Porsche Leipzig

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Porsche Leipzig GmbH

Porsche logo.png
Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 1999
Sitz Leipzig, Deutschland Deutschland
Leitung Siegfried Bülow (Vorsitzender), Joachim Lamla[1]
Mitarbeiterzahl 4000 (6. Aug. 2016)[2]
Umsatz 71,593 Mio. Euro
Branche Automobilindustrie
Website www.porsche-leipzig.com

Die Porsche Leipzig GmbH (auch: Porsche-Werk) ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG. An dem Porsche-Standort in Leipzig werden der Porsche Cayenne sowie der Porsche Macan – beide sogenannte Sport Utility Vehicle (SUV) – sowie der Porsche Panamera – ein viertüriger Sportwagen im Limousinensegment – hergestellt.

Geschichte des Porschewerks Leipzig

Bauphase

1998 veröffentlichte Porsche erstmals die Entscheidung zur Produktion eines Sport Utility Vehicles (SUV) – des Porsche Cayenne. Da das Werk in Zuffenhausen mit den Modellen Porsche 911 und Porsche Boxster an die Grenzen sowohl seiner Produktionskapazitäten als auch der räumlichen Gegebenheiten stieß, wurde schließlich Leipzig als neuer Fertigungsstandort bestimmt. Der Entscheidung ging ein mehrstufiges Auswahlverfahren voraus, in dem 16 weitere Städte nominiert waren.

Im Februar 2000 begannen die Bauarbeiten auf dem neuen über 200 Hektar großen Gelände in Leipzig, wobei gleichzeitig die Einstellung des ersten Mitarbeiters erfolgte. Bereits im Dezember des Jahres wurden die Fassade sowie das Dach der Produktionshalle geschlossen. Bald darauf konnte im Oktober 2001 bereits das Richtfest des neu entstandenen Kundenzentrums gefeiert werden. Am Ende desselben Jahres – nur knapp 22 Monate nach der Einstellung des ersten Mitarbeiters – unterschrieb bereits der 100. Mitarbeiter seinen Arbeitsvertrag.

Entwicklungen von 2002 bis 2011

Mit der Fertigstellung aller Baumaßnahmen – insbesondere der Einfahr- und Prüfstrecke sowie der Geländestrecke – konnte das Porsche-Werk Leipzig am 20. August 2002 nach zweieinhalb Jahren offiziell eingeweiht werden. An der Eröffnungsfeier nahmen unter anderem der zu dieser Zeit amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder, der damalige Ministerpräsident des Freistaates Sachsen Georg Milbradt sowie der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee teil.

Nach der Einweihung des Porsche-Werks Leipzig erfolgte im selben Jahr der Produktionsstart des Porsche Cayenne. Zwischen August 2003 und Mai 2006 wurde zudem der Hochleistungssportwagen Carrera GT hergestellt. Dieser in Handarbeit gefertigte Porsche existiert in einer limitierten Auflage von nur 1270 Stück weltweit.

Mit der Entwicklung des Panamera begannen im Jahr 2006 die Bauarbeiten für eine neue 25.000 Quadratmeter große Fertigungshalle. Damit verbunden entstand gleichzeitig ein 23.500 Quadratmeter großes Logistikzentrum, welches die notwendigen Kapazitäten für die Panameraproduktion bereitstellte. Bereits im Frühjahr 2008 konnte der Testbetrieb der neuen Panamera-Fertigungsanlagen mit der Montage des ersten Prototyps aufgenommen werden. Ebenfalls im gleichen Jahr überschritt die Mitarbeiterzahl erstmals die Fünfhundertermarke.

Mit dem Beginn des Jahres 2009 fertigten die Mitarbeiter des Porschewerks den 250.000 Cayenne. Ebenso fand eine Deutschlandpremiere mit der Auslieferung des ersten Cayenne Diesel statt.[3]

Am 18. Oktober 2011 begann für das Modell Macan der Bau von zwei neuen Produktionshallen. Am 11. Februar 2014 ging die neue Fabrik in Betrieb, die insgesamt 1500 Mitarbeiter haben wird.[4] Damit wird das Unternehmen im Jahr 2014 rund 2500 Personen in Leipzig beschäftigen, die aufgrund eines Haustarifvertrages im Gegensatz zum Werk in Stuttgart keine 34-Stunden-Woche, sondern eine 38-Stunden-Woche haben.[5]

Porsche Cayenne

Negativpreis 2012

Wegen des Antrages auf staatliche Subventionen für die Erweiterung des Leipziger Luxuswagenwerkes in Höhe von 44 Millionen EUR erhält Porsche im Jahre 2012 den vom Bund der Steuerzahler Sachsen e. V. vergebenen Negativpreis Schleudersachse.[6] Der frühere Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hingegen verzichtete auf Fördermittel mit der Begründung, dass Luxus und Stütze nicht zusammenpassten. Auch die EU hinterfragte die beantragten Subventionen.[7]

Die Produktion

Die Fabrik des Porsche-Werks Leipzig hat eine Gesamtgrundfläche von 45.000 Quadratmetern und dient der Montage des Porsche Cayenne sowie des Porsche Panamera. Seit der dritten Januarwoche 2012 gibt es einen Dreischichtbetrieb, da aufgrund hoher Nachfrage die Nachtschicht eingeführt wurde. So können täglich 600 Fahrzeuge gebaut werden.[8] Die Fertigung der Karosse des Porsche Cayenne findet im VW-Werk Bratislava statt, die des Panamera im VW-Werk Hannover. In Leipzig werden beide Modelle dann endmontiert. Die deutsche Wertschöpfung beim Porsche Cayenne liegt bei 12 Prozent.

Der Porsche Macan wird, bis auf die Pressteile, die aus dem Werk Bratislava geliefert werden, komplett in Leipzig hergestellt.[9]

Kundenzentrum des Porschewerks Leipzig

Kundenzentrum von Porsche Leipzig

Im Zentrum des Porsche-Werks Leipzig befindet sich zwischen Einfahr- und Prüfstrecke sowie der Produktion das Kundenzentrum. Seine Architektur ähnelt der Form eines Diamanten und besteht im Grundaufbau aus einem massiven Sockel aus Schichtbeton und einem kreiselförmigen, mit Metallpaneelen verkleideten 32 Meter hohen Turm. Der Entwurf des Kundenzentrums stammt von den Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) aus Berlin und beinhaltet die Grundbestandteile Beton, Stahl und Glas. Dabei tragen 76 jeweils 15 Meter tief in der Erde verankerte Stützen das schon von weitem erkennbare markante Gebäude. Insgesamt wurden für die Konstruktion des Kundenzentrums 170 Kilometer Elektroleitungen Stark- und Schwachstrom, 912 Tonnen Bewehrungsstahl, 6450 Kubikmeter Beton sowie 755 Tonnen Stahl für das Stahltragwerk verbaut.

Strecken

Einfahr- und Prüfstrecke

Der Entwurf der Einfahr- und Prüfstrecke des Porschewerks Leipzig stammt von Hermann Tilke, Rennfahrer und Konstrukteur mehrerer Formel-1-Kurse, beispielsweise in Malaysia oder Bahrain. Für das Design der werkseigenen Teststrecke in Leipzig ließ sich Tilke etwas Besonderes einfallen: Zehn bedeutende Kurven weltberühmter Rennstrecken wurden in einer „Komposition“ vereint.

Das sind Suzuka S (Suzuka/Japan), Sunset Bend (Sebring International Raceway/USA), Loews (Circuit de Monaco/Monaco), Victoria Turn (Rio de Janeiro/Brasilien), Mobil 1 S (Nürburgring/Deutschland), Curve di Lesmo (Autodromo Nazionale Monza/Italien), Bus Stop (Spa-Francorchamps/Belgien), Suntory Corner (Shizuoka/Japan), Corkscrew (Laguna Seca/USA) und Parabolica (Monza).

Der insgesamt 3,7 Kilometer lange Rundkurs ist 12 Meter breit und beinhaltet sechs Vollgaspassagen mit sechs Bremspunkten. Somit kann auf der Start- und Zielgeraden zum Beispiel mit einem Porsche 911 GT1 eine Höchstgeschwindigkeit von 251 km/h erreicht werden. Die Einfahr- und Prüfstrecke erfüllt zudem die Anforderungen an eine professionelle Rennstrecke für Motorsportaktivitäten und ist von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) zertifiziert. Somit könnten theoretisch sogar Formel-1-Testfahrten auf der Einfahr- und Prüfstrecke durchgeführt werden.

Grundsätzlich existieren vielfältige Möglichkeiten der Nutzung des Rundkurses. So wird jedes einzelne Neufahrzeug auf der Prüfschleife und der Rüttelstrecke einer finalen Qualitätskontrolle unterzogen. Zudem können Werksabholer bei einer Fahrt unter der Anleitung eines Porsche-Instrukteurs ihr neues Fahrzeug unter den verschiedensten Streckenbedingungen kennenlernen.[10]

Geländestrecke

Die Offroad-Strecke von Porsche Leipzig befindet sich in einem 120 Hektar großen Areal direkt auf dem Werksgelände. Der sechs Kilometer lange Rundkurs führt durch ein ehemaliges militärisches Übungsgelände, das seit 1899 der kaiserlichen Armee, der Reichswehr sowie der Wehrmacht als Exerzierplatz diente und nach dem Zweiten Weltkrieg von der Sowjetarmee sowie der Volksarmee der DDR genutzt wurde. Die noch erhaltenen ehemaligen Bunker werden heute in Überfahrten in das Offroad-Training einbezogen.[11]

Insgesamt 18 Geländemodule, wie beispielsweise eine 15 Meter lange und 0,5 Meter tiefe Wasserdurchfahrt, eine Extremrampe mit 80 % Steigung, eine Walddurchfahrt, eine Hügellandschaft oder eine Schräghangbahn mit 30° Neigung sind von den Teilnehmern der Offroad-Fahrten zu überwinden. Dabei wird die Geländefähigkeit des Porsche Cayenne unter verschiedenen Extrembedingungen getestet.[12][13]

Mit 70 Hektar des Gesamtgebietes wird jedoch nur ein kleiner Teil des Geländes für den Offroad-Parcours genutzt. Abgetrennt von der Strecke wurden Auerochsen und Wildpferde sowie sogenannte Exmoor-Ponys zur sinnvollen Verbindung von ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten angesiedelt. In dem natürlichen Umfeld leben zudem viele Kleintiere wie zum Beispiel Frösche, Fledermäuse und verschiedene Vogelarten.[11]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [1]
  2. 4.000ster Mitarbeiter am Standort Leipzig. In: Porsche Newsroom, 6. August 2016, abgerufen am 6. September 2016.
  3. [2]
  4. mdr.de (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive)
  5. In: Coburger Tageblatt, 12. Februar 2014.
  6. Schleudersachse 2012
  7. EU hinterfragt Subventionen. In: Die Welt, 12. Juli 2012.
  8. Porsche Leipzig stellt ab Januar auf Dreischicht-Betrieb um - hohe Nachfrage aus China. In: Leipziger Volkszeitung, abgerufen am 12. Dezember 2011.
  9. Macan-Werk von Porsche eröffnet. In: Leipziger Volkszeitung, abgerufen am 12. Dezember 2011.
  10. [3]
  11. a b Imagebroschüre, S. 30
  12. Imagebroschüre, S. 26
  13. http://porscheplatz.porsche.com/de: Porsche News und Hintergrundberichte in Bild und Ton

Koordinaten: 51° 24′ 20,02″ N, 12° 17′ 46,48″ O