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Hornkräuter

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Hornkräuter

Einblütiges Hornkraut (Cerastium uniflorum)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Tribus: Alsineae
Gattung: Hornkräuter
Wissenschaftlicher Name
Cerastium
L.

Hornkräuter (Cerastium) bilden eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae). Die etwa 100 Arten sind fast weltweit verbreitet und kommen hauptsächlich in den gemäßigten bis kühlen Gebieten der Nordhalbkugel vor.

Illustration des Breitblättrigen Hornkraut (Cerastium latifolium) aus Atlas der Alpenflora, Tafel 107
Illustration aus Sturm des Gewöhnlichen Hornkraut (Cerastium fontanum subsp. vulgare) und des Wald-Hornkraut (Cerastium sylvaticum)
Kapselfrucht des Gewöhnlichen Hornkrauts (Cerastium fontanum subsp. vulgare)
Samen des Gewöhnlichen Hornkrauts (Cerastium fontanum subsp. vulgare)

Erscheinungsbild und Blätter

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Hornkraut-Arten sind meist einjährige oder ausdauernde krautige Pflanzen. Es sind meist dünne Pfahlwurzeln und bei den ausdauernden Arten oft Rhizome, die an den Knoten Wurzeln bilden, vorhanden. Die selbständig aufrechten, aufsteigenden oder liegenden, einfachen oder verzweigten Stängel sind stielrund und oft behaart.[1][2]

Von den gegenständig und im Allgemeinen gleichmäßig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind bei manchen Arten die grundständigen gestielt, alle anderen sind sitzend.[1][2] Die Blattpaare sind meist an ihrer Basis miteinander verwachsen.[2] Die einfachen Blattspreiten sind linealisch bis elliptisch oder breit-eiförmig mit spitzem bis stumpfem oberen Ende.[1][2] Auf der Blattspreite sind ein bis fünf Blattnerven erkennbar.[2] Nur bei wenigen Arten (nur bei Cerastium bialynickii, Cerastium regelii, Cerastium viride) sind die Laubblätter sukkulent.[2]

Blütenstände und Blüten

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Die Blüten stehen selten einzeln, meist zu vielen in meist endständigen, offenen oder dichten, zymösen Blütenständen (Dichasien) zusammen; bei Cerastium axillare sind die Blütenstände seitenständig und traubig.[2] Die paarigen Tragblätter sind laubblattähnlich oder reduziert, krautig oder oft mit trockenhäutigen Rändern.[2] Die Blütenstiele sind aufrecht, aber manchmal während der Fruchtzeit zurückgebogen oder an ihrem oberen Ende hakenförmig; bei wenigen Arten sind sie kaum erkennbar.[2]

Die meist zwittrigen, selten eingeschlechtigen und dann weiblichen Blüten sind radiärsymmetrisch und selten vier-, meist fünfzählig mit doppelter Blütenhülle.[2] Die meist fünf, selten vier Kelchblätter sind frei und bei einer Länge von 3 bis 12 Millimetern elliptisch bis eiförmig mit spitzem, zugespitztem oder stumpfem oberen Ende und meist grün.[2] Charakteristisch für Cerastium-Arten sind die oft tief ausgerandeten, genagelten, meist weißen Kronblätter; selten fehlen sie.[2] An der Basis der fünf äußeren Staubfäden sind Nektarien vorhanden.[2] Es sind selten nur ein, meist zwei Kreise mit je meist fünf, selten vier freie Staubblätter vorhanden.[2] Die meist fünf , seltener drei, vier oder sechs Griffel sind bei einer Länge von 0,5 bis 2 Millimetern keulen- bis fadenförmig.[1][2]

Die Blütenformel lautet:

Früchte und Samen

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Der Name Hornkraut bezieht sich auf die meist mehr oder weniger hornartig gekrümmten, länglichen oder zylindrischen Kapselfrüchte, die mit doppelt so vielen Zähnen wie Griffel aufspringen. Die zylindrischen oder länglichen und oft etwa gebogenen Kapselfrüchte enthalten zahlreiche (15 bis über 150) Samen.[2] Die orangefarbenen bis braunen Samen sind kugelig, nierenförmig oder kantig verkehrt-eiförmig und seitlich abgeflacht mit warziger Samenschale.[1][2]

Chromosomensätze

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Die Chromosomengrundzahl beträgt x = selten 13, 15, meist 17, 18 oder 19.[2] Es kommen unterschiedliche Ploidiegrade vor.[3]

Die Gattung Cerastium ist fast weltweit verbreitet, kommt jedoch besonders zahlreich in den gemäßigten bis kühlen Gebieten der Nordhalbkugel (Eurasien und Nordamerika) vor. In China gibt es 23 Arten, neun davon nur dort.[1] In Nordamerika kommen 27 Arten vor.[2][4]

Manche Cerastium-Arten (beispielsweise Cerastium subpilosum) sind bis in Höhenlagen von 3900 Meter anzutreffen.[1]

Die Gattung Cerastium wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 437[5] aufgestellt,[6] die Diagnose befindet sich in Genera Plantarum Editio quinta, 1754, S. 199.[7] Der Gattungsname Cerastium leitet sich vom altgriechischen Wort ceras für „Horn“ ab und bezieht sich auf die Form der Kapselfrucht.[2] Ein Synonym für Cerastium L. ist Provancheria B.Boivin.

Die Gattung Cerastium gehört zur Tribus Alsineae innerhalb der Familie Caryophyllaceae.[8][4]

Cerastium aleuticum
Blütenstände des Mierenblättrigen Hornkrauts (Cerastium alsinifolium)
Radiärsymmetrische, fünfzählige Blüte im Detail des Arktischen Hornkrauts (Cerastium arcticum)
Cerastium banaticum
Cerastium beeringianum
Blüten von Cerastium biebersteinii
Reinweißes Hornkraut (Cerastium candidissimum)
Cerastium davuricum
Cerastium decalvans
Cerastium fischerianum
Cerastium gibraltaricum
Blütenstand mit fünfzähligen Blüten und Blütenknospen des Knäuel-Hornkrauts (Cerastium glomeratum)
Piemonteser Hornkraut (Cerastium lineare)
Blütenstand mit fünfzähligen Blüten und Blütenknospen von Cerastium maximum
Laubblätter, fünfzähligen Blüten und Blütenknospen von Cerastium nemorale
Cerastium nigrescens
Cerastium soleirolii
Cerastium tatrae
Habitus, Laubblätter und Blütenstände des Filzigen Hornkrauts (Cerastium tomentosum)

In der Gattung Cerastium gibt es etwa 100 Arten[4] (Auswahl):[8][9]

Als Steingartenpflanzen und Bodendecker finden vor allem Filziges Hornkraut (Cerastium tomentosum), aber auch Bieberstein-Hornkraut (Cerastium biebersteinii), Reinweißes Hornkraut (Cerastium candidissimum), Acker-Hornkraut (Cerastium arvense) und Großblütiges Hornkraut (Cerastium grandiflorum) Verwendung.[12]

  • Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
  • Arvo Jaakko Juhani Jalas, Michael B. Wyse Jackson, Peter Derek Sell, F. H. Whitehead: Cerastium L. In: T. G. Tutin, N. A. Burges, A. O. Chater, J. R. Edmondson, V. H. Heywood, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. 2., überarbeitete Auflage. Volume 1: Psilotaceae to Platanaceae. Cambridge University Press, Cambridge / New York / Melbourne 1993, ISBN 0-521-41007-X, S. 164–175 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Lu Dequan, John K. Morton: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 6: Caryophyllaceae through Lardizabalaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 1-930723-05-9. Cerastium Linnaeus. S. 31 - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung und Systematik).
  • John K. Morton: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 5: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2. Oxford University Press, New York und Oxford, 2005, ISBN 0-19-522211-3, Cerastium Linnaeus. S. 74–93 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora alpina. Ein Atlas sämtlicher 4500 Gefäßpflanzen der Alpen. Band 1, Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2004, ISBN 3-258-06600-0, S. 292–306.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p Lu Dequan, John K. Morton: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 6: Caryophyllaceae through Lardizabalaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2001, ISBN 1-930723-05-9. Cerastium Linnaeus. S. 31 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag John K. Morton: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 5: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2. Oxford University Press, New York und Oxford, 2005, ISBN 0-19-522211-3, Cerastium Linnaeus. S. 74–93 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  3. Cerastium bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 18. April 2025.
  4. a b c Cui Liu, Rui-Xia Zhang, Lin Li, Jun-Xia Su, Sheng-Dan Wu, Liang Xiong, Lin-Jing Zhang: Phylogenetic relationships and diversification dynamics of Cerastium (Alsineae: Caryophyllaceae): implications for biogeographical patterns of herbs in the Northern Hemisphere. In: Botanical Journal of the Linnean Society, Volume 203, Issue 1, September 2023, S. 67–77. doi:10.1093/botlinnean/boad018
  5. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 437, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D437%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  6. Cerastium bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  7. Carl von Linné: Genera plantarum: eorumque characteres naturales secundum numerum, figuram, situm, et proportionem omnium fructificationis partium. Editio quinta. Lars Salvius, Stockholm 1754, S. 199, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fitem%2F14678%23page%2F234%2Fmode%2F1up~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  8. a b c d e f g h Cerastium im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  9. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi bj bk bl bm bn bo bp bq br Karol Marhold: Caryophyllaceae. Cerastium. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2011.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj ak al am an ao ap aq ar as at au av aw ax ay az ba bb bc bd be bf bg bh bi Cerastium bei Tropicos.org. In: Vascular Plants of the Americas. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  11. Hans-Christian Friedrich: Familie Caryophyllaceae. In: Karl Heinz Rechinger (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Pteridophyta, Spermatophyta. Begründet von Gustav Hegi. 2., völlig neubearbeitete Auflage. Band III. Teil 2: Angiospermae: Dicotyledones 1 (Phytolaccaceae – Portulacaceae). Paul Parey, Berlin / Hamburg 1979, ISBN 3-489-60020-7, S. 911 (erschienen in Lieferungen 1959–1979).
  12. a b c d Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 183–184.
  13. a b c d Werner Greuter, Niels Böhling, Ralf Jahn: The Cerastium scaposum group (Caryophyllaceae): three annual taxa endemic to Crete (Greece), two of them new. In: Willdenowia. Band 32, Nr. 1, S. 45–54, PDF-Datei.
  14. Čedomil Šilić 1990: Endemične Biljke. Svjetlost, Sarajevo. Hier S. 19
  15. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae). Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X, S. 88.
  16. D. Caković, D. Stešević, P. Schönswetter, B. Frajman: Long neglected diversity in the Accursed Mountains of northern Albania: Cerastium hekuravense is genetically and morphologically divergent from C. dinaricum. In: Plant Syst Evol., Volume 304, 2018, S. 57–69.
  17. Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5, S. 329.
  18. a b Shahina Ghazanfar: Flora of Pakistan, Volume 175: Caryophyllaceae. Department of Botany, University of Karachi, Karachi 1986, S. 35, Cerastium bei Tropicos.org. In: Flora of Pakistan. Missouri Botanical Garden, St. Louis.
  19. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae). Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X, S. 100.
  20. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae). Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X, S. 103.
  21. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae). Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X, S. 101.
  22. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. Band 6: Caryophyllaceae (Alsinoideae and Paronychioideae). Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1983, ISBN 951-9108-05-X, S. 102.
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