Rocamadour (Lot)

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Rocamadour
Rocamadour (Frankreich)
Rocamadour (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Midi-Pyrénées
Département (Nr.) Lot (46)
Arrondissement Gourdon
Kanton Gramat
Gemeindeverband Causses et Vallée de la Dordogne
Koordinaten 44° 48′ N, 1° 37′ OKoordinaten: 44° 48′ N, 1° 37′ O
Höhe 110–364 m
Fläche 49,42 km²
Einwohner 611 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 12 Einw./km²
Postleitzahl 46500
INSEE-Code
Website www.mairierocamadour.fr

Rocamadour

Rocamadour (auch Roc-Amadour, lateinisch: Rupes Amatoris) ist eine französische Gemeinde mit 611 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Lot in der Region Midi-Pyrénées und ein Wallfahrtsort der römisch-katholischen Kirche. Der Name leitet sich vom heiligen Amadour ab, einem Eremiten, der hier am Fuß eines steilen Felsens (französisch Roc) Zuflucht fand.

Geografie

Rocamadour liegt im äußersten Nordwesten der Region Midi-Pyrénées und grenzt an das Département Dordogne der Nachbarregion Aquitanien. Hier treffen auch die historischen Provinzen Quercy und Périgord aufeinander. Der Ort liegt an einer Steilklippe in das hier weitgehend trockene Alzou-Tal und im Regionalen Naturpark Causses du Quercy.

Geschichte

Amadour

Die Ursprünge der Wallfahrt werden von der Legende in urchristliche Zeit verlegt. Als 1166 ein unverwester Leichnam in einem alten Grab an der Schwelle der Marienkapelle entdeckt wurde, glaubte man, den legendären Einsiedler Amadour gefunden zu haben. Es wird von verschiedenen Wundern berichtet, die den Ruhm des Gnadenortes verbreiteten.

Zu dem Eremiten gibt es unterschiedliche Legenden: Oft heißt es, er sei der Zöllner Zachäus (vgl. Lk 19,1ff), der den Namen Amadour (Amator) angenommen habe und nach Christi Tod von Jericho als Einsiedler nach Gallien gekommen sei und das Heiligtum gegründet habe. Teilweise wird der Eremit mit einem Hausdiener Marias gleichgesetzt.[1] Andere sprechen von Amdadour als dem Mann der heiligen Veronika, der aus Palästina zusammen mit dem heiligen Martial nach Gallien kam. Im 17. Jahrhundert stellte man eine Verbindung zum heiligen Bischof Amator von Auxerre her, die sich jedoch nicht verifizieren lässt.[2]

Jedenfalls soll der Emerit die Marienfigur aus einem Baumstamm geschnitzt haben. In Wirklichkeit dürfte das Gnadenbild der thronenden Gottesmutter mit dem frontal auf ihrem linken Knie sitzenden Kind wohl dem 12. Jahrhundert angehören.

Wallfahrt

Die schwarze Muttergottes

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes findet sich 968 in einer Urkunde, die die Schenkung des umliegenden Gebiets an die Benediktiner von Tulle veranlasste.[1] Ein Benediktiner dieses Klosters schrieb im zwölften Jahrhundert die ersten Wunderberichte nieder, die 1907 von einem Priester der Diözese Cahors neu herausgegeben wurde.[3]

Altar in der Kapelle Notre Dame de Rocamadour

Die Wallfahrt zur schwarzen Muttergottes (Vierge Noire) war im Mittelalter sehr berühmt. Viele Wallfahrer kamen jedoch nicht aus eigenem Antrieb hierher, sondern ihnen war die Pilgerfahrt als Buße auferlegt worden. Diese Praxis des kanonischen Rechtes hatte sich zur Karolingerzeit entwickelt und wandelte sich seit dem 13. Jahrhundert auch zu einer vor allem in Holland von weltlichen Gerichten verhängten Strafe.

Der Bußwallfahrer hatte nach der Ankunft in Rocamadour ein Kleid aus grobem Stoff und Ketten an Hals und Armen anzulegen. Dann musste er auf Knien die große Treppe zum Heiligtum zu einem Pranger hinaufsteigen. Vor dem Altar der Kapelle erflehte er Vergebung, worüber ihm eine Bescheinigung ausgestellt wurde. Dann konnte er das bleierne Pilgerabzeichen erwerben.

Bekannte Wallfahrer waren der heilige Dominikus, der heilige Bernhard von Clairvaux, der französische König Ludwig IX. und im 20. Jahrhundert der französische Komponist Francis Poulenc. Der Philosoph Raimundus Lullus besuchte nach eigenem Zeugnis ebenfalls Rocamadour.

1534 befestigte der Seefahrer Jacques Cartier auf dem Mast seines nach Kanada segelnden Schiffes als Schutz vor Unwettern die Fahne der Madonna von Rocamadour.

Im Hundertjährigen Krieg wurde die Kapelle zerstört. Der protestantische Hauptmann Bessonies zerschlug 1562 den Leichnam des Heiligen Amadour. Das Gnadenbild und eine in der Kapelle aufgehängte Glocke, die der Legende nach durch selbsttätiges Läuten Wunder ankündigte, blieben verschont. Die jetzige Kapelle ist ein Bau des 19. Jahrhunderts.

2013 feierte die Wallfahrt zur Madonna von Rocamadour ihr 1000-jähriges Jubiläum, es stand unter dem Motto: „Denn für Gott ist nichts unmöglich“ (Lk 1,37 EU) und spielt damit auf den Wunderglauben an, der seit jeher mit Rocamadour verbunden ist. Dies gab der Pilgerstätte, die jährlich rund eine Million Besucher empfängt, wovon allerdings nur 3–5 % Pilger sind, neuen Auftrieb.[4] Tatsächlich konnte Rocamadour in dem Jubiläumsjahr 80 % mehr Pilger willkommen heißen. Insgesamt waren 380 Gruppen aus dem In- und Ausland zu Gast.[5]

Sehenswürdigkeiten

Die drei Ebenen des Ortes: unten das Dorf, in der Mitte der Sanctuaire, oben die mittelalterliche Burg
Legendäres Durendal

Die drei Ebenen, auf denen Rocamadour liegt, sind jede für sich und in ihrer Gesamtheit sehenswert. In der unteren Ebene befindet sich das Dorf, dessen mittelalterliche Häuser sich an die steilen Abhänge über der Schlucht des Flusses Alzou schmiegen. Von dort können die Besucher die Große Treppe zur heiligen Stadt (Sanctuaire) aus dem 12. Jahrhundert hinaufsteigen.

In dieser zweiten Ebene befinden sich sieben Gotteshäuser: Die bedeutendste ist die Marienkapelle Notre Dame de Rocamadour, die über der Krypta des heiligen Amadour steht. Weiterhin bedeutend ist die Basilika Saint-Sauveur, die zusammen mit der Krypta seit 1998 als Teil des Weltkulturerbe der UNESCOJakobsweg in Frankreich“ ausgezeichnet ist. Ebenso finden sich dort die kleineren Kapellen: St. Jean-Baptiste, St. Blaise, St. Anne und St. Michel. Ein Museum mit sakraler Kunst, in dem zahlreiche Reliquienschreine, religiöse Gemälde und Statuen gezeigt werden, findet sich dort ebenso. Es erklärt die Geschichte des Wallfahrtsortes. Darüber hinaus gibt es ein Zentrum für geistliche Musik, das Konzerte ausrichtet und Chöre betreut.[5][6]

Auf dem Gipfel des Berges, der dritten Ebene, findet sich eine Burg aus dem 14. Jahrhundert. Auf dem Plateau wurde im Jubiläumsjahr 2013 ein Campingplatz für jugendliche Pilger und Pfadfinder eröffnet. Er trägt den Namen 'Camp Jean-Paul II' und kann rund 400 Pilger beherbergen.[7]

Einer Legende zufolge soll das Schwert, das in der Felswand steckt, das sagenumwobene Durendalschwert aus dem Rolandslied sein.

Weitere Sehenswürdigkeiten in der Nähe sind

Kulinarische Spezialitäten

Rocamadour hat seinen Namen einem kleinen Ziegenkäse gegeben, der auch als Cabecou bekannt ist. Seit 1996 verfügt er über eine geschützte Herkunftsbezeichnung. Nähere Einzelheiten siehe unter Rocamadour (Käse).

Literatur

  • Edmond Albe [éd.]: Les miracles de Notre Dame de Rocamadour au XII. siècle. Texte et traduction d'après les manuscrits de la Bibliothèque Nationale avec une introduction, des notes historiques et géographiqeus par Edmond Albe, Paris 1907.
  • Ernest Rupin: Roc-Amadour, Paris 1904.
  • Ernest Rupin: La légende de saint Amadour, Paris 1909.

Weblinks

Commons: Rocamadour – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b cf. Karl Corsten: Rheinische Pilger in Rocamadour, in: Annalen des Historischen Vereins Niederrhein, 125 (1934), 1.
  2. Johannes Staub: Amadour. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993, Sp. 482..
  3. cf. Edmond Albe [éd.]: Les miracles de Notre Dame de Rocamadour au XII. siècle. Texte et traductoin d'après les manuscrits de la Bibliothèque Nationale avec une introduction, des notes historiques et géographiqeus par Edmond Albe, Paris 1907
  4. Martine de Sauto: Les nouveaux pèlerins de Rocamadour. In: La Croix. 7. Juni 2013, abgerufen am 8. Juni 2013 (französisch).
  5. a b Jubilé 2013 à Rocamadour. In: www.rocamadour.eu. Abgerufen am 22. Dezember 2013 (französisch).
  6. Homepage des Centre de Musique Sacrée de Rocamadour
  7. La fête de tous les saints à Rocamadour. In: rocamadour.eu. 4. November 2013, abgerufen am 23. November 2013.
  8. Der Affenberg von Rocamadour