Ressource

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Eine Ressource [rɛˈsʊrsə] (französisch la ressource [ʀəˈsuʀs] ‚Mittel‘, ‚Quelle‘, von lateinisch resurgere ‚hervorquellen‘) ist ein Mittel, um eine Handlung zu tätigen oder einen Vorgang ablaufen zu lassen.

Eine Ressource kann ein materielles oder immaterielles Gut sein. Meist werden darunter Betriebsmittel, Geld­mittel, Boden, Rohstoffe, Energie oder Personen und (Arbeits-)Zeit verstanden, in der Psychologie auch Fähigkeiten, Charaktereigenschaften oder eine geistige Haltung, in der Soziologie auch Bildung, Gesundheit und Prestige. In Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre und Technik wird die Zuteilung von Ressourcen als Ressourcenallokation bezeichnet.

Ökonomie und Soziologie

In der Volkswirtschaftslehre werden als Ressourcen typischerweise Arbeit, Boden, Umwelt und Kapital als Produktionsfaktoren betrachtet (und je nach Analyseziel auch andere Produktivkräfte), zum Beispiel Rohstoffe oder gesellschaftliche Faktoren, wie Ausbildung, Diversity[1] oder Forschung.

Einige Ökonomen vertreten eine Theorie namens Resource-Based View (RBV). In dieser Theorie zur Erklärung von Wettbewerbsvorteilen von Unternehmen steht der Begriff Ressource im Mittelpunkt. Die Grundidee besteht darin, „die Einzigartigkeit des Unternehmens – die Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen Anbietern – nicht durch seine Stellung am Produktmarkt, sondern durch die Qualität der Ressourcen zu erklären …“[2] Man kann im RBV eine Alternative zu Michael E. Porters Market-Based View sehen. Beim RBV werden fünf Typen von Ressourcen unterschieden:

  1. Finanzielle Ressourcen (Cashflow, Kreditwürdigkeit etc.)
  2. Humane Ressourcen (Facharbeiter, Ingenieure, Führungskräfte etc.)
  3. Organisatorische Ressourcen (Informationssysteme, Integrationsabteilungen etc.)
  4. Physische Ressourcen (Gebäude/Immobilien, Anlagen, Servicestationen etc.) und
  5. Technologische Ressourcen (Qualitätsstandards, Markennamen, Forschungs-Know-How etc.).[3]

Diese fünf Arten lassen sich in materielle, „greifbare“ (Finanzielle Ressourcen und Physische Ressourcen), sowie immaterielle (Human Ressourcen, Organisatorische Ressourcen, Technologische Ressourcen) Ressourcen unterscheiden. Jay Barney schrieb 1991, eine Ressource müsse vier Bedingungen erfüllen, um einen Wettbewerbsvorteil zu sichern; sie müsse: (1.) wertvoll sein, (2.) knapp sein, (3.) darf nicht imitierbar sein und (4.) darf nicht substituierbar sein.[4] Aus diesen vier Bedingungen hat sich das sogenannte VRIO[5] Framework entwickelt. Das VRIO Framework analysiert die Ressourcen einer Organisation und stellt sie in Zusammenhang mit den Geschäftsaktivitäten.

Der Begriff „Capabilities“ bezeichnet die organisationale Fähigkeit, „Ressourcen und Handlungen zu kombinieren, zu koordinieren und neue zu entwickeln.“[6] Das heißt unter anderem, dass die Ressourcenbasis permanent umgebaut werden muss (sog. Dynamic Capabilities). Die Fähigkeit oder Capability, die ein Unternehmen besonders beherrscht, wird auch Kernkompetenz genannt.

Die Soziologie benennt neben den ökonomischen Ressourcen auch soziale (z. B. Beziehungsnetze) und kulturelle Ressourcen (z. B. Bildung), die den sozialen Status eines Akteurs in einer gegebenen Gesellschaft beeinflussen.

Der Soziologe Nan Lin definiert das (individuelle) soziale Kapital als mobilisierungsfähige, in der sozialen Struktur verwurzelte Ressourcen.[7] Als positive Auswirkungen für das Individuum hebt er den gesteigerten Informationsfluss, den vergrößerten individuellen Einfluss, das soziale Netzwerk als ein soziales „Zeugnis“ des Individuums und die soziale Unterstützung und Bestätigung hervor.[8] Dabei spielen unter anderem die hierarchische Position (als struktureller Faktor) und die Stärke der Bindungen (als individueller Faktor) eine Rolle.[9]

Die Erlangung der Ressource individuelles soziales Kapital verlangt Investitionen in soziale Beziehungen.

Psychologie und Medizin

Arbeitspsychologie

Die Organisationspsychologie und die Arbeitspsychologie befassen sich unter Anderem mit der Bereitstellung von Ressourcen zur Erreichung von betrieblichen und persönlichen Zielen.

Auch die Work-Life-Balance wird unter dem Gesichtspunkt der Bereitstellung von Ressourcen betrachtet. Als hierfür wesentliche Ressourcen werden vor allem Zeit, Geld und Entscheidungsspielräume genannt; hinzu kommen auch persönliche Ressourcen. Zu letzteren zählt man alle dem Individuum verfügbaren physischen, psychologischen, emotionalen und sozialen Ressourcen.[10] Dabei wird, auf die Arbeitssituation bezogen, das Burnout-Syndrom als äußerster Fall aufgebrauchter persönlicher Ressourcen aufgefasst.[11] Falle das Maß der momentan verfügbaren persönlichen Ressourcen unterhalb eine Grenze der Resilienz, seien sowohl die persönliche Belastbarkeit als auch die Fähigkeit zur Erholung deutlich verringert.[11]

Salutogenese

In einer Behandlung, die am Salutogenese-Ansatz von Aaron Antonovsky orientiert ist, gilt es, die gesunden Anteile des Menschen – seine persönlichen Ressourcen – wahrzunehmen und zu fördern.

Psychotherapie

In der Psychotherapie sind Ressourcen innere Potentiale eines Menschen und betreffen z. B. Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse, Geschicke, Erfahrungen, Talente, Neigungen und Stärken, die oftmals gar nicht bewusst sind. Innerhalb einer Psychotherapie können diese Kraftquellen genutzt werden, um die Heilung zu fördern. Der ressourcenorientierte Ansatz baut auf Untersuchungen auf, dass traumatische Erlebnisse, beispielsweise Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges, von Personen mit Zugang zu ihren Ressourcen relativ gut verarbeitet werden konnten. Erstmals soll die systemische Familientherapie den ressourcenorientierten Ansatz verfolgt und integriert haben.[12]

Eine Psychotherapie kann im Ganzen ressourcenorientiert angelegt sein oder ganz gezielt bestimmte Ressourcen hervorheben und festigen. Eine Methode hierfür ist das sogenannte „Verankern“, ein Begriff aus der Hypnotherapie, der auch in verschiedenen anderen Formen der Psychotherapie verwendet wird, beispielsweise dem EMDR.

Beispiel: Zum Verankern erinnert sich der Mensch an eine positive Situation (im EMDR: „point of power“ genannt), die mit besonders reichhaltigen Ressourcen angefüllt ist. Um einen guten Zugang zu bekommen, ist es nötig, die dazugehörigen Sinneseindrücke wahrzunehmen, z. B. bildhafte Erinnerungen, Gerüche, Geräuschkulissen, Stimmungslagen oder Körperwahrnehmungen. Diese besonders gute Stimmungslage (also die Ressource) soll mit dem Verankern auf eine Situation übertragen werden, die bisher als unangenehm, ängstigend oder bedrohlich empfunden wird.

Fachlich ausgedrückt ist dies eine Methode, mit der bewusst eine dauerhafte „Reiz-Reaktions-Kopplung“ herbeigeführt wird (siehe hierzu auch Kognitive Verhaltenstherapie und operante Konditionierung). Das bedeutet, dass z. B. die unangenehme Situation eines Zahnarztbesuches (das ist oftmals ein angstauslösender „Reiz“) mit einer Ressource verknüpft wird. Dies könnte dann zu dem entlastenden Ergebnis führen, dass der Mensch sich als Reaktion stark genug und dem gewachsen fühlt, also mit einer Sicherheit statt eines Angstgefühls zum Zahnarzt gehen kann.

Naturwissenschaft und Technik

Informatik

Der Ressourcen-Begriff tritt auch in der Informatik in unterschiedlichen Bedeutungen auf:

  • In der Webarchitektur bezeichnet Ressource allgemein alles, was Identität hat (dargestellt z. B. als URL) in dem Sinne, dass es eine Quelle für Beschreibungen über sich sein kann.
    • Als Teil davon werden Informationsressourcen angesehen, welche die Eigenschaft haben, dass alle ihre wesentlichen Eigenschaften in einer Nachricht übermittelt werden können.[13] Es wird argumentiert, dass dies einen Begriffswechsel darstellt, da „Ressource“ ursprünglich alles bezeichnete, auf das zugegriffen werden kann.[14]

Lagerstättenkunde

In der Lagerstättenkunde wird unter Ressource die größtmögliche zur Verfügung stehende Menge verstanden.[15] Dies entspricht der Konzentration eines Erzes oder einer sonstigen mineralisch-fossilen Zielfraktion in der Erdkruste. Oftmals wird sie auch mit der Elementhäufigkeit gleichgesetzt.

Allerdings gibt diese Menge keinen Aufschluss über die Menge an Lagerstätten, die auch bergbaulich zur Verfügung steht. Diese Menge wird Reservebasis genannt. Darunter ist diejenige Ressourcenmenge zu verstehen, welche die spezifischen physikalischen und chemischen Mindestkriterien für die gegenwärtigen Bergbau- und Produktionspraktiken erfüllt, einschließlich jener für Gehalt, Qualität, Mächtigkeit und Teufe. Die Reservebasis beinhaltet sowohl derzeit wirtschaftlich abbaubare Reserven, wie auch Reserven, die innerhalb eines bestimmten Planungszeitraumes und angenommenen technischen und ökonomischen Entwicklungen möglicherweise wirtschaftlich abgebaut werden können.

Allerdings gibt auch die Reservebasis keine Auskunft über die bergbaulich aktuell tatsächlich zur Verfügung stehende Menge. Diese Menge wird Reserve genannt. Unter Reserve ist dabei diejenige Menge der identifizierten Reservebasis zu verstehen, die zum Zeitpunkt der Bestimmung wirtschaftlich und technisch gewonnen oder produziert werden könnte. In der Regel sind es jedoch nicht die fehlenden technischen Voraussetzungen, sondern die fehlende Wirtschaftlichkeit, welche die Grenze zwischen Reserve und Reservebasis festlegt. Diese Grenze verschiebt sich daher je nach geltenden wirtschaftlichen aber auch politischen Rahmenbedingungen. Durch Nachfrageüberhang ausgelöste, dynamisch steigende Preise können dadurch innerhalb kurzer Zeit zu einer erheblichen Erhöhung der Reservemengen führen. Beispiel: Die weltweiten Indiumreserven haben sich von 2.800 t im Jahre 2006[16] auf 11.000 t im Jahr 2007[17] erhöht.

Der sogenannte Ressourcenfluch (auch Ressourcenfalle) weist auf die verschiedenen negativen Folgen hin, die der Reichtum an natürlichen Ressourcen für ein Land und seine Bevölkerung haben kann, besonders das scheinbare Paradox, dass das Wirtschaftswachstum in Ländern, die stark vom Export mineralischer und fossiler Rohstoffe abhängig sind, in der Regel geringer ist als in rohstoffarmen Ländern.

Siehe auch

Literatur

Körperpsychotherapie, Psychotherapie, Persönlichkeitsentwicklung

  • Heike Schemmel, Johannes Schaller (Hrsg.): Ressourcen. Ein Hand- und Lesebuch zur therapeutischen Arbeit. Dgvt-Verlag, Tübingen 2003, ISBN 3-87159-041-X.
  • Wolfgang Wöller: EMDR in der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. In: Psychotraumatologie. Thieme, Stuttgart 2002. (Abstracts)
  • Arne Hoffmann: EMDR in der Therapie posttraumatischer Belastungssyndrome. Thieme, Stuttgart 1999, 2004, ISBN 3-13-118241-5. (Grundbegriffe (Memento vom 6. März 2007 im Internet Archive); PDF)
  • Christa Diegelmann, Margarete Isermann: Trauma und Krise bewältigen. Psychotherapie mit TRUST. Klett-Cotta, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-608-89042-6. (Techniken ressourcenfokussierter und symbolhafter Traumabearbeitung)
  • Resilienz. In: Gustl Marlock, Halko Weiss von Schattauer: Handbuch der Körperpsychotherapie. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 3-7945-2473-X, S. 388.
  • Renate Frank: Therapieziel Wohlbefinden: Ressourcen aktivieren in der Psychotherapie. Springer, 2007, ISBN 978-3-540-71621-1.
  • Christoph Flückiger, Günther Wüsten: Ressourcenaktivierung – Manual für die Praxis. Huber Hogrefe, Bern 2008, ISBN 978-3-456-84578-4.
  • Marco von Münchhausen: Wo die Seele auftankt. Die besten Möglichkeiten, Ihre Ressourcen zu aktivieren. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-16789-2.
  • Maja Storch: Der Schatten als Ressource – psychodramatisches Aktionsreframing. In: H. Hennig, E. Fikentscher, U. Bahrke, W. Rosendahl (Hrsg.): Kurzzeit-Psychotherapie in Theorie und Praxis. Pabst, Leipzig 1996, ISBN 3-931660-20-6, S. 454–460.

Elektronik

  • Adolf J. Schwab: Elektroenergiesysteme. Erzeugung, Transport, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie. Springer, Berlin 2006, ISBN 3-540-29664-6, S. 29–51.

Soziologie

  • Alban Knecht: Lebensqualität produzieren. Ressourcentheorie und Machtanalyse des Wohlfahrtsstaats. VS-Verlag, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17636-9.

Weblinks

Wiktionary: Ressource – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Diversität als Ressource nutzen. In: Personal. Heft 01/2007, S. 12–14 (PDF; 215 kB).
  2. Dodo zu Knyphausen-Aufseß: Theorie der strategischen Unternehmensführung: State of the Art und neue Perspektiven. Gabler, Wiesbaden 1995, ISBN 3-409-13195-7.
  3. Horst Steinmann, Georg Schreyögg: Management. Grundlagen der Unternehmensführung. Konzepte – Funktionen – Fallstudien. Gabler, Wiesbaden 1990, 6. Auflage 2005 (ISBN 3-409-33312-6).
  4. Jay Barney: Firm Resources and Sustained Competitive Advantage. In: Journal of Management. Vol. 17, S. 99–120. Abgerufen am 28. März 2013.
  5. VRIO in der englischsprachigen Wikipedia.
  6. Reinhard Pfriem: Unternehmensstrategien. Ein kulturalistischer Zugang zum Strategischen Management. 2. Auflage. Metropolis, Marburg 2011, ISBN 978-3-89518-902-9.
  7. Jiří Šafr u. a.: Soziales Kapital. Konzepte, Theorien und Messverfahren, 2006.
  8. Christian Deindl: Soziale Netzwerke und soziales Kapital. Einfluss auf Lebenszufriedenheit und Vertrauen. Diskussions-Papier der Forschungsgruppe Arbeit, Generation, Sozialstruktur (AGES) der Universität Zürich, 2005, S. 5. (PDF).
  9. Manfred Fuchs: Sozialkapital, Vertrauen und Wissenstransfer in Unternehmen. DUV, 2006, ISBN 3-8244-0779-5, siehe Abschnitt 1.2.6: Nan Lin’s Sozialkapitaltheorie. S. 97–104, books.google.de.
  10. “The three types of resources most frequently discussed in the work/life balance arena are (a) temporal resources, (b) financial resources, and (c) control. […] Temporal resources provide the time […] Financial resources provide the money […] Control provides the ability to select when and how to achieve important outcomes. […] There is a fourth, less frequently discussed group of resources critical to work/life balance. These are personal resources: the physical, psychological, emotional and social resources at the disposal of an individual.” Edy Greenblatt: Work/Life Balance: Wisdom or Whining. In: Organizational Dynamics. Vol. 31, Nr. 2, S. 177–193, Elsevier, 2002. Darin: S. 179 f. (PDF) abgerufen 29. Mai 2010.
  11. a b Edy Greenblatt: Work/Life Balance: Wisdom or Whining. In: Organizational Dynamics. Vol. 31, Nr. 2, S. 177–193, Elsevier, 2002. Darin: S. 183 f. (PDF) abgerufen 29. Mai 2010.
  12. Franz Petermann, Hans Reinecker: Handbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie. Hogrefe Verlag, Göttingen 2005, S. 334.
  13. Architecture of the World Wide Web. Volume One w3.org.
  14. Hayes Slides (PDF; 47 kB).
  15. minerals.usgs.gov (PDF; 116 kB).
  16. minerals.usgs.gov (PDF; 61 kB).
  17. MINERAL COMMODITY SUMMARIES 2008 (PDF).