Gaston Kern

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Gaston Kern (* 25. November 1939 in Bouxwiller) ist ein elsässischer Orgelbauer. Er gründete 1969 die Manufacture d’Orgues alsacienne in Straßburg und verlegte 1974 den Firmensitz nach Hattmatt im Elsass. Ab 2004 ging er nach und nach in Ruhestand.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gaston Kern[1] begann 1953 seine Lehrzeit bei Ernest Mühleisen in Straßburg.[2] Wenig später arbeitete er bei der Restaurierung der Andreas-Silbermann-Orgel in Marmoutier mit. 1968 legte er als erster Orgelbauer in Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg die Meisterprüfung ab. Da es noch keine Orgelbauschule gab,[3] wurden die vier Bände von L’Art du facteuer d’orgues von Dom Bédos de Celles aus dem Jahr 1766 der Prüfung zu Grunde gelegt, weshalb sich Kern intensiv mit dem historischen Orgelbau auseinandersetzen musste, was großen Einfluss auf sein späteres Schaffen hatte. Von 1968 bis 1969 war er Mitarbeiter bei Orgelbau Vier.

1969 gründete Kern seine eigene Firma, die Manufacture d’Orgues alsaccienne, in Straßburg (Elsaß). Nach dem Erwerb des ehemaligen Bahnhofs in Hattmatt verlegte er 1974 seine Werkstatt dorthin.

Kern machte sich einen Namen als Spezialist für die Restaurierung von historischen Orgeln, besonders von Andreas und Johann Andreas Silbermann, Callinet und Stiehr. Nach den Worten des elsässischen Orgelsachverständigen Pie Meyer-Siat war er der „beste Callinet-Spezialist auf der ganzen Welt.“[4] Nach Deutschland lieferte Kern einige wenige Neubauten.

Ab 2004 zog sich Kern langsam zurück und übergab seine Werkstatt an die Firma seines Cousins Daniel Kern. Der Betrieb in Hattmatt bestand bis etwa 2012[5] und wurde dann mit der Werkstatt von Daniel Kern in Straßburg zusammengelegt, die 2018 aufgelöst wurde.[6]

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1970 Mittelbergheim Katholische Kirche St-Etienne II/P 4 [7]
1971 Lambach Katholische Kirche de l’imaculée-Conception
III/P 14 Das erste Manual ist als Koppelmanual angelegt.[8]
1972 Neudorf Katholische Kirche St-Leon II/P 7 [9]
1978 Oltingue Katholische Kirche St-Martin
II/P 27 Restaurierung der Callinet-Orgel von 1843[10]
1980 Hagenau Evangelische Kirche II/P 20 Neubau im Gehäuse der Orgel von Friedrich Weigle von 1895[11]
1981 Soufflenheim Katholische Kirche St-Michel
III/P 30 Neubau im Gehäuse von Stiehr aus dem Jahr 1849[12]
1983 Bischheim Protestantische Kirche
II/P 16 Rekonstruktion der 1716 für die Stephanskapelle zu Straßburg von Andreas Silbermann erbauten Orgel[13]
1985 Barr Protestantische Kirche St-Martin
III/P 43 Restaurierung der Stiehr-Orgel von 1852[14]
1988 Rœschwoog Katholische Kirche St-Barthélémy
III/P 31 Restaurierung der 1808 von Michael Stiehr erbauten Orgel[15]
1990 Dingsheim Katholische Kirche St-Kilian
II/P 14 Neubau im Gehäuse von Rohrer aus dem 18. Jahrhundert[16]
1992 Wasselonne Protestantische Kirche St-Laurent
III/P 30 Restaurierung der Johann-Andreas-Silbermann-Orgel von 1745[17]
1993 Oberhergheim Katholische Kirche St-Léger III/P 38 Restaurierung der Orgel von Claude-Ignace Callinet aus dem Jahr 1853[18]
1994 Ingolstadt St. Matthäus
III/P 36 [19]
1995 Saint-Étienne Katholische Kirche Notre Dame
III/P 36 Restaurierung der Callinet-Orgel von 1837.[20]
1996 Stuttgart Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst III/P 28 [21]
1998 Vic-sur-Seille Katholische Kirche Saint-Marien III/P 29 [22]
1998 Straßburg Krypta des Straßburger Münsters II/P 8 [23]
1999 Ebersmunster Abteikirche St-Maurice
III/P 29 Restaurierung der Andreas-Silbermann-Orgel von 1732 zusammen mit Yves Koenig und Richard Dott.[24][25]
1999 München Kirche Patrona Bavariae
II/P 19
2000 Homburg-Sanddorf Privat
II/P 14 [26]
2001 Waldolwisheim Katholische Kirche St-Pancrace
II/P 23 Restaurierung der Stiehr-Orgel von 1863, die in dem 1733 von Andreas Silbermann für Rosheim errichteten Gehäuse erbaut worden war.[27]
2002 Villingen Benediktinerkirche III/P 35 Rekonstruktion der Silbermann-Orgel in neuem Gehäuse
2002 Mertzwiller Katholische Kirche St-Michel
II/P 26 Neubau in Anlehnung an die Stiehr-Orgel von 1846[28]
2003 Salzburg Katholische Pfarrkirche Salzburg-Aigen II/P 22 In Anlehnung an Silbermann errichtet[29]
2005 Schiltigheim Protestantische Kirche
II/P 26 Neubau im Gehäuse von Conrad Sauer (1800)[30]
2005 Erlangen-Büchenbach Katholische Kirche St. Xystus
II/P 25 Orgel[31]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gaston Kern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Foto siehe https://www.hetorgel.nl/en/2011/01/e2001-04f/, gesehen am 17. April 2020.
  2. Wolfram Adolph: Urgestein elsässischen Orgelbaus. Portrait des elsässischen Orgelbauers Gaston Kern und der Manufacture d’Orgues Alsaciennes (Hattmatt/Bas-Rhin). In: Organ. Heft 2005/1. S. 4ff.
  3. Das Centre de formation de la facture d’orgues (die französische Orgelbauschule in Eschau) wurde erst 1979 gegründet.
  4. Pie Meyer-Siat: Historische Orgeln im Elsaß. München 1983, S. 36.
  5. Als eines der letzten Instrumente wurde 2012 die Orgel in Weißenburg restauriert. Siehe: http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/wisspipa.htm, gesehen am 17. April 2020.
  6. entreprises.lefigaro.fr: Entreprise Alfred Kern Et Fils, abgerufen am 25. September 2022.
  7. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/mittbget.htm, gesehen am 17. April 2020.
  8. Orgues de Lorraine. Moselle. H á Mi. Metz 1995, S. 991–994.
  9. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/stneudle.htm, gesehen am 17. April 2020.
  10. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/oltingue.htm, gesehen am 17. April 2020.
  11. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/haguenpr.htm, gesehen am 7. März 2024.
  12. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/soufflen.htm, gesehen am 17. April 2020.
  13. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/bischhpr.htm, gesehen am 17. April 2020.
  14. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/barr.htm, gesehen am 17. April 2020.
  15. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/roeschwo.htm, gesehen am 17. April 2020.
  16. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/dingshei.htm, gesehen am 17. April 2020.
  17. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/wasselon.htm, gesehen am 17. April 2020.
  18. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/oberherg.htm, gesehen am 17. April 2020.
  19. Die Orgel der St. Matthäuskirche in Ingolstadt. In: matthaeus-ingolstadt.de. Abgerufen am 15. März 2022.
  20. http://orguesfrance.com/StEtienneNotreDame.html, gesehen am 17. April 2020.
  21. http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=ob2&%250=2017142&LGE=NL&LIJST=lang, gesehen am 17. April 2020.
  22. Orgues de Lorraine. Moselle. Sch à Z. Metz 1999, S. 2243–2252.
  23. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/stcathcr.htm, gesehen am 17. April 2020.
  24. Jürgen Weyers: Der Staub aus 60 Jahren. Zur Geschichte und Restaurierung der Andreas-Silbermann-Orgel in Ebersmünster. In: Orgel international. Zeitschrift für Orgelbau und Orgelmusik. Heft 1999/3, S. 208–212.
  25. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/ebersmun.htm, gesehen am 17. April 2020.
  26. http://www.orgbase.nl/scripts/ogb.exe?database=ob2&%250=2044946&LGE=EN&LIJST=lang, gesehen am 17. April 2020.
  27. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/waldolwi.htm, gesehen am 17. April 2020.
  28. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/mertzwil.htm, gesehen am 17. April 2020,
  29. https://www.musik-aichinger.at/orgel/, gesehen am 17. April 2020,
  30. http://decouverte.orgue.free.fr/orgues/schiltpr.htm, gesehen am 17. April 2020,
  31. https://amt-fuer-kirchenmusik.erzbistum-bamberg.de/orgeln/pfarreien/erlangen-buechenbach--st--xystus, gesehen am 17. April 2020,