Straßenbahn Arad

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Straßenbahn
Straßenbahn Arad
Bild
Bild
Ein ehemals Stuttgarter GT4 auf der Piața Podgoria
Basisinformationen
Staat Rumänien
Stadt Arad
Eröffnung 24. Oktober 1869
Elektrifizierung 1944
Betreiber C.T.P. Arad
Infrastruktur
Streckenlänge 48 km
Spurweite 1000 mm (Meterspur)
Stromsystem 750 Volt DC Oberleitung
Haltestellen 64
Betriebshöfe 2 (U.T.A. und Micălaca)
Betrieb
Linien 16
Linienlänge 100,17 km
Reise­geschwindigkeit 25 km/h
Fahrzeuge 170
Höchst­geschwindigkeit 60 km/h bzw.
30 km/h (nicht erneuerte Abschnitte)
Netzplan
Netzplan

Die Straßenbahn Arad ist das Straßenbahn-System der rumänischen Stadt Arad und stellt das Rückgrat des kommunalen Öffentlichen Personennahverkehrs dar. Das meterspurige Netz ist 48 Kilometer lang und wird von 16 Linien bedient. Davon sind elf Stadtlinien und fünf Überlandlinien, ihre kumulierte Länge beträgt 100,17 Kilometer. Zuständiges Verkehrsunternehmen ist die öffentlich-rechtliche Compania de Transport Public Arad, kurz C.T.P. Arad. Diese Gesellschaft ist auch für den Stadtbusverkehr verantwortlich.

Geschichte

Normalspurzeit

Die beiden Arader Pferdebahnstrecken auf einem Stadtplan von 1897
Abgestellte Staatsbahn-Güterwagen im Stadtzentrum

Die Geschichte des Arader Nahverkehrs begann am 6. Juli 1869, als die spätere Betreibergesellschaft Arader Straßenbahn- und Ziegeleifabrics-Actiengesellschaft die Konzession zum Aufbau einer normalspurige Pferdestraßenbahn erhielt.[1] Bereits am 24. Oktober 1869, damals gehörte die Stadt noch zum Königreich Ungarn, konnte das private Unternehmen die Bahn eröffnen. Sie diente auch dem Güterverkehr und führte vom Bahnhof ausgehend in südliche Richtung. Die Endstation befand sich etwa bei der heute Podul Traian genannten Brücke über den Mureș. Eine zweite Strecke führte ab 1873 vom Bahnhof aus in westliche Richtung der heutigen Calea Aurel Vlaicu folgend zur örtlichen Ziegelei im Stadtteil Gai. Deren Endstation befand sich vor dem Bahnübergang mit der Staatsbahn, entsprechend der heutigen Haltestelle Făt Frumos.

Die beiden Strecken wurden von drei Linien bedient, auf denen zusammen bis zu 19 Wagen im Einsatz waren.[2] 1913 übernahm die Stadt selbst den Betrieb. Diese stellte im gleichen Jahr die südliche Strecke ein, um eine Konkurrenzsituation zu einer seit 1908 parallel verkehrenden Kraftomnibuslinie zu vermeiden. Die verbleibende Strecke Richtung Westen wurde hingegen modernisiert, ab 1914 verkehrten auf ihr Dampfstraßenbahnlokomotiven und Verbrennungstriebwagen mit Benzinmotor.[3] Die Güterwagen der ungarischen Staatsbahn Magyar Államvasutak (MÁV) konnten fortan direkt zu privaten Gleisanschlüssen diverser Unternehmen zugestellt beziehungsweise abgeholt werden. Als die Armee im Ersten Weltkrieg die städtischen Omnibusse beschlagnahmte, wurde 1914 auch der Betrieb auf der Südstrecke wieder aufgenommen. Dorthin verkehrten wiederum Pferdebahnen. 1929 wurde schließlich der gesamte Straßenbahnverkehr auf Omnibusse umgestellt.

Meterspurzeit

Die Omnibusse verkehrten bis zum Zweiten Weltkrieg, als sie wiederum durch das Militär eingezogen wurden. Im Gegenzug erhielt die Stadt 14 meterspurige Triebwagen, die von der rumänischen Armee in Odessa erbeutet wurden und reaktivierte infolgedessen Anfang 1944 die Südstrecke zwischen dem Bahnhof und dem Rathaus auf der Piața Avram Iancu, diese war fortan meterspurig und elektrifiziert. Die Weststrecke wurde ebenfalls Anfang 1944 wieder in Betrieb genommen, sie war weiterhin normalspurig und wurde mit reaktivierten Dampf- und Benzintriebwagen bedient. Bereits im Herbst 1944 beendete der veränderte Frontverlauf diesen Notbetrieb wieder, zudem mussten die meterspurigen Wagen nach Odessa zurückgegeben werden.

Erst am 29. November 1946 konnte die elektrische Straßenbahn ihren Betrieb mit zwei neuen Wagen wieder aufnehmen. Gebaut wurden sie vom örtlichen Unternehmen Astra Automobil- und Waggonfabrik, damals unter Gheorghe Dimitrov firmierend. In den folgenden Jahren wurde das Straßenbahnsystem weiter ausgebaut, so dass 1950 auf einem Liniennetz von 11,18 Kilometern Länge mit zwölf Wagen, die 521.000 Kilometer zurücklegten, 6,82 Millionen Fahrgäste befördert wurden.[3]

In der sozialistischen Zeit wurde das Netz in alle Richtungen erweitert, zudem wurde ab 1978 ein Teil der ebenfalls meterspurigen und elektrifizierten Lokalbahn Arad–Podgoria in das städtische Straßenbahnnetz integriert. Diese verkehrte seit 1906 und hatte an der Piața Podgoria Anschluss an die Straßenbahn. Zum 1. Januar 1983 ging schließlich auch die Betriebsführung der ehemaligen Lokalbahn von der Staatsbahn an die damalige Intreprinderea Judeteanã de Transport Local Arad (I.J.T.L. Arad) über. Die nicht umgewandelten Lokalbahnstrecken wurden hingegen 1991 stillgelegt.

Netzentwicklung

Die einzelnen Streckenabschnitte des heutigen Straßenbahnnetzes gingen wie folgt in Betrieb:

  • 1944: Gara C.F.R. – Primărie
  • 1948: Primărie – Gara Aradul Nou
  • 1949: Gara C.F.R. – Făt Frumos
  • 1959: Făt Frumos – Piața Gai
  • 1973: Piața U.T.A. – Căpitan Ignat
  • 1978: Piața Podgoria – Vama Micălaca (Umwandlung Lokalbahnstrecke)
  • 1983: Vama Micălaca – DN 7 (Umwandlung Lokalbahnstrecke)
  • 1983: DN 7 – Combinatul Chimic
  • 1983: Căpitan Ignat – Piața Romană
  • 1984: DN 7 – Ghioroc (Umwandlung Lokalbahnstrecke)
  • 1986: Piața Podgoria – C.E.T.
  • 1987: Uzina Electrică – Billa
  • 2004: Băile Termale – Platforma Vest
  • 2004: Renasterii – Billa

Linien

Netz der Straßenbahn Arad im Jahr 2012

In Betrieb

  • Făt Frumos – Piața Romană
  • Platforma Vest – Făt Frumos (Gestrichene Linie)
  • Făt Frumos – Gara Aradul Nou
  • Piața Gai – Piața Romană
  • Făt Frumos – Uzina Electrică
  • Făt Frumos – Vladimirescu II
  • Piața Romană – Combinatul Chimic
  • Făt Frumos – Ghioroc
  • Piața Romană – Ghioroc
  • Combinatul Chimic – Ghioroc
  • Făt Frumos – Piața Sârbească – Piața Romană – Billa – Renașterii – Piața Podgoria – Piața Romană – Făt Frumos (Gestrichene Linie)

Zurzeit nicht in Betrieb

Folgende Linien werden aufgrund von Bauarbeiten zurzeit im Schienenersatzverkehr bedient:

  • Făt Frumos – Sere Grădiște
  • Făt Frumos – C.E.T. (Gestrichene Linie)
  • Piața Romană – Sere Grădiște
  • Piața Romană – C.E.T. (Gestrichene Linie)

Fahrzeuge

Ein inzwischen nicht mehr im Einsatz befindlicher Timiș2-Zug

Der Fahrzeugpark der Straßenbahn Arad besteht neben einigen wenigen, seinerzeit neu beschafften T4R des tschechoslowakischen Herstellers Tatra überwiegend aus deutschen und österreichischen Gebrauchtwagen folgender Typen:

Einheimische Großraum-Züge der Bauart Timiș2 befinden sich seit 2008 nicht mehr im Einsatz. 2014 und 2015 erhält Arad außerdem sechs Niederflurwagen des Typs Imperio von Astra Vagoane Călători mit elektrischer Ausrüstung von Siemens, welche die ersten barrierefreien Fahrzeuge in der Stadt sind. Die ersten zwei Niederflurbahnen sind Ende November 2014 geliefert worden und kommen nach den Testphasen in Betrieb.

Literatur

  • A. Günther, S. Tarkhov, C. Blank: Straßenbahnatlas Rumänien 2004. Arbeitsgemeinschaft Blickpunkt Straßenbahn e.V., Berlin 2004, ISBN 3-926524-23-5.

Weblinks

Commons: Straßenbahn Arad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Monografii: De la tramvaiul cu cai, la primul autobuz auf www.actualitati-arad.ro
  2. Kurze Geschichte des Straßenbahnnetzes (rumänisch)
  3. a b Elektrotraktion in der Stadt Arad (ro)