Tierpark Hagenbeck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Juli 2016 um 10:59 Uhr durch 88.215.116.86 (Diskussion) (→‎Weiteres: Tippfehler korrigiert, Grammatik korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tierpark Hagenbeck
Vollständiger Name Tierpark Hagenbeck
ehem. Hagenbecks Tierpark
Tropen-Aquarium Hagenbeck
Ort Lokstedter Grenzstraße 2
22527 Hamburg-Stellingen
Fläche 19 Hektar
Eröffnung 7. Mai 1907
Tierarten 210 im Tierpark
300 im Tropen-Aquarium
Individuen 1860 Tiere (Tierpark) (31. Dez. 2014)
circa 14.300 Tiere (Tropen-Aquarium)
Besucherzahlen 1.060.236 (2014)[1]
Organisation
Leitung Friederike Hagenbeck
Bettina Hagenbeck
Trägerschaft Tierpark Hagenbeck GmbH
Förderorganisationen Verein der Freunde des
Tierparks Hagenbeck e. V.
Stiftung Hagenbeck
Mitglied bei circa 25, unter anderem:
WAZA, EAZA, VdZ
www.hagenbeck.de
Positionskarte
Tierpark Hagenbeck (Hamburg)
Tierpark Hagenbeck (Hamburg)

Koordinaten: 53° 35′ 47″ N, 9° 56′ 16″ O

Der Tierpark Hagenbeck (ehemals Hagenbecks Tierpark) ist ein Tierpark in Hamburg. Der im Stadtteil Stellingen gelegene Tierpark ist ebenso wie das 2007 daneben eröffnete Tropen-Aquarium Hagenbeck in Familienbesitz. Er geht auf die im Jahr 1863 von Carl Hagenbeck sen. begründete Carl Hagenbeck’s Handels-Menagerie am Spielbudenplatz im Stadtteil St. Pauli zurück, die 1874 von Carl Hagenbeck jun. zum Neuen Pferdemarkt verlegt wurde. Am 7. Mai 1907 eröffnete er den weltweit ersten Tierpark ohne Gitter am jetzigen Standort außerhalb der Stadt.[2] Er gehört mittlerweile zum Hamburger Bezirk Eimsbüttel und wird im Volksmund zumeist nur als Hagenbeck (zu Hagenbeck gehen) bezeichnet. Der Tierpark ist Gastgeber und Handlungsort der NDR-Fernsehserie Leopard, Seebär & Co.

Park

Ehemaliger Haupteingang

Die Parkanlage umfasst 25 Hektar und bietet ein Wegenetz von mehr als sechs Kilometern Länge. Neben vielen Freigehegen gibt es im Tierpark Hagenbeck viele Pflanzen aus aller Welt zu besichtigen. Der bekannteste Bewohner des Tierpark Hagenbeck war das Walross Antje, das am 17. Juli 2003 im Alter von 27 Jahren starb. Zuvor war die Walross-Dame über viele Jahre NDR-Maskottchen gewesen. Zu erreichen ist der Tierpark Hagenbeck mit Bussen und der U-Bahn-Linie U2 – er liegt an der Haltestelle Hagenbecks Tierpark.

Geschichte

Adolph Friedländer: Plakat für eine Lappen-Völkerschau bei Carl Hagenbeck 1893/94
Kaiser Wilhelm II. begegnet einer Gruppe Äthiopier bei einer Völkerschau im Tierpark Hagenbeck (1909)
Pagode neben dem Haupteingang
Parkanlage „Afrika-Panorama“ mit künstlichen Felsen
Delfinvorführung Mitte der 1980er Jahre: Großer Tümmler
Skulptur von Stephan Balkenhol vor dem Eingang zum Tierpark

Der Fischhändler Gottfried Hagenbeck stellte 1848 sechs Seehunde in der Hansestadt aus. 15 Jahre später betrieb er ein Tiergeschäft auf dem Spielbudenplatz 19. Sein ältester Sohn Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck übernahm 1866 das Geschäft und baute es aus. Es wurde zur größten Tierhandlung der Welt. Er eröffnete ein größeres Geschäft am Pferdemarkt 13 und nannte dieses „Hagenbeck’s Thierpark“.

1875 sah er einen Markt mit einer Völkerschau, woraufhin er viele große Völkerschauen, unter anderem mit Inuit (Eskimo), einer Lappländerfamilie und Massais, veranstaltete. Um 1900 wurden Afrikaner und Indianer in Völkerschauen auch in Hagenbecks Tierpark gezeigt, wozu es in einem Teil des Parks eigene Kulissen gab. Kommerziell waren diese Völkerschauen überaus erfolgreich. In keinem Verhältnis dazu standen die geringen Entlohnungen der Dargestellten, die häufig unter falschen Versprechungen angeworben wurden. Auch die medizinische Betreuung war mangelhaft: Eine Inuit-Dorfgemeinschaft starb an Pocken, weil man vergessen hatte, sie zu impfen.[3]

1887 eröffnete Hagenbeck seinen ersten Zirkus, in dem später auch dressierte Löwen gezeigt wurden. 1896 erfand er eine Zooanlage ohne Gitter. Diese Erfindung wurde zum Patent angemeldet. Zum ersten Mal konnten die Tiere in einer annähernd artgerechten Umgebung gezeigt werden. Dieser Plan wurde 1907 im damals preußischen Stellingen (ab 1937/38 zu Hamburg) umgesetzt. Der Nachbau einer artgerechten Umgebung wurde von vielen anderen Zoos übernommen. Die Söhne Carl Hagenbecks, Lorenz und Heinrich Hagenbeck, führten das Werk ihres Vaters fort. 1916 gründete Lorenz Hagenbeck den „Circus Carl Hagenbeck“, der weite Teile der Welt bereiste. 1928 erschien der Dokumentarfilm Bei Carl Hagenbeck in Stellingen der Vera-Filmwerke.

Im Jahre 1943 wurde während der Operation Gomorrha der gesamte Park durch Fliegerbomben zerstört. Nur mit großen finanziellen Investitionen der Familie Hagenbeck konnte der Zoo wieder erbaut werden. Er wurde größer und mit mehr Platz für die Tiere neu gestaltet. Nach den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg beteiligten sich auch indische Elefanten von Hagenbeck an der Trümmerbeseitigung und dem Wiederaufbau, sowohl im Zoo als auch in der Innenstadt.

Von 1971 bis 1996 gab es ein Delphinarium, in dem Delfine (Großer Tümmler), Seelöwen und Ende der 70er auch ein Schwertwal gezeigt wurden. Proteste von Tierschützern, Unrentabilität und der Tod des jungen Tümmlers „Sindbad“ während einer Vorführung im Jahr 1992 führten dazu, dass das Delphinarium endgültig geschlossen wurde. Es wurde abgerissen, und an seiner Stelle entstand das neue Tropen-Aquarium und ein Anbau am Elefantenhaus. In unmittelbarer Nähe steht seit 2003 der neue Haupteingang.

Im Mai 2009 wurde das Lindner Park-Hotel Hagenbeck als weltweit erstes Tierpark-Themenhotel eröffnet.[4]

Status

Der Tierpark ist der einzige im Privatbesitz befindliche Großzoo Deutschlands, der zudem ohne reguläre staatliche Beihilfen auskommt. Da die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern lediglich den laufenden Betrieb decken, wurde 1998 zur weiteren Unterstützung Hagenbecks der Verein der Freunde des Tierparks Hagenbeck e. V. gegründet. Ebenfalls der Unterstützung verschrieben hat sich die Stiftung Tierpark Hagenbeck. Der Tierpark wird heute von Friederike Hagenbeck und Bettina Hagenbeck geführt.

Gehege

Elefanten-Anlage

Elefanten-Freilaufhalle

Direkt hinter dem Eingang befinden sich die große Freianlage und die Freilaufhalle für die Asiatischen Elefanten. Die Freianlage lässt sich in einen Herdenbereich und ein Mutter-Kind-Gehege teilen. Zusätzlich gibt es ein Bullengehege, das auch als Hochzeitsgehege dient. Hier kann sich der Bulle ungestört mit seiner jeweiligen Favoritin aufhalten. Der große Herdenbereich wurde bereits 1937 erbaut. Zusätzlich gibt es einen nicht einsehbaren Bullenkral. Die Gesamtfläche aller Freianlagen beträgt etwa 8.000 m².

Seit November 2006 besitzt der Zoo eine 500 m² große Freilaufhalle, die optisch einer Tempelruine nachempfunden ist. Die Abgrenzung zum Besucher wird durch einen Wassergraben gebildet, der auch als Badebecken dient. Neben der Freilauffläche gibt es noch einen Boxenbereich und einen Geburtsstall, in dem die Elefantenkuh in der Gruppe ihr Baby zur Welt bringen kann. Insgesamt stehen den Elefanten im Haus 1.100 m² zur Verfügung.

Das Bullenhaus, das 1980 als erstes in Deutschland gebaut wurde, ist nicht einsehbar. Derzeit lebt hier der aus dem Tierpark Hellabrunn entliehene Gajendra.[6]

Das Eismeer

Das neue Eismeer fußt auf historischem Boden: Mit der Tierpark-Eröffnung 1907 weihte der Gründer Carl Hagenbeck hier das „Nordland-Panorama“ ein und präsentierte damals weltweit erstmals eine arktische Landschaft mit Tieren, die nur durch Gräben von den Besuchern getrennt waren. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Eismeer-Panorama schwer beschädigt, und Hagenbeck konnte später lediglich Teile der Anlage wiederherstellen. Im Laufe der Jahrzehnte führten Witterung und Abnutzung zu großen Schäden an den Kunstfelsen. Kleine Schönheitsreparaturen reichten nicht mehr aus, daher war Hagenbeck 2009 gezwungen, die baufällig gewordene historische Anlage abzureißen und sie möglichst bald unter Berücksichtigung der Auflagen des Denkmalschutzes und modernem Standard entsprechend neu zu errichten.

Die 21 Mio. Euro teure neue Eismeer-Anlage wurde am 5. Juli 2012 eröffnet. Das Energiekonzept beinhaltet Regen- und Brauchwassernutzung, geothermische Wärmetauscher und solar erzeugten Strom. Eine Gesamtfläche von mehr als 8.000 m² und innovative Kälte- und Wassertechnik sorgen dafür, dass die tierischen Bewohner naturnahe Bedingungen vorfinden. 1.200 m² Wasserfläche und 5,3 Mio. l Wasser – das sind mehr als 35.000 gefüllte Badewannen – in verschiedenen Becken bieten den Tieren viel Platz. Beobachtungen von tauchenden Eisbären, Seebären, Walrossen und Pinguinen sind durch große Panoramascheiben möglich. Das Eismeer beherbergt Deutschlands einzige Walross-Zuchtgruppe. Am 15. Juni 2014 wurde das Walrossbaby Thor geboren; seine Mutter ist Dyna und sein Vater Odin. Es ist das erste in Deutschland geborene Walross.[7]

Am 5. Juni 2015 wurde ein weiteres Walrossbaby geboren, diesmal ein Weibchen. Ihre Mutter ist Polosa und ihr Vater ist Odin. Sie ist nach Thor somit das zweite in Deutschland geborene Walross.[8] Verschiedene Seevogelarten leben in der begehbaren Seevogel-Voliere, für die eine spezielle Wellenanlage entwickelt wurde. Antarktische Pinguine – Eselspinguine und Königspinguine – können in ihrem neuartigen Gehege nicht nur schwimmen, sondern mit Klettern, Rutschen und Hüpfen ihr gesamtes Repertoire an natürlichen Bewegungsabläufen nutzen. Der Einsatz von Kühlmaschinen sorgt in dieser Gehege-Anlage ganzjährig für Temperaturen von 7 °C.

Weitere Anlagen

Robbenfütterung im ehemaligen Nordlandpanorama
Walross Antje 1982

Tropen-Aquarium Hagenbeck

Falscher Clownfisch (Amphiprion ocellaris) im Tropen-Aquarium Hagenbeck
Impressionen (Mai 2015)

Zum hundertjährigen Jubiläum des Tierparks eröffnete im Mai 2007 das Tropen-Aquarium als eigenständige Attraktion. Nachdem das seit 1959 im Park bestehende Troparium 2005 geschlossen worden war, begannen Ende desselben Jahres die Arbeiten für den Neubau neben dem Eingang zum Tierpark. Für 24 Millionen Euro entstand ein 8000 Quadratmeter umfassendes Gebäude, das äußerlich einer Festungsanlage ähnelt und in die Themenbereiche Tropenwelt, Höhlenwelt, Giftschlangendorf und Unterwasserwelt gegliedert ist. Dort sind 14.300 exotische Tiere beheimatet.

In Rückbesinnung auf Carl Hagenbecks Ideen sind Biotop-Anlagen wie die des Klippschliefers entstanden, die sich in der Gestaltung an den natürlichen Lebensräumen orientieren und entsprechend mehrere Arten umfassen. Wie beim Tierpark auch wurden Wassergräben und ähnliche Hindernisse eingesetzt, um die freie Sicht der Besucher auf die Anlagen zu ermöglichen. Die Unterwasserwelt enthält 29 Süß- und Seewasseraquarien, von denen das größte mit 1,8 Millionen Litern Wasser gefüllt ist. Eine 14 Meter lange und 6 Meter hohe, konkav gebogene Acrylscheibe gewährt dort Einblick in das Hai-Atoll.

Insgesamt werden im Tropen-Aquarium über 300, zum Teil gefährdete, Arten gezeigt, darunter beispielsweise Kattas, Schlangen, Haie, Rochen, Krokodile, Fledermäuse, Echsen, Frösche und Spinnen.

Weiteres

Der Sala am Birma-Teich ist ein Geschenk von Wolfgang Krohn (thailändischen Honorargeneralkonsul in Hamburg) und wurde 2002 von Maha Chakri Sirindhorn eingeweiht.

Fotografieren im Park

Das Anfertigen von Ton-, Film-, Foto- und Videoaufnahmen für den privaten Gebrauch ist im gesamten Park erlaubt. Das anschließende Publizieren – auch auf nicht kommerziellen, privaten Webseiten – erfordert die vorhergehende schriftliche Genehmigung durch den Tierpark Hagenbeck.[9]

Siehe auch

Literatur

  • Schümanns Hamburger. Die Exoten der Stadt. Die Hagenbecks. Klaus Schümann Verlag. Hamburg, ca. 2007.
  • Matthias Gretzschel und Ortwin Pelc: Hagenbeck. Tiere, Menschen, Illusionen. Hamburger Abendblatt. Axel Springer Verlag 1998. ISBN 3-921305-50-0.
  • Matthias Gretzschel, Klaus Gille, Michael Zapf (Fotos): Hagenbeck. Ein zoologisches Paradies. Carl Hagenbeck GmbH, Hamburg 2007. ISBN 978-3-86108-873-8.
  • Nastasja Klothmann: Gefühlswelten im Zoo. Eine Emotionsgeschichte 1900–1945. Diss. phil. Hamburg, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3022-0.
  • Kulturbehörde Hamburg. Denkmalschutzamt (Hrsg.): Carl Hagenbecks Tierpark. In: Denkmalpflege Hamburg Nr. 15 1997.
  • Günter H. W. Niemeyer: Hagenbeck. Geschichte und Geschichten. Hans Christians Verlag, Hamburg 1972. ISBN 3-7672-0189-5 (mit Stammbaum der männlichen Hamburger Hagenbecks auf der vorderen Innenseite).
  • Eigel Wiese: Das Hagenbeck-Buch. Historika Photoverlag, Hamburg 1995. ISBN 3-929307-15-4 (mit Stammbaum der Hagenbeck-Familie, S. 143).

Weblinks

Commons: Tierpark Hagenbeck – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Tierpark Hagenbeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tierpark Hagenbeck Webseite des VdZ, abgerufen am 11. März 2016
  2. Carl Hagenbeck: Von Tieren und Menschen, Leipzig 1927
  3. Regina Kusch: Der König der Tiere: 100. Todestag des Zoodirektors Carl Hagenbeck. In: Deutschlandradio Kultur. 14. April 2013
  4. Hamburger Abendblatt: „Lindner Park-Hotel Hagenbeck wird heute eröffnet“ (vom 6. Mai 2009)
  5. Hagenbecks neue Walross-Dame
  6. Ab jetzt im Freigehege – Elefant Gajendra ist ganz angekommen. Homepage des Tierparks Hagenbeck, abgerufen am 24. Juli 2014.
  7. Eine „gewichtige“ Sensation – Deutschlands erstes Walrossbaby ist da Meldung auf der Homepage des Tierparks Hagenbeck vom 2. Juli 2014.
  8. Zweite Walrossgeburt. Walrossnachwuchs bei Hagenbeck
  9. AGB von Hagenbeck, Punkt IV, Absatz 7. Abgerufen am 24. März 2013.