John Syz

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John Syz, auch John Syz-Schindler (* 23. März 1859 in Brooklyn; † 27. März 1939 in Zürich), war ein Schweizer Unternehmer, Verbandsfunktionär und freisinniger Politiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Syz entstammte der Familie Syz[1] aus dem ehemaligen Zürcher Freiamt Affoltern.

Er war der Sohn des Kaufmanns und Konsuls Johannes Syz (* 31. Januar 1822 in Knonau; † 21. Dezember 1883 in Zürich)[2] und von dessen Ehefrau Anna (geb. Landis) (* 11. September 1831 in Richterswil; † 25. Februar 1901 in Zürich). Er hatte noch sechs Geschwister; seine Schwester Anna Selina Syz (* 6. Juni 1856 in New York; † 19. Februar 1926 in Zürich) war mit dem Hochschullehrer Gustav Schulthess-Rechberg (1852–1916) verheiratet.[3] Sein Onkel war Heinrich Landis.

Nach seiner Geburt kehrte die Familie 1861 in die Schweiz zurück. Er heiratete 1891[4] Susanna Klara, die Tochter des Seidenfabrikanten Caspar Schindler; gemeinsam mit seiner Ehefrau hatte er zwei Söhne und eine Tochter. Sein Schwager war der Unternehmer und Politiker Samuel Dietrich Schindler.

Seine Trauerfeier wurde durch den Organisten Viktor Schlatter begleitet und er wurde auf dem Privatfriedhof Hohe Promenade in Zürich beigesetzt.[5]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Syz besuchte das Untergymnasium und die kaufmännische Abteilung der Industrieschule (siehe Kantonsschule Rämibühl) in Zürich und die Ecole de commerce in Lausanne. 1876 begann er eine kaufmännische Ausbildung bei Cramer-Frey & Co. in Zürich und war anschliessend drei Jahre beruflich in Paris und London sowie zwei Jahre in New York tätig. Aufgrund des Todes seines Vaters kehrte er darauf in die Schweiz zurück.

Nachdem er im Jahr 1890 Teilhaber geworden war, übernahm er im Jahr 1900 die Geschäftsleitung der Weberei Dietikon. Ein Jahr später änderte er den Firmennamen in Weberei Syz & Co., bevor er das Unternehmen 1918[6] in eine Aktiengesellschaft umwandelte.

1905 wurde er in die Generalversammlung der Aktienbrauerei Zürich (seit 1925 Löwenbräu Zürich) gewählt.[7] Von 1909[8] bis 1914 war er Mitglied und von 1915 bis 1937[9] Vizepräsident des Verwaltungsrats der Zürich-Versicherungsgesellschaft und 1910 wurde er Vizepräsident des Verwaltungsrats der Moskauer Textil-Manufaktur[10] in Glarus; im selben Jahr wurde er auch in den Verwaltungsrat der Textil-Union Rüti[11] gewählt, die sich jedoch 1924 bereits wieder auflöste.[12]

Im Jahr 1915 wurde er in den Vorstand der Schweizerischen Importvereinigung für Baumwolle und Baumwollfabrikate gewählt.[13] Er war von 1915 bis 1922 Mitglied des Verwaltungsrats der Rentenanstalt (siehe Swiss Life); 1924[14] wurde er Mitglied des Verwaltungsrats der Zürcher Freilager AG,[15] 1927 Vizepräsident des Verwaltungsrats der «Vita» Lebensversicherungs-AG in Zürich,[16] einer Tochtergesellschaft der Zürich Versicherungs-Gesellschaft und 1929 Mitglied des Verwaltungsrats der Maschinenfabrik Honegger (siehe Maschinenfabrik Rüti) und 1937 der Bank Leu.

1938 trat er von seinem Amt im Verwaltungsrat der Schweizerischen Kreditanstalt (siehe Credit Suisse) zurück.[17]

Politisches und gesellschaftliches Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Syz gehörte der Freisinnigen Partei an und war von 1909 bis 1917 Zürcher Kantonsrat und vom 4. Juni 1917 bis zum 1. November 1919 Nationalrat; im Nationalrat folgte er dem verstorbenen Robert Billeter in die Kommission für die Prüfung der Wahlakten.[18]

Zu diversen Zeitpunkten hat John Syz Positionen in verschiedenen Organisationseinheiten innegehabt, sowohl auf lokaler Ebene in Zürich als auch auf nationaler sowie internationaler Ebene; so wurde er unter anderem 1904 zum Vorsitzenden des internationalen Kongresses der Baumwollindustriellen gewählt[19] und war später deren Vizepräsident.[20]

In dem Zeitraum zwischen den Jahren 1897 und 1911 hatte er die Rolle des Vorsitzenden und von 1911 bis 1924 des Vizepräsidenten im Schweizerischen Spinner-, Zwirner- und Weberverein (siehe Textilverband Schweiz[21]) innegehabt; später wurde er zum Ehrenpräsidenten ernannt. Er spielte eine Schlüsselrolle bei der Gründung sowie Leitung des Arbeitgeberverbands für die Textilbranche zwischen den Jahren 1906 und 1931. Zusätzlich gehörte zu seinen Aktivitäten die Gründung eines weiteren Organisationsverbands für Baumwollproduzenten auf internationaler Ebene, welchen er dann zwischen den Jahren 1920 und 1924 geleitet hat.

Er unterstützte 1903 den Zürcher Arzt Theodor Zangger (1864–1940)[22], der ein Asyl für Gemütskranke bauen lassen wollte, sodass sich am 16. Dezember 1903 ein Initiativ-Komitee konstituierte[23], und die Anstalt Hohenegg 1912 eröffnet werden konnte.

1909[24] wurde er Mitglied des Vorstands und war von 1917[25], als Nachfolger von Hans Wunderly-von Muralt, bis 1935[26] Präsident der Kaufmännischen Gesellschaft (seit 1919 Zürcher Handelskammer) sowie von 1924[27] bis 1934[28], als Nachfolger von Alfred Frey, Präsident des Schweizerischen Handels- und Industrievereins und der Schweizerischen Handelskammer sowie des Schweizerischen Ausschusses der Internationalen Handelskammer. Im Handels- und Industrieverein folgte ihm Hans Sulzer (1876–1959)[29] als Präsident.

Während des Ersten Weltkriegs war er Präsident der Importvereinigung für Baumwolle und Baumwollfabrikate.

Als Delegierter des Bundesrats nahm er an verschiedenen internationalen Arbeiterschutzkonferenz teil und war 1917[30][31][32] Chef einer Delegation in die USA, die bei Präsident Woodrow Wilson die Wirtschaftsinteressen der Schweiz vertrat. Es gelang ihm hierbei erfolgreich, eine Vereinbarung zu treffen, in der es um die Entsendung von Getreide und Rohstoffen, wie Kupfer und Baumwolle für die Schweiz ging. Eine Ernennung zum ausserordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister der Schweiz in Washington im April 1917 durch den Bundesrat lehnt er ab.[33]

Über einen längeren Zeitraum war er Mitglied und später Präsident der Kirchenpflege Grossmünster, bis er 1931[34] zurücktrat. 1918 war er Vorsitzender des Komitees der vier Kirchenpflegen des ersten Stadtkreises von Zürich, das sich mit dem Bau eines Gemeindehauses befasste.[35] Er wurde 1922 zum Mitglied der Kirchensynode gewählt.[36] 1938 trat er aus dem Vorstand der Positiv-evangelischen Vereinigung Zürich[37] aus.[38]

1919 wurde er Quästor des Schweizerischen Aktionskomitees für den Völkerbund.[39][40] 1920 wurde er Mitglied des Schweizerischen Hilfswerks in Belgien.[41] 1924 bestellte ihn der Bundesrat in die eidgenössische Fabrikkommission (siehe Fabrikgesetz) bestellt,[42] in der er bis blieb 1930[43].

Mitgliedschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Syz war Mitglied im Schweizerischen Alpenclub und später Präsident der Sektion Uto.

Von 1904 bis zu seinem Tod war er Vorstandsmitglied in der Museumsgesellschaft Zürich und er war Mitgründer und Präsident der Martin Stiftung[44] in Erlenbach.

Als Nachfolger von Hans Konrad Pestalozzi war er von 1909 bis 1925 Zunftmeister und seit 1925 der erste Ehrenzunftmeister der Zunft zur Saffran, der er seit 1894 angehörte.[45]

1931 trat er von seinem Amt als Präsident des Bezirkskomitees der Gesellschaft für Sonntagsfeier zurück.[46]

Er war 1928 Quästor des Zürcher Hilfskomitees für die Mission in Indien.[47]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Katja Hürlimann: Syz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Juli 2012, abgerufen am 12. Dezember 2023.
  2. Historisches Familienlexikon der Schweiz - Personen. Abgerufen am 12. Dezember 2023.
  3. Christian Moser: Gustav Schulthess-Rechberg. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. August 2011, abgerufen am 14. Dezember 2023.
  4. Historisches Familienlexikon der Schweiz - Personen. Abgerufen am 12. Dezember 2023.
  5. handelsregister.help.ch: John Syz-Schindler Stiftung. Abgerufen am 15. Dezember 2023.
  6. Handel und Verkehr. In: Neue Zürcher Zeitung 2. April 1918. Abgerufen am 12. Dezember 2023.
  7. Handelsteil. In: Neue Zürcher Nachrichten 28. Dezember 1905. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  8. Handelsteil: «Zürich», Allgemeine Unfall- und Haftpflichtversicherungs-Aktiengesellschaft, Zürich. In: Neue Zürcher Nachrichten 30. April 1909. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  9. «Zürich» Allgemeine Unfall- und Haftpflicht-Versicherungs-A.-G. in Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung 21. März 1937. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  10. Aktiengesellschaft der Moskauer Textil-Manufaktur - HIWEPA. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  11. Handel und Verkehr. In: Neue Zürcher Zeitung 8. Dezember 1910 Ausgabe 04. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  12. Martin Lüpold: Der Ausbau der «Festung Schweiz»: Aktienrecht und Corporate Governance in der Schweiz, 1881–1961. (PDF) 2010, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  13. Handel und Verkehr. In: Neue Zürcher Zeitung 23. November 1915 Ausgabe 05. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  14. Handelsteil. In: Neue Zürcher Zeitung 11. Dezember 1924. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  15. Zürcher Freilager Home. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  16. «Vita» Lebensversicherungs-Aktiengesellschaft in Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung 28. April 1927. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  17. Handelsteil: Schweizerische Kreditanstalt. In: Der Bund 28. Februar 1938. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  18. Aus der Bundesversammlung: Nationalrat. In: Der Bund 5. Juni 1917. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  19. Erster internationaler Kongress der Baumwollindustriellen. In: Der Bund 24. Mai 1904. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  20. Handel und Verkehr: Internationaler Baumwollspinner-Kongreß. In: Neue Zürcher Zeitung 27. Juni 1906 Ausgabe 05. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  21. Hans Stadler: Textilverband Schweiz (TVS). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 11. September 2014, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  22. Deutsche Biographie: Zangger, Theodor - Deutsche Biographie. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  23. Meilen, Psychiatrische Klinik «Hohenegg». (PDF) Abgerufen am 15. Dezember 2023.
  24. Zünfte & Vereine. In: Chronik der Stadt Zürich 8. Mai 1909. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  25. Zürich und Umgebung. In: Neue Zürcher Nachrichten 4. Juni 1917 Ausgabe 02. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  26. Kantone: Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung 28. April 1935 Ausgabe 02. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  27. Eidgenossenschaft. In: Neue Zürcher Zeitung 23. November 1924 Ausgabe 02. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  28. John Syz. In: Neue Zürcher Nachrichten 17. Juli 1934 Ausgabe 02. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  29. Daniel Nerlich: Hans Sulzer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 23. Mai 2012, abgerufen am 15. Dezember 2023.
  30. Eidgenossenschaft: Eine wirtschaftliche "Aufklärungsmission" reist nach Amerika. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern 7. Juni 1917. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  31. Letzte Nachrichten: Die schweizerische Amerika-Sondermission zurückgekehrt. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern 16. November 1917. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  32. Die amerikanische Verheissung. Abgerufen am 15. Dezember 2023 (Schweizer Französisch).
  33. Elisabeth Joris, Bruno Meier, Martin Widmer: Historische Begegnungen: Biografische Essays zur Schweizergeschichte. Hier und Jetzt, Verlag für Kultur und Geschichte, 2014, ISBN 978-3-03919-895-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  34. Stadt Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung 9. Juni 1931. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  35. Lokales. In: Neue Zürcher Zeitung 31. Juli 1918. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  36. Stadt Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung 9. März 1922 Ausgabe 02. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  37. Geschichte. Abgerufen am 14. Dezember 2023 (deutsch).
  38. Lokales. In: Neue Zürcher Zeitung 7. März 1938 Ausgabe 02. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  39. Schweizerische Vereinigung für den Völkerbund. In: Der Friede: Monatsschrift für Friedens- und Schiedsgerichtsbewegung, Heft 4. 1921, abgerufen am 13. Dezember 2023.
  40. Schweiz: Die Aktion für den Völkerbund. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern 4. November 1919. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  41. Verschiedenes: Schweizerisches Hilfswerk in Belgien. In: Neue Zürcher Zeitung 1. September 1920 Ausgabe 02. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  42. Die eidgenössische Fabrikkommission. In: Die Gewerkschaft 26. Juli 1924. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  43. Aus dem Bundesrat. In: Der Bund 29. März 1930. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  44. Über uns: Geschichte, Stiftungrat, Leitungsteam der Martin Stiftung. In: Martin Stiftung. Abgerufen am 14. Dezember 2023 (deutsch).
  45. Zunftmeister seit 1336. Abgerufen am 13. Dezember 2023.
  46. Lokales: Zürcherischer Verein für Sonntagsfeier. In: Neue Zürcher Zeitung 29. November 1931 Ausgabe 02. Abgerufen am 14. Dezember 2023.
  47. Adreßbuch der Stadt Zürich. Füssli, 1928 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).