Otto von Bamberg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. September 2016 um 13:20 Uhr durch Ulamm (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der heilige Otto, Darstellung in der Bamberger Michaelskirche

Otto I. von Bamberg, auch Otto von Mistelbach, (* um 1060; † 30. Juni 1139) war Bischof des exemten Bistums Bamberg. Er ist auch bekannt als „Apostel der Pommern“. Otto wurde 1189 heiliggesprochen.

Leben

Den spärlichen Angaben der Chronisten zufolge stammte er aus einer begüterten schwäbischen Familie von Edelfreien aus der Gegend des Albuch.[1] Alle Versuche, seinen Geburtsort exakt zu bestimmen, sind bis heute auf Grund der schlechten Quellenlage anzweifelbar geblieben. Es gibt Tendenzen, ihn nicht in Schwaben, sondern in Franken zu lokalisieren (siehe auch Mistelbach (Adelsgeschlecht)). Vermutlich wurde er am Kloster Hirsau oder einer seiner Filialen ausgebildet.

Bildertafeln zum Leben des Bischofs Otto

Im Jahre 1082 heiratete Judith, die Schwester des Kaisers Heinrich IV., den Polenherzog Władysław I. Herman. Otto ging mit ihr als Kaplan an den Hof Wladislaws. Dann wurde er 1091 an den Hof Heinrichs IV. gerufen. Otto wurde dessen Kanzler und leitete den Bau des Domes zu Speyer. 1102 wurde er vom Kaiser zum achten Bischof von Bamberg ernannt. Das Bistum befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Zustand und verfügte über weit verstreuten, schwierig zu verwaltenden Besitz. Um sein Territorium zu konsolidieren, gründete und reformierte Otto zahlreiche Klöster, darunter das Stift Arnoldstein, und ließ zahlreiche Burgen bauen. Den 1081 ausgebrannten Bamberger Dom aus der Zeit Kaiser Heinrichs II. ließ er erneuern. 1109 weihte Otto die Bamberger Sankt-Jakobs-Kirche.

Stiftungsbild im Kloster Heilsbronn aus dem 15. Jahrhundert: Bischof Otto und Graf Rapoto von Abenberg tragen ein Modell des Münsters
Urkunde Kaiser Heinrichs V. für Otto von Bamberg, ausgestellt am 27. April 1112. München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kaiserselekt 440 a

Otto versuchte, im Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser zu schlichten. 1106 wurde er bei seiner Reise zum Papst von Paschalis II. gegen seinen Willen zum Bischof von Anagni geweiht. Da er im erneut ausgebrochenen Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst auf Heinrichs V. Seite gestanden hatte, wurde er 1118 auf der Synode in Fritzlar von der päpstlichen Partei unter Führung des Kardinallegaten Kuno von Praeneste seiner Ämter enthoben. Er wirkte maßgeblich an den Beschlüssen des Wormser Konkordats von 1122 mit.

Otto gelang die Christianisierung Pommerns: Als der polnische Herzog Bolesław III. Schiefmund 1121/1122 das heidnische, bis dahin unabhängige Pommern unterwarf, hatte er ein Interesse an der Christianisierung des Landes. Die Missionsreise eines aus Spanien stammenden Bischofs Bernhard nach Pommern war erfolglos geblieben. Daraufhin trat Herzog Boleslaw an Otto mit der Bitte heran, das Land zu christianisieren. In zwei Missionsreisen, 1124 bis 1125 und 1128, kam Otto nach Pommern. Er taufte zahlreiche Menschen und zerstörte die Tempel der slawischen Götter. Noch heute wird Otto als der Apostel der Pommern verehrt.

Otto prangerte in Pommern heidnische Bräuche an, wie: Vielweiberei, das Töten neugeborener Mädchen, Zauberei und Wahrsagerei, Götzendienst und den Bau von Götzentempeln.[2] Seine Vorgehensweise in Stettin schildert sein Biograf Herbord: Der Bischof und seine Priester begannen zunächst, bewaffnet mit Äxten und Lanzen, die heiligen Stätten niederzureißen. Nachdem die Bevölkerung sah, dass sich ihre Götter nicht „wehrten“, schloss sie sich dem Angriff an. Nur eine heilige Eiche ließ Otto auf Bitten der Stettiner stehen mit der Auflage, keine Orakel mehr unter dem Baum zu praktizieren.[3]

Grab des heiligen Otto in der Bamberger Michaelskirche

Otto gilt als der bedeutendste unter den Bamberger Bischöfen. Sein Grab ist in der Bamberger Benediktinerabtei Michelsberg, die er in den Jahren 1117 bis 1121 nach einem Erdbeben erneuern ließ und die er selbst zu Lebzeiten als Bestattungsort wählte. Im Hochgrab von 1340 befindet sich ein Durchschlupf, der es den Pilgern ermöglicht, den Reliquien möglichst nahe zu kommen. Es heißt, wer unter dem Grab hindurch krieche, werde von Rückenleiden befreit.

Verehrung

Otto wurde 1189 heiliggesprochen. Sein evangelischer und römisch-katholischer Gedenktag ist der 30. Juni, im Bistum Bamberg der 30. September. Er ist einer der beiden Patrone des Erzbistums Berlin.

Die von 1346 bis 1575 in Stettin bestehende Ottenkirche war dem heiligen Otto geweiht.

Darstellungen von Otto von Bamberg

Eine zeitgenössische Darstellung Otto von Bambergs befindet sich innerhalb der romanischen Wandmalereien im Hochchor der Klosterkirche St. Georg im ehemaligen Kloster Prüfening, Regensburg, die um 1130 entstanden sind. Das Kloster wurde um 1119 von Bischof Otto I. gegründet.

Denkmäler für Otto von Bamberg finden sich in mehreren Städten. In Bamberg gibt es Denkmäler am Ottoplatz, vor dem Kindergarten in der Jäckstraße und vor der Pfarrkirche St. Otto sowie den Ottobrunnen. Am Maximiliansbrunnen befindet sich ebenso eine Statue von Otto von Bamberg.

Eine vom Bildhauer Walter Schott geschaffene Büste von Otto befand sich in der ehemaligen Siegesallee in Berlin in der Denkmalgruppe 1 mit dem Gründer der Mark Brandenburg Albrecht des Bären als Hauptfigur und dem Bischof Wigger von Brandenburg.[4] Heute befindet sich diese Büste Ottos in der Zitadelle Spandau.

Ein weiteres Denkmal steht im Hof des Schlosses der Herzöge von Pommern in Stettin.

Eine Gedenktafel für Otto fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg.

Patrozinien

allgemein siehe: Ottokirche.

Literatur

  • Franz Xaver Sulzbeck: Leben des heiligen Otto, Bischofs von Bamberg und Apostels der Pommern. Manz, Regensburg 1865, (Digitalisat).
  • Wilhelm BernhardiOtto (der Heilige). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 24, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 654–657.
  • Johannes Kist: Fürst- und Erzbistum Bamberg. Leitfaden durch ihre Geschichte von 1007 bis 1960. 3., völlig neugestaltete und wesentlich vermehrte Auflage. Historischer Verein Bamberg, Bamberg 1962, S. 31–38.
  • Eberhard Demm: Reformmönchtum und Slawenmission im 12. Jahrhundert. Wertsoziologisch-geistesgeschichtliche Untersuchungen zu den Viten Bischof Ottos von Bamberg (= Historische Studien. H. 419, ZDB-ID 514152-7). Matthiesen, Lübeck u. a. 1970, (Berlin, Freie Universität, Dissertation, 1969).
  • Klaus GuthOtto, Hl. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 6, Bautz, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-044-1, Sp. 1368–1373.
  • Bernd SchneidmüllerOtto I. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 669 f. (Digitalisat).
  • Lorenz Weinrich (Hrsg.): Heiligenleben zur deutsch-slawischen Geschichte. Adalbert von Prag und Otto von Bamberg (= Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Bd. 23). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2005, ISBN 3-534-01422-7.
  • Ebo von Michelsberg: Der Pommernapostel Otto von Bamberg. Das Leben des Bischofs und Bekenners. Herausgegeben und übersetzt von Lorenz Weinrich. Thomas Helms, Schwerin 2012, ISBN 978-3-940207-43-2.
  • Alois Albrecht (Hrsg.): Otto, der Heilige. Bischof von Bamberg 1002–1139 und Apostel der Pommern 1124/1125 und 1128. Erzählt, verehrt und angerufen durch Jahrhunderte. Fruhauf, Bamberg 2014, ISBN 978-3-00-047959-5.
  • Normen Posselt: Tagungsbericht. Bischof Otto von Bamberg – historische und archäologische Forschungen zum Glaubenswandel des 12. Jahrhunderts. Fachtagung aus Anlass des 875. Todestages des Pommernmissionars, Greifswald, 27.–29. Juni 2014. In: Gründung im archäologischen Befund (= Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. 27, 2014). Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Paderborn 2014, S. 257–259, doi:10.11588/dgamn.2014.2.17042.

Weblinks

Commons: Otto von Bamberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur über Otto von Bamberg in der Landesbibliographie MV

Anmerkungen

  1. Klaus Graf: Beiträge zur Adelsgeschichte des Heubacher Raums. In: Stadt Heubach (Hrsg.): Heubach und die Burg Rosenstein. Geschichte, Tradition, Landschaft. Einhorn-Verlag Dietenberger, Schwäbisch Gmünd 1984, ISBN 3-921703-57-3, S. 76–89, 405–409, Online.
  2. Oskar Eggert: Geschichte Pommerns. Band 1. Pommersche Landsmannschaft, Hamburg Hamburg 1974, ISBN 3-9800036, S. 60–61.
  3. Herbord, Dialogus de vita Ottonis episcopi Babenbergensis 2, 30–31.
  4. Bild: Datei:Albrecht Wiggerl.JPG, siehe auch Liste der Figurengruppen in der Berliner Siegesallee
VorgängerAmtNachfolger
RupertBischof von Bamberg
1102–1139
Egilbert