Luxus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juni 2016 um 20:58 Uhr durch Mattes (Diskussion | Beiträge) (einen Satz auskommentiert > Disk.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Luxus (von lateinisch luxusVerschwendung‘, ‚Liederlichkeit‘, eigentlich ‚üppige Fruchtbarkeit‘) bezeichnet Verhaltensweisen, Aufwendungen oder Ausstattungen, welche über das übliche Maß (den üblichen Lebensstandard) hinausgehen bzw. über das in einer Gesellschaft als notwendig oder sinnvoll erachtete Maß. Luxus fasst damit Phänomene zusammen, die für einen großen Teil der Bezugsgruppe als erstrebenswert gelten. Deshalb ist ihr Tauschwert oft erheblich, das heißt der Preis für ihren Erwerb hoch und deshalb sind Luxusgüter meist nur auf der Grundlage einer entsprechenden Ausstattung mit Macht oder Reichtum zu erwerben.

Luxuriöse Behausung,...
...edle Porzellanservices und...
...teure Autos sind Beispiele für Luxus
Der Sonntagsbraten: Früher Ausdruck von Luxus

Materieller Luxus

Materieller Luxus demonstriert eine Lebensform, die sich wegen ihrer exklusiven Merkmale vom normalen gesellschaftlichen Leben abhebt und sich oft als Erfolgs- und Statussymbol repräsentiert. Eine luxuriöse Lebensweise zeigt sich unter anderem in erlesenen Speisen und Getränken sowie in teurer Kleidung, in Schmuck, teuren Autos und exklusiven Domizilen.

Immaterieller Luxus

Luxuskonsum kann neben dem extrinsischen Streben nach Distinktion, Prestige und sozialer Zugehörigkeit auch individuelle, in erster Linie intrinsisch motivierte und damit immaterielle Gründe haben.[1][2] Das Konsumentenverhalten ist nicht ausschließlich von kognitiven, sondern auch affektiven und teilweise unbewussten Motiven geprägt. Personen kaufen Produkte auch aufgrund ihrer symbolischen Bedeutung und nicht nur aus utilitaristischen Gründen.[3]

So kann das Streben nach Selbstbelohnung und Selbstverwirklichung gleichfalls ein Grund für den Konsum von Luxusprodukten sein. Einige suchen in Luxusgütern einen Ausgleich beispielsweise für Stress am Arbeitsplatz und wollen sich mit Luxus verwöhnen. Hier geht es primär um emotionale Bedürfnisse, z. B. nach Genuss.[4][5]

Das bedeutet, dass die luxuriösen Produkte/Dienstleistungen nicht auffällig und für andere sichtbar sein müssen; es geht hier eher um ein Lebensgefühl und darum, seine eigene Persönlichkeit auszudrücken. Der Konsument kauft Marken, die seinen individuellen Wertvorstellungen entsprechen und so zum Symbol eines Lebensstils werden.[6] In diesem Zusammenhang erfüllen Luxusgüter primär eine Identifikationsfunktion, und ihr Konsum ist eher intrinsisch motiviert. So kann die Identität eines Individuums nachhaltig durch den Besitz bestimmter Güter geprägt werden, weil sich ihr symbolischer Gehalt auf den Konsumenten überträgt und dadurch das erweiterte Selbstbild beeinflusst wird. Hierbei kann das Konsumobjekt nicht nur die bereits vorhandenen Eigenschaften des Käufers untermauern, sondern auch bisher noch nicht existente Charakteristika in ihrer Entstehung begünstigen.[7] Das bedeutet, dass durch diese Übertragung eine Bestätigung oder Erhöhung des Selbstkonzeptes bzw. eine Selbstkongruenz entstehen kann.

Die zunehmende Wichtigkeit der immateriellen Komponente der Selbstbelohnung als Ziel des Konsumes/Besitzes von Luxusprodukten zeigt auch eine Studie von LiM/Keylens. So gibt der Großteil der Befragten an, dass das persönliche Vergnügen und die Selbstbelohnung die wichtigsten Motive des Luxuskonsums darstellen. Gründe wie beispielsweise die Konformität bzw. Dazugehörigkeit haben an Bedeutung verloren.[8]

Kultureller und geschichtlicher Kontext

In Ethik und Religion wird Luxus als Verschwendungssucht meist verurteilt. Die vom Wortstamm verwandte Luxuria zählt zu den sieben Todsünden.

Was als Luxus betrachtet wird, hängt stark von kulturellen und ethischen Standards sowie der sozialen Stellung des Urteilenden und nicht zuletzt auch von der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung ab. Gegenwärtig betont die Werbung offen und häufig den Luxus-Charakter bestimmter Produkte, zum Beispiel bei edlem Parfüm oder teuren Autos. Was Luxus ist, unterliegt somit dem sozialen Wandel.

Vor der Erfindung des Buchdrucks war der Erwerb einer (handgeschriebenen) Bibel ein Luxus, den sich nur Fürsten und reiche Bürger leisten konnten; kostete doch ein solches Werk den Gegenwert zweier Fachwerkhäuser. Moderne Produktionsverfahren haben Bibeln und Bücher überhaupt inzwischen für jeden erschwinglich gemacht. Lediglich für Christen, die in Ländern leben, in denen keine Bibeln gedruckt und auch nicht importiert werden dürfen – etwa in Saudi-Arabien – bleiben sie dennoch kaum erreichbarer Luxus.

Galt beispielsweise fließendes Wasser im Haus durch die Antike, im Mittelalter und in der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert hinein (auf dem Lande noch länger) als Luxus, so ist heute durch die moderne Wasserversorgung eine Wasserleitung in jeder Wohnung in den Industrieländern Standard und wird nicht mehr als Luxus empfunden. Für viele arme Menschen in Entwicklungsländern jedoch stellt ein Wasserhahn in ihrer Behausung einen nach wie vor unerreichbaren Luxus dar. Ein privates Hallenbad wird allerdings auch in reichen Ländern noch als Luxus bezeichnet.

Auch der Zugriff auf immaterielle Güter – zum Beispiel durch habituellen Opernbesuch – wird als Luxus nachgefragt oder auch kritisiert.

Daher ist das Urteil, was man unter Luxus versteht, relativ – kennzeichnend ist die Verfügungsgewalt über knappe Güter sowie deren verschwenderischer und unmäßiger Gebrauch und Verbrauch. Aus dieser Verfügungsgewalt ergibt sich auch der repräsentative, soziale Unterschiede betonende Charakter des Luxus: Er signalisiert politische, finanzielle oder kulturelle Macht, deren Träger der Notwendigkeit zur Sparsamkeit enthoben sind.

Steuern und Luxusgesetze

In der Geschichte sind eine Vielzahl von Gesetzen gegen Luxus erlassen worden. Meistens sollte der Aufwand für Kleider, Gastmähler und Begräbnisse in Schranken gehalten werden, teils aus ethischen oder handelspolitischen Gründen, teils um die Verarmung zu verhindern oder eine Abgrenzung der Stände voneinander äußerlich zu ermöglichen.[9]

Beispielsweise wurde in der römischen Republik im Jahr 215 vor Christus das Lex Oppia erlassen, die es untersagte, Purpurgewänder oder teuren Schmuck zu tragen.[10]

Weitere Beispiele für solche (Anti-)Luxusgesetze sind in vielen Kulturen und Zeiten zu finden. So regelte der Doge Gerolamo Priuli 1562, dass die Ausstattung von Gondeln in Venedig nur schwarz sein durfte, um Prunksucht zu verhindern. Generell verboten solche Regelungen keineswegs den Luxus, sondern seine unangemessene Zurschaustellung.[11]

Volkswirtschaftliches

Werner Sombart hat, ausgehend von der frühneuzeitlichen Globalisierung durch den Fernhandel, den Handel mit den damals am meisten lohnenden Luxusgütern (unter anderem Seide, Gewürze, Kaffee, Schokolade, Rohrzucker) als besonderen Initiator des Handelskapitalismus herausgearbeitet.

Anhang

Quellen

  1. O. Belz: Luxusmarkenstrategie. In: M. Bruhn (Hrsg.): Handbuch Markenartikel. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1994, S. 646–652.
  2. I. Lasslop: Identitätsorientierte Führung von Luxusmarken. In: H. Meffert, C. Burmann, M. Koers (Hrsg.): Markenmanagement. 2. Auflage. Gabler, Wiesbaden 2005, S. 469–449.
  3. Nina Maria Preilowski: Luxus – vergleichende Analyse des Konsumentenverhaltens bei Gütern und Dienstleistungen am Beispiel von Luxusaccessoires und -hotels. Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2012, ISBN 978-3-8300-6302-5.
  4. F. Vigneron, L. W. Johnson: A Review and a Conceptual Framework of Prestige-Seeking Consumer Behavior. In: Academy of Marketing Science Review. 1999, online
  5. N. Fiske, M. J. Silverstein, J. Butman: Trading Up: The New American Luxury. Portfolio, New York 2003, ISBN 1-59184-013-9.
  6. O. Belz: Luxusmarkenstrategie. In: M. Bruhn (Hrsg.): Handbuch Markenartikel. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 1994, S. 646–652.
  7. L. Kisabaka: Marketing für Luxusprodukte. Dissertation, Universität zu Köln, 2001.
  8. K. Manninger, J. Meurer: Von der Pflicht zur Kür. In: Markenartikel Magazin. 12/2010, S. 100–102.
  9. Luxus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 1888.
  10. Marion Giebel. 2006. ?
  11. M. Ascheri: Tra vanità e potere: donne, lusso e miti (di ieri e di oggi). In: M. A. Ceppari Ridolfi, P. Turrini: Il mulino della vanità. Siena 1993. S. XVIII

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Luxus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Luxus – Zitate