Archäologische Staatssammlung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 6. April 2010 um 23:53 Uhr durch StefanAndres (Diskussion | Beiträge) (→‎Direktoren: http://www.merkur-online.de/nachrichten/kultur/archaeologische-staatssammlung-ursprung-hochkulturen-614945.html). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Datei:Archäologische Staatssammlung-Logo.JPG
Monolith aus Sandstein vor dem Haupteingang, vermutlich aus dem 11. Jhd.

Die Archäologische Staatssammlung (bis 2000 Prähistorische Staatssammlung) in München ist das zentrale bayerische Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte.

Geschichte

Am 14. Oktober 1885 wurde die Prähistorische Sammlung als selbständige Abteilung des Conservatoriums der Paläontologischen Sammlung gegründet (heute Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie). Am 7. Februar 1889 wurde sie als Conservatorium der Prähistorischen Sammlung des Staates dem Generalkonservatorium der naturwissenschaftlichen Sammlungen im Königreich Bayern direkt unterstellt. Institutsgründer war der Physiologe und Anthropologe Johannes Ranke (1836–1916), ein Neffe des Historikers Leopold von Ranke. Der Mediziner und Naturwissenschaftler hatte sich im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München eine private Lehrsammlung mit Originalen und Nachbildungen prähistorischer Objekte aus Bayern zugelegt, die er nach einer von ihm organisierten erfolgreichen Ausstellung vom 11. März bis zum 7. April 1885 dem bayerischen Staat schenkte. Ranke, der sich zum ehrenamtlichen Leiter der Prähistorischen Sammlung berufen ließ, hatte Anfang 1885 den Museums-Verein für Vorgeschichtliche Alterthümer Baierns ins Leben gerufen. Noch im Herbst 1885 wurden dem neuen Institut die einschlägigen Bestände des Königlichen Ethnographischen Museums [1] eingegliedert, und mit Mitteln der Bayerische Akademie der Wissenschaften konnte in den Jahren 1885 und 1886 eine Sammlung wichtiger Höhlen- und Grabhügelfunde aus der Fränkischen Schweiz erworben werden.

Nach der Verselbständigung von Rankes Institut gab es in München drei Museen bzw. Museumsabteilungen, die vor- und frühgeschichtliche Funde in Bayern sammelten. Johannes Rankes Pläne für eine einheitliche Lösung waren vorerst gescheitert. Erst 1927 entschlossen sich der Historische Verein von Oberbayern und 1934 das Bayerische Nationalmuseum ihre urgeschichtlichen Bestände dem staatlichen Spezialmuseum zu überlassen. Ab 1939 konnten die Bestände, deren Museumsräume in der Alten Akademie (auch Wilhelminum in der Neuhauser Straße) 1944 zerstört wurden, und die danach bis 1975 im Bayerischen Nationalmuseum untergebracht waren, nicht mehr der Öffentlichkeit in einer Dauerausstellung präsentiert werden.

Ab Februar 1976 konnten nacheinander die verschiedenen Abteilungen in einem von den Architekten Helmut von Werz (1912–1990), Johann-Christoph Ottow, Erhard Bachmann (* 1939) und Michel Marx (* 1939) konzipierten Museums-Neubau aus Stahlbeton mit rostbildenden Cor-Ten-Stahlplatten am Englischen Garten eröffnet werden. Hans-Jörg Kellner, Leiter der Prähistorischen Staatssammlung von 1960 bis 1984, hatte sich viele Jahre - zuletzt mit der von ihm 1973 initiierten Vereinigung der Freunde der Bayerischen Vor- und Frühgeschichte - für ein modernes archäologisches Landesmuseum mit eigenem Gebäude eingesetzt. Am 11. Mai 2000 wurde das Museum unter seinem Leiter Ludwig Wamser (seit 1995) auf eigenen Wunsch in Archäologische Staatssammlung umbenannt: „Bei der Eröffnung der Landesausstellung ‚Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer‘ [2] begründete Kunstminister Zehetmair die Umbenennung damit, dass die alte Bezeichnung das Museum nicht mehr zutreffend charakterisiere.“ [3]

Ausstellungsschwerpunkte

Das Museum dokumentiert die Besiedlung Bayerns von der Altsteinzeit über Jungsteinzeit, Bronzezeit, Urnenfelderzeit, Hallstattzeit, Latènezeit, Römerzeit und Völkerwanderung bis ins frühe Mittelalter. So werden unter vielem anderem mittelsteinzeitliche Funde aus dem Speckberg bei Eichstätt, aus dem keltischen Oppidum von Manching und Teile eines Römerbades aus der Siedlung am Tegelberg bei Schwangau gezeigt. Daneben sind die Moorleiche eines 20-jährigen Mädchens aus dem 16. Jh. und einige Einbaum-Modelle aus verschiedenen Zeiten zu sehen.

Restaurierungswerkstätten

Das Museum besitzt einen eigenen Arbeitsbereich für die archäologische Restaurierung, um Funde vor dem weiteren Verfall zu retten und für eine wissenschaftliche Bearbeitung oder die Präsentation im Museum öffentlich zugänglich zu machen. Die Werkstatt führt darüber hinaus Echtheitsprüfungen an fraglichen Objekten und Exponaten durch. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt bildet die Grundlagenforschung zu Eigenschaften antiker Werkstoffe und heutiger Arbeitsmaterialien und Konservierungsmittel.

Sonderausstellungen

Neben der Dauerausstellung gibt es meist jährlich in Kooperation mit anderen Museen eine große Sonderausstellung.

  • 2001: "Magie, Mythos, Macht - Gold der Alten und Neuen Welt"
  • 2005: "Die Welt von Byzanz"
  • 2006: "Herculaneum - Die letzten Stunden"
  • 2008: "Welterbe Limes - Roms Grenze am Main"
  • 2009: "Luxus und Dekadenz. Römisches Leben am Golf von Neapel"

In unregelmäßigen Abständen werden mit verschiedenen Kooperationspartnern Landesausstellungen präsentiert:

Direktoren

  • 1995 - Januar 2010: Ludwig Wamser
  • seit Februar 2010: Rupert Gebhard

Zweigmuseen

Außenstellen der Archäologischen Staatssammlung befinden sich in:

Lage

Schriftzug am Hauptgebäude

Weblinks

Commons: Archäologische Staatssammlung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Referenzen

  1. Das Königliche Ethnographischen Museum in München war Ende 1867 aus den Vereinigten Sammlungen hervorgegangen. Dieses 1842 von Ludwig I. initiierte und im Hofgartengaleriegebäude untergebrachte Raritätenkabinett wurde nach der Gründung der Bayerischen Nationalmuseums 1855 zunehmend unzeitgemäß. Das Ethnographische Museum wurde zunächst vom Geographen Moritz Wagner (1813-1887) geleitet. Ab Ende 1900 zog es in das ehemalige Gebäude des Bayerischen Nationalmuseums an der Maximilianstraße um, wurde in Königliches Museum für Völkerkunde und 1919 in Staatliches Museum für Völkerkunde München umbenannt.
  2. Die Prähistorische Staatssammlung unter neuem Namen, Mitteilungen der Freunde der Bayerischen Vor- und Frühgeschichte, Nr. 95 vom 24. September 2000
  3. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst: „Prähistorische Staatssammlung“ künftig unter neuem Namen, Pressemeldung, 11. Mai 2000

Koordinaten: 48° 8′ 38″ N, 11° 35′ 28″ O