Schlossgarten (Osnabrück)

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Blick vom Schloss in den Schlossgarten

Der Schlossgarten ist die größte Parkanlage im Osnabrücker Stadtteil Innenstadt. Er wurde im 17. Jahrhundert kurz nach der Errichtung von Schloss Osnabrück angelegt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sophie von der Pfalz beeinflusste die Gestaltung des Schlossgartens

1673 bezog die Familie von Fürstbischof Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg und seiner Frau Sophie von der Pfalz die von ihnen neu erbaute Residenz, das Schloss Osnabrück. Der Schlossgarten mit einer Fläche von mehr als drei Hektar wurde 1674 von dem französischen Gartenarchitekten Martin Charbonnier geplant. Er war später auch an der Weiterentwicklung des Großen Gartens in Herrenhausen beteiligt. Sophie berichtete über die Arbeiten im Schlossgarten: „Ich stehe alle Morgen um sechs Uhr auf. Dann beobachte ich die Soldaten, die unseren Garten vergrößern und ihn mit einem Kanal umgeben. Er ist noch nicht sehr schön, aber es freut mich, ihn fortschreiten zu sehen. Ich hoffe, meine Tage hier zu beschließen; ich werde es niemals bequemer haben.“[1] Im Zentrum des symmetrischen Parks mit Mittelachse wurde ein Wasserbecken angelegt; ein Wald bildete den südlichen Abschluss.

Weitere Anregungen bezog Sophie auf ihrer Frankreich-Reise 1679, wo sie sich beim Besuch vieler Schlösser und Gärten inspirieren ließ; besonderen Eindruck machten ihr die Schlösser und Parks von Liancourt und Saint-Cloud.[2] Als die Familie 1680 nach Hannover zurückzog, da Ernst Augusts älterer Bruder Johann Friedrich ohne Erben gestorben war und dieser seine Nachfolge als Herrscher im Fürstentum Calenberg antrat, trauerte Sophie der Osnabrücker Residenz nach: Ich werde mein Leben lang den Garten und das Schloss in Osnabrück vermissen. Mein Garten, meine Blumen, mein Haus, meine Möbel: Ich finde mich dieser Freuden auf einmal beraubt.[3]

Skulpturen (um 1740) im Schlossgarten
Gartenfront des Schlosses

Auf der Terrasse des Schlosses stehen vier Skulpturen, die vermutlich um 1740 von einem Schüler des Barockbaumeisters Johann Conrad Schlaun angefertigt wurden. Es sind Allegorien auf die Kontinente Europa, Asien, Afrika und Amerika. Sie wurden 1965 vom früheren Rittergut in Eggermühlen nach Osnabrück gebracht, nachdem sie zuvor gründlich restauriert worden waren. 1976 wurden die Skulpturen erneut überholt. Die Europa-Allegorie war Mitte der 1980er Jahre vom Sockel gestoßen worden und wurde 1986 repariert. 1996 waren die Schäden durch Verschmutzung und Vandalismus so groß geworden, dass die Skulpturen erneut restauriert wurden.[4]

In der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs benutzte das britische Militär – Osnabrück lag in der britischen Besatzungszone – den Schlossgarten für seine Zwecke. Er bot eine zentral gelegene Freifläche in öffentlicher Hand in der Nähe der Standkommandantur im „Hampden House“, der Villa Schlikker, lag gegenüber dem ehemaligen Offizierskasino am Neuen Graben, in dem der Verbindungsoffizier seinen Sitz hatte und sich verschiedene weitere Dienststellen befanden, in Nachbarschaft des Ledenhofs, an dem in einer Nissenhütte Filme zur Re-Education gezeigt wurden und sich die Bücherei „Brücke“ befand, sowie in der Nähe der für Dienststellen beschlagnahmten Villen an der Bergstraße und etwa gleich weit entfernt von den Kasernen am Stadtrand. Ab 1949 wurde der Barackenkomplex des „Social Centre Osnabruck“ errichtet. Neben einigen Holz- und Steinbaracken waren es größere Nissenhütten aus halbrunden Wellblechplatten mit gemauerten Giebelwänden. Ein vom Turm der Katharinenkirche 1957 aufgenommenes Foto zeigt die gedrängte Bebauung. Untergebracht waren darin das Kino „Globe“ und weitere Freizeit- und Sporteinrichtungen der NAAFI für Militärangehörige und deren Familienmitglieder einschließlich Einkaufsläden mit einem reichhaltigen und preisgünstigen Angebot auch von Lebens- und Genussmitteln. Deutsche hatten keinen Zutritt.[5]

Im Laufe des fortschreitenden Wiederaufbaus des Schlosses und der Stadt stieß die Nutzung des Schlossgartens in der Öffentlichkeit zunehmend auf Unmut: Bürgervereine richteten Eingaben an den Oberbürgermeister, die örtlichen Tageszeitungen kritisierten den „Schandfleck“, die Stadtverwaltung bedrängte die britischen Instanzen. 1960 fiel die Entscheidung zur Verlegung des „Social Centre“ in Neubauten an der Sedanstraße/Barbarastraße, wo es bis 2013 bestand. Am 2. August 1962 ging die Fläche an die Stadt zurück, der Abbruch der Gebäude begann am 27. August 1962. Der Schlossgarten aus der Barockzeit wurde erheblich vergrößert. Er reicht seitdem vom Schlosswall zur Kolpingstraße und vom Neuen Graben bis zur Ritterstraße und schloss den botanischen Schulgarten ein. Nördlich des Ratsgymnasiums wurde der naturwissenschaftliche Trakt errichtet.[5][6] In den 1960er Jahren wurde der Garten von Werner Lendholt neu angelegt.

Am 21. Februar 2019 verabschiedete der Stadtrat einen Antrag zur Umgestaltung des Schlossparks. Der Spielplatz des Schlossgartens musste für einen Erweiterungsbau des Studierendenzentrums verlegt werden, und der Schlossgarten selbst sollte weniger versiegelte Flächen bekommen.[7]

Im April 2019 wurde als Vorbereitung zur Umgestaltung eine am Südende des Schlossgartens befindliche Sozialunterkunft abgerissen. Das baufällige Gebäude wurde auch als Geräteunterstand der OSB (Osnabrücker Servicebetriebs) genutzt.[8] Die Arbeiten für die Umgestaltung begannen im Oktober 2020.

Schlossgarten Open Air[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2015 wird im Osnabrücker Schlossgarten jährlich im Sommer das zweitägige Musikfestival Schlossgarten Open Air mit nationalen und internationalen Künstlern veranstaltet. Dabei wird die Bühne vor der Schlossterrasse aufgebaut, der Zuschauerbereich befindet sich auf der Schlosswiese. Pro Abend besuchen bis zu 12.000 Zuschauer das Festival. Veranstalter ist die Goldrush Festival GmbH, die zum Umfeld des Osnabrücker Rosenhofs gehört.[9] 2020 und 2021 fiel die Veranstaltung wegen der COVID-19-Pandemie aus, sie wurde auf das Jahr 2022 verschoben.[10]

Historie
Jahr Datum Freitag Samstag
2015 17. und 18. Juli Gregor Meyle, Tonbandgerät, Revolverheld Die Fantastischen Vier, Seven
2016 5. und 6. August Mark Forster, Rea Garvey, Max Giesinger & Band, Walking on Cars Cro (MTV Unplugged), Vona
2017 4. und 5. August Andreas Bourani, Silbermond, Wincent Weiss Afrob, Beginner, Samy Deluxe
2018 10. und 11. August Donots, Dropkick Murphys, Fiddler’s Green Sarah Connor, Nena, Daniel Wirtz
2019 16. und 17. August Max Giesinger, Michael Patrick Kelly, Lotte Jan Delay & Disko No. 1, Samy Deluxe (MTV Unplugged), Christian Steiffen
2022 26. und 27. August Bosse, Clueso, Luna Die Fantastischen Vier, Flo Mega & The Ruffcats, DJ Thomilla
(abgesagt aufgrund einer Verletzung von Smudo)
2023 18. und 19. August Die Fantastischen Vier, Flo Mega & The Ruffcats, DJ Thomilla Cro, Majan
2024 9. und 10. August Robin Schulz Pur

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Schlossgarten Osnabrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Wolf Schneider: Ernst August I. und Sophie von der Pfalz als Bischofspaar in Iburg und Osnabrück (1662–1672) in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, S. 200.
  2. Memoiren der Kurfürstin Sophie von Hannover: Ein höfisches Lebensbild aus dem 17. Jahrhundert, herausgegeben von Martina Trauschke, Wallstein Verlag Göttingen 2014, S. 120–147
  3. Wolf Schneider: Ernst August I. und Sophie von der Pfalz als Bischofspaar in Iburg und Osnabrück (1662-1672) in: Heimatjahrbuch Osnabrücker Land 2003, S. 204
  4. Restaurierung der Skulpturen im Schlossgarten Osnabrück [1] in: Baufachinformation
  5. a b Joachim Dierks: Vor 60 Jahren verschwanden die Nissenhütten. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 16. August 2022, S. 13.
  6. Klaus J. Bade, Hans-Bernd Meier und Bernhard Parisius (Hg.): Zeitzeugen im Interview. Flüchtlinge und Vertriebene im Raum Osnabrück nach 1945, Osnabrück 1997. ISBN 3-930595-63-X
  7. In: Neue Osnabrücker Zeitung vom 22. Februar 2019: Osnabrücker Schlossgarten wird zur Komfortzone; abgerufen am 20. Juli 2019
  8. In: Neue Osnabrücker Zeitung vom 4. April 2019: Kleines Gebäude im Osnabrücker Schlossgarten wird abgerissen; abgerufen am 20. Juli 2019
  9. Schlossgarten-Open-Air ab 2019 drei Tage lang?, noz.de, 6. August 2018, abgerufen am 13. April 2019.
  10. Julia Gödde-Polley: Neuer Termin für 2022: Wegen Corona: Schlossgarten Open Air in Osnabrück wird erneut verschoben. Abgerufen am 19. Juli 2021.

Koordinaten: 52° 16′ 14,4″ N, 8° 2′ 38,9″ O