USATC-Klasse S 160

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USATC S 160
ÖBB Reihe 956 / ČSD-Reihe 456.1 / MÁV-Reihe 411 / FS 736 / SŽD ША / JDŽ 37 / OSE Θγ / TCDD 45 171–220 / PKP Tr201, Tr203 / CR KD6
Nummerierung: ÖBB 956.01–16, 117–130
ČSD 456.101–180
MÁV 411.001–483
FS 736.001–248
SŽD ША 1–200
JDŽ 37.001–065
OSE Θγ 521–537, 551–560, 571–595
TCDD 45 171–220
PKP Tr201-1–Tr201-75, Tr203-1–Tr203-500
Anzahl: 2120
Hersteller: Baldwin, Philadelphia, USA
ALCO, USA
LIMA, USA
Baujahr(e): 1942–1945
Ausmusterung: ÖBB: bis 1955
ČSD: bis 1973
Achsformel: 1’Dh2
Spurweite: 1435 mm, 1520 mm, 1067 mm
Länge über Puffer: 18.338 mm
Höhe: 3924 mm
Fester Radstand: 4725 mm
Gesamtradstand: 7087 mm
Reibungsmasse: 49,7 t
Radsatzfahrmasse: 16,0 t
Höchstgeschwindigkeit: 75 km/h
Indizierte Leistung: 1200 PS
Treibraddurchmesser: 1448 mm
Laufraddurchmesser: 0880 mm
Steuerungsart: Heusinger-Walschaert
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 482 mm
Kolbenhub: 660 mm
Kesselüberdruck: 16 bar
Anzahl der Heizrohre: 150
Rostfläche: 3,81 m²
Überhitzerfläche: 61,50 m²
Verdampfungsheizfläche: 164,0 m²
Tender: Z
Wasservorrat: 26 m³/ 24 m³
Brennstoffvorrat: 10 m³
Bremse: Westinghouse-Druckluftbremse
Die bei der Keighley and Worth Valley Railway erhaltene USATC 5820, ex PKP Tr203-474

Die USATC Klasse S 160 waren Kriegslokomotiven des United States Army Transportation Corps USATC. Diese Lokomotiven mussten weltweit einsetzbar sein und hatten daher englisches Lichtraumprofil, das für Vollspurbahnen eines der kleinsten ist. Insgesamt wurden 2120 Stück von Baldwin, ALCO und LIMA gefertigt, womit diese Klasse zu den meistgebauten Lokomotiven der Welt gehört. Die meisten Maschinen waren kohlegefeuert, einige der zuletzt gebauten ölgefeuert.

Einsatz der S 160

Die S 160 in Großbritannien

Die ersten Maschinen kamen ab 27. November 1942 nach Großbritannien. Sie wurden leihweise bei den vier großen Eisenbahngesellschaften eingesetzt (174 bei der GWR, 168 bei der LNER, 50 bei der LMS und sechs bei der SR). Vier Stück fanden beim englischen Militär Verwendung.

Die S 160 in Kontinentaleuropa

Nach der Invasion der Alliierten am 6. Juni 1944 begannen die Lieferungen der USATC S 160 nach Kontinentaleuropa. Die ersten Maschinen kamen von England, wo sie schon für diesen Zweck vorrätig gehalten worden waren. Die erste Überstellung umfasste 14 Stück, die im Juni 1944 nach Cherbourg kamen.

Da alle Lokomotiven zur Zeit des U-Boot-Krieges per Schiff über den Atlantik transportiert wurden, gingen einige verloren. Bekannt sind 18 Stück, die mit ihren Transportschiffen versenkt wurden.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Lokomotiven der USATC S 160-Klasse in vielen Ländern eingesetzt.

Reihe 736 in Italien

Ab Januar 1944 wurden insgesamt 244 Stück S 160 nach Italien überstellt. Die Maschinen kamen einerseits aus Nordafrika und andererseits direkt aus den USA.

Nach Ende des Krieges übernahm die FS alle Maschinen als 736.001–248, wobei 736.244–248 fünf von sechs Maschinen waren, die im Hafen von Rimini versenkt worden waren, aber gehoben werden konnten, und die sechste Lok als Ersatzteilspender verwendet wurde.

Im zweiten Halbjahr 1959 wurden 25 Stück an die Griechischen Staatsbahnen OSE verkauft.

Reihe ШA in der Sowjetunion

1943 wurden 200 Stück S 160 in die Sowjetunion geliefert. Sie wurden als SŽD ШA 1–200 (transliteriert SchA, wobei „A“ für Amerika stand) bezeichnet. Sechzig waren eigentlich von der USATC-Klasse S 166 und fünfzig gehörten zur USATC-Klasse S 162, die sich in Details von den S 160 unterschieden. Sechs Maschinen gingen auf dem Seeweg verloren, eine blieb für Testzwecke in den USA. Die Lokomotiven wurden bereits passend zur dortigen Breitspur mit 1520 mm geliefert, waren aber sonst nicht an die örtlichen Gegebenheiten angepasst, sodass sie bald umgebaut wurden, wobei sie auch wetterfeste Führerhäuser erhielten.

Die für sowjetische Begriffe leichten Maschinen wurden auf der Oktoberbahn (Oktjabrskaja) zwischen Leningrad, Tallinn und Moskau eingesetzt.

1959 bis 1962 wurden die meisten Lokomotiven nach Nordkorea abgegeben und auf Regelspurweite 1435 mm umgespurt.

1957 wurden 50 Maschinen für den Einsatz auf dem kapspurigen Netz von Sachalin auf 1067 mm umgespurt und erhielten die Bezeichnung ШУ (SchU), wobei „U“ vermutlich für Ulan-Ude stand, wo ein Teil der Maschinen umgespurt wurde.

Reihe 37 in Jugoslawien

Ab 1945 kamen auf Initiative der UNRRA insgesamt 65 Stück S 160 nach Jugoslawien. Sie wurden als JDŽ 37.001–065 bezeichnet und auf den Strecken Slavonski BrodBelgrad, VrpoljeSarajevo und SisakSplit eingesetzt. Eine weitere S 160 (USATC 3242) kam ebenfalls nach Jugoslawien. Die Lokomotiven wurden Ende der 1960er Jahre wegen defekter Kessel ausgeschieden.

Reihe 956 in Österreich

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die ÖBB 30 Stück der Klasse S 160 vom USATC. Die 30 Maschinen wurden von der ÖBB als 956.01–16 und 956.117–130 eingereiht. Dabei bezeichneten die 956.1 gegenüber der Reihe S 160 unveränderte Lokomotiven, während die anderen 16 Maschinen den österreichischen Gepflogenheiten angepasst wurden und etwa größere Führerhäuser bekamen. Da sich die „Klapperschlangen“ – wie sie genannt wurden – nicht wirklich bewährten, wurden die meisten Vertreterinnen der Reihe 956 bereits 1955 ausgemustert. Die 956.129 folgte 1956. Die 956.130 wurde 1955 zur Vorheizanlage Vz 900735, 956.14 detto Vz 0 1026 aber erst 1957. Letztere war in Attnang-Puchheim stationiert und wurde erst 1971 als solche ausgemustert.

Die S 160 in Deutschland

1947 waren 40 Stück S 160 von Bremen aus bei der Deutschen Reichsbahn unterwegs. Mit ziemlicher Sicherheit waren das die einzigen Maschinen dieses Typs in Deutschland. Nach dem Ende dieses Einsatzes wurden sie höchstwahrscheinlich nach Ungarn überstellt.

Reihe Θγ in Griechenland

1947 kamen 27 Stück S 160 nach Griechenland. Sie wurden als OSE Θγ 521–537 (Thg) und 551–560 bezeichnet, wobei erstere kohle-, letztere ölgefeuerte Maschinen waren. Die während der zweiten Jahreshälfte 1959 von Italien nach Griechenland verkauften 25 Lokomotiven bekamen die Nummern 571–595.

Reihe 45 in der Türkei

1947 kamen 50 Stück S 160 in die Türkei. Sie wurden als TCDD 45 171–220 bezeichnet und geringfügig umgebaut. So wurde die Luftpumpe an der Seite der Rauchkammer positioniert und die Rauchkammertür verändert. Sie waren bis Ende der 1980er Jahre im Einsatz. Zwei Maschinen kamen in Militärdienste.

Reihe 456.1 in der Tschechoslowakei

Auch die Tschechoslowakische Staatsbahn ČSD übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg 80 Lokomotiven der Klasse S 160 als Wiederaufbauhilfe von der USATC und ordnete sie in die Reihe 456.1 ein. Die Lokomotiven wurden in den Depots Brno, Olomouc und Bratislava beheimatet und vor allem vor schweren Güterzügen eingesetzt. Ende der 1960er Jahre mussten die meisten Lokomotiven wegen Kesselschäden abgestellt werden. Die letzte 456.1 schied 1973 aus dem Betriebsdienst aus.

Reihe 411 in Ungarn

Erhaltene MÁV Lokomotive 411,118 in Magyar Vasúttörténeti Park

Die MÁV beschaffte 1947 aus amerikanischen Beständen 510 Stück der USATC 160, die sie als Reihe 411 bezeichnete. 483 Stück wurde in Dienst gestellt, die anderen dienten als Ersatzteilspender. Die Maschinen wurden nicht als kurzfristige Aushilfe angesehen, sondern sollten den Güterverkehr für zwei Jahrzehnte bewältigen. Daher entschloss man sich zu großzügigen Umbauten entsprechend den ungarischen Gegebenheiten. So erhielten etwa die Stehkessel bewegliche Stehbolzen, Blasrohr und Schornstein wurden gegen ungarische Fabrikate getauscht, die Einheitsrauchkammertüre der MÁV wurde eingebaut, der Umsteuerungshebel gegen eine Steuerspindel getauscht und die Tenderräder durch bessere ersetzt. Zusätzlich wurde eine ungarische Speisewasserbehandlung und das Zirkulationsverfahren installiert, womit der Kessel geschont werden konnte.

Reihen Tr201 und Tr203 in Polen

Von Juli 1946 bis Oktober 1947 erhielt die Polnische Staatsbahn PKP 575 Stück S 160. Die ersten 75 Stück kamen auf Initiative der UNRRA und erhielten die Bezeichnung Tr201-1–Tr201-75. Die restlichen 500 Stück kamen direkt von USATC und wurden als Tr203-1–Tr203-500 bezeichnet, obwohl es keine Unterschiede zu den erstgelieferten Maschinen gab.

Die Lokomotiven wurden geringfügig umgebaut (Schornsteinhöhe) und vor Güterzügen eingesetzt. Als die PKP Mitte der 1950er Jahre bemerkte, dass sich der Zustand der Kessel ihrer Baureihe Ok22 zunehmend verschlechterte, beschloss sie, die noch in gutem Zustand befindlichen Kessel der Tr203 für die Ok22 zu verwenden und auf den somit kessellosen Tr203 neue kleine Kessel zu installieren. Auf diese Art wurden zwei Ok22 zu Ok55 und eine ehemalige Tr203 zu einer Tenderlokomotive TKr55 umgebaut.

Möglicherweise erhielt die PKP auch noch 30 weitere S 160 als Ersatzteilspender.

Die S 160 in den USA

Sieben Stück der S 160 blieben nach ihrer Lieferung in den USA. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen zwölf Stück nach Alaska, wobei auch zwei aus Europa zurückkehrten. Sechs dieser zwölf Maschinen blieben bis 1955 in Betrieb.

1958 wurden fünf Lokomotiven aus Alaska an eine Privatbahn nach Spanien verkauft. Darunter befand sich auch eine Maschine, die schon einmal in Europa war. Dies ist die einzige Lokomotive dieser Type, die den Atlantik dreimal überquerte.

Die S 160 in anderen Staaten

Neben den oben genannten kamen S 160 auch noch nach Südkorea (101 Stück), China (40 Stück als CR-Baureihe KD6), Tunesien (6 Stück), Algerien (25 Stück), Marokko (4 Stück), Indien (60 Stück) und Jamaika (2 Stück als USATC-Klasse S 161).

Erhaltene S 160

Folgende S 160 sind in Europa erhalten geblieben:

  • UK (USATC 5820, ex PKP Tr203-474) bei der Keighley and Worth Valley Railway
  • UK (USATC 3383) bei der Mid Hants Railway
  • UK (USATC 2089, ex PKP Tr203-288) bei der North Yorkshire Moors Railway
  • UK (USATC 1631, ex MÁV 411.388) bei der East Lancashire Railway
  • TCCD 45172
  • MÁV 411,118 (ex USATC 3540)
  • MÁV 411,264 (ex USATC 2781)
  • MÁV 411,358 (ex USATC 1613)
  • PKP Tr201-51
  • PKP Tr203-296 (ex USATC 2438, ALCO 70787, 1943)

Literatur

Weblinks