit
01. Tschechoslowakei 161:45:41 h
02. Polen + 32:04 min
03. Dänemark + 49:08 min
04. Belgien + 50:26 min
05. Niederlande + 1:07:18 h
06. Sowjetunion + 1:12:57 h
07. DDR + 2:37:33 h
08. England + 3:13:21 h
09. Bulgarien + 3:30:15 h
10. Frankreich-Polen + 4:16:17 h
11. Frankreich + 4:16:44 h
12. Rumänien + 5:25:33 h
13. Schweden + 5:43:57 h
14. Finnland + 11:36:03 h
15. Norwegen + 13:18:46 h
16. Ungarn + 13:22:49 h
17. Albanien + 27:54:04 h
ausgeschieden:
Indien

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem Anlass wurde das Leipziger Friedensfahrt-Denkmal enthüllt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Klaus Ullrich. Jedesmal im Mai, Sportverlag Berlin, 1987, S. 204–209, ISBN 3-328-00177-8.
  • Warschau-Berlin-Prag 1954. Sport im Bild, Berlin 1954, 32 Seiten

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: 7. Friedensfahrt 1954 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred Hönel, Olaf Ludwig: 100 Highlights Friedensfahrt. Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00717-2, S. 21.