Liste der Stolpersteine im Kölner Stadtteil Deutz
Die Liste der Stolpersteine im Kölner Stadtteil Deutz führt die vom Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine im Kölner Stadtteil Deutz auf.
Die Liste der Stolpersteine beruht auf den Daten und Recherchen des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln, zum Teil ergänzt um Informationen und Anmerkungen aus Wikipedia-Artikeln und externen Quellen. Ziel des Projektes ist es, biografische Details zu den Personen, die ihren (letzten) freiwillig gewählten Wohnsitz in Köln hatten, zu recherchieren, um damit ihr Andenken zu bewahren.
- Anmerkung: Vielfach ist es jedoch nicht mehr möglich, eine lückenlose Darstellung ihres Lebens und ihres Leidensweges nachzuvollziehen. Insbesondere die Umstände ihres Todes können vielfach nicht mehr recherchiert werden. Offizielle Todesfallanzeigen aus den Ghettos, Haft-, Krankenanstalten sowie den Konzentrationslagern können oft Angaben enthalten, die die wahren Umstände des Todes verschleiern, werden aber unter der Beachtung dieses Umstandes mitdokumentiert.
Bild | Name sowie Details zur Inschrift | Adresse | Zusätzliche Informationen |
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Hier wohnte Theodor Babilon (Jahrgang 1899)
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Alarichstraße 28 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Theodor Babilon, geboren am 26. Februar 1899 in Köln.
Theodor Babilon war Geschäftsführer des Kölner Kolpinghauses. Das Kolpinghaus an der Breite Straße wurde zum Treffpunkt von gegen das NS-Regime eingestellten Katholiken, darunter Priester und Laien. Am 15. August 1944, nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler verhaftete die Kölner Gestapo im Rahmen der „Aktion Gitter“ in der Kolpingzentrale mehrere führende Männer des Kolpingwerks, darunter auch Theodor Babilon. Er wurde im EL-DE-Haus verhört, dann in den Klingelpütz und das Gestapolager in Deutz verbracht. Von dort wurde er in das KZ Buchenwald deportiert. Aus dem Lager überstellte man ihn in das Zwangsarbeitslager Ohrdruf. Die Befreiung des Lagers am 5. April 1945 erlebte er nicht mehr: Er starb, verhungert und entkräftet, am 11. Februar 1945. | |
Hier wohnte John Bliman (Jahrgang 1884)
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Reischplatz 3 (Standort) |
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Hier wohnte Josef Förster (Jahrgang 1884)
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Alarichstraße 81 (Standort) |
Verfolgt als Homosexueller | |
Hier wohnte Otto Gerig (Jahrgang 1885)
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Alarichstraße 41 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Otto Gerig, geboren am 9. Juni 1885 in Rosenberg (Baden).
Otto Gerig war ein Gewerkschafter und Zentrum-Politiker. Gerig war seit 1913 Mitglied der Zentrumspartei, war von 1921 bis 1924 Mitglied des Preußischen Landtags und gehörte von 1923 bis 1933 dem Reichstag an. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten galt Gerig als politisch unzuverlässig und wurde von einer beruflichen Tätigkeit von allen Verbänden ausgeschlossen. Gerig der sich weigerte, eine Erklärung über einen politischen Sinneswandel abzugeben geriet bald in wirtschaftliche Notlage, fand aber 1937 eine Anstellung als Kaufmann bei den Kölner Ford-Werken. Bei der Aktion „Gitter“ wurde Gerig mit anderen ehemaligen Reichstagsabgeordneten und Politikern demokratischer Parteien (u. a. Konrad Adenauer) verhaftet. Er wurde am 23. August 1944 inhaftiert, einen Tag später in das Kölner Gestapo-Gefängnis EL-DE-Haus eingeliefert und von dort als Schutzhäftling in das Arbeitserziehungslager in den Messehallen in Köln-Deutz überführt. Am 16. September 1944 wurde Gerig ins KZ Buchenwald überführt. Dort verstarb er am 3. Oktober 1944. Seine KZ-Nummer lautete 81614. | |
Hier wohnte Paula Grünberg, geb. Baum (Jahrgang 1879)
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Reischplatz 1 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Paula Grünberg (geb. Baum), geboren am 25. Juli 1879 in Rheine.
Paula Grünberg war mit Sally Grünberg verheiratet und wurde am 22. Oktober 1941 aus Köln ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert.[1] Nach neueren Informationen, welche zum Zeitpunkt der Stolpersteinverlegung nicht bekannt waren, wurde Paula Grünberg im September 1942 von Litzmannstadt (Łódź) nach Kulmhof deportiert und dort ermordet.[2] | |
Hier wohnte Sally Grünberg (Jahrgang 1878)
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Reischplatz 1 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Sally Grünberg, geboren am 22. Januar 1878 in Wetter.
Sally Grünberg war der Sohn der Eheleute Jokob und Rieka Grünberg (geb. Hirsch) und war mit Paula Grünberg (geb. Baum) verheiratet.[3] Sally Grünberg wurde am 22. Oktober 1941 aus Köln ins Ghetto Litzmannstadt (Łódź) deportiert, dort starb er am 18. August 1942.[4] | |
Hier wohnte Clara Hartog, geb. Salmang (Jahrgang unbekannt)
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Graf-Geßler-Straße 2 (Standort) |
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Hier wohnte Sieghart Lazarus (Jahrgang 1873)
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Graf-Geßler-Straße 12 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Sieghart Lazarus, geboren am 19. Juni 1873 in Duisburg.
Sieghart Lazarus war der Sohn der Eheleute Rafael und Beti Lazarus (geb. Leseritz).[5] Sieghart Lazarus wurde im Sammellager Fort V in Müngersdorf inhaftiert und am 15. Juni 1942 mit dem Transport III/1 von Köln in das Ghetto Thertesienstadt deportiert, dort starb er am 24. Juli 1942.[6] | |
Hier wohnte Frida Markuse geb. Sklarek (Jahrgang 1894 )
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Helenenwallstraße 1 (Standort) |
Der 2015 verlegte Stolperstein erinnert an Frida Markuse (geb. Sklarek), geboren 1894.
Frida Markuse war die Ehefrau des Seifenhändlers Joseph Markuse. Gemeinsam mit ihren beiden Kindern Herbert und Inge wohnten sie seit 1932 in der Helenenwallstraße in Köln-Deutz. Nach den Novemberpogromen 1938 entschlossen sie sich ihren Sohn Herbert nach Palästina zu schicken und mit ihrer Tochter nach Belgien zu flüchten. Nach der deutschen Invasion Belgiens wurde ihr Ehemann als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzt. Joseph Markuse starb im März 1942. Frida und ihre Tochter tauchten darauf hin unter, während ihre Tochter entdeckt, verhaftet und in Auschwitz ermordet wurde überlebte Frida Markuse die Verfolgung. 1950 emigrierte sie nach Israel und lebte dort bis zu ihrem Tod 1978 bei ihrem Sohn Herbert und dessen Familie. Der Stolperstein wurde am 11. März 2015 im Beisein von aus Israel angereisten Angehörigen der Familie Markuse verlegt.[7] | |
Hier wohnte Herbert Markuse (Jahrgang 1923)
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Helenenwallstraße 1 (Standort) |
Der 2015 verlegte Stolperstein erinnert an Herbert Markuse, geboren 1923 in Duisburg.
Herbert Markuse war der Sohn der Eheleute Joseph und Frida Markuse. Als Schüler des Kölner jüdischen Gymnasiums Jawne konnte, Herbert Markuse 1939, als Mitglied einer jüdischen Jugendorganisation, nach Palästina emigrieren. Er schloss sich 1942 den britischen Truppen an, die im Afrikafeldzug gegen die deutsche Wehrmacht kämpften. Herbert Markuse lebte bis zu seinem Tod 1990 in Israel. Der Stolperstein wurde am 11. März 2015 im Beisein von aus Israel angereisten Angehörigen der Familie Markuse verlegt.[7] | |
Hier wohnte Inge Markuse (Jahrgang 1926)
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Helenenwallstraße 1 (Standort) |
Der 2015 verlegte Stolperstein erinnert an Inge Markuse, geboren am 23. August 1925 (oder 1926) in Duisburg.
Die „staatenlose“ „Schneiderin“ Inge Markuse war die Tochter der Eheleute Joseph und Frida Markuse. Gemeinsam mit ihren Eltern flüchtete sie 1939/1940 nach Brüssel. Nach der Verhaftung ihres Vaters tauchte sie unter und wurde schließlich im SS-Sammellager Mechelen (Belgien) inhaftiert. Am 8. September 1942 wurde sie mit dem Transport VIII (Deportationsnummer 679) in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort verliert sich ihre Spur.[8][9] Der Stolperstein wurde am 11. März 2015 im Beisein von aus Israel angereisten Angehörigen der Familie Markuse verlegt.[7] | |
Hier wohnte Joseph Markuse (Jahrgang 1890 )
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Helenenwallstraße 1 (Standort) |
Der 2015 verlegte Stolperstein erinnert an Joseph Markuse, geboren 1890
Der Seifenhändler Joseph Markuse und seine Ehefrau Frida wohnten gemeinsam mit ihren beiden Kindern Herbert und Inge seit 1932 in der Helenenwallstraße in Köln-Deutz. Nach den Novemberpogromen 1938 entschlossen sie sich ihren Sohn Herbert nach Palästina zu schicken und mit ihrer Tochter nach Belgien zu flüchten. Nach der deutschen Invasion Belgiens wurde Joseph Markuse als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzt. Joseph Markuse starb im März 1942. Der Stolperstein wurde am 11. März 2015 im Beisein von aus Israel angereisten Angehörigen der Familie Markuse verlegt.[7] | |
Hier wohnte Rosa Rosen (Jahrgang 1900)
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Grabengasse 3 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Rosa Miedzinski (geb. Rosen), geboren am 18. Oktober 1900 in Köln.
Rosa Miedzinski wurde 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert, dort verliert sich ihre Spur.[10][11] | |
Hier wohnte Selma Schnog (Jahrgang 1897)
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Lorenzstraße 5 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Selma Schnog, geboren am 7. April 1897 in Köln.
Die alleinstehende Handelsvertreterin Selma Schnog war die Tochter der Eheleute Arnold und Friederike Schnog (geb. Salomon). Sie emigrierte nach Amsterdam und wurde später im Sammellager Westerbork inhaftiert. Am 1. Juni 1943 wurde sie ins Vernichtungslager Sobibor deportiert. Dort starb sie am 4. Juni 1943.[12] Ihre Eltern wurden ebenfalls Opfer des Holocaust lediglich ihr Bruder Ludwig überlebte.[13] | |
Hier wohnte Dr. Julius Simons (Jahrgang 1887)
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Reischplatz 6 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Dr. Julius Simons, geboren am 26. Juli 1887 in Rheydt. Er war der letzte amtierende Rabbiner in Deutz.
Nach seiner Volksschulzeit besuchte Julius Simons die Präparandenanstalt in Höchberg (Sonnemannstraße 15) und legte dort die Examen als Volksschul- und Religionslehrer ab. Am 1. April 1908 wurde er zum jüdischen Religionslehrer der selbstständigen Jüdischen Gemeinde Deutz gewählt. Erst 1921 holte er sein Abitur nach um anschließend an Universitäten in Köln und Bonn sowie an der 1890 von Salomon Breuer gegründeten Jeschiwa in Frankfurt zu studieren. Er promovierte 1924 in Köln zum Dr. Phil.[14]. Julius Simons war 30 Jahre als Seelsorger, Lehrer, Prediger und Mohel tätig bevor er 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau überführt wurde. Auf betreiben des Oberrabbinats Amsterdam konnte Julius Simons 1939 mit seiner Familie nach Amsterdam ausreisen. 1943 wurde er erneut verhaftet und in das Durchgangslager Westerbork gebracht. Von dort aus wurde Dr. Julius Simons in das KZ Auschwitz gebracht, wo er und seine Frau Veronika am 11. Februar 1944 ermordet wurden. Ihm zum Gedenken wurde die Dr. Simons Straße in Köln-Poll benannt.[15][16][17] Sein Sohn Ernst Simons überlebte den Holocaust und kehrte 1950 zurück nach Köln. Er verstarb am 29. Januar 2006.[18] Am Gebäude Reischplatz 6 weist eine Gedenktafel darauf hin, dass an der Stelle eine Synagoge und Religionsschule stand, die am 9. November 1938 zerstört wurde.[19] | |
Hier wohnte Veronika Simons, geb. Mohl (Jahrgang 1888)
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Reischplatz 6 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Veronika Simons, geboren am 30. Juni 1888 in Köln-Mülheim.
Die Hausfrau Veronika Simons war mit Dr. Julius Simons verheiratet und die Tochter der Eheleute Hermann und Elisabeth Mohl (geb. Dülken). 1939 emigrierte sie mit ihrem Ehemann nach Amsterdam und wurde 1943 ins KZ Auschwitz deportiert. Dort wurde sie im Februar 1944 ermordet.[20] Ihr Sohn Ernst Simons überlebte den Holocaust und kehrte 1950 zurück nach Köln. Er verstarb am 29. Januar 2006.[18] Am Gebäude Reischplatz 6 weist eine Gedenktafel darauf hin, dass an der Stelle eine Synagoge und Religionsschule stand, die am 9. November 1938 zerstört wurde.[19] | |
Hier wohnte Leopold Voss (Jahrgang 1882)
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Alarichstraße 5 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Leopold Vos, geboren am 23. Februar 1882 in Oberursel (Taunus).
Leopold Vos (Wohnhaft in Köln) wurde am 17. Januar 1945 im KZ Buchenwald inhaftiert, dort starb er am 17. Februar 1945.[21] | |
Hier wohnte Helene Weinberg (Jahrgang 1876)
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Mathildenstraße 23 (Standort) |
Der Stolperstein erinnert an Helene Weinberg, geboren am 28. Juli 1876 in Köln.
Helene Weinberg wurde am 29. Januar 1943 aus Berlin in das Ghetto Theresienstadt deportiert und am 18. Mai 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz verlegt.[22] |
Quelle
Einzelnachweise
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Grünberg, Paula), abgerufen am 3. März 2016
- ↑ NS-Dokumentationszentrum – Stolpersteine | Erinnerungsmale für die Opfer des Nationalsozialismus - Stadtteilliste Deutz (Grünberg, Paula), abgerufen am 3. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Sally Grünberg, abgerufen am 3. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Grünberg, Sally), abgerufen am 3. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Siegharrt Lazarus, abgerufen am 4. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Lazarus, Sieghart), abgerufen am 4. März 2016
- ↑ a b c d koeln-nachrichten.de (vom 19. März 2015): Eine Familie kam dafür extra aus Israel nach Köln, abgerufen am 5. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Markuse, Inge), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Inge Markuse, abgerufen am 5. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Miedzinski, Rosa), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Rosa Miedzinski, abgerufen am 5. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Schnog, Selma), abgerufen am 5. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Selma Schnog, abgerufen am 5. März 2016
- ↑ portal.dnb.de
- ↑ k-poll.de - Dr. Simons Strasse, abgerufen am 3. März 2016
- ↑ buergervereinigung-deutz.de - Dr. Simons (PDF), abgerufen am 3. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Julius Simons, abgerufen am 3. März 2016
- ↑ a b Nachruf der Synagogengemeinde Köln (PDF), abgerufen am 3. März 2016
- ↑ a b gbg-koeln.de - Synagoge am Reischplatz, abgerufen am 1. März 2016
- ↑ Yad Vashem: Gedenkblatt für Veronika Simons (mit Foto), abgerufen am 3. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Vos, Leopold), abgerufen am 4. März 2016
- ↑ bundesarchiv.de: Gedenkbuch - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945 (Weinberg, Helene), abgerufen am 4. März 2016
Weblinks