„Blondhaarigenstereotype“ – Versionsunterschied

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NS-Rassenideologie; Maerchenblondinen
Gliederung; Glamour; Hitchcock-Blondinen
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Unter dem Stichwort '''Blondhaarigenstereotype''' lassen sich mehrere [[Stereotype]] zusammenfassen, die in den Kulturen der [[Westliche Welt|Westlichen Welt]] auf [[Blond|blondhaarige]] Personen – insbesondere auf blonde junge Frauen („[[Blondine]]n“) – bezogen werden. Dazu zählen unter anderem die Stereotype der „blonden Unschuld“, des „blonden Gifts“, der „blonden Sexbombe“, der „kühlen Blonden“, der „gefährlichen Blonden“ und schließlich der „naiv-dummen Blondine“.
Unter dem Stichwort '''Blondhaarigenstereotype''' lassen sich mehrere [[Stereotype]] zusammenfassen, die in den Kulturen der [[Westliche Welt|Westlichen Welt]] auf [[Blond|blondhaarige]] Personen – insbesondere auf blonde junge Frauen („[[Blondine]]n“) – bezogen werden. Dazu zählen unter anderem die Stereotype der „blonden Unschuld“, des „blonden Gifts“, der „blonden Sexbombe“, der „kühlen Blonden“, der „gefährlichen Blonden“ und schließlich der „naiv-dummen Blondine“.


== Blonde Unschuld, blonder Engel ==
[[Datei: Rubens Madonna Kind.JPG|thumb|hochkant|Madonna und Jesuskind ([[Peter Paul Rubens|Rubens]], 17. Jahrhundert). Auch in der europäischen Malerei steht „blond“ traditionell für Unschuld und Sanftmut.]]
[[Datei: Rubens Madonna Kind.JPG|thumb|hochkant|Madonna und Jesuskind ([[Peter Paul Rubens|Rubens]], 17. Jahrhundert). Auch in der europäischen Malerei steht „blond“ traditionell für Unschuld und Sanftmut.]]
== Blonde Unschuld, blonder Engel ==
Da sich bei nahezu allen Blonden mit zunehmendem Lebensalter ein dunklerer Farbton entwickelt, wird „blond“ unausweichlich mit Jugendlichkeit assoziiert.<ref name="aachener"/><ref name="pitman5"/> Infolgedessen steht es häufig auch für Reinheit, Unschuld, Jungfräulichkeit und Tugendhaftigkeit.<ref name="phillips"/> Im Hollywood-Kino hat [[Mary Pickford]] schon in den 1910er Jahren immer wieder die blonde Unschuld repräsentiert, die vor bösen Angriffen beschützt und gerettet werden musste.<ref name="wnyc"/> Die meisten Märchenprinzessinnen, mit Ausnahme von [[Schneewittchen]], sind blond.<ref name="pitman132"/> In [[Jean Cocteau]]s Märchenfilm ''[[Es war einmal (Film)|La Belle et la Bête]]'' (1946, mit [[Josette Day]]) fällt das herzensgute blonde Mädchen in die Hand einer Bestie – ein Motiv, das seine schrulligste Variation in [[Merian C. Cooper]]s ''[[King Kong und die weiße Frau|King Kong]]'' (1933, mit [[Fay Wray]]) erfuhr.<ref name="pitman133"/> Eine modernere Version bildete der sonnige, aber prüde Frauentyp, den [[Doris Day]] in vielen ihrer Filme verkörpert hat, etwa dort, wo sie sich gegen die frivolen Angebote etwa von [[Rock Hudson]] zur Wehr zu setzen hatte.<ref name="augsburger"/>
Da sich bei nahezu allen Blonden mit zunehmendem Lebensalter ein dunklerer Farbton entwickelt, wird „blond“ unausweichlich mit Jugendlichkeit assoziiert.<ref name="aachener"/><ref name="pitman5"/> Infolgedessen steht es häufig auch für Reinheit, Unschuld, Jungfräulichkeit und Tugendhaftigkeit.<ref name="phillips"/> Im Hollywood-Kino hat [[Mary Pickford]] schon in den 1910er Jahren immer wieder die blonde Unschuld repräsentiert, die vor bösen Angriffen beschützt und gerettet werden musste.<ref name="wnyc"/> Die meisten Märchenprinzessinnen, mit Ausnahme von [[Schneewittchen]], sind blond.<ref name="pitman132"/> In [[Jean Cocteau]]s Märchenfilm ''[[Es war einmal (Film)|La Belle et la Bête]]'' (1946, mit [[Josette Day]]) fällt das herzensgute blonde Mädchen in die Hand einer Bestie – ein Motiv, das seine schrulligste Variation in [[Merian C. Cooper]]s ''[[King Kong und die weiße Frau|King Kong]]'' (1933, mit [[Fay Wray]]) erfuhr.<ref name="pitman133"/> Eine modernere Version bildete der sonnige, aber prüde Frauentyp, den [[Doris Day]] in vielen ihrer Filme verkörpert hat, etwa dort, wo sie sich gegen die frivolen Angebote etwa von [[Rock Hudson]] zur Wehr zu setzen hatte.<ref name="augsburger"/>


Zu weiteren Assoziationen, die bereits vor dem 20. Jahrhundert mit Blondinen weithin verknüpft wurden, zählen Sanftmut, Sentimentalität und Gemütstiefe.<ref name="junker"/><ref name="canto"/><ref name="landay"/> Die Literaturwissenschaftlerin [[Marina Warner]] hat spekuliert, dass Blondsein – ebenso wie die damit einhergehende Hellhäutigkeit – mit dem Aufenthalt in Innenräumen assoziiert werde, und zwar sowohl buchstäblich als auch im metaphorischen Sinne.<ref name="warner"/> In der Literatur und im Film werden reine, gemütstiefe Blondinen häufig mit sinnlichen, kultivierten Brünetten kontrastiert, wie etwa in [[Walter Scott]]s Ritterroman ''[[Ivanhoe]]'' (1820), der 1952 unter [[Ivanhoe – Der schwarze Ritter|demselben Titel]] mit [[Joan Fontaine]] und [[Elizabeth Taylor]] verfilmt wurde.<ref name="tremper5"/> Die Brünette ist das verbotene Objekt, das den männlichen Helden verführt, in die Welt hinauszuziehen; die Blondine dagegen der Hafen, in dem er heimkehrt.<ref name="tremper9"/> In der amerikanischen Literatur entstand aus diesem Bild in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stereotyp des ''[[All-American-Girl]]s''.
Zu weiteren Assoziationen, die bereits vor dem 20. Jahrhundert mit Blondinen weithin verknüpft wurden, zählen Sanftmut, Sentimentalität und Gemütstiefe.<ref name="junker"/><ref name="canto"/><ref name="landay"/> Die Literaturwissenschaftlerin [[Marina Warner]] hat spekuliert, dass Blondsein – ebenso wie die damit einhergehende Hellhäutigkeit – mit dem Aufenthalt in Innenräumen assoziiert werde, und zwar sowohl buchstäblich als auch im metaphorischen Sinne.<ref name="warner"/> In der Literatur und im Film werden reine, gemütstiefe Blondinen häufig mit sinnlichen, kultivierten Brünetten kontrastiert, wie etwa in [[Walter Scott]]s Ritterroman ''[[Ivanhoe]]'' (1820), der 1952 unter [[Ivanhoe – Der schwarze Ritter|demselben Titel]] mit [[Joan Fontaine]] und [[Elizabeth Taylor]] verfilmt wurde.<ref name="tremper5"/> Die Brünette ist das verbotene Objekt, das den männlichen Helden verführt, in die Welt hinauszuziehen; die Blondine dagegen der Hafen, in dem er heimkehrt.<ref name="tremper9"/> In der amerikanischen Literatur entstand aus diesem Bild in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stereotyp des ''[[All-American-Girl]]s''.


Das Klischee des „blonden Engels“ wirkt bis in die Gegenwart fort. 2013 war das Wort in den Schlagzeilen der internationalen Presse weithin präsent, als Polizeibeamte in Griechenland eine blondes und blauäugiges Mädchen im Vorschulalter entdeckten, das von seinen augenscheinlich nicht blutsverwandten [[Roma]]-Eltern als eigenes Kind aufgezogen wurde. Während die Anwältin der Zieheltern angab, das Paar habe das von der leiblichen Mutter verlassene Kind aus Mitleid aufgezogen, war in der Presse von Kindesraub die Rede gewesen.<ref name="maria"/>

== Blondhaarigkeit in rassenideologischer Perspektive ==
Verschiedene Autoren haben Blondheit auch als Ideal [[Rassismus|rassistischer]] Gesellschaften gedeutet. So schrieb der Filmtheoretiker Richard Dyer 1986: ''„Blondsein, insbesondere Platin- ([[Peroxide|Peroxid]]-) Blond-Sein ist das ultimative Zeichen von [[Weißsein]].“''<ref name="dyer"/> Schon im [[Viktorianisches Zeitalter|viktorianischen England]] wurde blondes Haar als Erbe der [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] betrachtet, mit dem die Briten sich seit den [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriegen]] weitaus stärker identifizierten als mit ihrem – nun als barbarisch empfundenen – [[Normannen|normannischen]] Erbe.<ref name="tremper4"/>
Verschiedene Autoren haben Blondheit auch als Ideal [[Rassismus|rassistischer]] Gesellschaften gedeutet. So schrieb der Filmtheoretiker Richard Dyer 1986: ''„Blondsein, insbesondere Platin- ([[Peroxide|Peroxid]]-) Blond-Sein ist das ultimative Zeichen von [[Weißsein]].“''<ref name="dyer"/> Schon im [[Viktorianisches Zeitalter|viktorianischen England]] wurde blondes Haar als Erbe der [[Sachsen (Volk)|Sachsen]] betrachtet, mit dem die Briten sich seit den [[Koalitionskriege|Napoleonischen Kriegen]] weitaus stärker identifizierten als mit ihrem – nun als barbarisch empfundenen – [[Normannen|normannischen]] Erbe.<ref name="tremper4"/>


Noch greifbarer ist dieser Zusammenhang vor dem Hintergrund der [[Rassismus#Nationalsozialismus (1933–1945)|nationalsozialistischen Rassenideologie]]. Im [[Nationalsozialistische Filmpolitik|NS-Kino]] hat den Typus der seelenvollen Blondine u.&nbsp;a. [[Kristina Söderbaum]] ausgefüllt, die in [[Veit Harlan]]s Propagandafilm ''[[Opfergang (1944)|Opfergang]]'' (1944) als blonde Unschuld skrupellosen und geilen Slawen und Juden in die Hände fällt.<ref name="ts"/> Autoren wie [[Arthur de Gobineau|Gobineau]] hatten im 19. Jahrhundert den arischen Mythos begründet, eine [[Rassentheorie]], die helle Haut und blondes Haar auf die Abstammung von einem edlen „[[Arier|arischen]]“ Eroberer- und Kulturvolk zurückführte und mit seelischer und geistiger Superiorität in Verbindung brachte. In seiner Schrift ''[[Zur Genealogie der Moral]]'' prägte [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] 1887 das Wort von der „[[Blonde Bestie|blonden Bestie]]“. Im Nationalsozialismus schließlich lieferte der arische Mythos die Rechtfertigung für den [[Holocaust]].
Noch greifbarer ist dieser Zusammenhang vor dem Hintergrund der [[Rassismus#Nationalsozialismus (1933–1945)|nationalsozialistischen Rassenideologie]]. Im [[Nationalsozialistische Filmpolitik|NS-Kino]] hat den Typus der seelenvollen Blondine u.&nbsp;a. [[Kristina Söderbaum]] ausgefüllt, die in [[Veit Harlan]]s Propagandafilm ''[[Opfergang (1944)|Opfergang]]'' (1944) als blonde Unschuld skrupellosen und geilen Slawen und Juden in die Hände fällt.<ref name="ts"/> Autoren wie [[Arthur de Gobineau|Gobineau]] hatten im 19. Jahrhundert den arischen Mythos begründet, eine [[Rassentheorie]], die helle Haut und blondes Haar auf die Abstammung von einem edlen „[[Arier|arischen]]“ Eroberer- und Kulturvolk zurückführte und mit seelischer und geistiger Superiorität in Verbindung brachte. In seiner Schrift ''[[Zur Genealogie der Moral]]'' prägte [[Friedrich Nietzsche|Nietzsche]] 1887 das Wort von der „[[Blonde Bestie|blonden Bestie]]“. Im Nationalsozialismus schließlich lieferte der arische Mythos die Rechtfertigung für den [[Holocaust]].


== Selbstbewusste Blondinen ==
Das Klischee des „blonden Engels“ wirkt bis in die Gegenwart fort. 2013 war das Wort in den Schlagzeilen der internationalen Presse weithin präsent, als Polizeibeamte in Griechenland eine blondes und blauäugiges Mädchen im Vorschulalter entdeckten, das von seinen augenscheinlich nicht blutsverwandten [[Roma]]-Eltern als eigenes Kind aufgezogen wurde. Während die Anwältin der Zieheltern angab, das Paar habe das von der leiblichen Mutter verlassene Kind aus Mitleid aufgezogen, war in der Presse von Kindesraub die Rede gewesen.<ref name="maria"/>
Etwa zeitgleich mit dem Stereotyp der blonden Unschuld erschien in der Literatur ein zweiter Bondinentyp, der der reinen, seelenvollen Blonden diametral entgegengesetzt war. Schon in [[Charlotte Brontë]]s ''Jane Eyre'' (1847) war der tugendhaften Titelheldin eine blonde Kusine Georgiana Reed – ein verwöhntes, unverschämtes Luder – gegenübergestellt worden.<ref name="tremper48"/> Brontës Schwester [[Emily Brontë|Emily]] tat Ähnliches in ''[[Die Sturmhöhe|Wuthering Heights]]'' (1847), indem sie die dickköpfige und unfreundliche Cathy Linton als Blondine einführte. [[William Makepeace Thackeray|William Thackeray]]s schuf in seinem Roman ''[[Jahrmarkt der Eitelkeit|Vanity Fair]]'' (1847/1848) dann erstmals eine blonde weibliche Hauptfigur, Becky Sharp, die nicht unschuldig und lieblich, sondern im Gegenteil hochkomplex, sexy, gescheit, ehrgeizig und schuldbeladen war.<ref name="tremper26"/> Sowohl die Schwestern Brontë als auch Thackeray verachteten das literarische Klischee der lieblichen, nur ihrer Schönheit wegen bewunderten Blondine. Die Brontës schufen absichtsvoll dunkelhaarige Heldinnen, die attraktiver waren als ihre blonden Gegenspielerinnen, und zwar nicht aufgrund ihrer Schönheit, sondern weil sie Intelligenz und Begabung besaßen.<ref name="tremper3"/> Thackerays Roman war eine direkte Antwort auf Scotts ''Ivanhoe''.<ref name="elliott"/>

== Gegenbild: Selbstbewusste Blondinen ==
Etwa zeitgleich mit dem Stereotyp der blonden Unschuld erschien in der Literatur ein zweiter Bondinentyp, der der reinen, seelenvollen Blonden diametral entgegengesetzt war. Schon in [[Charlotte Brontë]]s ''Jane Eyre'' (1847) war der tugendhaften Titelheldin eine blonde Kusine Georgiana Reed – ein verwöhntes, unverschämtes Luder – gegenübergestellt worden.<ref name="tremper48"/> Brontës Schwester [[Emily Brontë|Emily]] tat Ähnliches in ''[[Die Sturmhöhe|Wuthering Heights]]'' (1847), indem sie die dickköpfige und unfreundliche Cathy Linton als Blondine einführte. [[William Makepeace Thackeray|William Thackeray]]s schuf in seinem Roman ''[[Jahrmarkt der Eitelkeit|Vanity Fair]]'' (1847/1848) dann erstmals eine blonde weibliche Hauptfigur, Becky Sharp, die nicht unschuldig und lieblich, sondern im Gegenteil hochkomplex, sexy, gescheit und ehrgeizig war.<ref name="tremper26"/> Sowohl die Schwestern Brontë als auch Thackeray verachteten das literarische Klischee der lieblichen, nur ihrer Schönheit wegen bewunderten Blondine. Die Brontës schufen absichtsvoll dunkelhaarige Heldinnen, die attraktiver waren als ihre blonden Gegenspielerinnen, und zwar nicht aufgrund ihrer Schönheit, sondern weil sie Intelligenz und Begabung besaßen.<ref name="tremper3"/> Thackerays Roman war eine direkte Antwort auf Scotts ''Ivanhoe''.<ref name="elliott"/>


[[Datei: Hedda Vernon by Alexander Binder.jpg|mini|hochkant|Hedda Vernon, die ''Loni'' in [[Hubert Moest]]s Film ''Blondes Gift'']]
== Gegenbild: Blondes Gift ==
== Blonder Vamp, gefährliche Blondine ==
Bösartige Blondinen hatten in Literatur und Malerei bereits vor Thackeray und auch vor den Brontës existiert, etwa in [[Samuel Taylor Coleridge|Coleridge]]s berühmter Ballade ''[[The Rime of the Ancient Mariner]]'' (1798):
Bösartige Blondinen hatten in Literatur und Malerei bereits vor Thackeray und auch vor den Brontës existiert, etwa in [[Samuel Taylor Coleridge|Coleridge]]s berühmter Ballade ''[[The Rime of the Ancient Mariner]]'' (1798):


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== Blonde Sexbombe ==
[[Datei: Hedda Vernon by Alexander Binder.jpg|mini|hochkant|Hedda Vernon, die ''Loni'' in [[Hubert Moest]]s Film ''Blondes Gift'']]
In Deutschland publizierte [[Paul Langenscheidt]] 1912 einen Roman ''Blondes Gift'', der 1919 unter [[Blondes Gift (1919)|demselben Titel]] mit [[Hedda Vernon]] verfilmt wurde; Titelfigur war eine [[Femme fatale]], die leichtfertig mehrere Männer ruiniert. Vernon war eine der ersten Filmdarstellerinnen, die ihr Haar wasserstoffblond gebleicht hatte. Das Verfahren war 1907 in Frankreich von [[Eugène Schueller]] entwickelt worden.
In Deutschland publizierte [[Paul Langenscheidt]] 1912 einen Roman ''Blondes Gift'', der 1919 unter [[Blondes Gift (1919)|demselben Titel]] mit [[Hedda Vernon]] verfilmt wurde; Titelfigur war eine [[Femme fatale]], die leichtfertig mehrere Männer ruiniert. Vernon war eine der ersten Filmdarstellerinnen, die ihr Haar wasserstoffblond gebleicht hatte. Das Verfahren war 1907 in Frankreich von [[Eugène Schueller]] entwickelt worden.


Im internationalen Kino wurde aus der blonde Verführerin in den späten 1920er Jahren die „[[Sexbombe]]“. Der Typus der rassigen, gewagten Frau war bis dahin stets von dunkelhaarigen Darstellerinnen wie [[Alla Nazimova]], [[Theda Bara]] und [[Gloria Swanson]] (im deutschsprachigen Raum: [[Fern Andra]] und [[Pola Negri]]) verkörpert worden. 1928 erschien in Deutschland [[Brigitte Helm]] in [[Henrik Galeen]]s Horrorfilm ''[[Alraune (1928)|Alraune]]'' als hellblonde Dirne. 1930 folgte die mittelblonde [[Marlene Dietrich]] in ''[[Der blaue Engel]]''. In den Vereinigten Staaten hatte im selben Jahr die wasserstoffblond gefärbte [[Jean Harlow]] ihren Karrieredurchbruch in [[Howard Hughes]]’ Kriegsabenteuer ''[[Höllenflieger]]''. Später folgten Filme wie ''[[Vor Blondinen wird gewarnt|Platinum Blonde]]'' (1931) und ''Bombshell'' (1933). Harlow gilt als die erste Filmdarstellerin, die im Sinne von [[Typecasting (Film)|Typecasting]] auf den Typus einer energischen, zungenfertigen Blondine mit überwältigendem Sexappeal festgelegt war.<ref name="finkel"/> Ihr folgten bald [[Mae West]], [[Carole Lombard]], [[Joan Blondell]] und [[Ginger Rogers]], und in den 1940er Jahren [[Betty Grable]].<ref name="mask"/><ref name="cunningham"/> Das englische Substantiv ''blonde'' („Blondine“) nahm in dieser Zeit Konnationen von „sexy“ und von „Vamp“ an.<ref name="tremper3"/>
Der Typus der rassigen, gewagten Frau war dort bis dahin stets von dunkelhaarigen Darstellerinnen wie [[Alla Nazimova]], [[Theda Bara]] und [[Gloria Swanson]] (im deutschsprachigen Raum: [[Fern Andra]] und [[Pola Negri]]) verkörpert worden. In den Vereinigten Staaten traten De Sacia Mooers (''The Blonde Vampire'', 1922) und [[Laura La Plante]] (''The Dangerous Blonde'', 1924) als gefährliche Blondinen auf. In Deutschland erschien [[Brigitte Helm]] in [[Henrik Galeen]]s Horrorfilm ''[[Alraune (1928)|Alraune]]'' (1928) als hellblonde Dirne. 1930 folgte die mittelblonde [[Marlene Dietrich]] in ''[[Der blaue Engel]]''. In den Vereinigten Staaten hatte im selben Jahr die wasserstoffblond gefärbte [[Jean Harlow]] ihren Karrieredurchbruch in [[Howard Hughes]]’ Kriegsabenteuer ''[[Höllenflieger]]''. Später folgten Filme wie ''[[Vor Blondinen wird gewarnt|Platinum Blonde]]'' (1931) und ''Bombshell'' (1933). Harlow gilt als die erste Filmdarstellerin, die im Sinne von [[Typecasting (Film)|Typecasting]] auf den Typus einer energischen, bodenständigen, zungenfertigen Blondine mit überwältigendem Sexappeal festgelegt war.<ref name="finkel"/> Ihr folgten bald [[Mae West]], [[Carole Lombard]], [[Joan Blondell]] und [[Ginger Rogers]], und in den 1940er Jahren [[Betty Grable]].<ref name="mask"/><ref name="cunningham"/> Das englische Substantiv ''blonde'' („Blondine“) nahm in dieser Zeit Konnationen von „sexy“ und von „Vamp“ an.<ref name="tremper3"/>

Mit [[Faye Dunaway]]s Auftritt in [[Arthur Penn]]s Gangsterfilm ''[[Bonnie und Clyde (Film)|Bonnie and Clyde]]'' (1967) etablierte sich im Hollywoodkino der Typus einer Blondine, die nicht nur intelligent, raffiniert und sexy ist, sondern auch voller krimineller Energie steckt. Ihr folgten [[Glenn Close]] (''[[Eine verhängnisvolle Affäre|Fatal Attraction]]'', 1987) und [[Sharon Stone]] (''[[Basic Instinct]]'', 1992).<ref name="baldini"/>

[[Datei:GILL, James, 504 MM a Critique of Mass Iconology, Seriegrafie auf Büttenpapier (2013).jpeg|mini|Marilyn Monroe (Seriegrafie von James Gill)]]
== Blonde Sexbombe, dumme Blondine ==
Zum quintessenziellen [[Sexsymbol]] des weißen Amerika wurde in den 1950er Jahren [[Marilyn Monroe]], die in [[Henry Hathaway]]s ''[[Niagara (Film)|Niagara]]'' noch eine berechnende Femme fatale gespielt hatte, in ihren erfolgreichsten Filmen aber meist als blonde [[Naivität|Naive]] auftrat, die ihre aufsehenerregende sexuelle Ausstrahlung mit der Unschuld eines Kindes offerierte.<ref name="churchwell19"/> Anders als die Traumfrauen, die Schauspielerinnen wie [[Rita Hayworth]] und [[Elizabeth Taylor]] repräsentiert haben, erschienen Monroes Figuren hochgradig einladend und zugänglich, und ihre männlichen Partner ([[Tommy Noonan]], [[David Wayne]], [[Tony Curtis]]) standen – insbesondere in ihren erfolgreichsten Filmen –für Durchschnittstypen, mit denen jeder männliche Zuschauer sich leicht identifizieren konnte. Darstellerinnen wie [[Jayne Mansfield]], [[Mamie van Doren]] und Barbara Lang versuchten Monroes Erfolgsrezept nachzuahmen. In den Vereinigten Staaten der 1950er Jahre war das Stereotyp der naiven blonden [[Sexbombe]] untrennbar mit üppigen Brüsten verknüpft.<ref name="smith"/>

Als „Erfinderin“ der „dummen Blondine“ gilt [[Anita Loos]], die 1925 einen Roman ''Gentlemen Prefer Blondes'' veröffentlicht hatte, der 1949 als [[Musical]] adaptiert und in dieser Form 1953 von [[20th Century Fox]] mit Marilyn Monroe in der Rolle der ''Lorelei Lee'' verfilmt wurde.<ref name="churchwell174"/> Eine Stummfilmfassung aus dem Jahre 1928 mit [[Ruth Taylor]] in der Hauptrolle gilt als verschollen.

Die stereotype Verknüpfung von Blondhaarigkeit und Naivität war in der Geschichte des internationalen Kinos keineswegs auf blonde Sexbomben beschränkt. So hat [[George Pal]] in seinem 1960 herausgebrachten Science-Fiction-Film ''[[Die Zeitmaschine (1960)|The Time Machine]]'' die in einer Art [[Garten Eden|Eden]] lebenden ''Eloi'' als Volk unwissender jugendlicher Blonder dargestellt.


[[Datei: Lauren Bacall - YankArmyWeekly detail.jpg|links|mini|hochkant|Lauren Bacall (1944)]]
Zum quintessenziellen [[Sexsymbol]] des weißen Amerika wurde in den 1950er Jahren [[Marilyn Monroe]], die in [[Henry Hathaway]]s ''[[Niagara (Film)|Niagara]]'' noch eine berechnende Femme fatale gespielt hatte, in ihren erfolgreichsten Filmen aber meist als blonde [[Naivität|Naive]] auftrat, die ihre aufsehenerregende sexuelle Ausstrahlung mit der Unschuld eines Kindes offerierte.<ref name="churchwell19"/> Darstellerinnen wie [[Jayne Mansfield]], [[Mamie van Doren]] und Barbara Lang versuchten dieses Erfolgsrezept nachzuahmen. In den Vereinigten Staaten der 1950er Jahre war das Stereotyp der naiven blonden Sexbombe untrennbar mit üppigen Brüsten verknüpft.<ref name="smith"/>
== Haarfarbe und Glamour ==
Im „Goldenen Zeitalter Hollywoods“ (1917–1960) entstand das Konzept von [[Glamour]], einer Art magischer Verzauberung, die von der ästhetischen Überhöhung insbesondere weiblicher Filmstars ausging. Obwohl viele „Hollywood-Göttinnen“ rot- oder dunkelhaarig waren ([[Claudette Colbert]], [[Vivien Leigh]], [[Rita Hayworth]], [[Elizabeth Taylor]]) war Blond – insbesondere Wasserstoffblond – die Haarfarbe, die mit glamourösen Filmstars assoziiert wurde.<ref name="willis"/> Namhafte Beispiele bildeten – außer den „Sexbomben“ der 1930er und 1950er Jahre – Marlene Dietrich, [[Greta Garbo]], [[Carole Lombard]], [[Joan Fontaine]], [[Lauren Bacall]], [[Anita Ekberg]], [[Brigitte Bardot]] und [[Julie Christie]].


Der [[Pop Art|Pop-Art-Künstler]] [[Andy Warhol]], der mit den [[Chiffre (Literatur)|kulturellen Chiffren]] seiner Zeit (hier: wasserstoffblondes Haar als Chiffre für Glamour) gern spielte, trug seit den 1950er Jahren eine meist wasserstoffblonde Perücke.<ref name="sherwin"/>
== Kühle Blonde, gefährliche Blonde ==


== „Hitchcock-Blondinen“ ==
== Dumme Blonde ==
[[Alfred Hitchcock]] präsentierte in seinen Thrillern seit 1935 einen Typus von blonden weiblichen Hauptfiguren, die auf elegante und raffinierte Weise kultiviert und beherrscht waren, unter ihrer äußerlichen lieblichen Kühle und Unberührbarkeit jedoch Skrupellosigkeit, Courage und eine unkonventionell offensive Sexualität verbargen; beispielhaft in Hitchcocks Meisterwerk ''[[Der unsichtbare Dritte|North by Northwest]]'', in dem [[Eva Marie Saint]] (als Agentin Eve Kendall) den von Gangstern verfolgten [[Cary Grant]] (als Roger Thornhill), um ihn zu schützen, sehr zu seiner Überraschung in ihr Schlafwagenabteil bugsiert. Frühe „Hitchcock-Blondinen“ waren [[Madeleine Carroll]] und [[Ingrid Bergman]]. Hitchcock bevorzugte generell subtile, komplexe Charaktere, und präsentierte von 1954 an – als Antwort auf Filme wie ''[[Blondinen bevorzugt|Gentlemen Prefer Blondes]]'' (1953) – „kühle Blondinen“ wie [[Grace Kelly]], [[Kim Novak]], [[Janet Leigh]] und [[Tippi Hedren]] in fast all seinen Filmen.<ref name="hitch"/> Der Typus der „kühlen Blonde“ war allerdings nicht vollständig Hitchcocks Erfindung, sondern hatte z.&nbsp;B. mit Marlene Dietrich Vorläufer bereits in den 1930er Jahren gehabt.<ref name="sherrow"/>
Als „Erfinderin“ der „dummen Blondine“ gilt [[Anita Loos]], die 1925 einen Roman ''Gentlemen Prefer Blondes'' veröffentlicht hatte, der 1949 als [[Musical]] adaptiert und in dieser Form 1953 von [[20th Century Fox]] mit Marilyn Monroe in der Rolle der ''Lorelei Lee'' verfilmt wurde.<ref name="churchwell174"/>


== Literatur ==
== Literatur ==
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<ref name="aachener">{{Internetquelle | url=http://www.aachener-zeitung.de/news/aus-aller-welt/blonde-haare-signal-fuer-reinheit-unschuld-jugend-1.312195 | titel=Blonde Haare: Signal für Reinheit, Unschuld, Jugend | kommentar=Aachener Zeitung, 24. April 2009 |zugriff=2016-10-02}}</ref>
<ref name="aachener">{{Internetquelle | url=http://www.aachener-zeitung.de/news/aus-aller-welt/blonde-haare-signal-fuer-reinheit-unschuld-jugend-1.312195 | titel=Blonde Haare: Signal für Reinheit, Unschuld, Jugend | kommentar=Aachener Zeitung, 24. April 2009 |zugriff=2016-10-02}}</ref>
<ref name="augsburger">{{Internetquelle | url=http://www.augsburger-allgemeine.de/freizeit/kino/kino-news/Blonde-Unschuld-Doris-Day-wird-85-id5308501.html | titel=Blonde Unschuld: Doris Day wird 85 |kommentar=Augsburger Allgemeine, 2. April 2009| zugriff=2016-10-02}}</ref>
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<ref name="canto">{{Literatur |Autor=Patricia Gozalbez Cantó |Titel=Fotografische Inszenierungen von Weiblichkeit. Massenmediale und künstlerische Frauenbilder der 1920er und 1930er Jahre in Deutschland und spanien |Verlag=Transcript |Ort=Bielefeld |Jahr=2012 |ISBN=978-3-8376-1948-5 |Seiten=104 |Online= {{Google Buch|BuchID=6bXWBQAAQBAJ |Seite=104 }}}}</ref>
<ref name="baldini">{{Literatur |Autor=Massimo Baldini |Titel=I filosofi, le bionde e le rosse |Verlag=Armando Editore |Ort=Rom |Jahr=2005 |ISBN=88-8358-685-9 |Seiten=36 |Online= {{Google Buch|BuchID=kXquocKHE0MC |Seite=36 }}}}</ref>
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<ref name="churchwell19">{{Literatur |Autor=Sarah Churchwell |Titel= The Many Lives of Marilyn Monroe |Verlag=Picador |Ort=New York |Jahr=2004 |ISBN=0-312-42565-1 |Seiten=19 |Online= {{Google Buch|BuchID= L2I9wyYrMNkC |Seite=19 }}}}</ref>
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<ref name="elliott">{{Literatur |Autor=A. Marshall Elliott (Hrsg.) |Titel=Modern Language Notes |Verlag=The Johns Hopkins Press |Ort=Baltimore |Jahr=1910 |Band=25 | Seiten=59 |Online= {{Google Buch|BuchID= RMdHAQAAMAAJ |Seite=59 }}}}</ref>
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<ref name="finkel">{{Literatur |Autor=Adrian Finkelstein, Valerie Franich |Titel=By Love Reclaimed. Jean Harlow Returns to Clear Her Husband’s Name |Verlag=iUniverse |Ort=Bloomington |Jahr=2012 |ISBN=978-1-4759-2891-4 |Seiten=25 |Online= {{Google Buch|BuchID= dg8oOBquRWUC |Seite=25 }}}} </ref>
<ref name="finkel">{{Literatur |Autor=Adrian Finkelstein, Valerie Franich |Titel=By Love Reclaimed. Jean Harlow Returns to Clear Her Husband’s Name |Verlag=iUniverse |Ort=Bloomington |Jahr=2012 |ISBN=978-1-4759-2891-4 |Seiten=25 |Online= {{Google Buch|BuchID= dg8oOBquRWUC |Seite=25 }}}} </ref>
<ref name="hitch">{{Internetquelle | url=https://reelrundown.com/celebrities/Hitchcock-Blondes-Cool-Platinum-and-Daring |autor=Seabastian | titel=Hitchcock Blondes: Cool, Platinum, and Daring | zugriff=2016-10-24}}</ref>
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Version vom 25. Oktober 2016, 18:58 Uhr

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Unter dem Stichwort Blondhaarigenstereotype lassen sich mehrere Stereotype zusammenfassen, die in den Kulturen der Westlichen Welt auf blondhaarige Personen – insbesondere auf blonde junge Frauen („Blondinen“) – bezogen werden. Dazu zählen unter anderem die Stereotype der „blonden Unschuld“, des „blonden Gifts“, der „blonden Sexbombe“, der „kühlen Blonden“, der „gefährlichen Blonden“ und schließlich der „naiv-dummen Blondine“.

Madonna und Jesuskind (Rubens, 17. Jahrhundert). Auch in der europäischen Malerei steht „blond“ traditionell für Unschuld und Sanftmut.

Blonde Unschuld, blonder Engel

Da sich bei nahezu allen Blonden mit zunehmendem Lebensalter ein dunklerer Farbton entwickelt, wird „blond“ unausweichlich mit Jugendlichkeit assoziiert.[1][2] Infolgedessen steht es häufig auch für Reinheit, Unschuld, Jungfräulichkeit und Tugendhaftigkeit.[3] Im Hollywood-Kino hat Mary Pickford schon in den 1910er Jahren immer wieder die blonde Unschuld repräsentiert, die vor bösen Angriffen beschützt und gerettet werden musste.[4] Die meisten Märchenprinzessinnen, mit Ausnahme von Schneewittchen, sind blond.[5] In Jean Cocteaus Märchenfilm La Belle et la Bête (1946, mit Josette Day) fällt das herzensgute blonde Mädchen in die Hand einer Bestie – ein Motiv, das seine schrulligste Variation in Merian C. Coopers King Kong (1933, mit Fay Wray) erfuhr.[6] Eine modernere Version bildete der sonnige, aber prüde Frauentyp, den Doris Day in vielen ihrer Filme verkörpert hat, etwa dort, wo sie sich gegen die frivolen Angebote etwa von Rock Hudson zur Wehr zu setzen hatte.[7]

Zu weiteren Assoziationen, die bereits vor dem 20. Jahrhundert mit Blondinen weithin verknüpft wurden, zählen Sanftmut, Sentimentalität und Gemütstiefe.[8][9][10] Die Literaturwissenschaftlerin Marina Warner hat spekuliert, dass Blondsein – ebenso wie die damit einhergehende Hellhäutigkeit – mit dem Aufenthalt in Innenräumen assoziiert werde, und zwar sowohl buchstäblich als auch im metaphorischen Sinne.[11] In der Literatur und im Film werden reine, gemütstiefe Blondinen häufig mit sinnlichen, kultivierten Brünetten kontrastiert, wie etwa in Walter Scotts Ritterroman Ivanhoe (1820), der 1952 unter demselben Titel mit Joan Fontaine und Elizabeth Taylor verfilmt wurde.[12] Die Brünette ist das verbotene Objekt, das den männlichen Helden verführt, in die Welt hinauszuziehen; die Blondine dagegen der Hafen, in dem er heimkehrt.[13] In der amerikanischen Literatur entstand aus diesem Bild in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Stereotyp des All-American-Girls.

Das Klischee des „blonden Engels“ wirkt bis in die Gegenwart fort. 2013 war das Wort in den Schlagzeilen der internationalen Presse weithin präsent, als Polizeibeamte in Griechenland eine blondes und blauäugiges Mädchen im Vorschulalter entdeckten, das von seinen augenscheinlich nicht blutsverwandten Roma-Eltern als eigenes Kind aufgezogen wurde. Während die Anwältin der Zieheltern angab, das Paar habe das von der leiblichen Mutter verlassene Kind aus Mitleid aufgezogen, war in der Presse von Kindesraub die Rede gewesen.[14]

Blondhaarigkeit in rassenideologischer Perspektive

Verschiedene Autoren haben Blondheit auch als Ideal rassistischer Gesellschaften gedeutet. So schrieb der Filmtheoretiker Richard Dyer 1986: „Blondsein, insbesondere Platin- (Peroxid-) Blond-Sein ist das ultimative Zeichen von Weißsein.“[15] Schon im viktorianischen England wurde blondes Haar als Erbe der Sachsen betrachtet, mit dem die Briten sich seit den Napoleonischen Kriegen weitaus stärker identifizierten als mit ihrem – nun als barbarisch empfundenen – normannischen Erbe.[16]

Noch greifbarer ist dieser Zusammenhang vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Rassenideologie. Im NS-Kino hat den Typus der seelenvollen Blondine u. a. Kristina Söderbaum ausgefüllt, die in Veit Harlans Propagandafilm Opfergang (1944) als blonde Unschuld skrupellosen und geilen Slawen und Juden in die Hände fällt.[17] Autoren wie Gobineau hatten im 19. Jahrhundert den arischen Mythos begründet, eine Rassentheorie, die helle Haut und blondes Haar auf die Abstammung von einem edlen „arischen“ Eroberer- und Kulturvolk zurückführte und mit seelischer und geistiger Superiorität in Verbindung brachte. In seiner Schrift Zur Genealogie der Moral prägte Nietzsche 1887 das Wort von der „blonden Bestie“. Im Nationalsozialismus schließlich lieferte der arische Mythos die Rechtfertigung für den Holocaust.

Selbstbewusste Blondinen

Etwa zeitgleich mit dem Stereotyp der blonden Unschuld erschien in der Literatur ein zweiter Bondinentyp, der der reinen, seelenvollen Blonden diametral entgegengesetzt war. Schon in Charlotte Brontës Jane Eyre (1847) war der tugendhaften Titelheldin eine blonde Kusine Georgiana Reed – ein verwöhntes, unverschämtes Luder – gegenübergestellt worden.[18] Brontës Schwester Emily tat Ähnliches in Wuthering Heights (1847), indem sie die dickköpfige und unfreundliche Cathy Linton als Blondine einführte. William Thackerays schuf in seinem Roman Vanity Fair (1847/1848) dann erstmals eine blonde weibliche Hauptfigur, Becky Sharp, die nicht unschuldig und lieblich, sondern im Gegenteil hochkomplex, sexy, gescheit, ehrgeizig und schuldbeladen war.[19] Sowohl die Schwestern Brontë als auch Thackeray verachteten das literarische Klischee der lieblichen, nur ihrer Schönheit wegen bewunderten Blondine. Die Brontës schufen absichtsvoll dunkelhaarige Heldinnen, die attraktiver waren als ihre blonden Gegenspielerinnen, und zwar nicht aufgrund ihrer Schönheit, sondern weil sie Intelligenz und Begabung besaßen.[20] Thackerays Roman war eine direkte Antwort auf Scotts Ivanhoe.[21]

Hedda Vernon, die Loni in Hubert Moests Film Blondes Gift

Blonder Vamp, gefährliche Blondine

Bösartige Blondinen hatten in Literatur und Malerei bereits vor Thackeray und auch vor den Brontës existiert, etwa in Coleridges berühmter Ballade The Rime of the Ancient Mariner (1798):

Rot ist ihr Mund; frei her sie schaut;
Ihr Haupthaar golden wallt;
Weiß ist, wie Aussatz, ihre Haut!
Die Nachtmahr ist’s, die Totenbraut,
Macht Menschenblut so kalt!

In Deutschland publizierte Paul Langenscheidt 1912 einen Roman Blondes Gift, der 1919 unter demselben Titel mit Hedda Vernon verfilmt wurde; Titelfigur war eine Femme fatale, die leichtfertig mehrere Männer ruiniert. Vernon war eine der ersten Filmdarstellerinnen, die ihr Haar wasserstoffblond gebleicht hatte. Das Verfahren war 1907 in Frankreich von Eugène Schueller entwickelt worden.

Der Typus der rassigen, gewagten Frau war dort bis dahin stets von dunkelhaarigen Darstellerinnen wie Alla Nazimova, Theda Bara und Gloria Swanson (im deutschsprachigen Raum: Fern Andra und Pola Negri) verkörpert worden. In den Vereinigten Staaten traten De Sacia Mooers (The Blonde Vampire, 1922) und Laura La Plante (The Dangerous Blonde, 1924) als gefährliche Blondinen auf. In Deutschland erschien Brigitte Helm in Henrik Galeens Horrorfilm Alraune (1928) als hellblonde Dirne. 1930 folgte die mittelblonde Marlene Dietrich in Der blaue Engel. In den Vereinigten Staaten hatte im selben Jahr die wasserstoffblond gefärbte Jean Harlow ihren Karrieredurchbruch in Howard Hughes’ Kriegsabenteuer Höllenflieger. Später folgten Filme wie Platinum Blonde (1931) und Bombshell (1933). Harlow gilt als die erste Filmdarstellerin, die im Sinne von Typecasting auf den Typus einer energischen, bodenständigen, zungenfertigen Blondine mit überwältigendem Sexappeal festgelegt war.[22] Ihr folgten bald Mae West, Carole Lombard, Joan Blondell und Ginger Rogers, und in den 1940er Jahren Betty Grable.[23][24] Das englische Substantiv blonde („Blondine“) nahm in dieser Zeit Konnationen von „sexy“ und von „Vamp“ an.[20]

Mit Faye Dunaways Auftritt in Arthur Penns Gangsterfilm Bonnie and Clyde (1967) etablierte sich im Hollywoodkino der Typus einer Blondine, die nicht nur intelligent, raffiniert und sexy ist, sondern auch voller krimineller Energie steckt. Ihr folgten Glenn Close (Fatal Attraction, 1987) und Sharon Stone (Basic Instinct, 1992).[25]

Marilyn Monroe (Seriegrafie von James Gill)

Blonde Sexbombe, dumme Blondine

Zum quintessenziellen Sexsymbol des weißen Amerika wurde in den 1950er Jahren Marilyn Monroe, die in Henry Hathaways Niagara noch eine berechnende Femme fatale gespielt hatte, in ihren erfolgreichsten Filmen aber meist als blonde Naive auftrat, die ihre aufsehenerregende sexuelle Ausstrahlung mit der Unschuld eines Kindes offerierte.[26] Anders als die Traumfrauen, die Schauspielerinnen wie Rita Hayworth und Elizabeth Taylor repräsentiert haben, erschienen Monroes Figuren hochgradig einladend und zugänglich, und ihre männlichen Partner (Tommy Noonan, David Wayne, Tony Curtis) standen – insbesondere in ihren erfolgreichsten Filmen –für Durchschnittstypen, mit denen jeder männliche Zuschauer sich leicht identifizieren konnte. Darstellerinnen wie Jayne Mansfield, Mamie van Doren und Barbara Lang versuchten Monroes Erfolgsrezept nachzuahmen. In den Vereinigten Staaten der 1950er Jahre war das Stereotyp der naiven blonden Sexbombe untrennbar mit üppigen Brüsten verknüpft.[27]

Als „Erfinderin“ der „dummen Blondine“ gilt Anita Loos, die 1925 einen Roman Gentlemen Prefer Blondes veröffentlicht hatte, der 1949 als Musical adaptiert und in dieser Form 1953 von 20th Century Fox mit Marilyn Monroe in der Rolle der Lorelei Lee verfilmt wurde.[28] Eine Stummfilmfassung aus dem Jahre 1928 mit Ruth Taylor in der Hauptrolle gilt als verschollen.

Die stereotype Verknüpfung von Blondhaarigkeit und Naivität war in der Geschichte des internationalen Kinos keineswegs auf blonde Sexbomben beschränkt. So hat George Pal in seinem 1960 herausgebrachten Science-Fiction-Film The Time Machine die in einer Art Eden lebenden Eloi als Volk unwissender jugendlicher Blonder dargestellt.

Lauren Bacall (1944)

Haarfarbe und Glamour

Im „Goldenen Zeitalter Hollywoods“ (1917–1960) entstand das Konzept von Glamour, einer Art magischer Verzauberung, die von der ästhetischen Überhöhung insbesondere weiblicher Filmstars ausging. Obwohl viele „Hollywood-Göttinnen“ rot- oder dunkelhaarig waren (Claudette Colbert, Vivien Leigh, Rita Hayworth, Elizabeth Taylor) war Blond – insbesondere Wasserstoffblond – die Haarfarbe, die mit glamourösen Filmstars assoziiert wurde.[29] Namhafte Beispiele bildeten – außer den „Sexbomben“ der 1930er und 1950er Jahre – Marlene Dietrich, Greta Garbo, Carole Lombard, Joan Fontaine, Lauren Bacall, Anita Ekberg, Brigitte Bardot und Julie Christie.

Der Pop-Art-Künstler Andy Warhol, der mit den kulturellen Chiffren seiner Zeit (hier: wasserstoffblondes Haar als Chiffre für Glamour) gern spielte, trug seit den 1950er Jahren eine meist wasserstoffblonde Perücke.[30]

„Hitchcock-Blondinen“

Alfred Hitchcock präsentierte in seinen Thrillern seit 1935 einen Typus von blonden weiblichen Hauptfiguren, die auf elegante und raffinierte Weise kultiviert und beherrscht waren, unter ihrer äußerlichen lieblichen Kühle und Unberührbarkeit jedoch Skrupellosigkeit, Courage und eine unkonventionell offensive Sexualität verbargen; beispielhaft in Hitchcocks Meisterwerk North by Northwest, in dem Eva Marie Saint (als Agentin Eve Kendall) den von Gangstern verfolgten Cary Grant (als Roger Thornhill), um ihn zu schützen, sehr zu seiner Überraschung in ihr Schlafwagenabteil bugsiert. Frühe „Hitchcock-Blondinen“ waren Madeleine Carroll und Ingrid Bergman. Hitchcock bevorzugte generell subtile, komplexe Charaktere, und präsentierte von 1954 an – als Antwort auf Filme wie Gentlemen Prefer Blondes (1953) – „kühle Blondinen“ wie Grace Kelly, Kim Novak, Janet Leigh und Tippi Hedren in fast all seinen Filmen.[31] Der Typus der „kühlen Blonde“ war allerdings nicht vollständig Hitchcocks Erfindung, sondern hatte z. B. mit Marlene Dietrich Vorläufer bereits in den 1930er Jahren gehabt.[32]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Blonde Haare: Signal für Reinheit, Unschuld, Jugend. Abgerufen am 2. Oktober 2016 (Aachener Zeitung, 24. April 2009).
  2. Joanna Pitman: On Blondes. Bloomsbury, New York, London 2004, ISBN 1-58234-402-7, S. 5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Kathy Phillips: Blond. Glamour, Glanz und helle Köpfe. Nicolai, Berlin 1999, ISBN 978-3-87584-817-5, S. 27 ff.
  4. Hollywood's Blonde Obsession. Abgerufen am 6. Oktober 2016.
  5. Joanna Pitman: On Blondes. Bloomsbury, New York, London 2004, ISBN 1-58234-402-7, S. 132 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Joanna Pitman: On Blondes. Bloomsbury, New York, London 2004, ISBN 1-58234-402-7, S. 133 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Blonde Unschuld: Doris Day wird 85. Abgerufen am 2. Oktober 2016 (Augsburger Allgemeine, 2. April 2009).
  8. Ralf Junkerjürgen: Haarfaben. Eine Kulturgeschichte in Europa seit der Antike. Böhlau, Köln, Weimar, Wien 2009, ISBN 978-3-412-20392-4, S. 291 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Patricia Gozalbez Cantó: Fotografische Inszenierungen von Weiblichkeit. Massenmediale und künstlerische Frauenbilder der 1920er und 1930er Jahre in Deutschland und Spanien. Transcript, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-1948-5, S. 104 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Lori Landay: Madcaps, Screwballs, and Con Women: The Female Trickster in American Culture. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 1998, ISBN 0-8122-3435-9, S. 62 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  11. Marina Warner: From the Beast to the Blonde.}} Zitiert nach: Sarah Churchwell: The Many Lives of Marilyn Monroe. Picador, New York 2004, ISBN 0-312-42565-1, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  12. Ellen Tremper: I'm No Angel: The Blonde in Fiction and Film. University of Virginia Press, Charlottesville, London 2006, ISBN 978-0-8139-2521-9, S. 5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  13. Ellen Tremper: I'm No Angel: The Blonde in Fiction and Film. University of Virginia Press, Charlottesville, London 2006, ISBN 978-0-8139-2521-9, S. 9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Maria aus Griechenland. Abgerufen am 2. Oktober 2016 (Berliner Zeitung, 21. Oktober 2013). Hier tanzt Maria im Roma-Lager. Abgerufen am 2. Oktober 2016 (Bild-Zeitung, 21. Oktober 2013). Can a Roma girl have blonde hair? Abgerufen am 2. Oktober 2016 (one europ, 29. Oktober 2013).
  15. Richard Dyer: Heavenly bodies: film stars and society. St. Martin’s Press, New York 1986, ISBN 978-0-333-29541-0, S. 42 f.
  16. Ellen Tremper: I'm No Angel: The Blonde in Fiction and Film. University of Virginia Press, Charlottesville, London 2006, ISBN 978-0-8139-2521-9, S. 4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  17. Kristina Söderbaum: Ein deutscher Opfergang als Durchhalteparole. Abgerufen am 3. Oktober 2016 (Der Tagesspiegel, 13. Februar 2011).
  18. Ellen Tremper: I'm No Angel: The Blonde in Fiction and Film. University of Virginia Press, Charlottesville, London 2006, ISBN 978-0-8139-2521-9, S. 48 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  19. Ellen Tremper: I'm No Angel: The Blonde in Fiction and Film. University of Virginia Press, Charlottesville, London 2006, ISBN 978-0-8139-2521-9, S. 26 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. a b Ellen Tremper: I'm No Angel: The Blonde in Fiction and Film. University of Virginia Press, Charlottesville, London 2006, ISBN 978-0-8139-2521-9, S. 3, 47 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  21. A. Marshall Elliott (Hrsg.): Modern Language Notes. Band 25. The Johns Hopkins Press, Baltimore 1910, S. 59 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  22. Adrian Finkelstein, Valerie Franich: By Love Reclaimed. Jean Harlow Returns to Clear Her Husband’s Name. iUniverse, Bloomington 2012, ISBN 978-1-4759-2891-4, S. 25 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  23. Mia Mask: Divas on Screen: Black Women in American Film. University of Illinois Press, Urbana, Chicago 2009, ISBN 978-0-252-03422-0, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  24. Douglas A. Cunningham, John C. Nelson (Hrsg.): Douglas A. Cunningham,John C. Nelson. Wiley Blackwell, Chichester, West Sussex, UK 2016, ISBN 978-1-118-28889-4, S. 93 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  25. Massimo Baldini: I filosofi, le bionde e le rosse. Armando Editore, Rom 2005, ISBN 88-8358-685-9, S. 36 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  26. Sarah Churchwell: The Many Lives of Marilyn Monroe. Picador, New York 2004, ISBN 0-312-42565-1, S. 19 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  27. Merril D. Smith (Hrsg.): Cultural Encyclopedia of the Breast. Rowman & Littlefield, Lanham, Boulder, New York, London 2014, ISBN 978-0-7591-2331-1, S. 228 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  28. Sarah Churchwell: The Many Lives of Marilyn Monroe. Picador, New York 2004, ISBN 0-312-42565-1, S. 174 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  29. Liz Willis-Tropea: Hollywood Glamour: Sex, Power, and Photography, 1925--1939. ProQuest LLC, Ann Arbor, MI 2008, S. 21 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  30. Skye Sherwin: Warhol's self-portrait gives us a glimpse into the impenetrable artist. Abgerufen am 24. Oktober 2016.
  31. Seabastian: Hitchcock Blondes: Cool, Platinum, and Daring. Abgerufen am 24. Oktober 2016.
  32. Victoria Sherrow: Encyclopedia of Hair: a Cultural History. Greenwood Publishing Group, Westport, CT; London 2006, ISBN 0-313-33145-6, S. 150 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

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