Kolín
Kolín | ||||
---|---|---|---|---|
| ||||
Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Region: | Středočeský kraj | |||
Bezirk: | Kolín | |||
Fläche: | 3498 ha | |||
Geographische Lage: | 50° 2′ N, 15° 12′ O | |||
Höhe: | 220 m n.m. | |||
Einwohner: | 33.289 (1. Jan. 2023)[1] | |||
Postleitzahl: | 280 02 | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Znojmo–Kolín Kolín–Čerčany | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 10 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Vít Rakušan (Stand: 2011) | |||
Adresse: | Karlovo nám. 78 28012 Kolín | |||
Gemeindenummer: | 533165 | |||
Website: | www.mukolin.cz |
Kolín mittelböhmischen Region, knapp 60 km östlich von Prag. Die Stadt liegt an der Elbe sowie an einer wichtigen Eisenbahnkreuzung. Bis 1995 endete hier die Elbschifffahrt.
(deutsch Kolin, älter auch Köln an der Elbe) ist eine Stadt in derGeschichte
Gegründet durch den böhmischen König Přemysl Otakar II., fand die Stadt ihre erste Erwähnung im Jahre 1261. Unter den Königen Karl IV. und Wenzel IV. erhielt die Stadt zahlreiche Privilegien und prosperierte beträchtlich. Sie gehörte zu den bedeutendsten Königsstädten in Böhmen. Im Jahre 1437 wurde hier eine Burg errichtet, die später zu einem Schloss und einer Brauerei umgebaut wurde. Bedřich von Strážnice verkaufte 1458 die Herrschaft Kolín dem böhmischen König Georg von Podiebrad. 1472 erbte dessen Sohn Viktorin von Münsterberg die Kolín. Dieser überließ die Herrschaft 1475 seinem Bruder Hynko, der sie noch im selben Jahre dem Matthias Corvinus überließ, der Kolín zu seinem böhmischen Stützpunkt wählte. Bis 1477 waren in der ganzen Herrschaft ungarische Truppen stationiert. Entsprechend einem mit Vladislav II. geschlossenen Vergleich fiel Kolín 1487 der Böhmischen Krone zu und wurde Sitz eines königlichen Kreishauptmanns. Später wurde die Herrschaft verpfändet und gehörte u. a. von 1531 bis 1536 den Pernsteinern. 1556 überließ Ferdinand I. Kolín seinem Feldherrn Karl von Zierotin als Pfand. Dessen Sohn Kaspar Melchior verkaufte die Herrschaft 1591 an Kaiser Rudolf II.. 1611 erhielt Wenzel Graf Kinsky Kolín von Matthias II. als Dankgeschenk für die Unterstützung beim Sturz seines Bruders. Kinsky fiel wenig später bei Kaiser Matthias in Ungnade und wurde 1615 zum Tode und Verlust seiner Güter verurteilt. Er floh nach Krakau und wurde später zu lebenslangem Kerker begnadigt. 1618 kehrte er nach Böhmen zurück und konnte die Herrschaft Chlumetz wiedererlangen. Die Herrschaft Kolín wurde 1628 an die Herrschaft Poděbrady angeschlossen. Zwischen 1705 und 1745 war die Herrschaft an das Fürstentum Salzburg verpfändet. 1750 wurde in Kolín wieder ein Burgvogt ansässig, der dem Hauptmann von Poděbrady untergeordnet war.
Am 18. Juni 1757 ereignete sich die Schlacht von Kolín, in der die Österreicher die Preußen unter Friedrich dem Großen schlugen. Im Zuge der josephischen Reformen erfolgte die Aufhebung aller fünf zur Herrschaft Kolín gehörigen Höfe, und die Ländereien wurden aufgeteilt. Die verbliebenen Güter der Herrschaft wurden 1827 an den aus Wallern stammenden Textilfabrikanten Jacob Veith verkauft, der es durch die Produktion von Piquéwaren zu großem Reichtum gebracht hatte. Veith, der in den erblichen Freiherrnstand erhoben war, verstarb 1833. Das Erbe, zu dem insgesamt drei Herrschaften gehörten, trat sein Sohn Wenzel Baron Veith († 1852) an. Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaft wurde Kolín 1850 zum Sitz eines Bezirkes. Veiths Erben verkauften die Güter in Kolín 1862 an Franz Horsky, der 1870 eine Zuckerfabrik gründete. Sein Enkel Adolf Richter ließ 1894 die 10,6 km lange schmalspurige Kolíner Rübenbahn errichten, die von der Zuckerfabrik zum Franzenshof (Františkov) und über Býchory zum Eleonorenhof (Eleonorov) führte. 1922 stellte die Zuckerfabrik den Betrieb ein. Ab 1935 produzierten die Kaliwerke AG Zyklon B für die Degesch GmbH. 1966 erfolgte die Stilllegung der Rübenbahn und der teilweise Abbau der Strecke.
Ortsteile
Die Stadt gliedert sich gegenwärtig in zehn Ortsteile:
- Kolín I - das historische Zentrum mit den meisten Sehenswürdigkeiten
- Kolín II - die sog. Prager Vorstadt im Westen, mit der größten Siedlung und den meisten Einwohnern der Stadt
- Kolín III - die sog. Kouřim-Vorstadt im Süden
- Kolín IV - die sog. Kuttenberger Vorstadt im Osten, mit Bahnhof und Busbahnhof
- Kolín V - Zálabí, die flächenmäßig größte Vorstadt am rechten Elbufer
- Kolín VI - die sog. Štítary-Vorstadt, ein Villenviertel aus der Zwischenkriegszeit
- Štítary (deutsch: Tschitern[2])- früher eigenständige Gemeinde, mit archäologischen Funden aus der Keltenzeit und Bronzezeit
- sowie die ebenfalls ehemaligen eigenständigen Gemeinden Zibohlavy, Šťáralka und Sendražice.
Wirtschaft
Die industrielle Produktion umfasst heute einige Betriebe der chemischen und petrochemischen Industrie, der Lebensmittel- und polygraphischen Industrie sowie der Maschinen- und Automobilindustrie.
Seit Februar 2005 befindet sich am nördlichen Stadtrand eine Automobilproduktion des Konsortiums TPCA (Toyota-Peugeot-Citroën Automobile). Am 19. Dezember 2005 wurde das 100.000. Auto gebaut, und am 19. Dezember 2008 das 1.000.000. Auto.[3] Fast die gesamte Produktion wird exportiert.[4]
Sehenswürdigkeiten
Das historische Stadtzentrum wurde 1989 zum städtischen Denkmalreservat erklärt.
- Karlsplatz und die umliegenden Straßen
- Jüdisches Ghetto mit Synagoge von 1642
- Der alte jüdische Friedhof von Kolín wurde von 1418 bis 1888 benutzt. Mit etwa 2600 Gräbern ist dies der zweitgrößte und zweitälteste jüdische Friedhof in Böhmen
- Die Bartholomäuskirche aus dem 13. Jahrhundert, erbaut von Peter Parler und restauriert von Josef Mocker. Das Gemälde des Hauptaltars schuf Josef Kramolín.
- Reste des Stadtschlosses einschl. der ehemaligen Schlossbrauerei
- Kolínská řepařská drážka, die älteste Rübenbahn in Tschechien ist heute eine Museumsbahn
-
Der Dom zu Kolín, St. Bartholomäus
-
Der Dom von der Neuen Brücke
-
Ehemaliges jüdisches Viertel
-
Gedenkstein für den Dekan Hynek von Ronov (1421)
-
Neu Kolín und Alt Kolin an der Elbe (links oben) um 1900, 3. Landesaufnahme
Sport
Kolín ist die Heimatstadt eines der ältesten tschechischen Fußballklubs, des AFK Kolín, der allerdings nur noch im Juniorenbereich aktiv ist. Außerdem ist die Stadt Heimat des FK Kolín, der seit 2014 erneut in der zweithöchsten tschechischen Liga spielt. Bereits in der Saison 2001/02 war der Klub, damals noch unter dem Namen FK Mogul Kolín, zweitklassig gewesen.
Partnerstädte
- De Ronde Venen, Niederlande
- Dietikon, Schweiz
- Gransee, Deutschland
- Kamenz, Deutschland
- Lubań, Polen
- Rimavská Sobota, Slowakei
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Stephan von Kolin (um 1360–1406), Reformtheologe und 1397/98 Rektor der Karlsuniversität
- Jean-Gaspard Deburau (1796–1846), böhmisch-französischer Pantomime
- Vincenc Morstadt (1802–1875), tschechischer Maler und Zeichner
- Bernhard Kraus (1828–1887), österreichischer Arzt
- Josef Popper-Lynkeus (1838–1921), österreichischer Sozialphilosoph, Erfinder und Schriftsteller
- Julius Petschek (1856–1932), böhmischer Großindustrieller und Bankier
- Ignaz Petschek (1857–1934), böhmischer Bankier und Großindustrieller
- Josef Svatopluk Machar (1864–1942), Dichter, Prosaist, Satiriker, Publizist, Politiker und Autor der Manifestes Česká moderna sowie Vertreter des kritischen Realismus
- Václav Radimský (1867–1946), tschechischer, impressionistischer Maler
- Georg Petschek (1872–1947), österreichischer Rechtswissenschaftler
- Camill Hoffmann (1878–1944), Schriftsteller und Diplomat
- Lev Borský (1883–1944), tschechischer Journalist und Philosoph
- Otokar Fischer (1883–1938), tschechischer Übersetzer, Literaturwissenschaftler und Dramaturg
- Rudolf Kremlička (1886–1932), tschechischer Maler und Graphiker
- Alfons von Czibulka (1888–1969), österreichischer Schriftsteller und Maler
- Josef Sudek (1896–1976), tschechischer Fotograf
- Ludmila Dvořáková (1923–2015), tschechische Opernsängerin (Sopran)
- Eva Randová (* 1936), tschechische Opernsängerin
- František Chochola (* 1943), tschechisch-deutscher Bildhauer, Illustrator und Medailleur
- Miloš Zeman (* 1944), tschechischer Politiker
- Miloš Jirovský (* 1974), tschechischer Schachspieler
Weitere Persönlichkeiten
- Peter Parler (1330 oder 1333–1399), Architekt und Dombaumeister
- Bedřich Hrozný (1879–1952), tschechischer Linguist und Orientalist
- Ambrož Hradecký († 1439), tschechischer hussitischer Priester und Politiker
- František Kmoch (1848–1912), Komponist
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ http://www.archive.org/stream/socialgeschichte02lippuoft/socialgeschichte02lippuoft_djvu.txt
- ↑ TPCA’s Milestones (englisch)
- ↑ TPCA About us (englisch)
Weblinks
- offizielle Webseite der Stadt (tschechisch)