Benutzer:Ai24/Rhetorikgeschichte

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Rhetorik oder zur Traditionslinie der Beschreibung sprachlichen Handelns

Einleitung: Wissenschaft und Handeln Der Begriff des Handelns wird in vielen wissenschaftlichen Disziplinen verwendet, mit teilweise sehr divergenten Erkenntnisinteressen und methodologischen Hintergründen. Da es um sprachliches Handeln geht, stehen in diesem Artikel besonders Linguistik und Grammatik im Vordergrund, Ausflüge zu anderen Wissenschaftlichen Disziplinen, wie der Kulturwissenschaft z.B. sind aber unvermeidlich. Eine grundlegende Definition des Begriff Handelns als Setzung ist sehr schwierig, vielmehr soll eine Defintion aus dem Artikel selbst entwickelt werden. Allgemein heißt sprachliches Handeln (in der Sprache) etwas tun, mit der Sprache Wirkungen auslösen. Zu der instrumentellen Definition, die verschiedene Epochen übergreift, ist noch die Verbindung von Rhetorik mit Elementen griechisch römischen Kultursystems zu beachten, die nach dem Ende der Antike zu einer neuen synkretischen Rhetorik geführt hat.

Rahmen der Rhetorik

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Aufgrund es hohen Alters der Rhetorik, der Ubiquität sprachlicher Phänomene in allen Kulturen und globaler Verflechtungen ist nicht einfach eine einheitliche Defintion des Begriffs und Gegenstandes der Rhetorik zu bestimmen. Es gibt zwar viele Überblicksdarstellungen und Kompendien zur Rhetorik, wie z.B. das Historische Wörterbuch der Rhetorik, aber selbst in solchen anspruchsvollen Projekten können immer nur Ausschnitte aus der Wissenschaftsgeschichte der Rhetorik dargestellt werden, weil Fragestellungen und Traditionen in verschiedenen Einzelwissenschaften behandelt werden. Es ist der Rhetorik bisher nicht gelungen sich mit allen ihren Fragestellungen zu einer wissenschaftlichen Disziplin zu entwickeln. Die Gründe dafür werden in den folgenden Abschnitten behandelt.

Brüche und Kontinuitäten

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Nachteil von Epochenschwellen: Arndt Brendecke, Die Blindheit der Macht. Über den subjektiven Mehrwert alteuropäischer Beratung. In: Zeitschrift für Ideengeschichte, Heft III/3. 2009, S. 33-43. (vgl. Schriftenverzeichnis ) Besonders die erste Transformation der Rhetorik von einer griechischen zu einer römischen, d.h. lateinischen Rhetorik ist von entscheidender Wichtigkeit, weil der Faktor Sprache damit einhergeht. Wichtig ist auch, dass die Kategorie "Sprache" bzw. Fremdsprache oder sprachlicher Unterschied erst im Nachhinein gemacht werden kann, weil erst ab dem 19 Jh. oder sogar seit dem beginnenden 20 Jh. (Saussure), die Kategorie Sprache als analytische Kategorie überhaupt gemacht werden kann. Bis zum 19 Jh. waren es (implizite) Kulturunterschiede, die kaum analytisch ausgemacht werden konnten, weil das begriffliche Werkzeug dafür nicht vorhanden war. Es ist nicht überraschend, dass konservative Römer, wie Marcus Porcius Cato der Ältere, die Rhetorik griechischen Ursprungs ablehnten.

Rhetorik-Geschichte und Geschichten

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historische Beschreibungsebene: dazu New Historicism (bes. Stephen Greenblatt).

Unterrichtsmethode

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Viele traditionelle Methoden der Rhetorik sind einem langjährigen Unterrichtsverständnis zuzuordnen, wie die Deklamation oder die Katechese.

Begriffe und Sprachen der Rhetorik

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klassische Sprachen

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  • Sprache und Rhetorik: Vulgärlatein, siehe auch die zeitlichen Differenzierungen der lateinischen Sprache, Spätlatein (siehe auch Englisch: "Low Latin"
  • Die Rhetorik wurde auch zuerst im Griechischen tradiert um das rhet. Wissen als "Herrschaftswissen" in den oberen Klassen zu halten. (vgl. Rhetorica ad Herennium, engl.)

Von der Annahme ausgehend die Rhetorik sei in Griechenland entstanden, sind alle anderen rhetorischen Begriffichkeiten Übersetzungen. Auch bei einem weiter gefassten Vertändnis von Rhetorik ist Rolle der sprachlichen Übersetzung der Rhetorik als sehr hoch einzuschätzen. Die Rezeption der Rhetorik in der römischen Welt geschah zuerst direkt durch Griechische, gebildete Römer, wie Ciecero, Seneca oder Quintillian waren durch Sklaven sprachlich so erzogen worden, dass sie das Griechische wie eine Mutterprache beherrschten, noch bei Montaigne wurde diese Methode (allerdings für Latein) angewandt. Um die Rhetorik zu lehren, wurde schon in der Antike Bücher aus dem Griechischen ins Lateinische übrsetzt. Die umfangreiche Rezeption des Aristoteles schon in der Antike, besonders zu Kommentaren war in der Regel in Grieschisch. Erst im Mittelalter kam es zu weiteren Übersetzungen antiker Autoren, etwa Aristoteles, die aber meist aus dem Arabischen oder Hebräischen waren. Die nächste Stufe waren die Übersetzungen der rhetorischen Klassiker in die Nationalsprachen, zuerst ins Italienische und Französische, und dann die Übersetzungen innerhalb von Nationalsprachen, etwa aus dem Französischen ins Deutsche.


Rhetorik im Prozess der sprachlichen Ausdifferenzierung

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  • Im 18 Jh. begannen sich die traditionellen Kenntnisse auszudifferenzieren und lagen mehr und mehr in den den Nationalsprachen vor. Besonders im Französischen begann dieser Prozess schon im 16 u. 17. Jh. so dass im 18 Jh. schon umfassende französische Kompendien vorlagen. Ein Beispiel ist der Grammatiker César Chesneau Du Marsais, der umfassend über Sprache schrieb und u.a. auch Werke über Tropen verfasste. Besonders in "der" Enyzklopädie (der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers) wurde das rhetorische Wissen in vielerlein Stichworten verarbeitet.
  • Auch die (schriftlichen und mündlichen) Textsorten beginnen sich in den Nationalsprachen auf verschiedene Arten auszudifferenzieren, wobei es daGernn auch noch zu Entlehnungen kommt. Ein Beispiel ist Lobrede, im Englischen nach dem Lateinischen Orginal Enconium genannt. Im deutschen heisst diese Redegattung Laudatio, im Französischen Éloge. Daneben gibt es im Deutschen aber auch noch die Gattungen Eloge und Enkomion als literaturwisschenschaftlichen Begriff. In dieser Zeit gilt, dass einflussreiche Rhetoriker nicht in der Disziplin "Rhetorik" tätig sein mussten, ja sich selbst noch nicht einmal Rhetoriker nennen mussten. Ein Beispiel ist Buffon mit seinem einflussreichem "Discours du style". In seiner Antrittsrede zur Akademie Française sagt er: "Le style c'est l'homme même" (vgl. Rhetorik & Stilistik 2: 1159)
  • Der einmal begonne Prozess der sprachlichen Ausdifferenzierung setzt sich weiter fort. Z.B. begann die Rennaissance der Rhetorik im 20 Jh. mit belgischen Rhetoriker Chaim Perelman und setzt sich in der Frankophonie u.a. mit Michel Meyer weiter fort. (vgl. auch Webpräsenz desselben). Auch der franz. Rhetoriker Philippe-Joseph Salazar ist ein Beispiel für eine Rhetorik, die von klassischen Wurzeln ausgehend Probleme der internationalen Komm. in den Foccus nimmt.
  • Auch die englische Rhetorik begann sich im 18 Jh. weiter auszudifferenzieren. Z.B. der schottische Rhetoriker George Campell, der die Rhetorik gegen den Empirismus verteidigte, aber auch an ihrer Modernisierung mitwirkt. (vgl. auch den Text im Internet)

Geschichte der Rhetorik in Europa

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Rhetorik in der Lebenswelt

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Die älteste bekannte Handlungsbeschreibung der Sprache ist die Rhetorik. Die Fragestellung der antiken Rhetorik war, wie man bestimmten sprachlichen Mitteln bestimmte Wirkungen erzielen kann. In einer Situation, in der die Wirkung von Reden eine eminente Bedeutung bekamen erfand Korax die Rhetorik. Ob der Unterricht in der (antiken) Rhetorik auch (informelle) Gespräche abdeckt kann nur vermutet werden, Hinweise geben die platonischen Dialoge, die aber von Platon einem erklärten Gegner der Rhetorik verfasst wurden. Sicher überliefert wurde jedoch, dass die Sophisten schon vor Platon (und zu Platons Zeiten) Grundregeln der Herstellung von Überzeugungen durch Reden zu bestimmen suchten. Nur wenige Reden der Sophisten sind überliefert, deshalb kann nur wenig darüber aussgesagt werden, in welchen Bereichen (insgesamt) die Sophisten Handlungen durch Sprache für lehrbar hielten. Ganz sicher sind jedoch nach sophistischer Theorie Handlungen im Bereich des Politischen möglich. Auch wenn nur wenige Reden der Sophisten überliefert sind und wenn viel Wissen über die Sophisten von ihren Gegnern stammen, so sind doch wichtige Grundtatsachen der attischen Demokratie bekannt und dies liegt auch an einer der wichtigsten Erfindungen der Griechen dem Alphabet. Einerseits war durch das verhältnismässig einfache Alphabet eine größere Literarisierung der Bevölkerung möglich andererseits war die griechische Gesellschaft noch sehr stark oral geprägt. Die Oralität zeigt sich z.B. daran, dass es (gesprochene) Reden, die die Grundlagen für die Entscheidungen in den Volksversammlungen waren. Die Teilnahme am politischen Prozess versprach Vorteile v.a. für Bürger aus der Mittelschicht. Das wohlhabende Athen konnte es sich leisten das politische Handeln seiner Bürger zu bezahlen und so wurde die Schulung des politischen Handelns in einer Gemeinschaft zu einer (lukraktiven) Aufgabe. Die Rhetorik entstand also (auch) als ökönomische Notwendigkeit innerhalb bestimmter Rahmenbedingugen.

Rhetorik in der Bildung (1)

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Im Hellenismus und in der römischen Antike änderten sich diese Rahmenbedingungen, aber die Rhetorik war längst zu einer Tradition zu einem Kulturgut geworden. Überspitzt formuliert: Durch das Verschwinden der Demokratie in Griechenland und später nochmals in Rom verschwand die Notwendigkeit des Handelns mit Sprache im Politischen. Andere Bereiche traten an die Stelle, die Kultur des Rhetorischen war eine Kultur des Redens im privaten und öffentlichen Raum, jedoch nur noch wenig im politischen Raum. Die Diskussion um Beweisfuehrung, logisch, empirisch, historisch (vgl. Dokumentation), begann nicht erst mit dem Nominalismus, sondern schon in der Antike. Dort ging es besonders um die Frage der Sprache in den Beweisgruneden. Waehrend Platon sagte diese sei goettlichen Ursprungs nannte sie Artistoteles, wie die Sophisten das Typisch Menschliche. Gibt es einen Bezug von der Musiktheorie im antiken Griechenland zur Rhetorik? (wenn nicht ist diese Zitierweise auch schon bemerkenswert: en:Nete (mythology))

Rhetorik in der lateinischen Bildung

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In der römischen Erziehung spielte die griechische Sprache eine wichtige Rolle. Griechisch war neben Latein Amtssprache des römischen Reiches (siehe Sprachen im Römischen Reich) und galt Bildungssprache, die besonders von Kindern der Oberschicht gelernt wurde. Oft wurden Kinder schon von Beginn ihrer Sprachentwicklung an, zweisprachig erzogen, eine Methode, die später noch bei Montaigne angewandt wurde. Cicero lernte schon als Kind Griechisch, so wie Quintilian dies in seiner Institutio oratoria für den zukünftigen Redner empfahl. Schon zur Zeit des Hellenismus begann ein zunehmender Wandel in Hinsicht auf Aussprache, Betonung und Grammatik einzusetzen, der bis zum Ende der Spätantike weitgehend abgeschlossen war. In Abgrenzung zum Neugriechischen werden aber auch die hellenistischen (Koine, etwa 300 v. Chr. bis 300 n. Chr.) und spätantiken (etwa 300 bis 600 n. Chr.) Sprachformen zum Altgriechischen gezählt. In der Literatur bildete das „klassische“ attische Griechisch in dieser Zeit den Standard, dem sich noch spätantike Autoren wie Libanios (4. Jahrhundert) oder Agathias (um 580) verpflichtet fühlten: Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. hatte sich in der Oberschicht die Ansicht durchgesetzt, die Koine sei als vulgär abzulehnen. Da sich die Sprache der gebildeten Stände, die sich am attischen Dialekt der Jahrzehnte um 400 v. Chr. orientierte (Attizismus), immer mehr von der der restlichen Bevölkerung zu unterscheiden begann, spricht man ab dieser Zeit von einer ausgeprägten Diglossie im Griechischen. Am Ende der Antike ging aber die Elite, die die attizistische Sprachform pflegte, unter. Zwar wurde die Rhetorik nach dem Ende der römischen Republik im politischen Bereich immer weniger verwendet, aber die zunnehmende Bedeutung der (lateinischen) Rhetorik sorgte für eine anhaltende Wirksamkeit der mündlichen Rhetorik. Die verwendetete Unterrichtsmehtode war die Deklamation, die dafür sorgte, dass die Rhetorik nicht vollständig zu einer schriftlichen Mehtode wurde.

Elemente klassischer Rhetorik

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  • Beweisverfahren in der klassischen Rhetorik: Ethos (des Redners), Logos (des Inhalts), Pathos (des Publikums) vgl Rhetorik (Aristoteles), die sieben freien Künste und das Fortwirken der klassischen Rhetorik in diesen. Als wichtiges Bindeglied zwischen der klassischen Lehre und dem Mittelalter diente das Werk von Martianus Capella. Viele grundlegende Anschauungen blieben über Jahrhunderte wirksam, ein Beispiel ist die Affektenlehre, die bis zum Barock nachwirkt, deren Spuren danach aber nur schwer auffindbar sind.
  • Schon in klassischer Zeit gab es Rückbesinnungen auf die Klassik, etwa zweiten Sophistik, ein Beispiel ist hier Aelius Aristides.
  • Auch in der spätrömischen Zeit ist die Rhetorik und die Rhetorikgeschichte als Verfallsgeschichte darstellbar, wie das Beispiel Tacitus zeigt.
  • mythologischer/kultureller Hintergrund d. Rhetorik: vgl. Suada
  • Genre (schon) in der antiken Rhetorik: Epistel
  • die Abgremzung der Rhetorik von ihren Nachbarbereichen ist nicht immer einfach; besonders die Abgrenzung zur Grammatik ist wichtig, siehe Grammatiker zur Geschichte der Grammatik. (vgl. die von Wolfram Ax herausgegebene Grammatikgeschichte von Max Schreiner.

Nach dem Erstarken des Christentums fiel der Rhetorik die Aufgabe der Verbreitung des göttlichen Wortes zu, die Rhetorik wurde mehr und mehr eine Rhetorik der Schrift, eine Rhetorik der Bibelexegese und der Predigt (vgl.auch Homiletik). Man kann im religiösen Zusammenhang nur bedingt von sprachlichem Handeln sprechen, die zentrale Handlung des Menschen besteht nach Augustinus daraus sich für den (christlichen) Glauben und damit für Gott oder gegen den Glauben und für den Teufel zu entscheiden. Eine Entscheidung für den christlichen Glauben zieht ein Handeln nach den religiösen Vorschriften der Bibel nach sich. Die Rhetorik blieb im Mittelalter ein wichtiges Lehrgebiet, als Teil der sieben freien Künste und in diesem Rahmen als Teil des Triviums, aber die Rhetorik beschrieb in der Theorie mehr das Handeln in der Tradition als das sie selbst das Handeln mit Sprache lehrte. In der Praxis waren rhetorische Techniken in Disputationen im Mittelalter von hohem Wert, sie verblieben aber auf der Ebene von gesellschaftlicher Praxis, eine Reflexion auf theoretischer Ebene erfolgte nicht.

Rhetorik im Prozess der gesellschaftlichen Ausdifferenzierung

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Theoretische Beschreibung

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Zum Prozess der Ausdifferenzierung der Subsysteme siehe: funktionale Differenzierung, sowie den Hauptartikel Systemtheorie, weiterhin soziologische Systemtheorie und schliesslich Systemtheorie (Luhmann). Die letzten zwei Artikel befinden sich dann in der Kategorie "Soziologische Systemtheorie". Die historische Evolution, die zur Ausdifferenzierung der Subsysteme (Funktionssysteme) geführt hat, läßt sich am besten mit Prozessen der Kontingenz erklären. Aus moderner Sicht handelt es sich um soziologisch zu beschreibende Prozesse der Höherentwicklung (siehe: Entwicklung von Einzellern zu Vielzellern , die ursprünglich zum Beschreibungsinventar der biologischen Evolutionstheorie gehören. Kulturpessismisch können einige Prozesse auch als Involution (Sprache) gedeutet werden, siehe hierzu auch grundlegend die Berachtung von Evolution in: Geschichte der Evolutionstheorie. Ausdifferenzierung kann gesehen werden im Prozess soziokultureller Evolution, die von Norbert Elias zutreffend als Figuration beschrieben worden ist. Die Rhetorik hat sich so in verschiedenen Subsystemen eingenständig weiter entwickelt, wobei die Analyse der Rhetrorik stark im Funktionssystem Wissenschaft angesiedelt ist, während die rhetorische Praxis seit Ausdifferenierung einer öffentlichen Sphäre im Rahmen des Strukturwandels der Öffentlichkeit (Habermas) in den Medien zu finden ist und wieder in der Politik zurückgekehrt ist. Besonders die weitere Ausdifferenzierung der Medien seit dem Beginn des 21. Jh. (Blogosphäre) bedeutet einen Zunahme gesellschaftlicher Kommunikation, da die mediale Öffentlichkeit neben den weiter existierenden Institutionen (Verlage), mehr und mehr durch öffentliche Netzwerke geprägt ist. Hier nimmt die Rolle von öffentlich wirksamen Kommentatoren ("Pundits") weiter zu, deren Glaubwürdigkeit auf ihrem wissenschaftlichen Ethos und der rhetorischen Vermittlung desselben in den Medien beruht.

Die vielleicht wichtigste Institution, die ab dem Mittelalter die Rhetorik institutionalisierte und für ihre weitere Ausdifferenzierung verantwortlich war, war die Universität. Diese erlangte schon in ihrer Geschichte die notwendige Autonomie um als Motor weiterer Ausdifferenzierung wirken zu können. Die ersten Universitäten entstanden um der weltlichen Herrschaft (besonders dem Kaiser) eine Gegengewicht zur kirchlichen Verwaltung entgegensetzen zu können. Zwar entstanden die ersten Universitäten schon während der Scholastik, eine breitere Basis für ihr Selbstverständnis bildetet der Humanismus.

In den traditionell mit der Rhetorik verbundenen Künsten, aber auch in den "visual arts blieb die Rhetorik unter der sichtbaren Oberfläche weiterhin bestimmend. In der Musik sieht der Musiker und Musiktheoretiker Nikolaus Harnoncourt einen drastischen Wechsel der Musikausbildung nach der französischen Revolution. Laut Harnoncourt habe "...Cherubini das alte Meister-Lehrling-Verhältnis im Conservatoire aufgehoben."[1] Damit seien die rhetorischen Kenntnisse, die zuvor vom Meister an den Schüler weitergeben wurden, nach und nach verschwunden. Zuvor sei die Musik als eine Sprache zu verstehen gewesen, die die Affekte miteinbezogen hätte[2], die Musik war v.a. im Barock "Rede in Tönen"[3]. Die Rhetorik stellte bis zum 18/19 Jh. ein gemeinsames Wissen dar, aus dem die Musiker schöpften[4]. Besonders Monteverdi war für die Entwicklung der Musik=Rede verantwortlich. W. Kostujack beschreibt diese Klangrede dezidiert mit Beispielen, auf seiner Homepage. Dieses "Figurenrepertoire" der Klangrede (wie Monodie oder Rezitativ) , die zuerst von der Sprache abgeleitet wurden, verselbstständigten sich dann zu musikalischen Figuren, die in Opern, aber auch in Symphonien eingesetzt werden konnten. Besonders Bach, der so Harnoncourt, Quintilian genau studiert hatte, brachte die musikalischen Figuren mit rhetorischen Figuren im Kontrapunkt in Zusammenhang.

  • Conrad Celtis, ist wie Giambattista Vico auch ein Forscher der Rhetorik, auch wenn bei beiden der Schwerpunkt auf anderen Gebieten lag.
  • die Ausbildung von rhetorischen Standards, die behaupten auf allgemeinen Gesetzen zu beruhen, fuer den englischen Sprachraum siehe James Berlin, Writing Instruction (S.1)
  • Es ist nicht gelungen die Rhetorik auf ihre reine Form zu reduzieren und aus den Gesetzmäßigkeiten der Form eine rhetorische Maschinerie zu konstruieren. In diesem Prozeß der Findung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten ist die Rhetorik auf der Strecke gebieben. Es ist nicht, wie bei der Grammatik gelungen, die Rhetorik als Formgesetzmäßigkeiten zu beschreiben. Nur eine historische Beschreibung orientiert am klassischen Zeitalter, zeigt das Ideal der Rhetorik.
  • Hybride Rhetorik, die sich aus den ausdifferenzierten Rhetoriken entwickelt hat, ist ohne eine ideale Form, ohne das Klassische nicht denkbar. Aus der einen vortrefflichen Form entwickelt sich dann hybride Rhetoriken, hinter denen DIE Rhetorik dann verschwindet.
  • wichtige Reste der Rhetorik bleiben allerdings zurück: wie z.B. die ars inveniendi
  • die Grammatik hat es im Gegensatz zur Rhetorik geschafft sich als (Teil)wissenschaft zu konstituieren. Es gibt auch neuere Grammatiktheorien, die eine gewisse Nähe zur Rhetorik aufweisen, vgl. Interpretative Semantik,Konstruktionsgrammatik , siehe auch Grammatiktheorien (Grammar frameworks, WPengl.)

Rückbesinnung und neue Handlungsbeschreibungen

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Dies änderte sich mit der Renaissance und der Reformation.Nicht nur, dass antike Quellen in größerer Zahl zur Verfügung standen als im Mittelalter, die Lesart der Quellen war eine andere: “Die humanistische Auslegung der antiken Klassiker geht von der Erfahrung aus, dass jede Rede an ihre Entstehungsbedingungen, ihre Situation, Ort, Zeit, Raum und Adressaten gebunden bleibt, an alle Bedingungen, die das äußere aptum erfordert, und ihr Sinn also auch nicht unabhängig davon und in der bloßen rationalen Rekonstruktion der Begriffe (wie in der scholastischen Philosophie) gefunden werden kann.” (Ueding/Steinbrink 1994: 75) Die veränderten Kommunikationsgewohnheiten durch Brief und Buchdruck führten zu einer erneuteten Reflexion des Handlungscharakters der Sprache, die sich zwar an der Antike orientierte, aber durchaus eigene Akzente setzte. Beispielhaft kann dies an Erasmus von Rotterdam gezeigt werden, der christliche und antike Elemente in seinen Schriften vereinigte und sich für eine individualisierte Rhetorik einsetzte. Besonders wirksam wurde die Rhetorik nach dem Mittelalter als ein Mittel zur Konstruktion von Curricula, wie dies etwa bei Melanchton der Fall war. Die Modernisierung des Lehrstoffs war bei ihm auch eine Modernisierung der Rhetorik, was die Einführung der lehrenden Rede (genus didascalicon), neben den bisherigen aristotelischen Redegattungen der politischen, juristischen und lobenden Rede, beispielhaft deutlich wird (vgl. Göttert 1991:153, Gadamer 1993:281). Selbstverständlich war die Rhetorik in den Zeiten der Reformation nicht nur eine wissenschaftliche Theorie, sondern eine Praxis, die dazu diente die eigene Meinung deutlicher und klarer zum Ausdruck bringen zu können und damit in Religionsgesprächen und Disputionen (wie z.B. der Leipziger Disputation) bestehen zu können. Ihren größten Einfluß hatte die Rhetorik im Zeitalter des Barock und dort nicht nur im Bereich der Sprache und (antiken und modernen) Sprachen, sondern in der Musik, Malerei oder bildeten Kunst, in der sich Allegorien besonders in Gestalt von Personifikationen großer Beliebtheit erfreuten.

Ein Bruch in rhetorischer Tradition

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Die kulturelle Ausstrahlung der Rhetorik im Barock war der Anfang vom Ende der selbstverständlichen kulturellen Dominanz der Rhetorik. Es half auch nichts, dass mit G. Vico eine Theorie der Rhetorik entwickelt wurde, die die antike Rhetorik mit Neuinterpretation quasi modernisierte ( Grassi 1980:40, Kittler 2000:34). Die Theorie der Rhetorik hatte sich mit endlosen Listen rhetorischer Figuren ins Abseits manövriert. Nur am Hof fand noch praktische Rhetorik statt, als Lobrede der Macht. Die Kritik an der Rhetorik kam von der neuen experimentellen Wissenschaft und ihrer rationalistischen Philosophie, z.B. von Descartes. In Kunst und Literatur waren nicht mehr (antike) Modelle gefragt, es zählte das schöpferische Individuum. In altsprachlichen Gymnasien gibt es die Rhetorik als Verstehen der Klassiker. Eine Handlungsorientierung hat diese Rhetorik nicht und auch die Technik ist eine altmodische Technik, die von Logikern kritisiert wird. Wissen findet man durch an der Naturwissenschaft orientierte Experimente und prüft es durch Logik, Findungstechniken der Rhetorik werden zu Gemeinplätzen und die Rhetorik wird zu einer gestrigen Sammlung von Wörtern, der man den Begriff der Wissenschaftlichkeit abspricht. Das Trivium wird als trivial angesehen und zerfällt, einzig der Grammatik gelingt es mit neuen sprachgeschichtlichen und phonologischen Methoden eine Wissenschaft zu bleiben. Die Dialektik verändert ihren sprachlichen Bedeutungsbereich und die Rhetorik verschwindet von der wissenschaftlichen Bühne.

andere rhet. Perspektiven

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außereuropäische Rhetorik, Orale Rhet., Textrhet. mit Schriftfokkus (in Asien), Bild + Filmrhet.

Rhetorik und Sprache: deutsche Rhetorik

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Entwicklung der deutschen Sprache unter rhetorischen Aspekten

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Obgleich noch Leibniz der Ansicht war, dass die deutsche Sprache zur Wissenschaftssprache nur teilweise tauglich sei (hier Nr.3,20u.a., so hatte Deutsch schon eine lange rhetorische Geschichte als Volkssprache. (hier: Rahmenanalyse: Hintergrund, 1. Tag: Rahmenkonstitution - Rahmen als performative Paratexte) Einen weiteren rhetorischen Einschnitt der deutschen Sprache waren die sprachlichen Folgen der Reformation, besonders der Bibelübersetzung von Martin Luther. Die Bedeutung von M. Luther für die deutsche Sprachgeschichte liegt weniger in der "Neuerfindung" von sprachlichen Formen, sondern eher in der Verbreitung bereits vorhandenen sprachlicher Formen, in der Hinsicht kann man Luther Bedeutung durchaus als rhetorisch bezeichnen. Bedeutsam für die rhetorische Beschreibung waren in Deutschland auch poetologische Reflexionen, etwa im Bereich der Metaphorologie, war Jean Paul mit seinem Begriff der verblassten Metapher.

Nationalsprachen

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Die Entwicklung zur deutschen Nationalsprache der verspäteten Nation (Plessner) war nicht nur dadurch problematisch, dass mehrere Staaten Anteil an der deutschen Nationalsprache haben. Die Staatsbildung war begann in Gebieten des Hl. Romischen Reiches deut. Nation schon im 16. Jh., allerdings hatte Deutsch als Nationalsprache daran kaum einen Anteil. Dies änderte sich erst durch Herder, der nach der Französischen Revolution auch für Deutsch und die deutsche Nation einen Zusammenhang von Sprache und Nation postulierte. Gerade weil Deutschland bis 1873 kein Nationalstaat war, spielte Definition von Kultur (als Kulturnation) durch Sprache eine entscheidende Rolle. Siehe auch die Sprachtheorie von W. v. Humboldt. Ausgrechnet d. wichtige Text über Sprache: Abhandlung über den Ursprung der Sprache, 1772 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv) ist nicht vorhanden. Wichtig sind hierzu ist auch die Tradition Sprachgesellschaften im deutschen Sprachraum. (vgl. auch Begriffsgeschichte in Rhetorik und Hermeneutik) Die Entwicklung zur deutschen Nationalsprache der verspäteten Nation (Plessner) war nicht nur dadurch problematisch, dass mehrere Staaten Anteil an der deutschen Nationalsprache haben. Die Staatsbildung war begann in Gebieten des Hl. Romischen Reiches deut. Nation schon im 16. Jh., allerdings hatte Deutsch als Nationalsprache daran kaum einen Anteil. Dies änderte sich erst durch Herder, der nach der Französischen Revolution auch für Deutsch und die deutsche Nation einen Zusammenhang von Sprache und Nation postulierte. Gerade weil Deutschland bis 1873 kein Nationalstaat war, spielte Definition von Kultur (als Kulturnation) durch Sprache eine entscheidende Rolle. Siehe auch die Sprachtheorie von W. v. Humboldt. Ausgrechnet d. wichtige Text über Sprache: Abhandlung über den Ursprung der Sprache, 1772 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv) ist nicht vorhanden. Wichtig sind hierzu ist auch die Tradition Sprachgesellschaften im deutschen Sprachraum. (vgl. auch Begriffsgeschichte in Rhetorik und Hermeneutik). Besonders die politische Rede konnte sich in Deutschland erst nach 1918 entwickeln, was schon 1810 von Adam Heinrich Müller in Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland beklagt wurde.

Rhetorik und Schrift

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Materialien zum I-Ging

Rhetorik und Kultur

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Rhetorik in den Wissenschaften

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Medienreflexion und Kommunikationswissenschaft

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  • Bernard Lamy: Ausweitung der Rhetorik auf eine allgemeine Theorie des Kommunizierens in Wort und Schrift[5], interessant dabei, dass diese epoache Umdefintion d. Rhet.-begriffs in der WP(franz) nicht gewürdigt wird. Der Titel "Rhet. ou l'art d'parler" ist allerdings noch sehr der gesprochenen Sprache verhaftet. Inhaltlich ist aber die Betonung der Affekte im cartesianischen Sinne, als Bewegung(en) des Körpers eine weitere Neuerung, auch die Anlehnung der Sprachthheorie an die Grammatik von Port-Royal ist eine Neuerung, hin zu einer allg. Komm.-theorie.
  • Begriffslogik: der Prozess d. Abstrahierung v.d. natür. Sprache
  • Lasswell-Formel und die (traditionelle) rhet. Frageformel


Lange war die Grammatik von der Rhet., ja sogar von der Phil. nicht zu trennen. Siehe dazu Geschichte d. Sprachwiss: erste griech. Grammatik: Dionysios Thrax, Geschichte d. Sprachwiss. gibt einen Überblick (vgl. auch die engl. Fassung, mit Verweisen)

Sprechakttheorie

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Vorläufer (Wittgenstein)

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Weder der Begriff “Sprechakt” noch der (englische) Begriff “speech act” werden von L. Wittgenstein benutzt doch ist sein in der Spätphilosophie dargelegte Beschreibung eng verwandt mit der Sprechakttheorie und hat den ebenfalls in Cambridge lehrenden Forscher J.L. Austin zu seinen Betrachtungen über die Sprache inspiriert. Der Begriff sprachliches Handeln kommt Wittgenstein nicht an prominenter Stelle vor, wichtiger ist sein Begriff des Spiels (Sprachspiel), in diesem Zusammenhang bezeichnet Wittgenstein die Benutzung der Sprache als Tätigkeit. Karl Bühler verwendet schon 1934 den Begriff “Sprachhandlung”. Was Wittgenstein mit Austin und anderen Theoretikern verbindet ist seine völlige Nichtbeachtung der rhetorischen Tradition, was nicht mit einer Nichtbeachtung der Sprache als rhetorischem Phänomen einhergeht, Trabant (2003:304) attestiert Wittgenstein, dass dieser die Trennung von Rhetorik und Philosophie aufgehoben habe, gemeint ist aber nicht die rhetorische Tradition, auf die der späte Wittgenstein sich nicht bezieht, sondern die Sprache, die sich nicht auf wahre und falsche Sätze reduzieren läßt. Beim frühen Wittgenstein war es der Zusammenhang von Logik und Bedeutung, Fragestellungen, die im Positivismus (z.B. im Wiener Kreis) eine zentrale Rolle spielen. Auch beim späten Wittgenstein steht die Frage nach der Bedeutung von sprachlichen Einheiten, im Mittelpunkt, allerdings hier im Zusammenhang mit sprachlichem Handeln. Eine konsistente Termininologie entwickelte Wittgenstein jedoch nicht, dies ist das Verdienst von J.L Austin.

Theoriearchitkekur der Sprechakttheorie

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Die Begriffe Sprechakt, illokutionäre Kraft oder Performanz bilden seit Austin die entscheidende Grundlage der Pragmatik. Die Sprechakttheorie kann hier nicht im Einzelnen dargestellt werden, zu vielfältig sind die Bezüge, die sich seit der Prägung der Begriffe herausgildet haben. Entscheidend sind vielmehr 2 Aspekte 1. Die Sprechakttheorie entwickelte eine von der Rhetorik unabhängige Terminologie zur Beschreibung sprachlichen Handelns 2. Die Sprechakttheorie sucht Handeln mittels konventioneller Mittel zu beschreiben. Dieser Satz ist bewußt doppeldeutig. Einerseits bedient sich die Beschreibung konventioneller Mittel und andererseits geht es eben um diese Beschreibung konventioneller Mittel. Die Konventionalität liegt einerseits in der kaum vorhandenen Empirie der Sprechakttheorie, die mit konstruierten Beispielen, die nach vielen Gesichtspukten kategoriesiert werden. Die (klassische) Rhetorik hingegen arbeitete mit Musterreden, mit sprachlichen Vorbildern, denen oft konkrete historische Situationen zugrunde lagen. Es handelt sich dabei allerdings oft um Musterreden in lateinischer oder griechischer Sprache. Die Beschreibung konventioneller mittels mit denen gehandelt wird, b.z.w. gehandelt werden kann, lassen sich in der Theorie der Sprechakte unter dem Begriff “Illokution” zusammen fassen. Die Konventionalität liegt einerseits in der kaum vorhandenen Empirie der Sprechakttheorie, die mit konstruierten Beispielen, die nach vielen Gesichtspukten kategoriesiert werden. Die (klassische) Rhetorik hingegen arbeitete mit Musterreden, mit sprachlichen Vorbildern, denen oft konkrete historische Situationen zugrunde lagen. Es handelt sich dabei allerdings oft um Musterreden in lateinischer oder griechischer Sprache. Die Beschreibung konventioneller mittels mit denen gehandelt wird, b.z.w. gehandelt werden kann, lassen sich in der Theorie der Sprechakte unter dem Begriff “Illokution” zusammen fassen.

Illokution bedeutet, die in den Worten (oder Äußerungen) liegende Möglichkeit konventionellen sprachlichen Handelns. Ein Sprechakt wird nach Austin durch drei Komponenten bestimmt: den lokutiären, den illokutionären und den perlokutionären Akt. Der lokutionäre Akt besteht darin, dass man überhaupt etwas äußert, der illokutionäre Akt besteht in der normalen Absicht dieser betimmten Äußerung. Ein Beispiel ist die Frage: “Kannst du mir mal das Salz geben?” Dieser Satz hat zwar eine Frageform aber seine Illokution ist eine Aufforderung. Der perloktionäre Akt könnte in der Aussage bestehen, dass das Essen zuwenig gewürzt ist. Der Unterschied zwischen rhetorischer Tradition und Sprechakttheorie besteht darin, dass sich die Sprechakttheorie auf illokutioäre Kraft von Äußerungen konzentriert, während die Perlokution nur eine Randerscheinung darstellt. In der traditionellen Rhetorik war es genau umgekehrt. Die konventionellen, vorhersehbaren und normalen Wirkungen, die in einer Äußerung liegen wurden von der Rhetorik höchstens im Ausnahmefall beschrieben, im Fokkus befinden sich die Wirkungen auf die Hörer (oder Leser), die man durch abweichenden Sprachgebrauch erzielt. Dies mag darin liegen, dass die Rhetoriker in griechischer und römischer den normalen d.h. vorhersehbaren Sprachgebrauch als bekannt voraussetzen konnten sich ausgehend vom Bekannten auf das Außergewöhnliche konzentrierten. Dadurch, dass die Rhetorik dann als klassisch v.a. schriftlich tradiert wurde, entfiel der Vergleichsmassstab der normalen Sprache und es blieben die außergewöhnlichen, eher schriftsprachlichen Formen im Fokkus der Beobachtung, die als Tropen oder rhetorische Figuren weiter tradiert wurden.

Bestimmte Typen von Performanz bilden den Ausgangspunkt der Sprechakttheorie. Es handelt sich um Handlungen, die nur sprachlich vollzogen werden können, wie etwas versprechen, ein Schiff (z.B.) auf einen Namen taufen, eine Ehe stiften usw. Solche Handlungen werden oft explizit, mittels bestimmter Formeln ausgeführt (“Hiermit taufe ich dieses Schiff auf den Namen…”), die explizit perfomative Formeln genannt wurden. Diese performativen Formeln, die nachweisbar keinen Wahrheitswert besitzen, dienen als Ausgangspunkt der Sprechakttheorie. Eine Taufe kann nicht wahr oder falsch sein, sie kann nur entweder glücken (indem man die richtigen Worte ausspricht) oder nicht. Damit ist grundlegend in Frage gestellt, dass sich sprachliche Sätze (oder Äußerungen) nur auf die Dichotomie wahr und falsch reduzieren lassen. In der Sprechakttheorie wird nun die Dichotomie geglückte/mssglückte Aussage zum entscheidenden Kriterium. Problemtisch ist aber, dass es (ohne einen Kontext oder eine Situation) schwierig ist, bestimmte Äußerungen konventionell festzulgen. Diese “indirekten Sprechakte” sind die konventionelle Form von Äußerungen, die keine ersichtliche konventionelle Form oder keine ersichtlich eindeutige konventionelle Form aufweisen. Ein Beispiel ist die Äußerung “Es ist kalt”, die an einer Bushaltestelle eine andere illokutionäre Kraft hat, als im Falle einer Situation, in der sich 2 Leute an einem offenen Fenster befinden. Im letzteren Fall ist der illokutionäre Akt eine Aufforderung das Fenster zu schliessen, während dies an einer Bushaltestelle nicht in Frage kommt.

Sprechakttheorie und grammatische Terminologie

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Die Sprechakttheorie hat nicht nur die Linguistik entscheidend verändert, sondern auch die Linguistik angrenzende Gebiete, wie z.B. Philosophie oder Soziologie. Die grammatische Theorie ist tiefgreifend von der Sprechakttheorie beeinflusst. Systematisch darstellen läßt sich das hier nicht, einen Überblick gibt Grewendorf (1991), ein Beispiel einer Grammatik wäre Zifonun (1999). Ein für die deutsche Sprache sehr wichtiges Feld kann die enorme Bedeutung der Sprechakttheorie beispielhaft verdeutlilchen: die Beschreibung und Didaktik von Modalpartikeln.

Der Begriff Diskurs ist wegen seines lateinischen Ursprungs und seiner langen Geschichte in wissenschaftlichen Kontexten, von grosser Ambiguität. Es sollte aber deutlich geworden sein, dass es nicht möglich ist diese sprachliche Ambiguität zu verhindern, wenn man ein so anthroplogisch zentrales Feld wie menschliches Handeln analysieren will. Natürlich, wenn eine anerkannte Defintion eines Phänomens schon vorliegt, weil man es mit einem festumrissenen (Forschungs-)Gegenstand zu tun hat, kann durch eine vorgängige Defintion eine Enschränkung des Gegenstands und der damit verbundenen Begriffsbedeutungen erfolgen. Dies ist hier nur sehr bedingt der Fall, wehalb v.a. der Begriff „Rhetorik“ in sehr umfassenden Sinne behandelt wird. Für “Diskurs” ist so eine umfassende Besprechung nicht notwendig, weil sich die Mehrdeutigkeiten sinnvoll beschränken lassen, indem sie mit dem bereitsw vorliegenden Gang der Untersuchung in Zusammenhang gebracht werden. Nicht nur begrifflich ambig, sondern auch in ihren gesellschaftlichen Zwecken vielfältig, stellt sich die Rhetorik da. Dieses hat zu Brüchen in der rhetorischen Tradition geführt, von denen der jüngste, die weitgehende Verhinderung wissenschaftlicher Etablierung der Rhetorik in Deutschland in seiner Tragweite immer noch schwer bestimmbar ist. Der Begriff Diskursanalyse ist im Kontext dieser Fragestellung einzuschränken. Eine weitere Einschränckung ist das Thema des Seminars (“Grammatik und sprachliches Handeln“ veranstaltet von der Japanischen Gesellschaft für Germanistik [JGG]) und damit auch das Thema des vorliegendenden Buches. Zuerst zur ersten Einschränkung: Die Diskursanalyse kann Theoriezusammenhang angesehen werden, in dem Fragestellungen, die von der Sprechakttheorie ausgehen beahndelt werden. Eine der Grundannahmen ist, dass die Geltung der Sprache durch Argumentation entscheidend bestimmt wird. Die Argumentationssituation ist somit sprachlich nicht hintergehbar. Dies wird in der Diskursanalyse, die von (v.a. französischen) Poststrukturalisten (Foucault, Lyotard, Barthes und Dekonstruktivisten Derrida,auch der oben zitierte de Man gehört dazu) ausgeht bestritten. Ob sich Foucault mit dem Etikett „Poststrukturalist“ eniverstanden erklärt hätte, kann bezweifelt werden, aber da Foucault Theorien auch als Ausleuchtungen von geistesgeschichtlichen Traditionen zu verstehen sind, ist vielleicht eine Einordnung in geistesgeschichtliche Zusammenhänge im Europa des 20 Jahrhunderts vertretbar. Seit „Die Ordnung der Dinge“ (eine von Foucault ausdrücklich legitimierte Übersetzung des französischen Orginaltitels „Les mots et les choses“) verwendet Foucault zunehmend den Diskursbegriff, allerdings in einer durchaus heterogenen Weise (Geisenhanslüke 2001:61/63). Diskurse bei Foucault, aber auch bei Lyotard (vgl. Reese-Schäfer 1995) transzendieren Argumentationen und hinterfragen somit auch die Voraussetzungen (Präsuptionen?) Sprechakttheorie (und der auf ihnen aufbauenden Analysen) weil die Illokution unbestimmt oder unbestimmbar ist. Der Rhetorik machen solche Einwände wenig zu schaffen, sie diese Art von Unbestimmtheit in Sätzen als Trope, besonders als Oxymoron. Dieser Diskursbegriff ist zwar für verschiedene wissenschaftsgeschichtliche Fragestellungen, die im Zusammenhang mit Theorien (oder genealogioschen Theorieansätzen) stehen von besonderer Wichtigkeit ist aber mit der oben genannten zweiten Einschränkung, der thematischen Einschränkung nur schwer vereinbar. Da das Thema „Grammatik“ lautet ist der zweite Bedeutungsstrang des Begriffs „Diskursanalyse“ von besonderer Wichtigkeit. Ehlich definiert den fraglichen Begriff als empirische Analyse mündlicher Kommunikation und sieht in im Zusammenhang mit der „...Wirklichkeit des sprachlichen Handelns in seiner Vielfalt und Komplexität...“ (1994:9) Diskurse sind der Grammatik des Instituts für Deutsche Sprache ein bsonderer Texttyp und zwar Texte der mündlichen Kommunikation. Eine Defintion (Zifonun S. 161)

Anhand ihrer Merkmale wird deutlich, dass die Diskursanalyse ein notwendiges Kind des 20 Jh. ist. Was sind nun die entscheidenden Kriterien der Diskursanalyse (bzw. verwandter Ansätze, zu den Begrifflichkeiten siehe unten):

  1. Empirie
  2. Multimedialität
  3. Nachvollzug der Prozesshaftigkeit von Kommunikation

In der Regel werden in Diskursanalyse empirisch gewonnene Kopora verwendet und analysiert. Die Kopora werden oft durch Audio- oder Videoaufzeichnungen gewonnen, die dann transkrebiert werden. Nach verschiedenen Gesichtspunkten werden dann die Interaktionen der am Gespräch beteiligten Personen nachvollzogen. Wie die am Gespräch beteiligten Interaktionen nachvollzogen und wie diese Erkenntnisse dann in Schriftform widergegeben werden, in diesen wichtigen Punkten gibt es verschiedene Ansätze (dazu Rehbein/Mazeland 1991). Daher gibt es auch verschiedene Namen von Forschungsrichtungen: ethnomethodologische Konversationsanalyse, Diskursforschung, Gesprächsanalyse und funktionale Pragmatik (vgl Konrad Ehlich). Auch die diszplinäre Verortung ist schwierig, nicht alle Ansätze sind der Linguistik zuzuordnen, auch soziologische Ansätze finden sich, die sich auf Diskurse beziehen, neben dem schon erwähnten Goffman, etwa Cicourel oder Schütz. Die Hauptunterscheidung liegt, darin, wie man Prozesshaftigkeit von Kommunikation analysiert und beschreibt. Darf man vorgängige Kategorien zur Analyse der Interaktionen verwenden oder müssen alle Kategorien aus dem Material heraus gewonnen werden? In der funktionalen Prgamatik findet sich der Begriff „Zweck“. Zwecke sind nun oft nicht zu beobachten, sondern müssen erschlossen werden, in welchem Rahmen ist dies zulässig? Dies hat direkte Auswirkungen darauf, welcher Handlungsbegriff verwendet wird, ja sogar darauf, ob der Begriff des Handelns überhaupt verwendet werden kann.

Quintessenz: Die Rhetorik (nicht-eindeutiges) Begriffssystem sprachlichen Handelns.Vgl. auch Semantik (auch als Kategorie)

Beiträge quantitativer Linguistik

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Linguistische Synergetik, Wortgeschichte, siehe auch: Gabriel Altmann, Walter A. Koch (eds.): Systems. New Paradigms for the Human Sciences. de Gruyter, Berlin/New York 1998,

ubiquitäre Globalrhetorik

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Einzelnachweise

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  1. Harnoncourt, Nikolaus (1985), Musik als Klangrede, Wege zu einem neuen Musikverständnis, München dtv/Bärenreiter
  2. Harnoncourt 1985: 124
  3. Harnoncourt 1985: 142
  4. Harnoncourt 1985: 159
  5. Eggs, E. (2008), Rhet. u. Stilistik d. Neuzeit in Frankreich, in: Rhet. u. Stilistik, Ein internet. Hb, S. 187