Oettinger Brauerei

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Oettinger Brauerei GmbH
Rechtsform GmbH
Gründung 1731
Sitz Oettingen in Bayern, Deutschland
Leitung Michael Mayer
Karl Liebl
Jörg Dierig[1]
Mitarbeiterzahl 1.105 (2013)[2]
Umsatz 411,3 Mio. EUR (2013)[2]
Branche Brauerei
Website www.oettinger-bier.de
Detailansicht Oettinger Brauerei, Luftaufnahme (2016)

Die Oettinger Brauerei GmbH ist eine Brauereigruppe mit vier Standorten in Deutschland. Neben der Zentrale in der schwäbischen Kleinstadt Oettingen in Bayern wird auch in Gotha, Mönchengladbach und Braunschweig Bier gebraut. 2016 waren insgesamt etwa 1150 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einem Bierabsatz von 5,79 Millionen Hektolitern (2013) gehört Oettinger zu den großen deutschen Brauereigruppen.[3] Das Familienunternehmen produziert seine eigene Marke Oettinger sowie Handelsmarken[4] für Supermärkte.[5]

Geschichte

Bierausstoß der Oettinger Brauerei in hl
1998
  
2.380.000 [6]
2006
  
6.650.000 [6]
2009
  
6.590.000 [6]
2011
  
6.210.000 [6]
2013
  
5.790.000 [6]
2014
  
5.620.000 [7]
2015
  
5.390.000 [6]

Das von den örtlichen Grafen gegründete Brauhaus in Oettingen wurde 1333 erstmals urkundlich erwähnt, die Forstquellbrauerei in Fürnheim (heute Teil von Wassertrüdingen nahe Oettingen) wurde 1731 erstmals erwähnt.[8][9] Das Fürstliche Brauhaus zu Oettingen wurde 1956 von der Familie Kollmar übernommen und später unter Leitung von Günther Kollmar (* 1937; † 2013) zur Oettinger Brauerei GmbH umgebildet, sein Sohn Dirk Kollmar leitete bis zu seinem Tod 2014 das Unternehmen. Auf den Etiketten der Oettinger-Biere wird aufgrund des zeitlich früheren Erwerbes von Forstquell „seit 1731“ erwähnt.

Die Brauerei lieferte zunächst an Lebensmittelmärkte und spezialisierte sich darauf, niedrigpreisige Biere zu brauen. Ab Anfang der 1990er Jahre wurde auf eine radikale Modernisierung zur Steigerung der Produktivität gesetzt. Auf Initiative von Günther Kollmar begann das Unternehmen die direkte Belieferung des Einzelhandels ohne Beteiligung von Großhändlern. Außerdem wird auf Kooperationen mit der Gastronomie (z. B. Pachtverträge) verzichtet; die abnehmenden Supermärkte, Getränkemärkte und Tankstellen werden im Direktvertrieb beliefert.[10]

In einigen osteuropäischen Brauereien wird Oettinger Bier in Lizenz gebraut: Seit 2008 in Mytischtschi (Brauerei Moskowskaja Piwowarennaja Kompanija/Московская Пивоваренная Компания), seit 2011 in Minsk (Brauerei Kriniza/Криница) und in Radomyschl (Brauerei piwo-besalkogolnij kombinat/пиво-безалкогольний комбінат).[11]

Am 1. August 2009 übernahm Oettinger von der Carlsberg-Gruppe die Feldschlößchen-Brauerei in Braunschweig und führt sie unter dem Namen Brauerei Braunschweig weiter. Zeitnah wurden die nordostdeutschen Standorte Pritzwalk, Dessow (beide 2009) und Schwerin (2011) geschlossen.[12]

Marktposition

Der Marktanteil von Oettinger in Deutschland liegt bei knapp 7 %. Die Jahresproduktion lag 2011 bei etwa 6,21 Millionen Hektoliter, dazu kommen 1,6 Millionen Hektoliter Handelsmarken und 1 Million Hektoliter alkoholfreie Getränke (Glorietta). Von 2004 bis 2013 war Oettinger das meistgetrunkene Bier in Deutschland. 2014 wurde Oettinger von Krombacher von Platz 1 verdrängt.[6]

Preis und Qualität

Der Erfolg der Marke Oettinger[13] ist wohl auch dem niedrigen Preis (ca. 25 bis 70 Cent pro ½ Liter) zuzuschreiben. Der Spiegel schrieb 2005:

„Das vielen noch immer unbekannte Bier ist inzwischen an all den Edel-Pilsenern vorbeigezogen, die in den neunziger Jahren mit gewaltigem Werbeaufwand den Markt eroberten. Jetzt […] ist Oettinger klammheimlich die Nummer eins geworden, das meistverkaufte Bier der Republik. Auf Reklame verzichtet das Unternehmen komplett.“[14]

Bei einem Interview mit Spiegel TV sagte Senior-Chef Günther Kollmar:

„Die Bezeichnung Billigbier ist eigentlich schon eine Abqualifizierung. Es ist aber allein der Versuch. Alles, was in Deutschland marktangepasst, gut vermarktet wird, das ist plötzlich billig. […] Bloß, jeder trinkt’s. Der Erfolg gibt uns recht!“

Seit 2013 garantiert die Brauerei, ihre Biere ohne gentechnisch veränderte Rohstoffe herzustellen, und trägt auf den Produkten das Siegel Ohne Gentechnik.[15]

Testergebnisse

2003 untersuchte die Fachhochschule Münster etwa 60 gängige Biermarken auf Fuselöle; damals wurde im Oettinger der mit Abstand höchste Fuselölwert aller getesteten Pilsener gemessen (121,48 mg/Liter).[16] 2009 untersuchte die Zeitschrift Öko-Test 46 deutsche Biere; fast allen getesteten Bieren (einschließlich Oettinger) erteilte sie die Note „sehr gut“.[17]

Produkte

Die Gruppe bietet ein breites Sortiment von Bieren und Limonaden an, die überwiegend im Niedrigpreisbereich angesiedelt sind. Die meisten Marken werden bundesweit vertrieben. Manche Spezialbiersorte wird regionalen Traditionen entsprechend verstärkt lokal vermarktet. Im Jahr 2013 betrug der Gesamtausstoß 5,78 Millionen Hektoliter.[18] Es entfielen

  • 1.831.000 hl auf Oettinger Pils
  • 1.624.000 hl auf Oettinger Export
  • 0 634.000 hl auf Weizen
  • 0 764.000 hl auf Biermix
  • 0 931.000 hl auf die übrigen Oettinger-Sorten

Im Vergleich zum Jahr 2012 bedeutet das einen Rückgang um insgesamt 112.000 Hektoliter (= −1,9 %)

In Italien wird das „super forte“ mit fast neun Prozent Alkoholgehalt vermarktet.

Oettinger-Biere

Hefeweißbier von Oettinger
Radler von Original Oettinger

Alle Sorten (bis auf Gold und die Weißbiermischgetränke) werden in braunen 0,5-Liter-Glasflaschen mit Kronkorken vertrieben, einige Sorten zusätzlich in 0,33-Liter-Flaschen und in Getränkedosen oder Fässern (20, 30 und 50 Liter)

  • Vollbier Hell, Alkoholgehalt: 4,7 % vol.
  • Pils, Alkoholgehalt: 4,7 % vol.
  • Export, Alkoholgehalt: 5,4 % vol.
  • Urtyp, ein Märzen mit einer Stammwürze von 13,3 %, Alkoholgehalt: 5,6 % vol.
  • Leicht, ein um 40 % energiereduziertes untergäriges Bier, Alkoholgehalt: 2,8 % vol.
  • Hefeweißbier, ein helles, naturtrübes Hefebier mit 12 % Stammwürze, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
  • Dunkles Hefeweißbier, naturtrüb mit dunkler Färbung, Stammwürze: 12 %, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
  • Kristallweizen, hat einen erhöhten Gehalt an Kohlensäure
  • Leichte Weiße, Weißbier mit 40 % geringerem Brennwert und um 40 % alkoholreduziert
  • Alkoholfrei, untergäriges Bier mit weniger als 0,5 % Alkoholgehalt
  • Radler, Biermischgetränk mit Zitronenlimonade, Alkoholgehalt: 2,5 % vol.
  • Alkoholfreies Radler, Biermischgetränk mit Zitronenlimonade, Alkoholgehalt: weniger als 0,5 %
  • Alt, bittersüßes Spezialbier aus dunklem Malz, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
  • Schwarzbier, sehr dunkles, aromatisches Bier, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
  • Winterbier, nur während der Wintermonate erhältlich, Alkoholgehalt: 5,6 % vol.
  • Malz, ein alkoholfreier Malztrunk, der an den Standorten Gotha und Oettingen gebraut wird
  • Mixed, Biermischgetränk mit 50 % Cola, Alkoholgehalt: 2,5 % vol.
  • Gold, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
  • Bockbier, Alkoholgehalt: 6,7 % vol.
  • Alkoholfreies Weißbier, Alkoholgehalt unter 0,5 % vol.
  • Mixgetränk Hefeweißbier und Erfrischungsgetränk mit Grapefruitgeschmack, Alkoholgehalt: 2,5 % vol.
  • Mixgetränk Hefeweißbier und Erfrischungsgetränk mit Erdbeeregeschmack, Alkoholgehalt: 2,5 % vol.
  • Kellerbier, ein naturtrübes und unfiltriertes Bier, Alkoholgehalt: 5,6 % vol.

Softdrinks

Unter der Marke Glorietta[19] bietet Oettinger alkoholfreie Softdrinks an. Folgende Geschmacksrichtungen sind erhältlich: Zitrone, Orange, Cola, Cola-Mix, Apfel-Schorle, Iso-Sport, A-C-E, und Mate-Cola.

Zeitweise wurde unter dem Namen Glorietta Aquamarin auch Tafelwasser angeboten, dies war jedoch nicht rentabel. Ebenso wurden die Sorten Holunder, Litschi und Mate-Classic eingestellt.

Sponsoring

Die Brauerei ist Sponsor des Basketballteams Oettinger Rockets Gotha, das 2012 in die ProA aufgestiegen ist. Seit der Saison 2012/13 sind sie Getränkepartner des Basketballteams Brose Baskets Bamberg.

Weblinks

Commons: Oettinger Brauerei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Oettinger Brauerei GmbH: Impressum
  2. a b Oettinger Brauerei GmbH: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2013 bis zum 31. Dezember 2013
  3. Daniel Aschoff: Der Spar-Fuchs mit dem Billig-Bier. Abendzeitung, 27. März 2009, abgerufen am 29. März 2013.
  4. Markenübersicht: Oettinger Brauerei GmbH
  5. Wer gehört wem?
  6. a b c d e f g Aktion Gutes Bier - Statistik Bier und Brauereien. In: aktiongutesbier.de. Abgerufen am 11. Mai 2016.
  7. http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/bayern-beim-bierabsatz-vor-westfalen-die-elf-beliebtesten-biere-im-fussballjahr-2014/11304512.html
  8. Oettinger-Unternehmensgeschichte auf der Website
  9. Forstquell-Geschichte auf der Website
  10. Broschüre Original Oettinger – eine Erfolgsgeschichte, März 2009
  11. Oettinger-Pressemitteilung vom 24. November 2011; Brauereinamen nach ru/be/ua-Wiki-Einträgen
  12. Wolters braut für Feldschlösschen, 5. November 2009
  13. Markeninformation: Marke Original OETTINGER
  14. Andreas Kleinschmidt: Bier für Hartz 4 In: Der Spiegel, 26. März 2005. Abgerufen im 25. Dezember 2009 
  15. Brauerei: Oettinger-Bier ohne Gentechnik in Spiegel Online ,11. März 2013. Abgerufen am 18. Juni 2013
  16. Petra Markgraf: Hopfen und Malz verloren. In: Men’s Health. 26. Juni 2003 (menshealth.de [abgerufen am 29. März 2013]).
  17. Öko-Test, Ausgabe August 2009
  18. INSIDE-Marken-Hitliste 2013. (PDF; 66 kB) Inside Getränke, abgerufen am 20. März 2015 (Top 10 der Biermarken).
  19. Markenregister: Glorietta