Ralph Gibson

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Ralph Gibson

Ralph Gibson (* 16. Januar 1939 in Los Angeles, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Fotograf.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ralph Gibson war als Schüler Statist in Filmen von Alfred Hitchcock und Nicholas Ray. Er kam über den Militärdienst bei der amerikanischen Marine zur Fotografie, wo er von 1956 die Naval School of Photography in Pensacola besuchte. Er studierte von 1961 am San Francisco Art Institute Fotografie, brach das Studium aber nach einem Jahr ab, um professionell zu fotografieren und wurde 1962 zunächst Assistent von Dorothea Lange. 1969 zog Gibson von der Westküste nach New York. Hier assistierte er Robert Frank bei dessen Film Me and My Brother. Im gleichen Jahr gründete er – gemeinsam mit befreundeten Fotografen – seinen eigenen Verlag Lustrum Press, weil keines der etablierten Verlagshäuser die Arbeiten veröffentlichen wollte.

Gibson wandte sich um 1970 von der Dokumentarfotografie ab. Mit einer Leica Kleinbildkamera fand eine Annäherung an die Objekte in zunehmend kontrastreichen Aufnahmen, um eine Form von Abstraktion zu bewirken, die alles nicht unmittelbar zur grafischen Komposition und zum fokussierten Gegenstand gehörige ausschloss.

Seit Kurzem ist Ralph Gibson Gründungsmitglied der Künstlergruppe LM100, eine Beratergruppe der Luxus-Hotelmarke Le Méridien Hotels. Unter anderem gestaltete er das 'Transitional Portal' im Le Méridien Beach Plaza Monte Carlo.Ref.?

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ralph Gibson kultivierte in den 1960ern den surreal-metaphysischen Aspekt in seinen Fotoarbeiten, die vornehmlich in grobkörnigem Schwarz-weiß-Material gestaltet sind. So führt er den Betrachter in seinem Erstlingswerk The Somnambulist (dt. "Der Schlafwandler") auf eine metaphysische wie traumwandlerische Reise, die er mit bewusst gewählten Ausschnitten erzielt. In den frühen Arbeiten verwandte er noch extreme Weitwinkelobjektive, um durch räumliche und perspektivische Verzerrungen dramatische Effekte zu erzielen. Viele Motive dieses Fotobandes gingen in Postersammlungen ein.

Ralph Gibson bedient sich mit Vorliebe einer Leica Messsucherkamera mit einem 50 mm-Objektiv, das in etwa der Normalperspektive des menschlichen Auges entspricht. Später setzte er mehr auf die vornehmlich durch extreme Kontraste erzielte Wirkung des Einzelbilds und berechnete, wie das menschliche Auge einen bestimmten Bildausschnitt aus einer bestimmten Entfernung sehen würde (Serie Quadrants 1975). In seinem späteren Werk (beispielsweise in seiner Frankreich-Serie) verwendet Gibson zunehmend auch Farbmaterial.

Würdigungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ralph Gibson fehlt in keinem Fotografenlexikon und in wird in vielen Enzyklopädien der Fotografie gewürdigt. Aus dem Kanon der konzeptuellen Kunstfotografie, der sich im 21. Jahrhundert etabliert hat, fällt er allerdings ganz heraus.[1] Er ist weltweit in unzähligen öffentlichen wie privaten und Firmen-Sammlungen vertreten, bald 50 Universitäten der USA haben Exponate von ihm in ihren Kollektionen. Allein in New York haben mit dem MoMA, dem Whitney, dem Met, dem ICP, dem Brooklyn Museum und dem George Eastman House in Rochester sechs gewichtige Museen Konvolute seines Werks. Neben vielen weiteren amerikanischen Museen, findet er sich auch in jeweils mehreren australischen, japanischen, israelischen, italienischen und französischen Sammlungen, und auch in Deutschland haben das Museum Ludwig in Köln das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe einige seine Fotografien (s. u.).[2]

Die Fotografie einer Hand im Spalt einer offenen Tür (aus The Somnambulist) sollte zum bekanntesten und meist publizierten Motiv des Fotografen werden (u. a. auf dem Innencover des Albums Unknown Pleasures der Band Joy Division[3]).

Stipendien und Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildauswahl, -abfolge und Layout sind bei allen Büchern Ralph Gibsons von ihm selbst bestimmt worden, die Werkgruppen wie der Trilogie, Chiaroscuro usw. meistens zumindest von einem kurzen Statement begleitet, in anderen Publikationen, wie der Theorie-Reihe bei Lustrum Press (s. u.), schon zur Ästhetik des Sujets und praktische Überlegungen, später rückblickend biografisch wie werkästhetisch ausführlicher werdend.

Beiträge zu Veröffentlichungen und als Herausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben seiner Funktion als Gründer und Mitherausgeber von Lustrum Press, hat Ralph Gibson zu manchen Veröffentlichungen, etwa für die Theory-Reihe, auch selbst Bilder, Kontaktbögen mit begleitendem Text beigetragen.

  • Darkroom. Hrsg. von Wynn Bullock. Fotografien und Essay u. a. von Gibson. Lustrum, New York 1977. ISBN 0-912810-20-3, gleichzeitiges Paperback: ISBN 0-912810-19-X.
  • Nude: Theory. Hrsg. von Jain Kelly. Fotografien und Essay u. a. von Gibson. Lustrum, New York 1979. ISBN 0-912810-24-6, Paperbackausgabe: ISBN 0-912810-33-5, S. 73–93.
  • SX-70 Art. Hrsg. von Gibson, Einführung von Max Kozloff, Texte von Isaac Asimov und Victor McElheny. Lustrum, New York 1979. ISBN 0-912810-23-8, gleichzeitige deutsche Ausgabe: ISBN 0-912810-26-2.
  • Landscape: Theory. Hrsg. von John Flattau, Ralph Gibson und Arne Lewis. Lustrum, New York 1980. ISBN 0-912810-27-0.
  • Contact: Theory. Hrsg. von Robert Adams. Fotografien und Essay u. a. von Gibson. Lustrum, New York 1982. ISBN 0-912810-31-9.
  • Portrait: Theory. Hrsg. von John Flattau, Ralph Gibson und Arne Lewis. Lustrum, New York 1981. ISBN 0-912810-34-3. (Außer dem Coverfoto kein Beitrag Gibsons.)
  • Nine by Nine. Fotografien und Essay u. a. von Gibson. Lustrum, New York 1984. ISBN 0-912810-47-5.
  • Ralph Gibson: Early Work. In: The Archive 24. Center for Creative Photography, Tucson, AZ, 1987.

Sekundärliteratur, Sammlungskataloge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Kanon, der wesentlich um Walker Evans und August Sander herum konzipiert ist, mit Eugène Atget als Vorfahren und über Robert Frank, New Documentary (Diane Arbus, Lee Friedlander), New Topographics (Robert Adams, Lewis Baltz) und New Color Photography (William Eggleston, Stephen Shore, Joel Sternfeld) zur Becher-Schule führt, ist mit grossen Ausstellungen dargestellt worden: Edward Hopper und die Fotografie (Essen 1992), How You Look at It (Hannover 2000), Walker Evans & Company (New York und Los Angeles 2000/2001), Cruel and Tender (Köln und London 2003).
  2. Vgl. Auflistung in Deus ex machina 1999, S. 763–768. Entsprechend die folgende Aufführung der Stipendien und Auszeichnungen, S. 752.
  3. "Ralph Gibson, la trilogie" by Ralph Gibson. In: bigaignon.com. Abgerufen am 11. November 2021 (amerikanisches Englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]