Mondgesicht

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Mögliche Interpretationen des Mondgesichts, darunter die Frau mit Brennholz (ganz oben), der Mondhase (zweiter von oben) und die Frau im Mond (ganz unten)

Das Mondgesicht oder der Mann im Mond ist eine scheinbare Figur auf der Mondscheibe, die an ein menschliches Gesicht erinnert.

Entstehung

Die Vorstellung des Mondgesichts wird als Pareidolie durch die Form einiger „Mondmeere“, die Vielzahl der Krater und die jeweils unterschiedlich starke Reflexion bzw. Absorption des Sonnenlichts – die Albedo – der beiden Mondgesteinsarten („Lunarit“, „Lunabas“) bei Vollmond erzeugt. Die dunkleren Stellen wecken dabei Assoziationen an ein menschliches Antlitz. Auf vielen Bildern wird der Mond (wie auch die Sonne) deshalb mit einem Gesicht dargestellt. Die Symbole für Vollmond, Halbmond und Neumond tragen beispielsweise auf vielen Uhren und Kalendern ein Gesicht; ebenso der Mond in der Heraldik. Manchmal wurde auf Grund dieses menschenähnlichen Aussehens der Mond in Kulturen des Altertums auch als göttliches Wesen verehrt.

Strukturen, die als Mondgesichter gedeutet werden können, sind einerseits im – frontal beleuchteten – Vollmond zu sehen, andererseits um Halbmond. Dann liegen Geländestrukturen auf der Mondvorderseite im hier streifend einfallenden Sonnenlicht; Sonnenhänge erscheinen hell, abgeschattete Flächen hingegen dunkel, mit hohem Kontrast werden so andere Konturen gezeichnet, die sich überdies mit dem Mondphasen-Alter stark verändern. Besonders markant treten diese Strukturen hervor, wenn die Mondsichel schmäler als halb ist. So können mit etwas Fantasie eine Nase, Lippen mit Mund, ein Meer innerhalb der ganz beschienen Sichel als Auge gesehen werden und die Vorstellung eines Gesichts in Seitenansicht ist perfekt. Dem entsprechend der Mond häufig als Sichel zumindest mit Nase dargestellt und sofort als solcher erkannt. Streiflicht ist insbesondere in der Schwarz-Weiss-Fotografie ein Mittel, um kleine Oberflächenstrukturen plastisch herauszustellen.[1]

Weitere Interpretationen

Krokodil (Dalasi)
Bil und Hiuki
Mann im Mond mit Reisigbündel
  • Der Hase im Mond (Tsuki no Usagi) ist ein in Japan (und allgemein in Ostasien) verwendetes Bild, das im Mond erkannt wird. Ein ähnliches Bild gibt es bei mehreren präkolumbianischen mesoamerikanische Kulturen, wie z. B. den Azteken. Diese sahen allerdings ein Kaninchen im Mond, wie sich auch in manchen aztekischen Namen zeigt.
  • Die Westafrikaner aus Gambia sehen dagegen ein „Krokodil im Mond“. Der Ober- und Unterkiefer entspricht dabei den Hasenohren der asiatischen Interpretation.
  • In der nordischen Mythologie sieht man im Mond Bil und Hiuki mit Eimer und Eimerstange.
  • Eine in Anlehnung an den Bericht in 4 Mos 15,32-36 LUT formulierte christliche Umdeutung dieses Mythos sieht in den fraglichen Strukturen einen Mann mit Reisigbündel, der am Sonntag Reisig geschnitten hat, und zur Strafe für den Bruch des Sonntagsarbeitsverbots für ewige Zeiten auf den Mond versetzt wurde.[2] Bekannt ist die Version Das Märchen vom Mann im Monde von Ludwig Bechstein.[3]
  • In Südafrika wird im Mond eine Frau gesehen, die Brennholz auf dem Rücken trägt. Diese ist jedoch nur auf der Südhalbkugel der Erde zu erkennen, da dort der Mond um 180° gedreht erscheint.
  • Einige Philosophen der Antike meinten, dass sich im Mond das Antlitz der Erde spiegelt. Sie hielten die vorherrschenden hellen Flächen für den Widerschein der stark reflektierenden Ozeane und die dunklen Flecken für ein Spiegelbild der irdischen Länder.
  • Andere Gelehrte der Antike, wie der Schriftsteller Plutarch in seinem Werk Über das Antlitz des Mondes, aber auch der Renaissance, wie der Astronom Johannes Kepler, glaubten dagegen, dass es sich bei den dunkleren Stellen des Mondes um die Mondmeere handeln würde.
  • Mond- oder Vollmondgesicht wird umgangssprachlich als scherzhafte Bezeichnung für ein rundes und dickliches Gesicht verwendet.
  • Die bekannten grafischen Smileys werden manchmal wegen ihrer rundlichen Form „Mondgesicht“ genannt, die Emoticons wie „:-)“ jedoch normalerweise nicht.

Das Mondgesicht in Literatur und Musik

Eine weitere mögliche Interpretation für das Mondgesicht

Vor allem in Gedichten und Liedern für Kinder spielt das Mondgesicht eine Rolle. Daneben wurde die Personifikation des Mondes aber auch von sehr vielen ernsten Dichtern aufgegriffen. Die Gestalt des Mondes ist meistens positiv besetzt. Eine Ausnahme bildet Peterchens Mondfahrt

  • Volkstümlich bekannter Sprechgesang, der mit einem Finger symbolisch untermalt wird: „Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht.
  • François Boucq, Face de Lune (dt.: Mondgesicht)
  • Das Mondgesicht, Kinder- und Jugendliteratur von Gerda Marie Scheidl existiert in japanischer (Marion-no-otsukisama), slowenischer (Luncek), niederländischer (Het maanportret), finnischer (Paperikuu), dänischer (Måneansigtet) Sprache
  • Mondgesicht, Erzählungen von Jack London
  • Frau Luna, Operette von Paul Lincke, UA 1899 in Berlin
  • Goethe dichtet in West-östlicher Divan im Gedicht „Nachklang“:

Laß mich nicht so der Nacht, dem Schmerze,
Du Allerliebstes, du mein Mondgesicht!
O du mein Phosphor, meine Kerze,
Du meine Sonne, du mein Licht!

Liedtitel mit Namen „Mondgesicht“ oder „Mann im Mond“ werden von folgenden Interpreten gesungen:

Kleine Taschenlampe brenn’ von Markus und Nena interpretiert die Vorstellung eines Mannes im Mond.

Das Mondgesicht in Film und Fernsehen

In dem Film Die Hüter des Lichts ist der Mann im Mond ein höheres Wesen, welches die titelgebenden Lichthüter auswählt.

Siehe auch: Frau im Mond

Siehe auch

Literatur

  • Jürgen Blunck (Hrsg.): Wie die Teufel den Mond schwärzten. Der Mond in Mythen und Sagen. Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg und Berlin 2003, ISBN 3-8274-1409-1
  • Klaus Bartels: Vom Mondgesicht zur Mondkarte. In: Cartographica Helvetica Heft 5 (1992) S. 11–16 Volltext

Weblinks

Commons: Pareidolien im Mond – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://tirol.orf.at/news/stories/2667475/ Bereits dritter „Supervollmond“ in Serie, ORF.at vom 9. September 2014
  2. Johann Peter Hebel: Alemannische Gedichte mit Erläuterungen von Ernst Götzinger, H. R. Sauerländer, Aarau 1873, 10. Der Mann im Mond, S. 69
  3. Ludwig Bechstein: Märchen, Kapitel 38: Das Märchen vom Mann im Monde, K. Thienemanns Verlag 1942, digitalisiert für das Projekt Gutenberg