Wolterslage

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Wolterslage
Koordinaten: 52° 49′ N, 11° 51′ OKoordinaten: 52° 49′ 15″ N, 11° 50′ 46″ O
Höhe: 23 m ü. NHN
Fläche: 5,21 km²[1]
Einwohner: 31 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 6 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1974
Eingemeindet nach: Königsmark
Postleitzahl: 39606
Vorwahl: 039390
Wolterslage (Sachsen-Anhalt)
Wolterslage (Sachsen-Anhalt)

Lage von Wolterslage in Sachsen-Anhalt

Dorfkirche Wolterslage
Dorfkirche Wolterslage

Wolterslage gehört zur Ortschaft Königsmark und ist ein Ortsteil der kreisangehörigen Hansestadt Osterburg (Altmark) im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt.[3]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wolterslage, ein langgestrecktes Marschhufendorf,[1] liegt am Wolterslager Straßengraben, etwa zwei Kilometer nördlich von Königsmark und etwa 7½ Kilometer nordöstlich von Osterburg im Landschaftsschutzgebiet Altmärkische Wische, einem Niederungsgebiet zwischen den Flüssen Elbe und Biese.[4]

Die Gemarkung Wolterslage wird im Norden und Osten durch die Beverlake und im Süden durch ungefähr durch den Seegraben Iden begrenzt.[4]

Nachbarorte sind Meseberg und Wenddorf im Westen, Rethhausen im Nordwesten, Rengerslage im Osten, Wasmerslage und Königsmark im Süden.[4]

Ortsteilgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Ortsteil Wolterslage gehören neben dem Dorf Wolterslage die Wohnplätze Blankensee und Rethhausen.[5]

Am Anfang des 19. Jahrhunderts lag südöstlich von Wolterslage am Seegraben Iden (Große Wässerung) eine Windmühle, die Woltersmühle, auch Eckerts-Mühle genannt,[6] möglicherweise identisch mit dem Wohnplatz Eggertsmühle, der am Ende des 19. Jahrhunderts aufgeführt wird.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter bis Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1232 wurde Wolterslage erstmals erwähnt, als Propst, Priorin und Konvent des Benediktinerinnenklosters in Arendsee der Stendaler Nikolaikirche unter anderem einen Zins in Höhe von 10 Schillingen verkauften, den sie in Wolterslage besaßen.[7][8] 1343 wies Markgraf Ludwig den von Dequede die Bede von 8½ Hufen to wolterslaghe im Wert von 20 Mark Silber zu.[9] Weitere Nennungen sind 1542 Wolterschlage, 1687 Wolterschlage,[1] 1804 Dorf und Gut Wolterschlage mit Windmühle.[10] 1842 hieß es dann so wie heute Wolterslage.[11]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gutshaus Wolterslage

Ab 1618 bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war das Rittergut mit Unterbrechungen im Besitz der von Redern. Über die Familie von Bandemer kam das Gut im Jahre 1823 an die Familie von Knoblauch auf Osterholz, in deren Besitz es bis 1913 blieb.[12] 1928 gehörte das Gut Fritz Friedrichs.[1]

Bei der Bodenreform wurden 1945 ermittelt: drei Besitzungen über 100 Hektar mit zusammen 378 Hektar, 26 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 632 Hektar, eine Kirchenbesitzung hatte 3,5 Hektar. Enteignet wurden das Gut und ein Bauernhof mit zusammen 284,8 Hektar. 1948 hatten 25 Vollsiedler jeder über 5 Hektar und 19 Kleinsiedler jeder unter 5 Hektar Landfläche aus der Bodenreform erworben. Im Jahre 1953 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „7. Oktober“, später die LPG Typ I „Schwarze Erde“, die 1968 an die LPG Typ III abgeschlossen wurde. 1974 entstand die LPG „25 Jahre DDR“ Königsmark.[1]

Das Landhaus Menner war von 2005 bis Ende 2014 ein Gastronomie- und Landwirtschaftsbetrieb der Familie Menner. Besonders bekannt war die traditionelle Stallweihnacht, die zusammen mit dem Kultur- und Sportverein Königsmark veranstaltet worden war.[13]

Im März 2017 wurde berichtet, dass ein Wolf in einem Damwildgehege in Wolterslage eine trächtige Dammkuh gerissen hatte.[14]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1974 wurden zwei etwa 3000 Jahre alte Tonscherben einer Urne aus der Eisenzeit an das Kreisheimatmuseum Osterburg übergeben, die in der Kiesgrube bei Wolterslage geborgen worden waren.[15]

Herkunft des Ortsnamens[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Wolter“ ist der Name einer Person. Der zweite Teil des Namens „lage“ steht für „Grenzzeichen“ oder „Gebiet“.[16]

Eingemeindungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dorf und Gut gehörten bis 1807 zum Seehausenschen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark, danach bis 1813 zum Stadtkanton Osterburg im Königreich Westphalen, ab 1816 kamen beide in den Kreis Osterburg, den späteren Landkreis Osterburg in der preußischen Provinz Sachsen.[1]

Der Gutsbezirk Wolterslage[17] wurde wahrscheinlich schon vor 1905 mit der Landgemeinde Wolterslage vereinigt.[18] Am 1. April 1936 wurden die Gemeinden Blankensee und Rethhausen aus dem Landkreis Osterburg in die Gemeinde Wolterslage eingegliedert.[19] Die Orte werden seitdem als Wohnplätze von Wolterslage geführt. Am 25. Juli 1952 wurde die Gemeinde Wolterslage in den Kreis Osterburg umgegliedert. Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Wolterslage in die Gemeinde Königsmark eingemeindet.[20]

Am 1. Juli 2009 erfolgte der Zusammenschluss der Gemeinde Königsmark mit anderen Gemeinden zur neuen Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark).[21] Der Ortsteil Wolterslage kam dadurch zur neuen Ortschaft Königsmark und zur Hansestadt Osterburg (Altmark).

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1734 1775 1789 1798 1801 1818 1840 1864 1871 1885 1892 1895 1900 1905
Dorf Wolterslage 51 75 83 62 96 168 140 61 63 61 108[22] 62 112[22] 100
Gut Wolterslage 49 56 38 64 44 007
Eggertsmühle 08 09
Jahr Einwohner
1910 [00]075[22]
1925 [00]150[12]
1930 103
1936 [00]190[12]
1939 202
1946 367
Jahr Einwohner
1964 219
1971 191
2011 [00]68[23]
2012 [00]65[23]
2018 [00]55[24]
2019 [00]54[24]
Jahr Einwohner
2020 [00]51[25]
2021 [00]50[26]
2022 [0]30[2]
2023 [0]31[2]

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1971:[1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die evangelische Kirchengemeinde Wolterslage gehörte früher zur Pfarrei Königsmark bei Osterburg in der Altmark.[27] Die Kirchengemeinde Wolterslage wird heute betreut vom Pfarrbereich Königsmark im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[28]

Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Wolterslage stammen aus dem Jahre 1652.[29]

Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[30]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Evangelische Dorfkirche Wolterslage
  • Die evangelische Dorfkirche Wolterslage, ein einschiffiger gotischer Backsteinbau, stammt aus dem Ende des 13. Jahrhunderts.[31]
  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2498–2501, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 171 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 385–386, 146. Wasmerslage (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d e f g h Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 2498–2501, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b c Nico Maß: Zurück im Minus. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 18. Januar 2024, DNB 1047269554, S. 13.
  3. Hansestadt Osterburg (Altmark): Hauptsatzung Hansestadt Osterburg (Altmark), § 15 Ortschaftsverfassung vom 3. Juli 2019. 5. Juli 2019, abgerufen am 10. April 2020.
  4. a b c Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  5. Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. Juli 2008 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2008). Halle (Saale) November 2008, S. 136 (destatis.de [PDF]).
  6. 7. Charte von dem Departemente Der Elbe des Königreichs Westphalen, siehe [1]
  7. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 34 (Digitalisat).
  8. Christian Popp: Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Halberstadt 1. Das Stift St. Nikolaus in Stendal (= Germania Sacra, Neue Folge. Band 49). S. 225 (Digitalisat).
  9. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 15. Berlin 1858, S. 108 (Digitalisat).
  10. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 322 ([Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00344~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D Online]).
  11. J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 385–386, 146. Wasmerslage (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. a b c Corrie Leitz: Der Ortsteil Wolterslage stellt sich vor. In: osterburg.de. 2017, abgerufen am 8. Mai 2021.
  13. Nico Maß: Menners schließen ihr Landhaus. In: Magdeburger Volksstimme, Lokalausgabe Osterburg. 13. November 2014 (Online [abgerufen am 16. Mai 2020]).
  14. Nico Maß: Was vom Damwild übrig bleibt. In: Magdeburger Volksstimme, Lokalausgabe Osterburg. 15. März 2017 (Online [abgerufen am 16. Mai 2020]).
  15. Heute vor 50 jahre. Scherben aus Wolterslage. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 5. März 2024, DNB 1047269554, S. 13.
  16. Ernst Haetge: Der Kreis Osterburg (= Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen. Band 4). Hopfer, Burg bei Magdeburg 1938, DNB 361451652, S. 391–393.
  17. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Sachsen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt vom Königlichen Statistischen Bureau. In: Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Band VI, 1873, ZDB-ID 1467440-3, S. 8 (Digitalisat – Nr. 181).
  18. Im Gemeindelexikon 1905 und im Amtsblatt des Regierungsbezirkes Magdeburg finden sich zwischen 1901 und 1905 und später keine Nachrichten zum Gutsbezirk Wolterslage.
  19. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1936, ZDB-ID 3766-7, S. 63, Nr. 175.
  20. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 343, 346.
  21. Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Gemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark). In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 19. Jahrgang, Nr. 2, 28. Januar 2009, ZDB-ID 2665593-7, S. 13–19 (Online [PDF; 512 kB; abgerufen am 18. April 2020]).
  22. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 171 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  23. a b So viele Einwohner zählen die einzelnen Orte. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Osterburg. 12. Januar 2013 (Online [abgerufen am 11. April 2020]).
  24. a b Nico Maß: Nur noch vierstellig. In: Osterburger Volksstimme. 21. Januar 2020, DNB 1047269554, S. 13.
  25. Nico Maß: Osterburg schrumpft. In: Osterburger Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 9. Januar 2021, DNB 1047269554, S. 17.
  26. Yulian Ide: Hurra! Wir wachsen wieder! In: Stendaler Volksstimme, Biese-Aland-Kurier. 21. Januar 2023, DNB 1047269554, S. 19–20.
  27. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 125 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  28. Pfarrbereich Königsmark. Abgerufen am 5. August 2020.
  29. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 19 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  30. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 8. Mai 2021.
  31. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 551.