Kalkstein

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Dachsteinkalk, eine Fazies der Nördlichen Kalkalpen
Kalkstein mit Einlagerung am kleinen Barmstein an der Grenze von Bayern zu Österreich

Als Kalkstein werden Sedimentgesteine bezeichnet, die überwiegend aus dem chemischen Stoff Calciumcarbonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen.

Kalkstein ist ein äußerst variables Gestein; dies betrifft sowohl seine Entstehung als auch seine Eigenschaften, das Aussehen und die wirtschaftliche Verwendbarkeit. Es gibt daher innerhalb der Geologie eine eigene Fachrichtung, die Karbonatsedimentologie, die sich ausschließlich mit der Entstehung und den Eigenschaften der verschiedenen Kalksteintypen befasst. Die meisten Kalksteine sind biogener Herkunft (von Lebewesen gebildet), es gibt aber auch chemisch ausgefällte und klastische Kalksteine.

Kalksteine besitzen eine enorme wirtschaftliche Bedeutung als Rohstoff für die Bauindustrie und als Naturwerkstein. Des Weiteren sind solche Lagerstätten Speichergestein für Erdöl und Erdgas.

Nicht zu den Kalksteinen im engeren Sinn werden Umwandlungsgesteine wie Marmor und magmatisches Gestein wie etwa Calcitkarbonatit gezählt, obwohl diese ebenfalls zum überwiegenden Teil aus Calcit oder anderen Calciumcarbonaten bestehen.

Begriffsklärung

Die Seven Sisters an der südenglischen Kreideküste

Der Begriff Kalkstein wird sowohl in der Umgangssprache als auch in der technischen und der wissenschaftlichen Fachsprache verwendet, aber unterschiedlich. Während man in der Wissenschaftssprache den Begriff relativ umfassend verwendet und außer den stark verfestigten Kalksteinen auch relativ mürbe Gesteine wie die Kreide den Kalksteinen zurechnet, ist der Begriff in der Baustoffindustrie eher auf stark verfestigte Kalke eingeschränkt.

Weiterhin bezeichnet man im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk und in der Naturwerksteinindustrie polierfähige Kalksteine oft als „Marmor“, obwohl sie im geologischen Sinne keine Marmore sind. Marmor ist in den Geowissenschaften ein metamorphes Gestein.

Stinkkalk (Zechstein, Marsberg)

Zusammensetzung

Kalkstein besteht überwiegend aus den Mineralen Calcit und Aragonit, zwei Kristallisationsformen von Calciumcarbonat (kohlensaures Calcium CaCO3). In mehr oder minder schwankenden Anteilen kommen andere Minerale vor. Dazu zählen Tonminerale, Dolomit (CaMg(CO3)2), Quarz, Gips und andere. Überwiegt der Dolomitanteil, so spricht man von Dolomitstein. Besitzt der Kalkstein einen relativ hohen Anteil an Tonmineralen, so bezeichnet man ihn als Mergel. Kalkstein kann auch bis zu mehreren Prozent organische Substanz enthalten und wird dann bituminöser Kalk (bei Vorhandensein von Schwefelwasserstoff auch Stinkkalk) genannt.

Eigenschaften

Kalkstein ist typisch hell, weiß bis ocker-farbig, je nach Gehalt an Mangan-, Eisenoxiden und anderen farbigen Mineralien.

Mit Härte nach Mohs = 3 ist Kalkgestein relativ weich.

Dichte von dichtem (= nicht porösem) Kalkstein ist 2,6 – 2,9 kg/dm3.[1]

Entstehung von Kalkstein

Kalksteine können innerhalb der Sedimentgesteine mehreren Typen angehören. Der überwiegende Teil der Kalksteine ist aber biogenen Ursprungs, das heißt, er wurde von Lebewesen gebildet und abgelagert. Kalkstein kann aber auch durch chemische Prozesse (die wiederum von Lebewesen beeinflusst werden können) aus dem Wasser ausgefällt werden. Weiterhin kann ein Gestein, welches aus Calciumcarbonat besteht (Kalkstein oder Marmor), abgetragen, transportiert und an anderer Stelle als klastisches Sediment wieder abgelagert werden.

Biogener Kalkstein

Kalkstein aus dem Devon

Bei biogener Herkunft wird Kalkstein meistens von Mikroorganismen oder Steinkorallen abgelagert. Untergeordnet findet man auch Kalksteine, die zum überwiegenden Teil aus Schnecken, Muscheln oder Schwämmen bestehen. In jedem Fall besteht das Gestein dann aus Calciumcarbonat, welches Bestandteil der Lebewesen war und zum Aufbau von Außen- oder Innenskeletten abgeschieden wurde.

Von Mikroorganismen abgelagerter Kalkstein

Von Mikroorganismen abgelagerte Kalksteine – auch die Kreide zählt dazu – sind für gewöhnlich feine, mikrokristalline Sedimentgesteine, die durch Ablagerung von Schalen fossiler Kleinstlebewesen, vor allem Coccolithen der Coccolithophoriden und Schalen der Foraminiferen, entstanden sind. Auch kalkabscheidende Algen und Bakterien (Stromatolithen) können gesteinsbildend werden. Aufgrund ihrer oft massigen Struktur werden sie auch als Massenkalke bezeichnet. Man findet im Gestein aber auch ausgefällten Calcit, so dass fließende Übergänge zum ausgefällten Kalkstein existieren. Mehr oder weniger häufig und oft an eng begrenzte Lagen gebunden finden sich mit bloßem Auge erkennbare Makrofossilien, die damit Übergangsstufen zu den Fossilkalken anzeigen.

Das Gestein entsteht, wenn nach dem Tod der Lebewesen die Schalen zu Boden sinken und zunächst sogenannte Kalkschlämme bilden. Kalkschlämme können sich im offenen Ozean jedoch nur bis zu einer bestimmten Tiefe bilden. Unterhalb der sogenannten Carbonatkompensationslinie wird aufgrund des Wasserdruckes das Calciumcarbonat vollständig gelöst, so dass die Sedimente unterhalb dieser Linie stets carbonatfrei sind. Die Tiefe der Carbonatkompensationslinie schwankt; sie liegt zum Beispiel in den Tropen zwischen 4500 und 5000 Meter Wassertiefe.

Durch die Diagenese der Schlämme entsteht dann fester Kalkstein. Während der Verfestigung bilden sich neue Calcitkristalle. Dabei wird der größte Teil des ursprünglich vorhandenen Aragonits in Calcit umgewandelt. So können Hohlräume mit später (sekundär) gebildeten Kristallen ausgefüllt oder durch starke Umkristallisierung die bestehenden Sedimentstrukturen mehr oder weniger vollständig verwischt werden.

Fossilkalke

Adneter Marmor, Riffkalk mit Korallenstock, Österreich
Adneter Tropfmarmor, Korallenkalk
Roter Kalkstein mit Crinoiden

Als Fossilkalke bezeichnet man Gesteine oder Lagen innerhalb von sonst massigen Kalksteinen, die zum überwiegenden Teil aus mit bloßem Auge sichtbaren Fossilien bestehen. Weltweit am häufigsten sind Korallenkalke, da durch ihr Wachstum an Korallenriffen bedeutende Gesteinsmächtigkeiten entstehen können. Andere, häufig zu findende Fossilkalke benennt man nach ihren (hauptsächlichen) Gesteinsbildnern Molluskenkalk, Foraminiferenkalk (auch Nummulitenkalk), Brachiopodenkalk, Bryozoenkalk, Goniatitenkalk, Crinoidenkalk oder nach anderen Tiergruppen. Nulliporenkalk entsteht durch kalkabscheidende, mehrzellige Algen. Gestein aus Muschelschalen bezeichnet man als Muschelkalk oder, wenn die Struktur sehr deutlich sichtbar ist, als Muschelschill.

Bei den im Kalkstein erhaltenen Fossilien unterscheidet man zwischen Lebensgemeinschaften und Grabgemeinschaften. Lebensgemeinschaften repräsentieren die an Ort und Stelle vorkommenden Organismen und werden unmittelbar nach ihrem Tod in das Sediment eingebettet oder sind als bodenbewohnende Lebewesen bereits eingebettet. Grabgemeinschaften werden durch Strömungen und andere Transportmechanismen verfrachtet und an geeigneter Stelle (z. B. Stromschatten) wieder abgelagert. Die darin enthaltenen Lebewesen haben meist nicht ein Biotop bewohnt.

Während Korallen- und andere Riffkalke sich als bereits recht feste Kalksteine bilden, durchlaufen die anderen Fossilkalke zunächst eine diagenetische Verfestigung ähnlich den oben erläuterten Massenkalken. Durch nachträgliche Umkristallisierungen können sich alle Fossilkalke, auch die Riffkalke, deutlich verändern.

Chemisch und biogen ausgefällter Kalkstein

Kalksinterablagerung aus einem römischen Aquädukt; gut erkennbar ist die unterschiedlich starke, aber dichte Sinterschichtung (Durchschnitt 1 mm/Jahr).

Natürlich vorkommendes Wasser (sowohl Meer- als auch Süßwasser) enthält immer in mehr oder weniger großen Mengen Calciumhydrogencarbonat. Wie im verlinkten Artikel zu dieser Substanz beschrieben, steht sie mit Calciumcarbonat, Kohlendioxid und Wasser in einem chemischen Gleichgewicht. Gelangt weiteres Calciumcarbonat in das Wasser (aber nicht mehr Kohlendioxid, das Voraussetzung zur Entstehung des -hydrogencarbonats ist), so verschiebt sich das Gleichgewicht auf die Seite des Calciumcarbonats, das wegen seiner geringen Wasserlöslichkeit ausfällt. So erzeugtes Calciumcarbonat war vorher kein Bestandteil von Lebewesen. Damit können Kalksteine Bestandteil von Evaporitserien sein. Innerhalb der Eindampfungsfolge tritt Kalkstein wegen der vergleichsweise geringen Löslichkeit des Calciumcarbonats an der Basis der Gesteinsserie auf. Er wird als erstes abgeschieden. Im Weiteren folgen meist Gips und darüber die leicht löslichen Salzgesteine, zum Beispiel Steinsalz. Im Meer können Calcitkristalle nur in den obersten 200 m abgeschieden werden, da in größeren Tiefen durch den zunehmenden Wasserdruck die Löslichkeit für Kohlendioxid zunimmt und sich das oben genannte chemische Gleichgewicht ganz auf die Seite des gut löslichen Calciumhydrogencarbonats verschiebt. Calcit-Kristalle können aber bis zur so definierten Carbonatkompensationslinie absinken.

Der Fällung des Calciumcarbonats kann völlig ohne Beteiligung von Lebewesen ablaufen, wird aber meist durch die Aktivität von Lebewesen (vor allem Algen, im Süßwasser auch Moose) unterstützt. Die Photosynthese der Pflanzen verbraucht das Kohlendioxid im Wasser, wodurch sich das oben genannte chemische Gleichgewicht ebenfalls auf die Seite des Calciumcarbonats verschiebt, das nun verstärkt als Calcit aus der Lösung ausfällt.

Die Fällung des Calcits geschieht sowohl innerhalb der Wassersäule als auch am Grunde von Gewässern direkt am Untergrund. Im ersten Fall bilden sich im Wasserkörper mikroskopisch kleine Kristalle, die zu Boden sinken und dort ebenfalls Kalkschlämme bilden. Ihre Diagenese führt dann zu einem festen Kalkstein. Im zweiten Fall wachsen die Calcitkristalle direkt auf andere Kristalle am Gewässergrund auf, so dass sie sich auch in Fließgewässern absetzen können. Dieser Mechanismus ist für die Entstehung von Travertin bzw. Kalktuff notwendig.

Zu den chemisch ausgefällten Kalksteinen zählen auch die kalkigen Oolithe, bei denen die Carbonatabscheidung konzentrisch um Kristallisationskeime herum erfolgt.

Klastische Kalksteine

Nahaufnahme von Marès, ein Kalkarenit von der Insel Mallorca

Klastische Sedimentgesteine können unter bestimmten Bedingungen fast vollständig aus Calciumcarbonat bestehen und werden dann meistens als Kalkstein bezeichnet. Streng genommen sollten sie in eine der Kategorien der klastischen Sedimente eingeordnet werden. Für gewöhnlich haben diese Sedimente eine große Korngröße, da bei kleineren Partikeln Carbonat schnell zerstört wird. Ebenso wurden aufgrund der geringen mechanischen und chemischen Widerständigkeit die Körner meist nur über kurze Entfernungen transportiert. Am weitesten verbreitet sind sogenannte Riffhangbrekzien, bei denen sich am Fuße eines Korallenriffes abgebrochenes, meist eckiges Riffmaterial ansammelt. Petrographisch handelt es sich dabei eher um eine Brekzie als um einen Kalkstein. Ein besonderer Fall ist der Kalkarenit, in dem fossile Bruchstücke mit Bruchstücken anderer Kalkgesteine vermischt sind, die in marinen Flachwasserzonen entstanden. In manchen Fällen bindet eine noch feinkörnigere mikritische Masse die kleinen Klasten.

Einteilung der klastischen Kalksteine (nach der durchschnittlichen Korngröße):

Aussehen

Dichter roter Kalkstein

Kalksteine besitzen in den meisten Fällen eine helle, graue bis graugelbe Farbe. Durch Beimengungen anderer Minerale (zum Beispiel von Eisenverbindungen) kommen aber auch kräftigere, vor allem rote Farben recht häufig vor. Bituminöse Kalksteine können auch dunkelgrau bis schwarz gefärbt sein. Chemisch ausgefällte Kalksteine oder von Mikroorganismen abgelagerte Kalksteine sind für gewöhnlich feinkörnig und dicht. Je nach Entstehungsbedingungen findet man dort mehr oder weniger häufig Fossilien. Fossilkalke besitzen hingegen zahlreiche gut erkennbare Fossilien. Diese Kalke enthalten oft Poren und andere Hohlräume. Extrem große Hohlräume enthalten Süßwasserkalke, Travertin oder Kalktuff.

Verkarsteter Dachsteinkalk, Kehlstein (Berchtesgaden)

Identifikation

In der Natur wird Kalkstein mit 10%iger Salzsäure nachgewiesen. Braust diese auf, so ist es Kalkstein. Dolomit braust dagegen nur wenn die Salzsäure erhitzt wird.

In der Praxis wird Kalkstein mittels 10%iger Salzsäure im sogenannten Carbonattest (Kalktest) nachgewiesen. Wird auf einem Kalkstein ein Tropfen Salzsäure gegeben, so braust dieser stark auf. Es wird Kohlendioxid freigesetzt. Bei Dolomit bringt derselbe Versuch kein Aufbrausen. Bläschenbildung wird bei Dolomit nur unter Lupenansicht sichtbar. Wird Salzsäure erhitzt auf Dolomit gegeben, dann braust dieser ebenfalls. Hiermit kann in der Natur Kalkstein von Dolomit mit einfacher Methode getrennt werden sowie Kalkstein ganz eindeutig bestimmt werden. Der gesamte Calciumcarbonatgehalt eines Sedimentgesteins (oder auch kalkhaltigen Bodens) kann mit der sogenannten Carbonatbestimmung nach Scheibler mit spezieller Apparatur im Labor bestimmt werden.

Verwitterung des Kalksteins

Karst und Süßwasserkalke

Wegen der vergleichsweise guten Löslichkeit des Carbonats ist Kalkstein ein gegenüber der chemischen Verwitterung relativ anfälliges Gestein und bildet daher spezielle Lösungsformen aus. Umgekehrt kann aber das gelöste Carbonat wieder ausgefällt werden und ebenfalls spezielle Gesteine und Formen (Kalktuff, Kalksinter, Travertin) hervorbringen. Beides wird unter der Bezeichnung Verkarstung oder Karst zusammengefasst.

Auf der Verwitterung ausgesetzten Kalksteinen bildet sich ein charakteristischer Bodentyp heraus, die Rendzina. Verwittert Kalkgestein im Untergrund, entstehen Höhlen. Im Zusammenspiel verschiedener Faktoren bilden sich Tropfsteinhöhlen. Die Tropfsteine in diesen Höhlen wachsen als Kalksinter.

Physische Verwitterung

Frostverwitterung von Kalkstein. Oberkreidezeitliche Decke des Hochkarstes im Orjen

Kalkstein verwittert leicht unter subarktischen und arktischen Klimaten sowie im Hochgebirge mittels Frostsprengung und bildet dann kataklastische Brekzien. Der spröde Stein ist bei Wechselfrösten sowie hoher Feuchtigkeit anfällig. Er verwittert zu periglazialen Lagen, wie sie rezent in den Kalkhochgebirgen sowie seltener in den arktischen Breiten flächig gefunden werden. Periglazialer Kalkfrostschutt sammelt sich an Nordhängen oder in beschatteten Mulden; er ist kantig und zeigt klimabedingt kaum Zeichen chemischer Verwitterung. Kalkschutt der Hochgebirge wird erst, wenn er beruhigt ist, durch Pflanzen besiedelt. Diese folgen einer Sukzession, die in den Alpen entweder über die Kalkschutt- oder Kalkschneetälchen Flora über Spaliersträucher zu Bergkiefergebüschen führt.

Wirtschaftliche Verwendung

Kalkstein als Baumaterial
Kalksteinbruch auf Sardinien
Bucht von Gislöv mit den dortigen Kalksteinfelsen, die erkennbar als Steinbruch für Mühlsteine genutzt wurden

Je nach ihren Eigenschaften sind Kalksteine äußerst vielseitig verwendbar. Vor allem dichte Kalksteine werden als leicht zu bearbeitende Naturwerksteine verwendet.

Für die Baustoffindustrie ist Kalkstein einer der wichtigsten Rohstoffe. Dafür wird er in Kalkwerken aufbereitet und zu Branntkalk umgesetzt. Je nach Lagerstätte hat der Kalkstein beim Brennen ein unterschiedliches Verhalten hinsichtlich der Kinetik, des Energieverbrauchs und der entstehenden Branntkalkqualität.[2] Oder er wird gemahlen und mit tonigen Materialien vermischt zu Zement gebrannt, welcher das Bindemittel für die Herstellung von Beton (Gemisch aus Zement, Wasser und Zuschlagstoffen wie Sand und Kies) darstellt. Kalkstein wird ebenso in der Glasindustrie verwendet, da es Calcium in die Glasschmelze einbringt.

Als Carbonat dient Kalkstein der Rauchgasentschwefelung. Fein gemahlener Kalkstein wird in der Land- und Wasserwirtschaft gegen die Versauerung von Boden und Gewässer benutzt. Die Calciumverbindung findet als Zuschlag in der Glasindustrie und zur Schlackebildung in der Hüttenindustrie Verwendung. Auf Grund dieser Zusammensetzung wird Kalkstein auch als Düngemittel eingesetzt.

Sehr reine Kalksteine (Weißkalk) sind Rohstoff für die chemische Industrie oder werden zu Terrazzo weiterverarbeitet (Ulmer Weißkalk).

Poröse Kalksteine, vor allem die Fossilkalke, sind eines der wichtigsten Speichergesteine für Erdöl und Erdgas. Die reichsten Erdöllagerstätten der Erde auf der Arabischen Halbinsel befinden sich in Riffkalken, die im Jura und in der Kreidezeit entstanden sind. Deshalb dient Kalkstein als Indikator bei der Prospektion von Lagerstätten.

Kalksteine geringerer Qualität, die normalerweise als Abfallprodukte betrachtet wurden, werden in den letzten Jahren verstärkt zur Herstellung von Steinpapier eingesetzt.[3]

Vorkommen

Allgemein

Ansicht der Gipfelpyramide des Mount Everest (zirka obere 1500 Höhenmeter) von Westen, mit dem deutlich sichtbaren Gelben Band im oberen Teil. Darunter die dunklen Schiefer der North-Col-Formation. Oberhalb des Gelben Bandes, in relativ hellem Grau, der Kalkstein der Qomolangma-Formation.

Kalksteine sind auf den Kontinenten und Schelfen sehr weit verbreitete Gesteine. Nach Angaben von Paul Williams und Derek Ford nehmen Karbonatsteine 10–15 % der nicht vereisten Landfläche ein.[4] Man findet sie sowohl auf relativ alten geologischen Tafeln als auch in geologisch jungen Gebirgen. Innerhalb der sehr alten Schilde und den tiefen Meeresbecken treten sie jedoch zurück. Der allergrößte Teil der Kalksteine wurde ursprünglich im (Flach-)Meer gebildet und durch tektonische Prozesse über den Meeresspiegel gehoben. Terrestrische (auf dem Festland gebildete) Kalksteine benötigen fast immer ältere Kalksteinvorkommen in der Nähe, die als Liefergebiet des Calciums notwendig sind. Zum Beispiel sind die Kalktuffvorkommen in Thüringen immer an das Vorhandensein der Kalksteine aus dem Muschelkalk gekoppelt.

Besonders verbreitet sind Kalksteine in der nördlichen Hemisphäre, während die alten Gondwana Kontinente relativ kleine Vorkommen, außer an ihren Rändern, wo sich auch flächig jüngere kreidezeitliche Kalkserien wie den Nullarbor Plain in Australien finden, haben. Karbonate finden sich in allen Breitengraden sowie in allen Höhen der Erdoberfläche, vom nördlichen Sibirien und dem arktischen Kanadischen Schild bis zum Mount Everest sowie Florida oder Papua-Neuguinea. So ist auch der Gipfel des Mount Everest überwiegend aus Kalkstein aufgebaut.[5]

Europa

Karren im Burren, großflächige Karstlandschaft in Irland
Die mächtigste Kalkserie Europas ist in der Dinarischen Karbonatplattform ausgebildet. Oberkreidezeitliche gebankte Kalke im Orjen.

Große Kalksteinvorkommen befinden sich in Mitteleuropa im mittleren und südlichen Teil Deutschlands (dort vor allem Kalksteine aus dem Muschelkalk und dem oberen Jura), im Schweizer und Französischen Jura sowie in den nördlichen und südlichen Alpen. Weiterhin sind Kalksteine auch als eiszeitliches Geschiebe in Norddeutschland sehr häufig zu finden. Die Kalksteingeschiebe stammen dabei meist aus Süd- und Mittelschweden sowie aus dem mittleren und nördlichen Ostseebecken.

Großlandschaften, die ganz überwiegend von Kalkstein geprägt werden, sind zum Beispiel die Schwäbische und die Fränkische Alb, sowie die nördlichen Kalkalpen oder die Küste Dalmatiens. Das in Deutschland bekannteste Abbaugebiet befindet sich im Altmühltal mit dem Solnhofener Plattenkalk und dem Jurakalkstein.

Bedeutende Travertinvorkommen befinden sich in Deutschland zum Beispiel in Stuttgart-Bad Cannstatt und im Thüringer Becken (z. B. Weimar-Ehringsdorf).

Kreide tritt an zahlreichen Standorten entlang des europäischen Kreidegürtels zutage. Der Gürtel reicht von Großbritannien über Frankreich bis in die mittlere Ostsee und wird stellenweise auch abgebaut.

Mindestens seit der röm. Antike wird Kalkstein abgebaut, zum Beispiel auf der Insel Brač (Baumaterial Diokletianspalast in Split). Zu einer der ältesten Abbaustätten für Kalkstein in Deutschland zählt der historische Kalksteinbruch Rüdersdorf in Brandenburg, der auf die Arbeit der Zisterzienser im 13. Jahrhundert zurückgeht.

Ägypten

Im Alten Ägypten fand Kalkstein seit der ersten Dynastie als Baumaterial für die Gräber Mastaba und in der dritten bis sechsten Dynastie für die Pyramiden Verwendung. Dabei wurde der weniger gute, meist poröse Kalkstein für Fundamente und Kernbauten, der meist weiße, feine Kalkstein von östlichen Nilufer aus Mokkatam und Tura für Außenverkleidungen verwendet.[6] Eine ausführliche Bestimmung der altägyptischen Kalksteinbrüche wurde von Dietrich Klemm und Rosemarie Klemm vorgenommen.[7]

Sonderformen des Kalksteines

Sinterterrassen in Pamukkale, Türkei
Bänke des miozänen Kalksteins Marès an der Küste der Halbinsel Punta de n’Amer auf Mallorca

Besondere Varietäten:

Süßwasserkalke:

Natursteinsorten

Siehe auch

Literatur

  • Walter Maresch, Olaf Medenbach: Gesteine. (= Steinbachs Naturführer.). Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10699-5.
  • Rosemarie Klemm, Dietrich Klemm: Steine und Steinbrüche im Alten Ägypten. Springer, Berlin 1993, ISBN 3-540-54685-5.

Weblinks

Commons: Kalkstein – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kalkstein – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Kalkstein Mineralien-Steckbrief steine-und-minerale.de, abgerufen am 10. Oktober 2018.
  2. Hartmut Kainer: Kopplung von Wärme- und Stoffaustausch mit chemischer Kinetik bei der Zersetzung von natürlichen Karbonaten. Dissertation. TU Clausthal, Dezember 1982.
  3. Das Papier, das richtig rockt. auf: taz.de, abgerufen am 7. Juli 2014.
  4. Paul W. Williams, Derek C. Ford: Global distriguion of carbonate rocks. In: Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Karst Sheets 18–21. International Atlas of Karst Phenomena (= Zeitschrift für Geomorphologie. Supplementband 147). Gebrüder Bornträger, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-443-21147-X, S. 1–2.
  5. Paul W. Williams, Derek C. Ford: Global distriguion of carbonate rocks. In: Karl-Heinz Pfeffer (Hrsg.): Karst Sheets 18–21. International Atlas of Karst Phenomena (= Zeitschrift für Geomorphologie. Supplementband 147). Gebrüder Bornträger, Berlin u. a. 2006, ISBN 3-443-21147-X, S. 1–2, hier S. 2.
  6. Dieter Arnold: Lexikon der ägyptischen Baukunst. Artemis & Winkler, München 1997, ISBN 3-7608-1099-3, S. 119.
  7. Rosemarie Klemm, Dietrich D. Klemm: Steine und Steinbrüche im Alten Ägypten. Springer, Berlin 1993, ISBN 3-540-54685-5, S. 29–198.