Roland Berger

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Roland Berger (2012)

Roland Berger (* 22. November 1937 in Berlin) ist ein deutscher Unternehmer sowie Unternehmens- und Politikberater. Berger ist Gründer und Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants.

Leben

Roland Berger wurde als Sohn bayerischer Eltern 1937 in Berlin geboren. Sein Vater Georg L. Berger war Generaldirektor eines Nahrungsmittelkonzerns und bis 1938 zeitweise Ministerialrat im Reichswirtschaftsministerium. Nach der Reichspogromnacht trat der Vater aus der NSDAP aus und wurde in den folgenden Jahren mehrfach inhaftiert. Seine Mutter arbeitete als Geschäftsführerin im Gemischtwarenladen seiner Großeltern, später in einer Möbelfirma.[1] Nach dem Grundschulbesuch in Wien und Egglkofen folgte der Gymnasiumsbesuch in Landshut, München und Nürnberg, wo er 1956 das Abitur am humanistischen Neuen Gymnasium Nürnberg ablegte.[2] Er studierte in Hamburg und München Betriebswirtschaftslehre; neben dem Studium betrieb er eine Wäscherei mit zuletzt 15 Mitarbeitern. 1962 schloss er sein Studium als Diplom-Kaufmann an der Ludwig-Maximilians-Universität München als Jahrgangsbester ab.[3] Seine Wäscherei konnte er 1962 für 600.000 DM verkaufen.

Von 1962 bis 1967 arbeitete Berger als Berater bei der Boston Consulting Group, zuerst in Boston, später in Mailand,[3][4] dann machte er sich 1967 als Unternehmensberater in München selbständig und gründete das Vorgängerunternehmen der heutigen Roland Berger Strategy Consultants.

Ein großer Erfolg war für ihn 1968 die Empfehlung, aufgrund seiner Prognose einer außerordentlichen Zunahme der Charterflüge aus den Firmen TOUROPA, Scharnow, Hummel und Dr. Tigges das Reiseunternehmen TUI zu gründen. Mit der Eröffnung einer Mailänder Niederlassung 1969 setzte Berger nun auf eine Internationalisierung seiner Beratungstätigkeiten; mittlerweile ist das Unternehmen weltweit aktiv. Zunehmend gewann er auch staatliche Institutionen als Kunden.

Die Deutsche Bank erwarb 1988 für knapp 100 Millionen Mark 75,1 Prozent der Anteile bei „Roland Berger & Partner GmbH International Management Consulting“. 1997 erhöhte die Bank ihren Anteil dann auf 95 Prozent. Ein Jahr später kaufte Berger sich mit seinen Mitarbeitern die Firma wieder zurück.

Von 2003 bis 2010 wurde die Gesellschaft Roland Berger Strategy Consultants von Burkhard Schwenker geleitet, seit 2010 von Martin C. Wittig. Roland Berger selbst war von 2003 bis 2010 Vorsitzender des Aufsichtsrats des Unternehmens. 2010 übernahm Schwenker dieses Amt und Berger wurde zum Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt.

Er hat einen Lehrauftrag der TU München und ist Honorarprofessor der BTU Cottbus.[5]

Seit 1996 hat Roland Berger einen Lehrauftrag als Gastprofessor und seit 2000 eine Honorarprofessur für Betriebswirtschaft und Unternehmensberatung an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus. Er gehört dem Hochschulrat der Ludwig-Maximilians-Universität München, dem Rat der Hochschule für Musik und Theater in München, dem Kuratorium der Zeppelin University in Friedrichshafen und dem Advisory Council der Business School INSEAD in Fontainebleau, Frankreich, an. Zudem ist Roland Berger im Kuratorium des ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München tätig und Vorsitzender des Vorstands der Gesellschaft zur Förderung der wirtschaftswissenschaftlichen Forschung (Freunde des ifo Instituts e.V.), München.[6]

Roland Berger ist mit der Journalistin Karin Berger, geb. Gottschalk, verheiratet und hat zwei Söhne, Markus und Oliver, die beide unternehmerisch tätig sind. Berger lebt zusammen mit seiner Frau in München-Bogenhausen; beide engagieren sich stark im kulturellen Leben der Hauptstadt des Freistaates. Berger ist ein Musikliebhaber und interessiert sich auch für historische und politische Literatur. Seine Frau teilt seine Leidenschaft und engagiert sich in den Kuratorien der Fördervereine etwa der Münchner Opernfestspiele, der Alten und Neuen Pinakothek sowie in Kultureinrichtungen in Berlin, Wien und Luzern.

Das Privatvermögen Roland Bergers wird auf „einen deutlich dreistelligen Millionenbetrag“ geschätzt.[7]

RiverRock European Capital Partners LLP

Roland Berger ist Chairman der RiverRock European Capital Partners LLP, einer Investmentgesellschaft, die Kapitallösungen für vornehmlich kleine und mittelständische europäische Unternehmen in unterschiedlichen Branchen anbietet. Derzeitige alleinige Gesellschafter von RiverRock sind neben Roland Berger, Florian Lahnstein und Jason Carley, zum 1. Dezember 2012 kam Michel Péretié, Ex-CEO der Société Générale SGCIB, als gleichbeteiligter Partner und Co-CEO dazu.[8] Dem Aufsichtsrat gehören unter anderem Wolfgang Clement, Manfred Lahnstein und Mark Wössner an. RiverRock ging aus der 2009 gegründeten Berger Lahnstein Middelhoff & Partners LLP. hervor, die im Jahr 2010 in zwei rechtlich und wirtschaftlich eigenständige Gesellschaften aufgespalten wurde. Roland Berger blieb Chairman von BLM, die die Produktlinien „SPAC“ (Special Purpose Acquisition Company) und Investmentfonds fortführt. Die Hedge-Fonds-Aktivitäten wurden in eine neue Gesellschaft mit Namen „Pulse Capital Partners“ mit Thomas Middelhoff als Chairman und Gesellschafter ausgegliedert.[9]

Unterhändler für das Bundeswirtschaftsministerium

Roland Berger engagierte sich im Jahr 2009 als unbezahlter Unterhändler für das Bundeswirtschaftsministerium, um private Investoren für die Rettung der angeschlagenen Adam Opel GmbH zu finden.[10] Dieses Engagement stieß auf Kritik, da Berger seit Mai 2006 Mitglied des fünfzehnköpfigen Führungsgremiums Board of Directors (Aufsichtsrat) des italienischen Autokonzerns Fiat ist.[11] Er bestritt einen Interessenkonflikt oder eine Parteilichkeit zugunsten von Fiat mit dem Hinweis, keine Bezahlung von einer der beteiligten Parteien zu erhalten und auch offen für eine Zusammenarbeit von Opel mit dem österreichischen Automobilzulieferer Magna zu sein.[12]

Roland Berger Stiftung

2008 gründete Berger die Roland Berger Stiftung, die ihren Hauptsitz in München hat.[13] Die Stiftung ist mit einem Stiftungskapital von zunächst 50 Millionen Euro aus dem Privatvermögen des Stifters ausgestattet und verfolgt zwei Zwecke: Mit dem mit einer Million Euro dotierten Roland Berger Preis für Menschenwürde zeichnet die Stiftung Personen und Organisationen weltweit aus, die sich auf besondere Weise und erfolgreich um den Schutz der Menschenrechte und Menschenwürde verdient gemacht haben. Mit dem Deutschen Schülerstipendium fördert die Roland Berger Stiftung bundesweit begabte Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien. Jeder Stipendiat erhält einen individuellen Förderplan, der zehn Lernbereiche abdeckt, und wird von einem ehrenamtlichen Mentor auf seinem Weg zum Abitur begleitet. Derzeit werden deutschlandweit 520 Schülerinnen und Schüler unterstützt.[14]

Roland Berger Art Collection

Seit den frühen Jahren der Beratung treiben Roland und Karin Berger den Aufbau einer Kunstsammlung - The Roland Berger Art Collection - voran.[15] Karin Berger sorgt, fest vernetzt mit Museen, Galerien und Künstlern, für die kontinuierliche Erweiterung. Die Sammlung umfasst mittlerweile rund 1000 Werke. Sie setzt sich mit den zeitgenössischen geistigen und ästhetischen Strömungen auseinander und versteht sich als Teil des gesellschaftlichen Engagements von Roland Berger.

Sonstiges Engagement

Roland Berger ist bei der vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall finanzierten Lobbyorganisation Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft engagiert, die sich für wirtschaftsliberale Reformen stark macht. Des Weiteren ist Berger im Aufsichtsrat des Wittelsbacher Ausgleichsfonds tätig. Berger hat bei der Blackstone Group im International Advisory Board die Funktion eines Chairman Germany. Blackstone wurde im Jahr 2006 vom SPD-Bundesvorsitzenden Franz Müntefering zu den sogenannten Heuschrecken gezählt.[16] Zudem ist Berger Honorargeneralkonsul der Republik Finnland in den Bundesländern Bayern und Thüringen. Er ist Mitglied des Rotary Clubs München-Harlaching. Im Mai 2008 wurde Roland Berger in den Aufsichtsrat der Fresenius SE & Co. KGaA gewählt. Bis Dezember 2009 gehörte Berger dem Verwaltungsrat des FC Bayern München an.[17] Seit September 2012 ist Berger Mitglied der Commission for Future Generations der Oxford Martin School an der University of Oxford. Die Kommission, der auch noch Nobel-Preisträger Amartya Sen und Lord Stern, sowie Jean-Claude Trichet, Robert Zoellick, Arianna Huffington u.a. angehören, erarbeitet Lösungen für dringende Zukunftsthemen, von Bevölkerungsentwicklung und -alterung über Ressourcenknappheit, Nahrungsmittelsicherung und Technologieentwicklung bis hin zu Migration und wachsenden Einkommens- und sozialen Ungleichgewichten. Der Abschlussbericht mit konkreten Handlungsempfehlungen für die Verantwortungsträger in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur soll im vierten Quartal 2013 vorliegen.[18]

Im Juni 2010 gab Berger den Aufsichtsratsvorsitz von Roland Berger Strategy Consultants auf und wurde Ehrenvorsitzender. Als Nachfolger rückte im August 2010 der bisherige Vorstandsvorsitzende Burkhard Schwenker nach, der damalige Finanzvorstand Martin Wittig übernahm den Vorstandsvorsitz.[19]

Er ist außerdem ehrenamtliches Jurymitglied bei „Innovationsfähigkeit Top 100“, einer Auszeichnung für die innovativsten Unternehmen im deutschen Mittelstand. Er entscheidet mit, welches Unternehmen „Innovator des Jahres“ wird.[20]

Seit 2014 engagiert sich Roland Berger außerdem als Beiratsmitglied im 19-köpfigen Gremium der Heraeus Bildungsstiftung.

Auszeichnungen

Schriften (Auszug)

  • mit Ulrich Steger (Hrsg.): Auf dem Weg zur Europäischen Unternehmensführung. Ein Lesebuch für Manager und Europäer. Beck, München 1998, ISBN 3-406-41930-5.
  • mit Peter Gillies: Schubkräfte. Das neue deutsche Wirtschaftswunder und seine Macher. Edition Ferenczy bei Bruckmann, München 1992.
  • mit Armin Töpfer: Unternehmenserfolg im Europäischen Binnenmarkt. Verlag Moderne Industrie, Landsberg am Lech 1990, ISBN 3-478-31640-5.

Literatur

  • Achim Brosziewski: Die Öffentlichkeit der Beratung. Zur Prominenz des Unternehmensberaters Roland Berger. In: Ronald Hitzler, Stefan Hornbostel, Cornelia Mohr (Hrsg.), Elitenmacht. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 978-3-8100-3195-2, (PDF; 128 kB).

Weblinks

Commons: Roland Berger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurzbiografie Roland Berger im Munzinger Archiv
  2. Rainer Frenkel: „Die Reizfigur“, Die Zeit, Nr. 7, 5. Februar 2004
  3. a b „Karrierefragen an … Roland Berger“ (Memento vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive), Die Zeit, Nr. 44, 21. Oktober 2004
  4. „Vom Wäscher zum Berater“, Die Welt, 24. Januar 2004
  5. Julia Löhr, Henning Peitsmeier: [1], FAZ, 8.Juni 2010
  6. [2], Roland Berger Strategy Consultants
  7. „Kopf des Tages. Unverhofftes Comeback für Roland Berger“ (Memento vom 30. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), Financial Times Deutschland, 19. März 2009
  8. Roland Berger gewinnt Michel Péretié – ex-CEO der Société Générale SGCIB – als Partner und Co-CEO für seinen Londoner Asset Manager RiverRock European Capital Partners LLP,Riverrock, PDF-Datei, 1 S.
  9. Introducing Berger, Lahnstein, Middelhoff (Memento vom 18. April 2011 im Internet Archive), Riverrock, PDF-Datei, 3 S.
  10. Melanie Ahlemeier: Die vielen Gesichter des Roland B. In: Süddeutsche Zeitung. vom 20. März 2009.
  11. Roland Berger berät Regierung und GM gleichzeitig. auf Spiegel online, 19. März 2009.
  12. Timo Pache, Sven Clausen, Peter Ehrlich und Kristina Spiller: „Opel-Rettung. Wie Roland Berger Fiat berät“ (Memento vom 1. August 2012 im Webarchiv archive.today) In: Financial Times Deutschland vom 7. Mai 2009.
  13. Roland Berger Stiftung – Pressemitteilung zur Stiftungsgründung, 27. März 2008.
  14. Roland Berger Stiftung
  15. artcollection.rolandberger.com
  16. Daniel Schäfer: Blackstone-Chef. Herrscher der Welt GmbH. In: FAZ. vom 21. November 2006
  17. [3]
  18. Oxford Martin School
  19. Julia Löhr und Henning Peitsmeier: Führungswechsel bei Roland Berger. Trio mit zwei Aufgaben. In: FAZ. vom 23. Juni 2010.
  20. Internetseite der compamedia GmbH – Mentor der besten Mittelständler Die „Top 100“-Jury
  21. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF; 6,9 MB)