Curt von Morgen

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General Curt von Morgen
Die Heerführer von Tannenberg am 24. August 1924 in Königsberg

Curt Ernst Morgen, seit 1904 von Morgen (* 1. November 1858 in Neiße; † 15. Februar 1928 in Lübeck) war ein preußischer General der Infanterie und Forschungsreisender.

Leben

Er war der Sohn des späteren preußischen Generalmajors Hermann Morgen (1810–1884) und dessen Ehefrau Sophie Dorothea, geborene Mallison (1820–1891). Sie war die Tochter des Gutsbesitzers und Inhabers einer Kupfermühle Georg Mallison.[1]

Morgen besuchte die Kadettenanstalten in Wahlstatt und Berlin. Am 14. April 1877 wurde er als charakterisierter Portepeefähnrich dem 7. Ostpreußischen Infanterie-Regiment Nr. 44 der Preußischen Armee überwiesen. Das Patent zu seinem Dienstgrad erhielt Morgen am 13. November 1877. Am 20. April 1878 folgte seine Versetzung in das 4. Oberschlesische Infanterie-Regiment Nr. 63, in dem auch sein älterer Bruder Johann Friedrich (1848–1936) diente. Hier wurde Morgen am 12. Oktober 1878 Sekondeleutnant sowie am 13. Dezember 1887 Premierleutnant.

Unter Stellung à la suite des Regiments wurde er am 27. August 1889 zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt kommandiert. Als Nachfolger des bei der Forschungsexpedition im südlichen Kamerun tätigen Leutnants Hans Tappenbeck wurde er kurz danach an Stelle des erkrankten Hauptmanns Richard Kund Chef der Expedition.

Am 5. November 1889 verließ Morgen mit 120 Trägern die Küste und gelangte Ende des Monats auf der Station Jaunde an. Am 9. Dezember verließ er dieselbe, überschritt den Sanaga und erreichte die südlichen Grenzstämme von Adamawa. Von hier wandte er sich nach Westen, entdeckte den Mbam, den bedeutendsten Nebenfluss des Sanaga, und erreichte Malimba. Nach einem viermonatigen Kampf gegen die dortige Küstenbevölkerung begab sich Morgen am 2. Juni 1890 auf eine zweite Expedition in das Innere von Adamaua. In der Nähe von Ndumba legte er die wenig später wieder aufgegebene Station Kaiser-Wilhelmsburg an. Von hier aus drang er bis nach Tibati, Banyo und Ibi vor und kehrte über Benuë und Niger zurück zur Küste. Nach einem Aufenthalt in Lagos kehrte Morgen nach Deutschland zurück, wo er im Auswärtigen Amt beschäftigt wurde. In einer Denkschrift zu Liberia" schrieb er, dass zur Sicherung deutscher Interessen eine Reihe von Maßnahmen zur Durchführung kommen müssten. Neben einem neuen Handelsvertrag, der die Zulassung deutscher Geschäftsleute zu allen Handelsplätzen garantiere, sah sie auch die Modifizierung der liberianischen Verfassung mit ihren unbequemen Festlegungen über das Grunderwerbsverbot für Weiße als besondere Aufgabe an. Um diese Ziele zu erreichen, würden "Geschenke und Orden an die Spitze der Regierung wohl das Ihre tun"[2].

Er kehrte im Januar 1894 auf Veranlassung des Reichskanzlers Caprivi noch einmal nach Kamerun zurück, um nach einer Meuterei der Polizeitruppe im Dezember 1893 eine Reorganisation der Streitkräfte in der Kolonie durchzuführen. In diesem Zusammenhang unternahm er zwei militärische Expeditionen gegen die Abo nördlich von Douala und die Kpe (Bakwiri) am Kamerunberg.

1896/97 begleitete er als Militärbeobachter die anglo-ägyptische Armee bei der Dongola-Expedition gegen die Mahdisten. 1897 ging er, zum Hauptmann befördert, als Militärattaché nach Konstantinopel. Er fungierte wieder als Beobachter im Türkisch-Griechischen Krieg (1897), zeichnete unter anderem für die Durchführung der Palästinareise Kaiser Wilhelms II. verantwortlich (1898) und wurde in diesem Zusammenhang zum Flügeladjutanten ernannt. 1898 wurde er zum Major befördert und 1901 zum Großen Generalstab kommandiert.

Seit Januar 1902 war er Bataillonskommandeur im Grenadier-Regiment „König Friedrich Wilhelm IV.“ (1. Pommersches) Nr. 2. 1905 wurde er zum Oberstleutnant befördert und zum Stab des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39 in Düsseldorf versetzt. Ab 21. März 1908 war er Oberst und Kommandeur des Infanterie-Regiments „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15 in Minden,[3] ab 27. Januar 1912 Generalmajor und Kommandeur der 81. Infanterie-Brigade in Lübeck. Diese residierte im Buddenbrookhaus, zog aber im selben Jahr um in die Braunstraße 12.

Der Kaiser nimmt seine Meldung entgegen (Vaterstädtische Blätter)

Als solcher erstattete er dem Kaiser bei dessen Besuch in der Freien und Hansestadt Lübeck am 9. August 1913 auf dem Bahnhofsvorplatz des Lübecker Hauptbahnhofs Meldung.[4]

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde von Morgen im Zuge der Mobilmachung am 2. August 1914 Kommandeur der 3. Reserve-Division.[5] Am 19. August 1914 wurde er in Danzig zum Generalleutnant befördert.[6] Er hatte im Rahmen der 8. Armee erheblichen Anteil am erfolgreichen Ausgang der Schlacht bei Tannenberg (26.-31. August) und an der Schlacht an den Masurischen Seen (9.–14. September). Am 8. November 1914 wurde er Kommandierender General des I. Reserve-Korps. Im Rahmen der 9. Armee nahm sein Korps im November 1914 an der Schlacht um Łódź teil und kämpfte zum Jahreswechsel im Stellungskrieg an der Rawka und an der Bzura. Ab September 1916 zeichnete sich das I. Reserve-Korps am Feldzug gegen Rumänien hervorragend aus. Es unterstützte die k.u.k. 1. Armee am oberen Maros, bei Fogaras und zwischen 7.-9. Oktober in der Schlacht bei Kronstadt. Im November gingen seine Truppen über den Törzburger Pass nach Süden vor, besetzten Campulung und stießen Anfang Dezember 1916 auf Ploesti vor. Im Frühjahr 1917 rang Morgens Korps im Raum Focsani und in der Schlacht an der Putna. Es folgten Einsätze an der Westfront, wo General von Morgen am 24. August 1918 die Führung des XIV. Reserve-Korps übernahm.

Alterswohnsitz von Morgens

Nach Kriegsende reichte er sein Abschiedsgesuch ein. Diesem wurde entsprochen und er ab 9. Januar 1919 zur Disposition gestellt. Am 11. Februar 1920 wurde ihm mit Wirkung vom 9. Januar 1919 der Charakter als General der Infanterie verliehen.

Bereits 1904 in den preußischen Adelsstand erhoben blieb er auch nach 1918 überzeugter Anhänger der Monarchie und des Hauses Hohenzollern. Für die Annäherung des Generals Ludendorff, den er von den gemeinsamen Kämpfen bei Tannenberg näher kannte, an die Nationalsozialisten äußerte er Unverständnis.

Grabstein auf dem Ehrenfriedhof zu Lübeck

Er verbrachte seinen Lebensabend in Lübeck, wo er nach kurzer Krankheit verstarb und wurde, mit einer Zeremonie wie sie Thomas Mann in den Buddenbrooks beschreibt, am 22. Februar 1928 auf dem Ehrenfriedhof beigesetzt.[7]

Kurt von Morgen war der Vater des Automobilrennfahrers Heinrich-Joachim von Morgen (1902–1932).[8][9] Seine Tochter Elisabeth heiratete 1923 den Flugzeugkonstrukteur Anthony Fokker.

Auszeichnungen

Werke

  • Reisen im Hinterlande von Kamerun 1889/91. in: Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1891. Heft 7.
  • Durch Kamerun von Süd nach Nord. Reisen und Forschungen im Hinterlande 1889 bis 1891. 1893.
  • Zeitskizzen. Berlin 1919.
  • Meiner Truppen Heldenkämpfe. Berlin 1920.

Verweise

Literatur

  • Alfred Cramer: Offizier-Stammliste des Infanterie-Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälisches) Nr. 15. Verlag R. Eisenschmidt, Berlin 1913, S. 27–29.
  • Florian Hoffmann: Okkupation und Militärverwaltung in Kamerun. Etablierung und Institutionalisierung des kolonialen Gewaltmonopols 1891–1914. Göttingen 2007.

Weblinks

Commons: Curt von Morgen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. Band 8, Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg, ohne Jahr, S. 81–82.
  2. Denkschrift betreffend die Negerrepublik Liberia von C. Morgan, 23. September 1891. RKolA Nr. 8712, Bl. 89-94. nach Asien, Afrika, Lateinamerika Zentraler Rat für Asien-, Afrika- und Lateinamerikawissenschaften in der DDR, 1987, S. 1032.
  3. Auf Veranlassung des Regimentskommandanten verfasste Alfred Cramer, zu jener Zeit Hauptmann und Kompaniechef im Regiment, die 1910 erschienene Geschichte des Infanterie-Regiments Prinz Friedrich der Niederlande (2. Westfälischen) Nr. 15.
  4. Kaiser Wilhelm II. in Lübeck In: Vaterstädtische Blätter vom 16. August 1913
  5. Reichsarchiv, der Weltkrieg, 2. Band
  6. NACHRUF in der 2. Beilage des Lübecker General-Anzeiger von Donnerstag, den 16. Februar 1928
  7. Lübecker General-Anzeiger vom 16., 21. und 22. Februar 1928
  8. Tom Distler: Rennlegenden im Heldenzeitalter, 2001, Zugriff am 24. Juni 2011
  9. Richard von Frankenberg: Die grossen Fahrer von einst. S. 79–86.
  10. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Rangliste der Königlich Preußischen Armee und des XIII. (Königlich Württembergischen) Armeekorps für 1914, Hrsg.: Kriegsministerium, Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin 1914, S. 82.
  11. Lübecker Stadtarchiv in Sachen Senatsakten: Verzeichnis der Inhaber des Lübeckischen Hanseatenkreuzes, Signatur 1093, Belegnummer 34