Erbach (Bad Camberg)

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Erbach
Ehemaliges Gemeindewappen von Erbach
Koordinaten: 50° 19′ N, 8° 15′ OKoordinaten: 50° 18′ 30″ N, 8° 15′ 19″ O
Höhe: 200–450 m ü. NN
Fläche: 10,65 km²[1]
Einwohner: 2913 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 274 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 65520
Vorwahl: 06434
Panorama
Panorama

Erbach ist nach der Kernstadt der zweitgrößte Stadtteil von Bad Camberg im mittelhessischen Landkreis Limburg-Weilburg in Mittelhessen.

Geographie

Geographische Lage

Lauf des Dombachs am Lindenplatz

Erbach liegt im Goldenen Grund des Hintertaunus, nördlich des Taunushauptkamms. Im Süden ist Erbach fast vollständig mit der Kernstadt Bad Camberg verwachsen. Von Nordwest nach Südost führt die B 8 durch den Ort. An der westlichen Gemarkungsgrenze verlaufen die A3 und die ICE-Strecke Frankfurt-Köln. Durch Erbach fließen der Emsbach und der Dombach. Die Kreisstadt Limburg an der Lahn liegt 18 Kilometer nordwestlich.

Die Erbacher Gemarkung verläuft lang gestreckt von Südwest nach Nordost. Im Nordwesten grenzt Erbach an Oberselters. Danach folgen im Uhrzeigersinn Eisenbach, der Weilroder Ortsteil Hasselbach (zugleich Grenze zum Hochtaunuskreis), Schwickershausen, die Kernstadt Bad Camberg und Dauborn. Der Nordosten der Erbacher Gemarkung wird von Mischwald bedeckt, während im westlichen Teil landwirtschaftliche Fläche vorherrscht. Der Ort selbst liegt auf rund 200 Metern Höhe in einer Senke an der Einmündung des Dombachs in den Emsbach. Nach Westen steigt das Gelände in der Gemarkung abrupt auf bis zu 280 Meter an, im Osten über eine längere Strecke auf fast 450 Meter am Stückelberg.

Geologie

Geologisch wird der Ostrand der Gemarkung von stark schieferhaltiger Grauwacke bestimmt. Weiter westlich geht die Formation in eisenschüssigen Schiefer mit Quarzitstreifen mit Südwest-Nordost-Verlauf über. Nordöstlich an die Ortslage schließt sich ein Quarzkies-Lager an, das sich in Richtung Norden ausdehnt. Der Westteil der Gemarkung besteht aus einer mächtigen Lössschicht. Nördlich des Orts beginnt ein Bleierzgang, der sich bis nach Oberselters fortsetzt. Naturräumlich wird der Ort dem Goldenen Grund innerhalb der Idsteiner Senke zugeordnet.

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Mit einer Schenkung an das Kloster Lorsch um das Jahr 768, die Arilbach (das heutige Erbach) und Widergisa (heute Würges) gemeinsam vornahmen, wurden die beiden Orte bekanntermaßen erstmals urkundlich erwähnt. Grabfunde lassen auf einen fränkischen Ursprung der Siedlung schließen, die vermutlich im 6. oder 7. Jahrhundert gegründet wurde. Um 1100 die entstand die erste Kapelle in Erbach, die als St.-Georgs-Kapelle 1328 namentlich erwähnt wurde. Wegen Baufälligkeit der Kapelle wurde 1817 mit dem Bau der St.-Mauritius-Kirche begonnen, der drei Jahre später abgeschlossen wurde. Aufgrund der Verdreifachung der Bevölkerung Erbachs seit 1820 wurde 1969 die Kirche neu erbaut, bis auf den Turm wurden keine Gebäudeteile von der alten Kirche übernommen.

Die ersten Anordnungen der Verhütung eines Brandes im Zusammenhang mit häuslichen Feuerstätten in Textform im Kurfürstentum Trier vom 9. Mai 1721 führten auch in Erbach zu erheblichen Verbesserungen der Bauweise der Gebäude.[3]

Im Jahr 1961 wurde eine neue Schule errichtet. 1905 wurde der Ort an das Stromnetz angeschlossen, von 1910 an eine zentrale Trinkwasserversorgung installiert.

Wirtschaftshistorisch ist die ungewöhnlich große Zahl von sieben Wassermühlen interessant, die noch im 19. Jahrhundert in dem vergleichsweise kleinen Ort betrieben wurden.

Gebietsreform

Zum 1. Januar 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Erbach im Zuge der Gebietsreform in Hessen kraft Landesgesetz in die Stadt Camberg als Stadtteil eingegliedert.[4][5] Für den Stadtteil wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[6]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Erbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7]

Einwohnerentwicklung

Einwohnerzahlen

Erbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
1.002
1840
  
1.095
1846
  
1.091
1852
  
1.114
1858
  
1.119
1864
  
1.237
1871
  
1.157
1875
  
1.206
1885
  
1.096
1895
  
1.097
1905
  
1.097
1910
  
1.114
1925
  
1.206
1939
  
1.211
1946
  
1.703
1950
  
1.721
1956
  
1.746
1961
  
1.798
1967
  
2.022
1970
  
2.094
1980
  
?
1990
  
?
1998
  
2.869
2005
  
2.804
2011
  
2.604
2016
  
2.734
2019
  
2.913
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; ab 1970: Stadt Camberg[8][2]; Zensus 2011[9]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Erbach 2604 Einwohner. Darunter waren 174 (6,7 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 447 Einwohner unter 18 Jahren, 1137 zwischen 18 und 49, 576 zwischen 50 und 64 und 447 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 1122 Haushalten. Davon waren 312 Singlehaushalte, 327 Paare ohne Kinder und 345 Paare mit Kindern, sowie 108 Alleinerziehende und 33 Wohngemeinschaften. In 213 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 789 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Religionszugehörigkeit

• 1885: 018 evangelische (= 1,64 %), 1078 katholische (= 98,36 %) Einwohner[1]
• 1961: 153 evangelische (= 8,51 %), 1630 römisch-katholische (= 90,66 %) Einwohner[1]

Politik

Ortsvorsteher

Seit nach der Kommunalwahl in Hessen 2021 besteht der Ortsbeirat von Erbach aus fünf Mitgliedern der CDU, drei Mitgliedern der SPD und zwei Mitgliedern der Bündnis 90/Die Grünen.[10] Ortsvorsteher ist Christian Sell (parteilos – Liste der CDU).[11]

Wappen

Am 1. Juli 1968 wurde der Gemeinde Erbach im damaligen Landkreis Limburg ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In blauem, durch einen silbernen Schräglinksbach geteilten Schild oben ein silbernes Schwert und eine silberne Lanze schräggekreuzt, unten ein goldenes Erlenblatt.[12]

Infrastruktur

Seit dem Jahr 1934 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Erbach im Taunus (vom 4. März 1972 an mit Jugendfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Historische Gebäude und Plätze

Die Alte Schneidmühle wurde erstmals im Jahr 1668 urkundlich erwähnt. Es handelt sich um eine Wassermühle, die am Emsbach errichtet wurde. Das heutige Wohn- und Betriebsgebäude wurde jedoch erst um 1800 errichtet. Die Mühle weist einen mittelschächtigem Zellenrand und einen dreiteiligen Holzschutz im Emsbach auf.

Die alte Schule wurde 1828 erbaut und 1939 durchgreifend saniert. Das Gebäude wurde bis 1961 als Schule und bis zur Eingemeindung 1974 als Rathaus genutzt.

Ein Bürgermeisterhaus wurde um 1644 errichtet und durch ein Torhaus mit dem Nachbargebäude verbunden. Das Ensemble ergibt eine repräsentative Fachwerk-Anlage, an der besonders der fränkische Erker des Torbaus mit seinen vielen Verzierungen hervorsticht.

Im Zentrum Erbachs befindet sich der Brunnenplatz. Auf dem nahegelegenen Lindenplatz findet jährlich das Dorffest des Gesangvereins Frohsinn statt.

Vereine

In Erbach beheimatet sind der „Angelverein 1980“ und der Fußballverein „SV 1930 Erbach“. Ferner gibt es den „Judo-Club 1973“, den „Kegel-Sport-Verein“, den Tennisclub „TC Erbach“, den Turnverein „Frisch auf“ und den Schützenverein „Einigkeit 1929“.

Erbach verfügt über die im Jahr 1934 gegründete Freiwillige Feuerwehr Erbach im Taunus und den Carnevalverein „Närrisch Erbach“, im musikalischen Bereich den Kirchenchor „St. Mauritius“, den Gesangverein „Frohsinn 1848“ und den Männergesangverein „Eintracht 1893“. Ferner bestehen der „Verschönerungsverein“ (seit 1967) sowie der „Kleintierzuchtverein Erbach“. Ältester Verein dürfte die „Vereinigte Handwerkerzunft“ sein, die ihre Entstehung auf das 12. bis 14. Jahrhundert zurückführt.

Commons: Erbach (Bad Camberg) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b c d e Erbach, Landkreis Limburg-Weilburg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. März 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b Stadtteil Erbach. In: Webauftritt. Stadt Bad Camberg, abgerufen am 2. Dezember 2021.
  3. Franz-Josef Sehr: Brandschutz im Heimatgebiet vor 300 Jahren. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2022. Limburg 2021, ISBN 3-927006-59-9, S. 223–228.
  4. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Limburg und des Oberlahnkreises. (GVBl. II 330-25) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 5, S. 101, § 9 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 809 kB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 369 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  6. Hauptsatzung. (PDF; 174 4B) § 6. In: Webauftritt. Stadt Bad Camberg, abgerufen im Dezember 2021.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. 1998; 2005; 2016:Statistische Daten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 19. Februar 2021.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 18 und 58, archiviert vom Original am 27. Oktober 2020;.
  10. Votemanager: Ortsbeiratswahl Stadt Bad Camberg – Erbach 2021
  11. Erbach im Taunus Ortsbeirat des Ortsbezirkes Erbach
  12. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Erbach, Landkreis Limburg, Regierungsbezirk Darmstadt vom 1. Juli 1968. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1968 Nr. 29, S. 1058, Punkt 797 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,7 MB]).