„Edward Rydz-Śmigły“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Marshal Rydz-Smigly LOC hec 27123.jpg|mini|Marschall Edward Rydz-Śmigły (1937)]]
'''Edward Rydz-Smigły''' (* [[11. März ]][[1886]] in [[Brzeżany]] bei [[Tarnopol]] in [[Galizien]], † [[2. Dezember]] [[1941]] in [[Warschau]]) war ein polnischer Politiker, [[Marschall]] von Polen, Maler und Dichter.
'''Edward Rydz-Śmigły''' {{Audio|Pl-Edward Rydz-Śmigły.ogg|anhören}} (* [[11. März]] [[1886]] in [[Bereschany|Brzeżany]], [[Galizien#Österreich|Galizien]], [[Österreich-Ungarn]]; † [[2. Dezember]] [[1941]] in [[Warschau]]) war ein [[Polen|polnischer]] [[Politiker]], [[Malerei|Maler]] und ab 1936 [[Marschall von Polen]].


== Leben ==
[[Bild:Edward Rydz-Smigly.JPG|thumb|Marschall Rydz-Smigły (um 1938)]]
=== Frühe Jahre bis 1914 ===
Edward Rydz, wie er eigentlich hieß (''Śmigły'', für ''der Flinke'', war ein [[Pseudonym]], das er in verschiedenen konspirativen Vereinen der Zeit vor 1914 benutzte und später seinem Familiennamen beifügte), war Sohn des österreichisch-ungarischen Berufsunteroffiziers Tomasz Rydz († 1888) und dessen Gemahlin Maria Babiak (†&nbsp;1896 im Alter von 29 Jahren). Damit stellte er eine Seltenheit im [[Offizierskorps]] der [[Zweite Polnische Republik|Zweiten Polnischen Republik]] dar, in dem die meisten Offiziere [[Szlachta|adliger]] oder großbürgerlicher Herkunft waren. Früh verwaist, wurde Edward von den mütterlichen Großeltern erzogen, nach deren Ableben kam er zur Familie des Stadtarztes in Brzeżany, Edmund Uranowicz.<ref>Stanley S. Seidner: ''Marshal Edward Smigly-Rydz and Poland, 1935–1939''. Diss., St. John’s University, New York 1975, S. 4.</ref> Er besuchte das Gymnasium in seinem Geburtsort und legte 1905 das [[Matura]]-Examen mit Auszeichnung ab.


Eigentlich wollte Rydz [[Malerei|Kunstmaler]] werden und studierte zuerst Malerei bei [[Leon Wyczółkowski]] und [[Teodor Axentowicz]] an der [[Akademie der Bildenden Künste Krakau|Krakauer Akademie der Schönen Künste]], dann [[Philosophie]] und [[Kunstgeschichte]] an der [[Jagiellonen-Universität]]. 1907 studierte er Malerei in [[München]], [[Nürnberg]] und [[Wien]]. Zwischen 1910 und 1911 erhielt er jedoch auch eine Offiziersausbildung als [[Einjährig-Freiwilliger]] im berühmten [[K.u.k. Infanterieregiment „Hoch- und Deutschmeister“ Nr. 4|Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4]] und beendete sie mit Auszeichnung als [[Fähnrich]]. Man schlug ihm vor, als Berufsoffizier in der [[Gemeinsame Armee|Armee]] zu bleiben, er lehnte dies allerdings ab.
==Leben==
===Frühe Jahre bis 1914===
Edward Rydz, wie er eigentlich hiess (śmigły- der Schnelle- war ein [[Pseudonym]], den er in verschiedenen konspirativen Vereinen der Zeit vor 1914 benutzte und später seinem Familiennamen beifügte), war Sohn des österreichisch-ungarischen Berufsunteroffiziers Tomasz Rydz († [[1888]]) und dessen Gemahlin Maria Babiak († [[1896]] im Alter von 29 Jahren), also eine Seltenheit im polnischen Offizierskorps der 2. Republik, wo die meisten Offiziere adliger oder großbürgerlicher Herkunft waren. Früh verwaist, wurde Edward von mütterlichen Großeltern erzogen und nach deren Ableben von der Familie des Stadtarztes in Brzeżany Dr. Uranowicz. Er besuchte das Gymnasium in seinem Geburtsort und legte [[1905]] das [[Matura]] - Examen mit Auszeichnung ab.


1907 und 1908 war Rydz in verschiedenen konspirativen [[Sozialismus|sozialistischen]] und [[Nationalismus|nationalen]] Vereinen tätig. Nach der Gründung des von k.u.k. Behörden zugelassenen [[Schützenverband „Strzelec“|Schützenverbandes „Strzelec“]] wurde Rydz nach der Beendigung der Ausbildung als Offizier der [[Schütze (Militär)|Schützen]] zum Kommandanten zweier Ausbildungsjahrgänge (1912 und 1913), zuletzt war er Chef des Bundbezirks [[Lwiw|Lemberg]]. Gleichzeitig nahm er 1912 das Studium an der Krakauer Akademie der Schönen Künste unter der Leitung des Professors [[Józef Pankiewicz]] wieder auf und beendete es noch vor dem Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]]. Man lobte seine Begabung in der Landschafts- und Porträtmalerei und sagte ihm eine große Zukunft als Maler voraus.
Eigentlich wollte Rydz Kunstmaler werden und studierte zuerst [[Philosophie]] und [[Kunstgeschichte]] an der Krakauer Universität und dann Malerei bei [[Leon Wyczółkowski]] und [[Teodor Axentowicz]] an der Krakauer Akademie der Schönen Künste. Im Jahre [[1907]] studierte er Malerei in [[München]], [[Nürnberg]] und [[Wien]], später, in den Jahren [[1910]]- [[1911]] erhielt er Offiziersausbildung als [[Einjähriger]] im berühmten österreichischen 4. Regiment [[Hoch- und Deutschmeister]] und beendete sie mit Auszeichnung als [[Fähnrich]]. Man schlug ihm vor, als Berufsoffizier in der Armee zu bleiben, er lehnte es jedoch ab.


=== Erster Weltkrieg (1914–1918) ===
In den Jahren 1907 und 1908 war Rydz in verschiedenen konspirativen sozialistischen und nationalen Vereinen tätig. Nach der Schöpfung des von k.u.k.Behörden zugelassenen "Schützenbundes" ("''Strzelec''") wurde Rydz, nach der Beendigung der Ausbildung als Offizier der "Schützen", zum Kommandanten zweier Ausbildungsjahrgänge ([[1912]] und [[1913]]), und im letztgenannten Jahr zum Chef des Bundbezirks [[Lemberg]]. Gleichzeitig, im Jahre 1912, nahm er das Studium an der Akademie der Schönen Künste unter der Leitung des Professors [[Józef Pankiewicz]] wieder auf und beendete es noch vor dem Ausbruch des Krieges. Man lobte seine Begabung in der Landschafts- und Porträtmalerei und prophezeite ihm grosse Zukunft als Maler.
Im Juli 1914 trat Rydz als [[Leutnant]] in die [[Österreich-Ungarns Heer im Ersten Weltkrieg|österreichisch-ungarische Armee]] ein, einen Monat später wurde er zu den [[Polnische Legionen (1914–1918)|Polnischen Legionen]] unter [[Józef Piłsudski]] versetzt, wo er in der berühmten, von Piłsudski selbst befehligten Ersten&nbsp;Brigade diente, in der er nach und nach Bataillonskommandant, Kommandant des 1. Regiments und Stellvertreter des Brigadechefs wurde. Als Kommandant des 3. Bataillons nahm er mit Auszeichnung an vielen schweren Kämpfen an der [[Ostfront (Erster Weltkrieg)|Ostfront]] gegen die [[Kaiserlich Russische Armee|russische Armee]] teil. Der Militärhistoriker [[Juliusz Kaden-Bandrowski]] schrieb über ihn: „Das Dritte Bataillon ist gleichsam die [[Garde]] der Ersten Brigade. Wo Śmigły angreift, muss es immer ein positives Ergebnis geben. Wo er wirtschaftet, gibt es Ordnung.“ Schon 1914 wurde Rydz zum [[Major]], 1915 zum [[Oberstleutnant]] und 1916 zum [[Oberst]] befördert.


Im Juli 1917 verweigerten die Legionäre den Eid auf die zwei Kaiser der [[Mittelmächte]] als Verbündete des von Deutschland und Österreich-Ungarn neugeschaffenen [[Regentschaftskönigreich Polen|Regentschaftskönigreiches Polen]], was zur sogenannten [[Eidkrise]] führte. [[Hans von Beseler]], Generalgouverneur im [[Generalgouvernement Warschau (1915–1918)|Generalgouvernement Warschau]], ließ die Legionen auflösen und ihre Soldaten internieren. Nach kurzer Haft wurde Rydz von Piłsudski, der in [[Magdeburg]] in [[Festungshaft]] war, Anfang 1918 zum Oberkommandierenden der geheimen [[Polska Organizacja Wojskowa|Polnischen Militärischen Organisation]] (POW) ernannt. Als solcher fuhr er im September 1918 nach [[Kiew]], wo er über die Anwerbung der Polen in der [[Ukrainische Volksrepublik|Ukraine]] für die POW verhandelte, und wo er seine künftige Frau, Marta Zaleska, die Kurierin der POW war, kennenlernte. Im Oktober 1918 fuhr er nach [[Lublin]] zu einer Geheimkonferenz der [[Polskie Stronnictwo Ludowe|Polnischen Bauernpartei]] (PSL) und der [[Polnische Sozialistische Partei|Polnischen Sozialistischen Partei]] (PPS), der er das Projekt der Errichtung eines unabhängigen republikanisch-demokratischen polnischen Staates mit provisorischem Sitz in Lublin vorlegte. Am 6. und 7. November desselben Jahres wurde Rydz vom Sozialistenführer [[Ignacy Daszyński]] als Kriegsminister im Rang eines [[Generalmajor]]s in dessen so genannte Erste Lubliner Regierung berufen (die zweite war die kommunistische unter [[Bolesław Bierut]] im Jahr 1944), die am 11. November 1918 die Macht an Piłsudski übergab. Als Minister begann er den Doppelnamen Rydz-Śmigły zu gebrauchen.
===Erster Welkrieg und Krieg gegen die Bolschewiken (1914-1921)===


=== Krieg gegen die Bolschewiki (1919–1921) ===
Im Juli [[1914]] trat Rydz als Leutnant in die österreichisch-ungarische Armee ein, einen Monat später wurde er zu den [[Pilsudski]] -Legionen versetzt, wo er in der berühmten, von Pilsudski selbst befehligten Ersten Brigade diente, in der er nach und nach Bataillonkommandant, Kommandant des 1. Regiments und Stellvertreter des Brigadechefs wurde. Als Kommandant des 3. Bataillons nahm er mit Auszeichnung an vielen schweren Kämpfen gegen die Russen im Raum [[Weichsel]] teil. Der Militärhistoriker [[Juliusz Kaden-Bandrowski]] schrieb über ihn: "''Das Dritte Bataiilon ist gleichsam die [[Garde]] der Ersten Brigade. Wo Smigły angreift, muss es immer ein positives Ergebnis geben. Wo er wirtschaftet, gibt es Ordnung"''. Schon in 1914 wurde Rydz zum [[Major]], [[1915]] zum [[Oberstleutnant]] und [[1916]] zum [[Oberst]] befördert.
Während des [[Polnisch-Sowjetischer Krieg|Polnisch-Sowjetischen Krieges]] 1919 bis 1921 war Rydz-Śmigły Kommandant der Militärbezirke Warschau und Lublin. Während des polnischen Angriffs auf [[Vilnius|Wilna]] (1919) war er Befehlshaber der 1. Infanteriedivision der Legionen und vernichtete die Truppen der [[Rote Armee|Roten Armee]] im Umland von Wilna. Am 8. August 1919 eroberte er [[Minsk]], einen Monat später stieß er bis zur [[Düna]] vor und besetzte einen Vorort von [[Daugavpils|Dünaburg]]. Am 30. Dezember 1919 wurde er Kommandant einer Operationsgruppe, die aus zwei polnischen und zwei [[Lettland|lettischen]] Regimentern bestand und eroberte am 3. Januar 1920 Dünaburg. Zum Oberbefehlshaber der [[Lettische Nationale Streitkräfte#Geschichte|lettischen Streitkräfte]] ernannt, eroberte er bis Februar 1920 das südliche [[Woiwodschaft Livland|Polnisch-Livland]]. Er erhielt dafür die Ritterwürde des Orden [[Virtuti Militari]] und die höchste lettische Militärauszeichnung, den [[Lāčplēsis-Orden]]. Kurz danach wurde Rydz-Śmigły zum [[Divisionär|Divisionsgeneral]] (Zwei-Sterne-General) befördert.


Während des Feldzuges auf Kiew befehligte er eine Angriffsgruppe, die aus der 1. und 7. Infanteriedivision und der 1. Kavallerie-Brigade bestand. Rydz-Śmigły brachte der roten 12. Armee eine totale Niederlage bei und besetzte am 7. Mai 1920 Kiew, musste es jedoch auf Piłsudskis Befehl bald räumen, da sich die Hauptmasse der [[Polnisches Heer vor dem Zweiten Weltkrieg|polnischen Armee]] auf dem Rückzug in Richtung Heimat befand.
Im Juli des Jahres [[1917]] verweigerten die Legionäre den Eid auf die zwei Kaiser der [[Mittelmächte]] als Verbündete des neugeschaffenen Staates [[Regentschaftskönigreich Polen]]; der Generalgouverneur [[Hans von Beseler]] ließ die Legionen auflösen und die Soldaten internieren. Nach einer kurzen Haft wurde Rydz-Smigły von Pilsudski, der in [[Magdeburg]] inhaftiert war, Anfang [[1918]] zum Chefkommandanten der Kampforganisation ''Polska Organizacja Wojskowa'' (POW) ernannt. Als solcher fuhr er im September 1918 nach [[Kiew]], wo er über die Anwerbung der Polen in der [[Ukraine]] für die POW verhandelte, und wo er seine künftige Frau, ''Marta Zaleska'', die Kurier der POW war, kennenlernte. Im Oktober des Jahres 1918 fuhr er nach [[Lublin]] zu einer Geheimkonferenz der Bauernpartei ''PSL'' und der Sozialistenpartei ''PPS'', der er das Projekt der Errichtung eines unabhängigen republikanisch-demokratischen polnischen Staates mit provisorischem Sitz in dieser Stadt vorlegte. Am 6/7 November desselben Jahres wurde Rydz vom Sozialistenführer [[Ignacy Daszyński]] als Kriegsminister im Range eines [[Generalmajor]] s in dessen sog. Erste Lubliner Regierung berufen (die zweite war die kommunistische unter [[Bolesław Bierut]] in [[1944]]), die am [[11. November]] [[1918]] die Macht an Pilsudski übergab. Als Minister begann er den Doppelnamen Rydz-Smigły zu gebrauchen.


In der letzten Phase des Krieges, die mit einer Niederlage der [[Bolschewiki|Bolschewisten]] endete, war Rydz-Śmigły Kommandeur der südöstlichen und der mittleren Front, die den rechten Angriffsflügel der polnischen Armee in der [[Schlacht bei Warschau (1920)|Schlacht bei Warschau]] ausmachten, später befehligte er die 2. Front, die den Rückzug der Roten Armee unter [[Michail Nikolajewitsch Tuchatschewski|Michail Tuchatschewski]] abschnitt. Die Bolschewisten mussten sich nach [[Ostpreußen]] zurückziehen, wo sie interniert wurden.
Während des polnisch-sowjetischen Krieges 1919-1921 war Rydz Kommandant der Militärbezirke Warschau und [[Lublin]]. Während des polnischen Angriffs auf [[Wilna]] ([[1919]]) war er Befehlshaber der 1. Infanteriedivision der Legionen und zerschmetterte die [[Rote Armee]] im Vorfeld von Wilna. Am [[8. August]] 1919 eroberte er [[Minsk]], einen Monat später stiess er bis zur [[Düna]] vor und besetzte eine Vorstadt von [[Dünaburg]].Am [[30. Dezember]] wurde er Kommandant einer Operationsgruppe, die aus zwei polnischen und zwei [[lettisch|lettischen]] Regimentern bestand und eroberte am [[3. Januar]] [[1920]] Dünaburg. Zum Oberbefehlshaber der lettischen Streitkräfte ernannt, eroberte er in kurzer Zeit ganz [[Livland]]. Er erhielt dafür die Ritterwürde des [[Orden Virtuti Militari]] und die höchste lettische Militärauszeichung, den [[Bärentöterorden]]. Kurz danach wurde Rydz zum [[Divisionsgeneral]] (Zwei-Sterne-General) befördert. Später, während des [[Kiew]]- Feldzuges, befehligte er eine Angriffsgruppe, die aus der 1. und 7. Infanteriedivision und der 1. Brigade der Kavallerie bestand. Rydz brachte der 12. Division der [[Rote Armee|Roten Armee]] eine totale Niederlage bei und besetzte am [[7. Mai]] [[1920]] Kiew, mußte es jedoch auf Pilsudskis Befehl bald räumen, denn die Hauptmasse der polnischen Armee befand sich im Rückzug Richtung Heimat.


=== Politkarriere (1922–1939) ===
In der letzten Phase des Krieges, der bekanntlich mit der Niederlage der [[Bolschewiken]] endete, war Rydz Kommandeur der Südöstlichen und der Mittleren Front, die den rechten Angriffsflügel der polnischen Armee in der [[Schlacht um Warschau]] ausmachten, später befehligte er die 2. Front, die den Rückzug der Roten Armee [[Michail Tuchatschewski|Michail Tuchatschewskis]] abschnitt. Die Russen mußten nach [[Ostpreußen]] übergehen, wo sie interniert wurden.
[[Datei:Rydzstab.jpg|mini|links|Der zweite, kleinere Marschallstab des Rydz-Smigły]]
Nach dem siegreichen Krieg beschäftigte sich Rydz-Śmigły von 1922 bis 1926 mit der Organisation und der Schulung des [[Polnisches Heer vor dem Zweiten Weltkrieg|Heeres]], u. a. reiste er 1925 nach [[Dritte Französische Republik|Frankreich]], um die Organisation der [[Geschichte des französischen Heeres|französischen Armee]] – die seinerzeit von vielen Fachleuten für die stärkste Armee Europas gehalten wurde – näher kennenzulernen.


Während des [[Maiputsch]]es 1926 gehörte er zu den Anhängern Piłsudskis und entsandte einen Teil der Wilnaer [[Garnison]], um die Putschisten in Warschau zu unterstützen. Rydz-Śmigły bekleidete zu dieser Zeit hohe militärische Ämter als [[Generalinspektion|Generalinspekteur]] des Wilnaer und später des Warschauer Militärbezirks und wurde 1929 zum Stellvertreter des Marschalls für alle Belange des Ostens nominiert. Einen Tag nach dem Tod Piłsudskis wurde er am 13. Mai 1935 gemäß dem letzten Willen des Verstorbenen zum [[Generalleutnant]] und Generalinspekteur der [[Polnische Streitkräfte#Geschichte|Streitkräfte]] ernannt, und am 13. Juli dieses Jahres erklärte ihn die Regierung zur „zweiten Person im Staate nach dem Staatspräsidenten“. Am 10. November 1936 wurde er zum [[Marschall von Polen]] befördert. Als Marschall begann er den Namen ''Śmigły-Rydz'' zu verwenden.
===Von 1921 bis 1939===
[[Datei:Rydz Smigly Bulawa1.jpg|mini|10. November 1936, Ehrenhof des Warschauer Königsschlosses: Rydz erhält den Marschallstab von Präsident Mościcki]]
Nach dem siegreichen Kriege, von [[1922]] bis [[1926]], beschäftigte sich Rydz mit der Organisation und der Schulung des Heeres, u.a. fuhr er im Jahre [[1925]] nach Frankreich, um die Organisation der französischen Armee näher kennenzulernen. Während des Pilsudski-Putsches von Mai 1926 gehörte er zu den Anhängern des Marschalls und entsandte einen Teil der Wilnaer Garnison, um die Pilsudski-Truppen in Warschau zu verstärken.
Rydz bekleidete zu dieser Zeit hohe militärische Ämter als [[Generalinspekteur]] des Wilnaer und später des Warschauer Militärbezirks und wurde im Jahre [[1929]] zum Stellvertreter des Marschalls für alle Belange des Ostens nominiert. Einen Monat nach dem Tode Pilsudskis, am [[13. Mai]] [[1935]] wurde er gemäss dem letzten Willen des Verstorbenen zum [[Generalleutnant]] und Generalinspekteur der Streitkräfte ernannt, und am [[13. Juli]] dieses Jahres erklärte ihn die Regierung zur "zweiten Person im Staate nach dem Staatspräsidenten". Am [[10. November]] [[1936]] wurde er zum Marschall von Polen befördert. Als Marschall begann er, den Namen ''Smigły-Rydz'' zu verwenden.
[[Bild:455px-Rydz Smigly Bulawa1.jpg|thumb|10. November 1936, Ehrenhof des Warschauer Königsschlosses: Rydz erhält den Marschallstab von Präsident Mościcki]]


Als Marschall, mit Unterstützung des Offizierskorps, schuf er ein zweites Machtzentrum im autoritär regierten Polen: ab nun teilten sich die Kreise der Regierenden in "Leute des Präsidenten" [[Ignacy Mościcki]], oder "Gruppe Schloss" (so genannt nach der Residenz des Präsidenten, dem Königlichen Schloss in Warschau), und "Leute des Marschalls", die sich im Generalinspektorat der Streitkräfte trafen. Ein Unabhängiger und Vermittler zwischen den beiden Gruppen war der Außenminister Oberst [[Józef Beck]]. Das Merkwürdige war, dass beide Gruppen in ihrem Machtkampf sich auf die vermeintliche intime Kenntnis der "Absichten des Kommandanten (Pilsudski)" beriefen, der kein politisches Testament hinterlassen hatte.
Als Marschall schuf er mit der Unterstützung des [[Offizierskorps]] ein zweites Machtzentrum im seit 1926 größtenteils autoritär regierten Polen: von nun an teilten sich die Kreise der Regierenden in die „Leute des Präsidenten“ [[Ignacy Mościcki]] oder die „Gruppe Schloss“ (so genannt nach der Residenz des Präsidenten, dem [[Königliches Schloss Warschau|Königsschloss in Warschau]]) und die „Leute des Marschalls“, die sich im Generalinspektoriat der Streitkräfte trafen. Ein Unabhängiger und Vermittler zwischen den beiden Gruppen war der Außenminister Oberst [[Józef Beck]]. Das Merkwürdige war, dass beide Gruppen sich in ihrem Machtkampf auf die vermeintliche intime Kenntnis der „Absichten des Kommandanten (Piłsudski) beriefen, der kein politisches Testament hinterlassen hatte. Anfangs versuchte Rydz-Śmigły, die Bauernpartei auf seine Seite zu ziehen; als dies misslang, wandte er sich der nationalistischen Jugend zu. Er schuf die Organisation „Bund des jungen Polens“ (''Związek Młodej Polski'') mit dem Führer der ultranationalistischen und antisemitischen [[Nationalradikales Lager|Falanga]], Jerzy Rutkowski, an ihrer Spitze. Es gab Gerüchte, dass er einen [[Putsch|Staatsstreich]] plane, um die ganze Macht mit der Unterstützung der Ultrarechten an sich zu reißen. Dies verursachte großes Missbehagen in den Kreisen der alten Piłsudski-Gefährten, worauf Rydz-Śmigły seine Taktik änderte: Er wandte sich von der nationalistischen Jugend ab und versuchte, seinen Einfluss in den Kreisen der alten Kämpfer zurückzuerlangen. In den letzten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg versöhnte er sich mit Mościcki; es entstanden geradezu freundliche Beziehungen zwischen den beiden Staatsmännern.
Anfangs versuchte Rydz, die Bauernpartei auf seine Seite zu ziehen, als dies mißlang, wandte er sich der nationalistischen Jugend zu und schuf die Organisation "Bund des jungen Polens" (''Związek Młodej Polski'') mit dem Führer der ultranationalistischen und antisemitischen "''Falange''", ''Jerzy Rutkowski'' an ihrer Spitze. Es gab Gerüchte, dass er einen [[Staatsstreich]] plante, um die ganze Macht mit Unterstützung der Ultrarechte an sich zu reißen. Dies verursachte großes Mißbehagen in den Kreisen der alten Pilsudskigefährten, worauf Rydz seine Taktik änderte: er wandte sich von der nationalistischen Jugend ab und versuchte, seinen Einfluss in den Kreisen der alten Kämpfer zurückzuerlangen. In den letzten Jahren vor dem Kriege versöhnte er sich mit Moscicki; es entstanden geradezu freundliche Beziehungen zwischen den beiden Staatsmännern.


Im Jahre [[1936]] schuf Rydz in Zusammenarbeit mit dem [[Generalstab]] einen sechsjährigen Plan der Modernisierung der Streitkräfte. Man beschloss, die Entwicklung der Panzerabwehrkräfte, der Luftverteidigung und der schweren Artillerie zu fördern. [[1937]] traf er anläßlich einer Jagd mit [[Hermann Göring]] zusammen, dem gegenüber er die Bereitschaft der polnischen Regierung betonte, die Pilsudski-Politik der Versöhnung mit dem Deutschen Reich fortzusetzen, wich jedoch Görings Frage aus, ob Polen bereit wäre, dem [[Antikomintern-Pakt]] beizutreten. Ab März [[1939]] sah Rydz die Bedrohung durch Deutschland viel klarer als die anderen Mitglieder der Regierung, befahl eine Teilmobilisation und eine Umarbeitung des Operationsplanes "Westen", da Polen nach der deutschen Besetzung der Rest-Tschechoslowakei und Schöpfung der deutschfreundlichen [[Slowakei]]
1936 schuf Rydz-Śmigły in Zusammenarbeit mit dem [[Polnischer Generalstab#Geschichte|Generalstab]] einen sechsjährigen Plan der Modernisierung der Streitkräfte. Man beschloss, die Entwicklung der [[Panzerabwehr]], der [[Luftstreitkräfte|Luftverteidigung]] und der schweren Artillerie zu fördern. 1937 traf er anlässlich einer Jagd mit [[Hermann Göring]] zusammen, dem gegenüber er die Bereitschaft der polnischen Regierung betonte, Piłsudskis Politik der Versöhnung mit dem [[NS-Staat|Deutschen Reich]] fortzusetzen. Er wich jedoch Görings Frage aus, ob Polen bereit wäre, dem [[Antikominternpakt]] beizutreten.
von allen Seiten umklammert war. Die Zeit reichte indessen nicht aus, um neue Operationspläne auszuarbeiten. Während der Moskauer Verhandlungen im August 1939 erklärte er den Westmächten mit Entschiedenheit, daß Polen einen Durchmarsch der [[Sowjetarmee]] nach Westen nicht gestatten werde, da dieser "die aktive Beteiligung der [[UdSSR]] am eventuellen Kriege nicht garantiere, und daß sowjetische Truppen, einmal drin in Polen, es niemals verlassen werden".


Ab März 1939 sah Rydz-Śmigły die Bedrohung durch Deutschland viel klarer als die anderen Mitglieder der polnischen Regierung, befahl eine [[Mobilmachung|Teilmobilisation]] und eine Umarbeitung des Operationsplanes „Westen“, da Polen nach der [[Zerschlagung der Tschechoslowakei|deutschen Besetzung der Rest-Tschechoslowakei]] und der Gründung der deutschfreundlichen [[Slowakischer Staat|Slowakei]] von allen Seiten umklammert war. Die Zeit reichte indessen nicht aus, um neue Operationspläne auszuarbeiten. Während der Moskauer Verhandlungen im August 1939 erklärte er den Westmächten mit Entschiedenheit, dass Polen einen Durchmarsch der [[Rote Armee|Roten Armee]] nach Westen nicht gestatten werde, da dieser „die aktive Beteiligung der [[Sowjetunion]] am eventuellen Krieg nicht garantiere, und dass sowjetische Truppen, einmal in Polen, es niemals verlassen werden“.
===Letzte Jahre===


=== Letzte Jahre ===
Am [[1. September]] [[1939]] wurde Polen vom [[Großdeutsches Reich|Großdeutschen Reich]] angegriffen. Rydz war bestrebt, die polnische Verteidigung bis zum offensiven Kriegseintritt seiner westlichen Alliierten (der bekanntlich niemals stattgefunden hat), zu stabilisieren. Am [[9. September]] verlegte er das Hauptquartier aus dem bedrohten Warschau nach [[Brest]] und später nach [[Wladimir]] in [[Wolhynien]]. Er zeigte große Beherschung und Ruhe in den schwierigsten Situationen, befasste sich jedoch allzusehr mit Einzelheiten und hatte keinen strategischen Leitgedanken. Die Worte Pilsudskis von [[1922]] (in einer Charakteristik der polnischen Generalität) hatten sich bewahrheitet: "''in der Operationsarbeit zeigt er eine gesunde und ruhige Logik und beharrliche Energie. Ich empfehle ihn als Armeekommandeur, bin jedoch nicht sicher, ob er ausreichende Fähigkeiten besitzt, als Oberbefehlshaber in einer Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten zu funktionieren''".
[[Datei:Rydz Stachiewicz.jpg|rechts|miniatur|Edward Rydz-Śmigły und [[Wacław Stachiewicz]], Chef des Generalstabs]]
Am 1. September 1939 wurde Polen von Deutschland angegriffen (siehe [[Überfall auf Polen]]). Rydz-Śmigły war bestrebt, die polnische Verteidigung bis zur Offensive der polnischen Alliierten (die niemals stattfand – siehe [[Britisch-französische Garantieerklärung]]) zu stabilisieren. Am 9. September verlegte er das [[Hauptquartier]] aus dem bedrohten Warschau nach [[Brest (Belarus)|Brest]] und später nach [[Wolodymyr (Stadt)|Wladimir]] in [[Wolhynien]]. Er zeigte große Beherrschung und Ruhe in den schwierigsten Situationen, befasste sich jedoch allzu sehr mit Einzelheiten und hatte keinen der [[Strategie (Militär)|strategischen]] Leitgedanken der damaligen Zeit ([[Blitzkrieg]]-Theorie, koordinierter Kampf von [[Heer]] und [[Luftstreitkräfte]]n etc.) richtig erfasst. Was Piłsudski 1922 (in einer Charakteristik der polnischen [[Generalität]]) beschrieb, bewahrheitete sich: „in der Operationsarbeit zeigt er eine gesunde und ruhige Logik und beharrliche Energie. Ich empfehle ihn als Armeekommandeur, bin jedoch nicht sicher, ob er ausreichende Fähigkeiten besitzt, als Oberbefehlshaber in einer Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten zu funktionieren“.


Am [[17. September]] brach die [[Rote Armee]] in die polnischen, seit diesem Datum für immer verlorengegangenen Ostgebiete ein. Einen Tag später begab sich die polnische Regierung über den letzten noch offenen Grenzübergang am Fluss [[Tscheremosch]] nach [[Rumänien]], wo sie [[Asyl]] verlangte und erhielt. Am [[20. September]] erliess Rydz seinen letzten Befehl an die gesamte Armee, und am [[26. September]] liess er in seinem überhaupt letzten Befehl den Kommandanten der Verteidigung Warschaus, General Rómmel, wissen, dass die Hauptstadt sich verteidigen solle, bis Vorräte an Munition und Lebensmitteln ausgehen. Am nächsten Tage trat er mittels eines Briefes an den neuen Präsidenten [[Władysław Raczkiewicz]] vom Posten des Oberbefehlshabers zurück. Für seinen Übergang nach Rumänien wurde er während des Krieges und nach ihm kritisiert, er sah indessen die kommende unausweichliche Niederlage und wollte keinen hinterlassen, der eine Kapitulationsurkunde der Republik Polen unterzeichnen könnte. Aus diesem Grunde ernannte er auch keinen Nachfolger als Oberbefehlshaber, wofür er noch mehr Kritik erntete. Rydz hatte ein Versprechen des rumänischen Königs [[Carol I.]] erhalten, freies Geleit nach [[Frankreich]] zu bekommen, wurde aber nach dem Übergang in [[Tschernowitz]] und später in [[Siebenbürgen]] interniert. Die französische Regierung weigerte sich auf Betreiben seines alten Intimfeindes und nunmehrigen Exil-Premierministers, General [[Władysław Sikorski]], ihn entgegenzunehmen. Zwei Jahre des Exils in Rumänien und Ungarn (am [[10. Dezember]] [[1940]] floh er in Verkleidung nach Ungarn) sollten folgen. Die Flucht Rydz` nach Ungarn und Gerüchte über seine Pläne, nach Polen zurückzukehren, riefen größte Unruhe bei seinem Widersacher Sikorski hervor, der in einem Telegramm an den Führer des Widerstandes in Warschau, Grot-Rowecki schrieb: "''die polnische Regierung würde den Aufenthalt des Marschalls in Polen als Sabotage der Arbeit im Lande betrachten. Der Marschall soll sich schleunigst nach einem Lande des [[Britisches Imperium|Britischen Imperiums]] begeben''". Im rumänischen und ungarischen Exil schuf Rydz die Pläne der Errichtung einer militärischen Widerstandsorganisation gegen die NS-Herrschaft, die auf Pilsudski-gesinnten Offizieren basieren sollte, sie entstand jedoch erst in [[1942]], nach seinem Tode.
Ab 17. September 1939 erfolgte die [[Sowjetische Besetzung Ostpolens|Besetzung Ostpolens]] durch 446.000 Soldaten der Roten Armee und des [[Innenministerium der UdSSR|NKWD]]. Am gleichen Tag begab sich die polnische Regierung über den letzten noch offenen Grenzübergang am Fluss [[Tscheremosch]] nach [[Königreich Rumänien|Rumänien]], wo sie [[Asyl]] erbat und erhielt. Am 20. September 1939 erließ Rydz-Śmigły seinen letzten Befehl an die Armee, am 26. September ließ er in seiner letzten Anweisung den Kommandanten der [[Schlacht um Warschau (1939)|Verteidigung Warschaus]], General [[Juliusz Rómmel]], wissen, dass die Hauptstadt sich verteidigen solle, bis die Vorräte an Munition und Lebensmitteln ausgingen; später solle ein im Untergrund wirkender Widerstand organisiert werden. Am nächsten Tage trat er mittels eines Briefes an den neuen Präsidenten [[Władysław Raczkiewicz]] vom Posten des Oberbefehlshabers zurück.<ref>Vgl. auch [[Franz Kadell]]: ''Katyn: Das zweifache Trauma der Polen''. Herbig Verlag, München 2011, ISBN 978-3-7766-2660-5, S. 15–16. Vgl. zudem ebenda S. 16: „Die Offiziere und Soldaten des Grenzverteidigungskorps, die den Sowjets als Erste in die Hände fallen, werden unverzüglich nach Russland [[Deportation|deportiert]], sofern sie nicht auf der Stelle umgebracht werden.“</ref> Für seinen Übergang nach Rumänien wurde er während des Krieges und danach kritisiert; er sah indessen die bevorstehende unausweichliche Niederlage und wollte niemanden hinterlassen, der eine Kapitulationsurkunde der Republik Polen unterzeichnen könnte.
Aus diesem Grunde ernannte er auch keinen Nachfolger als Oberbefehlshaber, was ebenfalls kritisiert wurde.


Rydz-Śmigły hatte ein Versprechen des rumänischen Königs [[Karl II. (Rumänien)|Carol II.]] erhalten, freies Geleit nach [[Dritte Französische Republik|Frankreich]] zu bekommen, wurde aber nach dem Übergang in [[Czernowitz]] und später in [[Siebenbürgen]] interniert. Die französische Regierung weigerte sich auf Betreiben seines alten Intimfeindes und nunmehrigen Exil-Premierministers, General [[Władysław Sikorski]], ihn aufzunehmen. Zwei Jahre des Exils in Rumänien und [[Königreich Ungarn#Königreich ohne König|Ungarn]] (am 10. Dezember 1940 floh er in Verkleidung aus Rumänien nach Ungarn) sollten folgen. Die Flucht Rydz-Śmigłys nach Ungarn und Gerüchte über dessen Pläne, nach Polen zurückzukehren, riefen größte Unruhe bei Sikorski hervor, der in einem Telegramm an den Führer des Widerstandes in Warschau, General [[Stefan Rowecki]], schrieb: „Die polnische Regierung würde den Aufenthalt des Marschalls in Polen als Sabotage der Arbeit im Lande betrachten. Der Marschall soll sich schleunigst nach einem Lande des [[Britisches Weltreich|Britischen Empire]] begeben.“ Im rumänischen und ungarischen Exil schuf Rydz-Śmigły die Pläne zur Errichtung einer militärischen Widerstandsorganisation gegen die [[Deutsche Besetzung Polens 1939–1945|deutsche Besetzung Polens]], die auf Piłsudski-gesinnten Offizieren basieren sollte; diese wurde jedoch erst 1942 gegründet, nach seinem Tod.
Im Oktober [[1941]] floh Rydz aus Ungarn, kehrte in Verkleidung nach Warschau zurück und meldete sich als einfacher Soldat ''Adam Zawisza'' bei der Widerstandbewegung. Auf diese Weise, indem er sich selbst degradierte, wollte er wahrscheinlich die Schande der Flucht am 18.September 1939 büßen. Er nahm Kontakt mit dem Widerstand unter General [[Stefan Grot-Rowecki]] auf, starb jedoch nach nur 5 Wochen in Warschau plötzlich an Herzversagen und wurde unter dem angenomenen Namen auf dem Militärfriedhof ''Powązki'' in Warschau bestattet. Bis heute trägt das Grab diesen Namen.
[[Datei:Rydzgrab.jpg|miniatur|links|Das Grab des Marschalls Rydz-Smigły in Warschau]]
Im Oktober 1941 ging Rydz-Śmigły aus Ungarn in Verkleidung nach Warschau zurück und meldete sich als einfacher Soldat unter dem Decknamen ''Adam Zawisza'' bei der Widerstandsbewegung. Indem er sich selbst degradierte, wollte er solchermaßen wahrscheinlich die Schande der Flucht des 17. Septembers 1939 büßen. Er nahm Kontakt mit Rowecki auf, starb jedoch nach nur fünf Wochen in Warschau unerwartet an Herzversagen und wurde zunächst unter dem Namen ''Adam Zawisza'' auf dem Friedhof [[Powązki-Friedhof]] in Warschau bestattet.


== Nachleben ==
Die Gestalt des zweifelsohne sehr tapferen und fähigen, aber am Ende glücklosen Soldaten Rydz, der im Jahre 1939 vor allem von seinen westlichen Verbündeten England und Frankreich mit ihrer Passivität auf der Westfront von 1939 im Stich gelassen wurde, wird heute ([[2005]]), nach Jahrzehnten der Verleumdung durch kommunistische Geschichtsschreiber in Polen, mit neuen Augen gesehen. Man sieht ihn heute als einen [[Patriot|Patrioten]], der alles für sein Land opferte und als einen der tragischen Helden der Nationalgeschichte.
Bis 1991 trug das Grab Rydz-Śmigłys den Namen ''Adam Zawisza''. 1994 erhielt es einen neuen, größeren Grabstein, der von der Bevölkerung Warschaus gespendet wurde. Im selben Jahr wurde ein großer Park in Warschau, der einst von den Kommunisten als ''Park der Kultur und der Erholung'' angelegt worden war, in ''Marschall-Edward-Rydz-Smigły-Park'' umbenannt.


Der fähige, aber am Ende glücklose Rydz-Śmigły wird heute anders beurteilt als während der [[Volksrepublik Polen|kommunistischen Zeit]]. Einige Historiker sehen ihn heute als einen [[Patriotismus|Patrioten]], der alles für sein Land opferte und als einen der tragischen Helden der polnischen Nationalgeschichte, während seine Person in kommunistischer Zeit negativ dargestellt worden war.
==Werke==
===Militärwissenschaftliche Literatur===
*''Walka na bagnety'' (''Der Bajonettenkampf''), Lemberg 1914
*''W sprawie polskiej doktryny'' (''Die polnische Militärdoktrin''), Warschau 1924;
*''Kawaleria w osłonie'' (''Die Kavallerie als Schutztruppe''), Warschau 1925;
*''Rozkazy, Artykuły, Mowy'' (''Befehle, Artikel, Reden''), Warschau 1936;
*''Wojna polsko-niemiecka'' (''Polnisch-deutscher Krieg''), Budapest 1941;


===Dichtung===
== Familie ==
Rydz-Śmigły war mit Marta Zaleska (1895–1951), geb. Thomas, verheiratet, mit der er bereits eine Affäre während ihrer ersten Ehe mit dem Leutnant Michał Zaleski (†&nbsp;1939) gehabt hatte. Zaleska und Rydz-Śmigły blieben kinderlos, zeigten sich nur selten gemeinsam in der Öffentlichkeit und lebten meist an getrennten Orten. 1940 sahen sich beide das letzte Mal während eines Treffens in Rydz-Śmigłys ungarischem Exil. Den Rest des Krieges und die Jahre danach verbrachte Zaleska in Frankreich. Sie wurde zuletzt am 2. Juli 1951 lebend gesehen; zwei Wochen später wurde ein Sack mit ihren sterblichen Überresten – die Leiche war gevierteilt – 40 km von [[Nizza]] entfernt gefunden.
* Gedichtsammlung ''Dążąc do końca swoich dróg'' (''Nach dem Ende des Weges strebend''), London 1989;
===Malerei und Grafik===
*Illustrationen zum Buch Josef Pilsudskis "''Der 22. Januar 1863''", Lemberg 1920;
*Teilnahme an Kunstaustellungen in Krakau (1916) und Warschau (1917). Rydz stellte mehrere Aquarelle und Zeichnungen aus. Während der Internierung in Rumänien schuf er auch Ölgemälde. Die meisten von seinen Werken sind heute verschollen.


==Literatur==
== Schriften ==
=== Militärwissenschaftliche Literatur ===
*Kazimierz Cepnik, ''Wódz Naczelny i Marszałek Polski Edward Smigly-Rydz, Zycie i Czyny'', Lemberg 1937;
* ''Walka na bagnety'' (''Der Bajonettenkampf''), Lemberg 1914.
*Juliusz Kaden-Bandrowski, ''Piłsudczycy'', Auschwitz 1915;
* ''W sprawie polskiej doktryny'' (''Die polnische Militärdoktrin''), Warschau 1924.
*Bohdan Wendorff, ''Towarzysze Komendanta'', London 1950
* ''Kawaleria w osłonie'' (''Die Kavallerie als Schutztruppe''), Warschau 1925.
*Paweł Zaremba, ''Historia Dwudziestolecia 1918-1939'', I -II., Paris 1967
* ''Rozkazy, Artykuły, Mowy'' (''Befehle, Artikel, Reden''), Warschau 1936.
* ''Wojna polsko-niemiecka'' (''Polnisch-deutscher Krieg''), Budapest 1941.


== Dichtung ==
[[Kategorie:Mann|Smigly-Rydz, Edward]]
* Gedichtsammlung ''Dążąc do końca swoich dróg'' (''Nach dem Ende des Weges strebend''), London 1989.
[[Kategorie:Pole|Smigly-Rydz, Edward]]

[[Kategorie:Militärperson (Polen)|Smigly-Rydz, Edward]]
=== Malerei und Grafik ===
[[Kategorie:Politiker (Polen)|Smigly-Rydz, Edward]]
* Illustrationen zum Buch Józef Piłsudskis ''Der 22. Januar 1863'', Lemberg 1920
[[Kategorie:Geboren 1886|Smigly-Rydz, Edward]]
* Teilnahme an Kunstausstellungen in Krakau (1916) und Warschau (1917). Rydz stellte mehrere Aquarelle und Zeichnungen aus. Während der Internierung in Rumänien schuf er auch Ölgemälde. Die meisten seiner Werke sind heute verschollen.
[[Kategorie:Gestorben 1941|Smigly-Rydz, Edward]]

== Orden, Auszeichnungen und Ehrentitel ==
'''Polnische Orden und Auszeichnungen'''

[[Orden des Weißen Adlers (Polen)|Orden vom Weißen Adler]], Komtur und Ritter des Ordens [[Virtuti Militari]], Großkreuz, Großoffizier und Komtur des [[Orden Polonia Restituta|Ordens Polonia Restituta]], Kreuz der Tapferen (viermal), [[Polnisches Kreuz der Unabhängigkeit]] mit Schwertern, Goldenes Verdienstkreuz, Erinnerungsmedaille für den Krieg 1918–1921.

'''Ausländische Orden und Ehrenzeichen'''

Großkreuz, Großoffizier und Komtur der französischen [[Ehrenlegion]], Großkreuz des [[Stern von Rumänien|Sterns von Rumänien]], Großkreuz des japanischen [[Orden der Aufgehenden Sonne|Ordens der Aufgehenden Sonne]], Großkreuz des jugoslawischen [[Orden der Heiligen Sava|Ordens der Heiligen Sava]] und Serbischen [[Orden des Weißen Adlers (Serbien)|Ordens des Weißen Adlers]], Großkreuz des [[Ungarischer Verdienstorden|Ungarischen Verdienstordens]], [[Kriegsverdienstkreuz (Italien)|italienisches Kriegsverdienstkreuz]], lettischer [[Lāčplēsis-Orden]], [[The Pulaski Medal]] (USA), [[Freiheitskreuz (Estland)|Freiheitskreuz]], [[Orden des Adlerkreuzes]], [[Orden des weißen Sterns]] außerdem lettische und rumänische Tapferkeitsmedaillen.

'''Ehrentitel'''

[[Ehrendoktor]] der Universitäten in Wilna und Warschau und der Technischen Hochschule in Warschau, [[Ehrenbürger]] zahlreicher polnischer Städte.

== Literatur ==
* {{ÖBL|9|352||Rydz(-Śmigły), Edward|[[Peter Broucek]], J. Buszko}}
* Kazimierz Cepnik: ''Wódz Naczelny i Marszałek Polski Edward Śmigły-Rydz, Zycie i Czyny.'' Lemberg 1937.
* Juliusz Kaden-Bandrowski: ''Piłsudczycy.'' Auschwitz 1915.
* Józef Piłsudski: ''Pisma zbiorowe.'' Warschau 1937.
* Stanley S. Seidner: ''The Camp of National Unity: An Experiment in Domestic Consolidation.'' In: ''The Polish Review.'' vol. xx, nos. 2–3, 1975, S. 231–236.
* Stanley S. Seidner: ''Reflections from Rumania and Beyond: Marshal Śmigły-Rydz Rydz in Exile.'' In: ''The Polish Review.'' vol. xxii, no. 2, 1977, S. 29–51.
* Tomasz Serwatka: ''Edward Rydz-Śmigły.'' In: ''Gazeta:Historia mało znana.'' Januar 2007, ([https://gazetagazeta.com/cgi-artman/exec/view.cgi?archive=137&num=16191&printer=1. online] auf gazetagazeta.com (polnisch)).
* Wacław Stachiewicz: ''Wierności dochować żołnierskiej.'' Warschau 1998, ISBN 83-86678-71-2.
* Bohdan Wendorff: ''Towarzysze Komendanta.'' London 1950.
* Paweł Zaremba: ''Historia Dwudziestolecia 1918–1939.'' I–II., Paris 1967.
* {{Munzinger|00000002644|Eduard Rydz-Smigly||in: ''Internationales Biographisches Archiv'' 25/1965 vom 14. Juni 1965}}

== Weblinks ==
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* {{Pressemappe|GND=118916882|NAME=Edward Rydz-Smigly}}

== Belege ==
<references />

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{{SORTIERUNG:Smiglyrydz, Edward}}
[[Kategorie:Marschall von Polen]]
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[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Vilnius]]
[[Kategorie:Ehrendoktor der Universität Warschau]]
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{{Personendaten
|NAME=Rydz-Śmigły, Edward
|ALTERNATIVNAMEN=Rydz, Edward (Geburtsname); Śmigły-Rydz, Edward (Pseudonym als Marschall von Polen)
|KURZBESCHREIBUNG=polnischer Politiker, Marschall von Polen, Maler und Dichter
|GEBURTSDATUM=11. März 1886
|GEBURTSORT=[[Bereschany|Breschan]] bei [[Ternopil|Tarnopol]], [[Galizien]]
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}}

Aktuelle Version vom 21. Mai 2024, 09:27 Uhr

Marschall Edward Rydz-Śmigły (1937)

Edward Rydz-Śmigły anhören/? (* 11. März 1886 in Brzeżany, Galizien, Österreich-Ungarn; † 2. Dezember 1941 in Warschau) war ein polnischer Politiker, Maler und ab 1936 Marschall von Polen.

Frühe Jahre bis 1914

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Edward Rydz, wie er eigentlich hieß (Śmigły, für der Flinke, war ein Pseudonym, das er in verschiedenen konspirativen Vereinen der Zeit vor 1914 benutzte und später seinem Familiennamen beifügte), war Sohn des österreichisch-ungarischen Berufsunteroffiziers Tomasz Rydz († 1888) und dessen Gemahlin Maria Babiak († 1896 im Alter von 29 Jahren). Damit stellte er eine Seltenheit im Offizierskorps der Zweiten Polnischen Republik dar, in dem die meisten Offiziere adliger oder großbürgerlicher Herkunft waren. Früh verwaist, wurde Edward von den mütterlichen Großeltern erzogen, nach deren Ableben kam er zur Familie des Stadtarztes in Brzeżany, Edmund Uranowicz.[1] Er besuchte das Gymnasium in seinem Geburtsort und legte 1905 das Matura-Examen mit Auszeichnung ab.

Eigentlich wollte Rydz Kunstmaler werden und studierte zuerst Malerei bei Leon Wyczółkowski und Teodor Axentowicz an der Krakauer Akademie der Schönen Künste, dann Philosophie und Kunstgeschichte an der Jagiellonen-Universität. 1907 studierte er Malerei in München, Nürnberg und Wien. Zwischen 1910 und 1911 erhielt er jedoch auch eine Offiziersausbildung als Einjährig-Freiwilliger im berühmten Infanterie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 und beendete sie mit Auszeichnung als Fähnrich. Man schlug ihm vor, als Berufsoffizier in der Armee zu bleiben, er lehnte dies allerdings ab.

1907 und 1908 war Rydz in verschiedenen konspirativen sozialistischen und nationalen Vereinen tätig. Nach der Gründung des von k.u.k. Behörden zugelassenen Schützenverbandes „Strzelec“ wurde Rydz nach der Beendigung der Ausbildung als Offizier der Schützen zum Kommandanten zweier Ausbildungsjahrgänge (1912 und 1913), zuletzt war er Chef des Bundbezirks Lemberg. Gleichzeitig nahm er 1912 das Studium an der Krakauer Akademie der Schönen Künste unter der Leitung des Professors Józef Pankiewicz wieder auf und beendete es noch vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Man lobte seine Begabung in der Landschafts- und Porträtmalerei und sagte ihm eine große Zukunft als Maler voraus.

Erster Weltkrieg (1914–1918)

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Im Juli 1914 trat Rydz als Leutnant in die österreichisch-ungarische Armee ein, einen Monat später wurde er zu den Polnischen Legionen unter Józef Piłsudski versetzt, wo er in der berühmten, von Piłsudski selbst befehligten Ersten Brigade diente, in der er nach und nach Bataillonskommandant, Kommandant des 1. Regiments und Stellvertreter des Brigadechefs wurde. Als Kommandant des 3. Bataillons nahm er mit Auszeichnung an vielen schweren Kämpfen an der Ostfront gegen die russische Armee teil. Der Militärhistoriker Juliusz Kaden-Bandrowski schrieb über ihn: „Das Dritte Bataillon ist gleichsam die Garde der Ersten Brigade. Wo Śmigły angreift, muss es immer ein positives Ergebnis geben. Wo er wirtschaftet, gibt es Ordnung.“ Schon 1914 wurde Rydz zum Major, 1915 zum Oberstleutnant und 1916 zum Oberst befördert.

Im Juli 1917 verweigerten die Legionäre den Eid auf die zwei Kaiser der Mittelmächte als Verbündete des von Deutschland und Österreich-Ungarn neugeschaffenen Regentschaftskönigreiches Polen, was zur sogenannten Eidkrise führte. Hans von Beseler, Generalgouverneur im Generalgouvernement Warschau, ließ die Legionen auflösen und ihre Soldaten internieren. Nach kurzer Haft wurde Rydz von Piłsudski, der in Magdeburg in Festungshaft war, Anfang 1918 zum Oberkommandierenden der geheimen Polnischen Militärischen Organisation (POW) ernannt. Als solcher fuhr er im September 1918 nach Kiew, wo er über die Anwerbung der Polen in der Ukraine für die POW verhandelte, und wo er seine künftige Frau, Marta Zaleska, die Kurierin der POW war, kennenlernte. Im Oktober 1918 fuhr er nach Lublin zu einer Geheimkonferenz der Polnischen Bauernpartei (PSL) und der Polnischen Sozialistischen Partei (PPS), der er das Projekt der Errichtung eines unabhängigen republikanisch-demokratischen polnischen Staates mit provisorischem Sitz in Lublin vorlegte. Am 6. und 7. November desselben Jahres wurde Rydz vom Sozialistenführer Ignacy Daszyński als Kriegsminister im Rang eines Generalmajors in dessen so genannte Erste Lubliner Regierung berufen (die zweite war die kommunistische unter Bolesław Bierut im Jahr 1944), die am 11. November 1918 die Macht an Piłsudski übergab. Als Minister begann er den Doppelnamen Rydz-Śmigły zu gebrauchen.

Krieg gegen die Bolschewiki (1919–1921)

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Während des Polnisch-Sowjetischen Krieges 1919 bis 1921 war Rydz-Śmigły Kommandant der Militärbezirke Warschau und Lublin. Während des polnischen Angriffs auf Wilna (1919) war er Befehlshaber der 1. Infanteriedivision der Legionen und vernichtete die Truppen der Roten Armee im Umland von Wilna. Am 8. August 1919 eroberte er Minsk, einen Monat später stieß er bis zur Düna vor und besetzte einen Vorort von Dünaburg. Am 30. Dezember 1919 wurde er Kommandant einer Operationsgruppe, die aus zwei polnischen und zwei lettischen Regimentern bestand und eroberte am 3. Januar 1920 Dünaburg. Zum Oberbefehlshaber der lettischen Streitkräfte ernannt, eroberte er bis Februar 1920 das südliche Polnisch-Livland. Er erhielt dafür die Ritterwürde des Orden Virtuti Militari und die höchste lettische Militärauszeichnung, den Lāčplēsis-Orden. Kurz danach wurde Rydz-Śmigły zum Divisionsgeneral (Zwei-Sterne-General) befördert.

Während des Feldzuges auf Kiew befehligte er eine Angriffsgruppe, die aus der 1. und 7. Infanteriedivision und der 1. Kavallerie-Brigade bestand. Rydz-Śmigły brachte der roten 12. Armee eine totale Niederlage bei und besetzte am 7. Mai 1920 Kiew, musste es jedoch auf Piłsudskis Befehl bald räumen, da sich die Hauptmasse der polnischen Armee auf dem Rückzug in Richtung Heimat befand.

In der letzten Phase des Krieges, die mit einer Niederlage der Bolschewisten endete, war Rydz-Śmigły Kommandeur der südöstlichen und der mittleren Front, die den rechten Angriffsflügel der polnischen Armee in der Schlacht bei Warschau ausmachten, später befehligte er die 2. Front, die den Rückzug der Roten Armee unter Michail Tuchatschewski abschnitt. Die Bolschewisten mussten sich nach Ostpreußen zurückziehen, wo sie interniert wurden.

Politkarriere (1922–1939)

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Der zweite, kleinere Marschallstab des Rydz-Smigły

Nach dem siegreichen Krieg beschäftigte sich Rydz-Śmigły von 1922 bis 1926 mit der Organisation und der Schulung des Heeres, u. a. reiste er 1925 nach Frankreich, um die Organisation der französischen Armee – die seinerzeit von vielen Fachleuten für die stärkste Armee Europas gehalten wurde – näher kennenzulernen.

Während des Maiputsches 1926 gehörte er zu den Anhängern Piłsudskis und entsandte einen Teil der Wilnaer Garnison, um die Putschisten in Warschau zu unterstützen. Rydz-Śmigły bekleidete zu dieser Zeit hohe militärische Ämter als Generalinspekteur des Wilnaer und später des Warschauer Militärbezirks und wurde 1929 zum Stellvertreter des Marschalls für alle Belange des Ostens nominiert. Einen Tag nach dem Tod Piłsudskis wurde er am 13. Mai 1935 gemäß dem letzten Willen des Verstorbenen zum Generalleutnant und Generalinspekteur der Streitkräfte ernannt, und am 13. Juli dieses Jahres erklärte ihn die Regierung zur „zweiten Person im Staate nach dem Staatspräsidenten“. Am 10. November 1936 wurde er zum Marschall von Polen befördert. Als Marschall begann er den Namen Śmigły-Rydz zu verwenden.

10. November 1936, Ehrenhof des Warschauer Königsschlosses: Rydz erhält den Marschallstab von Präsident Mościcki

Als Marschall schuf er mit der Unterstützung des Offizierskorps ein zweites Machtzentrum im seit 1926 größtenteils autoritär regierten Polen: von nun an teilten sich die Kreise der Regierenden in die „Leute des Präsidenten“ Ignacy Mościcki oder die „Gruppe Schloss“ (so genannt nach der Residenz des Präsidenten, dem Königsschloss in Warschau) und die „Leute des Marschalls“, die sich im Generalinspektoriat der Streitkräfte trafen. Ein Unabhängiger und Vermittler zwischen den beiden Gruppen war der Außenminister Oberst Józef Beck. Das Merkwürdige war, dass beide Gruppen sich in ihrem Machtkampf auf die vermeintliche intime Kenntnis der „Absichten des Kommandanten (Piłsudski)“ beriefen, der kein politisches Testament hinterlassen hatte. Anfangs versuchte Rydz-Śmigły, die Bauernpartei auf seine Seite zu ziehen; als dies misslang, wandte er sich der nationalistischen Jugend zu. Er schuf die Organisation „Bund des jungen Polens“ (Związek Młodej Polski) mit dem Führer der ultranationalistischen und antisemitischen Falanga, Jerzy Rutkowski, an ihrer Spitze. Es gab Gerüchte, dass er einen Staatsstreich plane, um die ganze Macht mit der Unterstützung der Ultrarechten an sich zu reißen. Dies verursachte großes Missbehagen in den Kreisen der alten Piłsudski-Gefährten, worauf Rydz-Śmigły seine Taktik änderte: Er wandte sich von der nationalistischen Jugend ab und versuchte, seinen Einfluss in den Kreisen der alten Kämpfer zurückzuerlangen. In den letzten Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg versöhnte er sich mit Mościcki; es entstanden geradezu freundliche Beziehungen zwischen den beiden Staatsmännern.

1936 schuf Rydz-Śmigły in Zusammenarbeit mit dem Generalstab einen sechsjährigen Plan der Modernisierung der Streitkräfte. Man beschloss, die Entwicklung der Panzerabwehr, der Luftverteidigung und der schweren Artillerie zu fördern. 1937 traf er anlässlich einer Jagd mit Hermann Göring zusammen, dem gegenüber er die Bereitschaft der polnischen Regierung betonte, Piłsudskis Politik der Versöhnung mit dem Deutschen Reich fortzusetzen. Er wich jedoch Görings Frage aus, ob Polen bereit wäre, dem Antikominternpakt beizutreten.

Ab März 1939 sah Rydz-Śmigły die Bedrohung durch Deutschland viel klarer als die anderen Mitglieder der polnischen Regierung, befahl eine Teilmobilisation und eine Umarbeitung des Operationsplanes „Westen“, da Polen nach der deutschen Besetzung der Rest-Tschechoslowakei und der Gründung der deutschfreundlichen Slowakei von allen Seiten umklammert war. Die Zeit reichte indessen nicht aus, um neue Operationspläne auszuarbeiten. Während der Moskauer Verhandlungen im August 1939 erklärte er den Westmächten mit Entschiedenheit, dass Polen einen Durchmarsch der Roten Armee nach Westen nicht gestatten werde, da dieser „die aktive Beteiligung der Sowjetunion am eventuellen Krieg nicht garantiere, und dass sowjetische Truppen, einmal in Polen, es niemals verlassen werden“.

Edward Rydz-Śmigły und Wacław Stachiewicz, Chef des Generalstabs

Am 1. September 1939 wurde Polen von Deutschland angegriffen (siehe Überfall auf Polen). Rydz-Śmigły war bestrebt, die polnische Verteidigung bis zur Offensive der polnischen Alliierten (die niemals stattfand – siehe Britisch-französische Garantieerklärung) zu stabilisieren. Am 9. September verlegte er das Hauptquartier aus dem bedrohten Warschau nach Brest und später nach Wladimir in Wolhynien. Er zeigte große Beherrschung und Ruhe in den schwierigsten Situationen, befasste sich jedoch allzu sehr mit Einzelheiten und hatte keinen der strategischen Leitgedanken der damaligen Zeit (Blitzkrieg-Theorie, koordinierter Kampf von Heer und Luftstreitkräften etc.) richtig erfasst. Was Piłsudski 1922 (in einer Charakteristik der polnischen Generalität) beschrieb, bewahrheitete sich: „in der Operationsarbeit zeigt er eine gesunde und ruhige Logik und beharrliche Energie. Ich empfehle ihn als Armeekommandeur, bin jedoch nicht sicher, ob er ausreichende Fähigkeiten besitzt, als Oberbefehlshaber in einer Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten zu funktionieren“.

Ab 17. September 1939 erfolgte die Besetzung Ostpolens durch 446.000 Soldaten der Roten Armee und des NKWD. Am gleichen Tag begab sich die polnische Regierung über den letzten noch offenen Grenzübergang am Fluss Tscheremosch nach Rumänien, wo sie Asyl erbat und erhielt. Am 20. September 1939 erließ Rydz-Śmigły seinen letzten Befehl an die Armee, am 26. September ließ er in seiner letzten Anweisung den Kommandanten der Verteidigung Warschaus, General Juliusz Rómmel, wissen, dass die Hauptstadt sich verteidigen solle, bis die Vorräte an Munition und Lebensmitteln ausgingen; später solle ein im Untergrund wirkender Widerstand organisiert werden. Am nächsten Tage trat er mittels eines Briefes an den neuen Präsidenten Władysław Raczkiewicz vom Posten des Oberbefehlshabers zurück.[2] Für seinen Übergang nach Rumänien wurde er während des Krieges und danach kritisiert; er sah indessen die bevorstehende unausweichliche Niederlage und wollte niemanden hinterlassen, der eine Kapitulationsurkunde der Republik Polen unterzeichnen könnte. Aus diesem Grunde ernannte er auch keinen Nachfolger als Oberbefehlshaber, was ebenfalls kritisiert wurde.

Rydz-Śmigły hatte ein Versprechen des rumänischen Königs Carol II. erhalten, freies Geleit nach Frankreich zu bekommen, wurde aber nach dem Übergang in Czernowitz und später in Siebenbürgen interniert. Die französische Regierung weigerte sich auf Betreiben seines alten Intimfeindes und nunmehrigen Exil-Premierministers, General Władysław Sikorski, ihn aufzunehmen. Zwei Jahre des Exils in Rumänien und Ungarn (am 10. Dezember 1940 floh er in Verkleidung aus Rumänien nach Ungarn) sollten folgen. Die Flucht Rydz-Śmigłys nach Ungarn und Gerüchte über dessen Pläne, nach Polen zurückzukehren, riefen größte Unruhe bei Sikorski hervor, der in einem Telegramm an den Führer des Widerstandes in Warschau, General Stefan Rowecki, schrieb: „Die polnische Regierung würde den Aufenthalt des Marschalls in Polen als Sabotage der Arbeit im Lande betrachten. Der Marschall soll sich schleunigst nach einem Lande des Britischen Empire begeben.“ Im rumänischen und ungarischen Exil schuf Rydz-Śmigły die Pläne zur Errichtung einer militärischen Widerstandsorganisation gegen die deutsche Besetzung Polens, die auf Piłsudski-gesinnten Offizieren basieren sollte; diese wurde jedoch erst 1942 gegründet, nach seinem Tod.

Das Grab des Marschalls Rydz-Smigły in Warschau

Im Oktober 1941 ging Rydz-Śmigły aus Ungarn in Verkleidung nach Warschau zurück und meldete sich als einfacher Soldat unter dem Decknamen Adam Zawisza bei der Widerstandsbewegung. Indem er sich selbst degradierte, wollte er solchermaßen wahrscheinlich die Schande der Flucht des 17. Septembers 1939 büßen. Er nahm Kontakt mit Rowecki auf, starb jedoch nach nur fünf Wochen in Warschau unerwartet an Herzversagen und wurde zunächst unter dem Namen Adam Zawisza auf dem Friedhof Powązki-Friedhof in Warschau bestattet.

Bis 1991 trug das Grab Rydz-Śmigłys den Namen Adam Zawisza. 1994 erhielt es einen neuen, größeren Grabstein, der von der Bevölkerung Warschaus gespendet wurde. Im selben Jahr wurde ein großer Park in Warschau, der einst von den Kommunisten als Park der Kultur und der Erholung angelegt worden war, in Marschall-Edward-Rydz-Smigły-Park umbenannt.

Der fähige, aber am Ende glücklose Rydz-Śmigły wird heute anders beurteilt als während der kommunistischen Zeit. Einige Historiker sehen ihn heute als einen Patrioten, der alles für sein Land opferte und als einen der tragischen Helden der polnischen Nationalgeschichte, während seine Person in kommunistischer Zeit negativ dargestellt worden war.

Rydz-Śmigły war mit Marta Zaleska (1895–1951), geb. Thomas, verheiratet, mit der er bereits eine Affäre während ihrer ersten Ehe mit dem Leutnant Michał Zaleski († 1939) gehabt hatte. Zaleska und Rydz-Śmigły blieben kinderlos, zeigten sich nur selten gemeinsam in der Öffentlichkeit und lebten meist an getrennten Orten. 1940 sahen sich beide das letzte Mal während eines Treffens in Rydz-Śmigłys ungarischem Exil. Den Rest des Krieges und die Jahre danach verbrachte Zaleska in Frankreich. Sie wurde zuletzt am 2. Juli 1951 lebend gesehen; zwei Wochen später wurde ein Sack mit ihren sterblichen Überresten – die Leiche war gevierteilt – 40 km von Nizza entfernt gefunden.

Militärwissenschaftliche Literatur

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  • Walka na bagnety (Der Bajonettenkampf), Lemberg 1914.
  • W sprawie polskiej doktryny (Die polnische Militärdoktrin), Warschau 1924.
  • Kawaleria w osłonie (Die Kavallerie als Schutztruppe), Warschau 1925.
  • Rozkazy, Artykuły, Mowy (Befehle, Artikel, Reden), Warschau 1936.
  • Wojna polsko-niemiecka (Polnisch-deutscher Krieg), Budapest 1941.
  • Gedichtsammlung Dążąc do końca swoich dróg (Nach dem Ende des Weges strebend), London 1989.

Malerei und Grafik

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  • Illustrationen zum Buch Józef Piłsudskis Der 22. Januar 1863, Lemberg 1920
  • Teilnahme an Kunstausstellungen in Krakau (1916) und Warschau (1917). Rydz stellte mehrere Aquarelle und Zeichnungen aus. Während der Internierung in Rumänien schuf er auch Ölgemälde. Die meisten seiner Werke sind heute verschollen.

Orden, Auszeichnungen und Ehrentitel

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Polnische Orden und Auszeichnungen

Orden vom Weißen Adler, Komtur und Ritter des Ordens Virtuti Militari, Großkreuz, Großoffizier und Komtur des Ordens Polonia Restituta, Kreuz der Tapferen (viermal), Polnisches Kreuz der Unabhängigkeit mit Schwertern, Goldenes Verdienstkreuz, Erinnerungsmedaille für den Krieg 1918–1921.

Ausländische Orden und Ehrenzeichen

Großkreuz, Großoffizier und Komtur der französischen Ehrenlegion, Großkreuz des Sterns von Rumänien, Großkreuz des japanischen Ordens der Aufgehenden Sonne, Großkreuz des jugoslawischen Ordens der Heiligen Sava und Serbischen Ordens des Weißen Adlers, Großkreuz des Ungarischen Verdienstordens, italienisches Kriegsverdienstkreuz, lettischer Lāčplēsis-Orden, The Pulaski Medal (USA), Freiheitskreuz, Orden des Adlerkreuzes, Orden des weißen Sterns außerdem lettische und rumänische Tapferkeitsmedaillen.

Ehrentitel

Ehrendoktor der Universitäten in Wilna und Warschau und der Technischen Hochschule in Warschau, Ehrenbürger zahlreicher polnischer Städte.

  • Peter Broucek, J. Buszko: Rydz(-Śmigły), Edward. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 9, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1988, ISBN 3-7001-1483-4, S. 352.
  • Kazimierz Cepnik: Wódz Naczelny i Marszałek Polski Edward Śmigły-Rydz, Zycie i Czyny. Lemberg 1937.
  • Juliusz Kaden-Bandrowski: Piłsudczycy. Auschwitz 1915.
  • Józef Piłsudski: Pisma zbiorowe. Warschau 1937.
  • Stanley S. Seidner: The Camp of National Unity: An Experiment in Domestic Consolidation. In: The Polish Review. vol. xx, nos. 2–3, 1975, S. 231–236.
  • Stanley S. Seidner: Reflections from Rumania and Beyond: Marshal Śmigły-Rydz Rydz in Exile. In: The Polish Review. vol. xxii, no. 2, 1977, S. 29–51.
  • Tomasz Serwatka: Edward Rydz-Śmigły. In: Gazeta:Historia mało znana. Januar 2007, (online auf gazetagazeta.com (polnisch)).
  • Wacław Stachiewicz: Wierności dochować żołnierskiej. Warschau 1998, ISBN 83-86678-71-2.
  • Bohdan Wendorff: Towarzysze Komendanta. London 1950.
  • Paweł Zaremba: Historia Dwudziestolecia 1918–1939. I–II., Paris 1967.
  • Eduard Rydz-Smigly in: Internationales Biographisches Archiv 25/1965 vom 14. Juni 1965, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Commons: Edward Rydz-Śmigły – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Stanley S. Seidner: Marshal Edward Smigly-Rydz and Poland, 1935–1939. Diss., St. John’s University, New York 1975, S. 4.
  2. Vgl. auch Franz Kadell: Katyn: Das zweifache Trauma der Polen. Herbig Verlag, München 2011, ISBN 978-3-7766-2660-5, S. 15–16. Vgl. zudem ebenda S. 16: „Die Offiziere und Soldaten des Grenzverteidigungskorps, die den Sowjets als Erste in die Hände fallen, werden unverzüglich nach Russland deportiert, sofern sie nicht auf der Stelle umgebracht werden.“