Władysławowo

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Władysławowo
Wappen von Władysławowo
Władysławowo (Polen)
Władysławowo (Polen)
Władysławowo
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Puck
Fläche: 38,41 km²
Geographische Lage: 54° 48′ N, 18° 24′ OKoordinaten: 54° 48′ 0″ N, 18° 24′ 0″ O
Einwohner: 9830
(31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 84-104 bis 84-131
Telefonvorwahl: (+48) 58
Kfz-Kennzeichen: GPU
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 215: Sulicice-Karwia-Władysławowo
DW 216: HelPuck-Reda
Eisenbahn: Reda–Hel
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Stadtgemeinde
Einwohner: 15.293
(31. Dez. 2020)[1]
Gemeindenummer (GUS): 2211043
Verwaltung (Stand: 2010)
Bürgermeister: Grażyna Cern
Adresse: ul. Hallera 19
84-120 Władysławowo
Webpräsenz: www.wladyslawowo.pl



Władysławowo [vwadɨ'swavɔvɔ] (deutsch Großendorf; kaschubisch Wiôlgô Wies; polnisch früher Wielkawiecz,[2] später Wielki Wsi [3]) ist eine Kleinstadt an der Ostsee mit einem Seebad und einem Fischereihafen im Powiat Pucki (Putziger Distrikt) der polnischen Woiwodschaft Pommern.

Geographische Lage

Die Ortschaft liegt in der historischen Landschaft Westpreußen, in Kaschubien, acht Kilometer nördlich von Putzig (Puck) an der Ostseeküste und der zur Danziger Bucht gehörigen Putziger Wiek. Unmittelbar anschließend an die Stadt erstreckt sich nach Südosten die Halbinsel Hela.

Der nordwestliche Nachbarort Rixthöft (Rozewie) ist der nördlichste Punkt Pommerns. Bei Habichtsberg (Jastrzębia Góra) befindet sich eine 33 m hohe Steilküste zur Ostsee.

Geschichte

Großendorf (Grossendorf) nordwestlich der Halbinsel Hela an der Putziger Wiek, nördlich von Danzig, auf einer Landkarte von 1910.
Stadtpanorama an der Ostsee
Hauptverkehrsader

In der Umgebung des Orts gab es früh menschliche Ansiedlungen. 1877 wurde zwischen Großendorf und Schwarzau ein ausgedehnter Begräbnisplatz aus dem Beginn der Eisenzeit aufgefunden. Kennzeichnend für diese als Großendorfer Kultur bezeichnete Kultur sind die ostgermanischen Gesichtsurnen. Weitere jüngere Funde wurden 1913 und 1932 auf dem Gebiet des heutigen Hallerowo gemacht.

Die erste Erwähnung des kaschubischen Dorfes Vela Ves stammt aus dem Jahre 1284. Damals gehörte der Ort zum Herzogtum Pommerellen (Herzogsgeschlecht der Samboriden).

Von 1308 bis zum Zweiten Frieden von Thorn (1466) gehörte der Ort zum Deutschordensstaat. Am 15. März 1376 beurkundete der Danziger Ordenskomtur Walpot von Bassenheim, dass er dem Heinz Grobesprochen und dessen Erben das Dorf Großendorf zu culmischem Recht zu besetzen gegeben habe zusammen mit 30 Hufen, nebst 15 Morgen Wiesen auf Hela. Diese Stiftungsurkunde ist am 25. Februar 1633 von König Władysław IV. Wasa zu Krakau bestätigt worden.[4]

Bereits während der Zeit des Deutschordensstaats war der in Gutsbezirke unterteilte Putziger Distrikt mit der Halbinsel Hela von Danzig aus verwaltet worden, das sich 1440 dem Preußischen Bund und 1466 freiwillig dem autonomen, unter der Schirmherrschaft der polnischen Krone stehenden Preußen Königlichen Anteils angeschlossen hatte. Durch sein Dekret vom 16. März 1569 auf dem Lubliner Reichstag kündigte König Sigismund II. August die Autonomie Westpreußens jedoch unter Androhung herber Strafen einseitig auf, weshalb die Oberhoheit des polnischen Königs in diesem Teil des ehemaligen Gebiets des Deutschen Ordens von 1569 bis 1772 als Fremdherrschaft empfunden wurde.[5]

1598 ist die polnische Schreibweise Wielka Wieś erstmals belegt.

König Władysław IV. Wasa ließ 1635 auf der Halbinsel Hela mit dem Bau eines Kriegshafens an der Ostsee beginnen, zur Abwehr der Schweden. Bei Vela Ves wurden zwischen 1641 und 1643 Schanzanlagen errichtet, die 1643/44 mit der in acht Kilometern Entfernung vom Dorf erbauten Festung Wladyslawowo vervollständigt wurden. Die Bauleitung hatten der Artillerieleutnant Friedrich Getkant und der Baumeister Johann Pleitner. Mit dem Einmarsch der Schweden unter Karl X. Gustav 1655 wurde die Weiterführung des Hafenbaus abgebrochen. Das Dorf und das Fort Wladyslawowo wurden zerstört, ebenso die Hafenanlagen, deren Reste im Laufe der Jahrhunderte in der Ostsee verschwunden sind. Die Festung wurde 1722 letztmals kartographisch von Giovanni Antonio Rizzi-Zannoni in der Carte de la Pologne festgehalten. Die Ruinen der Festung sind mittlerweile im Meer versunken.

Durch die Erste Teilung Polen-Litauens 1772 wurde das westliche Preußen mit dem Gebiet um Putzig und Großendorf unter Friedrich II. von Preußen mit dem östlichen Teil des Königreichs Preußen in dem Maße wiedervereinigt, wie diese Teile zur Zeit des Deutschordensstaats Preußen miteinander verbunden gewesen waren, und so von der polnischen Fremdherrschaft befreit. Von da an gehörte Großendorf zum Königreich Preußen. Damals hatte es nur noch 15 Einwohner. Im Jahr 1785 wird Grossendorff oder Wielkawiecz als ein königliches Lehnmannsgut und Bauerndorf mit 15 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[2] Bei der Choleraepidemie starben 1848 dreißig Einwohner. Im Jahr 1885 erhielt Großendorf eine Feuerwehr.

Bis 1920 gehörte Großendorf zum Kreis Putzig im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen des Deutschen Reichs.

Nach dem Ersten Weltkrieg musste das Putziger Gebiet mit Großendorf aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden, mit Wirkung vom 20. Januar 1920 und ohne Volksabstimmung. Im gleichen Jahr erwarb der polnische Offizier Henryk Bagiński 20 Hektar Wald auf den Fluren von Großendorf und gründete dort eine Siedlung, die er zu Ehren des Generals Józef Haller von Hallenburg Hallerowo nannte. Haller selbst erwarb im gleichen Jahr Teile davon. Hallerowo wurde zu einem Ausflugsziel, wie auch die Wohnplätze Cetniewo (Cettnau) und Poczernino.

1922 erhielt der Ort einen Bahnhof an der Bahnstrecke Reda–Hel (Rheda - Hela). Der polnische Küstenabschnitt erfuhr einen Aufschwung zu einem mondänen Badegebiet der Zweiten Republik. Auch die Einwohnerzahl vergrößerte sich und stieg von 507 Ew. (1907) auf 727 Ew. (1931). Im Zuge des Baus des polnischen Militärhafens Gdynia entstand zwischen 1936 und 1938 durch das aus polnischen und französischen Unternehmen bestehende Hafenbaukonsortium auch der Fischereihafen, der bei Einweihung am 3. Mai 1938 nach dem König Władysław IV. Wasa als Władysławowo benannt wurde.

Durch den Polenfeldzug 1939 kam das entnommene Territorium des Polnischen Korridors an das Reichsgebiet zurück. Hallerowo wurde mit Großendorf vereinigt, das seinerseits in die Gemeinde Strellin (Strzelno) im Landkreis Neustadt (Westpr.) eingemeindet wurde.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Großendorf am 13. März 1945 von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde Westpreußen zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. In Großendorf begann anschließend die Zuwanderung polnischer Zivilisten, die sich der Behausungen und Anwesen der eingesessenen deutschen Dorfbewohner bemächtigten und die Einwohner daraus verdrängten. Das Dorf Großendorf wurde in Wielka Wieś-Hallerowo umbenannt. Soweit die deutschen Familien nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit von der örtlichen polnischen Verwaltungsbehörde vertrieben.

1948 wurden Wielka Wieś und der Badeort Hallerowo als gleichberechtigte Orte der Verwaltung in Władysławowo unterstellt. Am 1. Juli 1952 wurden Wielka Wieś, Hallerowo und die Hafensiedlung Władysławowo zur Gemeinde Władysławowo vereinigt, die am 13. Oktober 1954 mit dem Erreichen der dafür erforderlichen Einwohnerzahl von 2.200 zur stadtartigen Siedlung erhoben wurde. 1961 wurde die Kirche der Hl. Jungfrau Maria errichtet. Die Erhebung zur Stadt und Eingemeindung der Nachbarorte erfolgte am 30. Juni 1963.

Im Jahre 1978 wurde an der Ostseeküste der Küstenlandschaftspark Władysławowo eingerichtet. Mit den heute in Australien lebenden Nachkommen des Generals Haller wurde 1990 in dessen ehemaligen Haus Hallerówka eine Gedenkstätte für Haller und die Blaue Armee eingerichtet. Das benachbarte Blaue Haus seines Adjutanten Kapitän J. Dworzański wird seit 1981 für eine Dauerausstellung zum Küstenlandschaftspark genutzt.

1993 wurde in der Stadt das von Stanisław Szwechowicz geschaffene Denkmal für Józef Haller von Hallenburg (1873–1960) aufgestellt, im selben Jahr gab sich die Stadt ein neues Wappen, das die kaschubischen Traditionen hervorheben soll. Unterhalb des Wappen befindet sich in kaschubischer Sprache der Satz Wir halten es mit Gott.

Im Stadtteil Cetniewo besteht das „Zentrum für Olympiavorbereitungen“, eine Trainingsstätte für polnische Leistungssportler. Władysławowo ist Veranstaltungsort jährlicher Sportfestspiele. Als Stadt des Sportes wurde im Jahre 2000 eine Sternenallee der Spitzensportler eingerichtet, in der während der Festspiele bedeutende Sportler mit einem Messingstern gewürdigt werden.

Die Stadt hat den größten Fischereihafen der Woiwodschaft Pommern.

Bevölkerungsentwicklung

Hafen
Jahr Einwohner Anmerkungen
1772 15
1816 184 in 28 Häusern[3]
1864 412 [6]
1871 438 in 53 bewohnten Häusern[7]
1905 509 [8]
1931 727

Gemeinde

Gebäude am Fischereihafen

Die Gemeinde Władysławowo umfasst ein Gebiet von 38 km² mit 14.214 Einwohnern. Dazu gehören neben der Stadt mit 10.200 Einwohnern auch die Ortschaften:

Polnischer Name Kaschubischer Name Deutscher Name
Cetniewo Cétniéwò Cettnau
Chałupy Chalëpë Ceynowa (1942–45 Ziegenhagen)
Chłapowo Chłapòwò Chlapau (1942–45 Klappau)
Jastrzębia Góra Pilece Habichtsberg
Karwia Karwiò Karwen
Ostrowo Òstrowò Ostrau
Poczernino Pòczerznino Hohensee (bis 1873 Podczarnin)
Rozewie Blëza Rixhöft
Sosnowo Sòsnòwò
Szotland Schottland
Tupadły Tupadel (1942–45 Rixfelde)

Partnergemeinden

Söhne der Gemeinde

  • Hermann Keidanski (1865–1938), Schachmeister und Schachkomponist
  • Franz Potrykus (1887–unbekannt), deutscher Politiker (Zentrum) und Präsident des Danziger Volkstags (1933)

Literatur

Weblinks

Commons: Władysławowo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2020. Główny Urząd Statystyczny (GUS) (PDF-Dateien; 0,72 MB), abgerufen am 12. Juni 2021.
  2. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 66.
  3. a b Johann Daniel Friedrich Rumpf und Heinrich Friedrich Rumpf: Vollstandoges topographisches Wörterbuch des preußischen Staats. Band 1, Berlin 1820, S. 423, rechte Spalte.
  4. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 188–189.
  5. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 104.
  6. Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1867, 7. Kreis Neustadt, S. 10, Nr. 58.
  7. Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 216–217, Nr. 58.
  8. http://www.agoff.de/?p=26037