Heide Simonis

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. März 2010 um 19:09 Uhr durch APPERbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: veraltete PND-Vorlage durch Normdaten- und DNB-Portal-Vorlage ersetzt; VIAF und LCCN ergänzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Heide Simonis bei einer Veranstaltung im Bonner Post Tower (2007)

Heide Simonis, geb. Steinhardt (* 4. Juli 1943 in Bonn), ist eine ehemalige deutsche Politikerin (SPD).

Von 1988 bis 1993 war sie Finanzministerin und von 1993 bis 2005 Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein. Von 2005 an war sie UNICEF-Vorsitzende Deutschland. Im Februar 2008 trat sie von diesem Posten zurück.[1]

Leben

Ausbildung und Beruf

Heide Simonis legte 1962 das Abitur an einem Mädchengymnasium in Nürnberg ab und absolvierte anschließend ein Studium der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, welches sie 1967 als Diplom-Volkswirtin beendete. Sie arbeitete dann bis 1969 als Lektorin für Deutsch an der Universität Lusaka in Sambia. Dann folgte bis 1970 eine Tätigkeit am Institut für Finanzen in Kiel. 1970 ging sie als Tutorin für Deutsch an das Goethe-Institut in Tokio. Dort war sie auch für die Firma Triumph International als Marketing Researcher tätig. Ab 1972 arbeitete sie als Berufsberaterin für Abiturienten und Hochschüler bei der Bundesanstalt für Arbeit am Arbeitsamt in Kiel.

Familie

Simonis wurde als älteste von drei Töchtern geboren. Ihren Vater bezeichnet sie politisch als „deutsch-national“, ihre Mutter als „noch weiter rechts“.[2] Sie ist verheiratet mit dem Universitätsprofessor Udo E. Simonis, den sie während ihres Studiums kennengelernt hat.

Politische Karriere

Partei

Seit 1969 ist Heide Simonis Mitglied der SPD. Von 1972 bis 1976 war sie Mitglied im Kreisvorstand der SPD in Kiel. Von 1988 bis 1991 sowie von 1993 bis 2005 war sie Mitglied des SPD-Parteivorstandes.

Abgeordnete

Von 1971 bis 1976 war sie Mitglied der Kieler Ratsversammlung. 1976 wurde sie als Direktkandidatin im Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde als Mitglied des Deutschen Bundestages gewählt, wo sie u. a. die Position der finanzpolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion einnahm. 1988 schied sie aus dem Bundestag aus.

Von 1992 bis 2005 war sie Mitglied des Landtages von Schleswig-Holstein. Heide Simonis war zuletzt mit 59,8 % der Stimmen direkt in den Landtag gewählte Abgeordnete des Wahlkreises 20 (Kiel-Ost). Am 27. April 2005 schied sie aus dem Landtag aus.

Öffentliche Ämter

Nach dem Regierungswechsel in Schleswig-Holstein wurde sie am 31. Mai 1988 von Björn Engholm in das Amt der Finanzministerin berufen. Nach dem Rücktritt von Günther Jansen wurde sie am 10. März 1993 zusätzlich Stellvertreterin von Ministerpräsident Björn Engholm. Von August 1990 bis Mai 1993 war sie als Finanzministerin Vorsitzende der „Tarifgemeinschaft deutscher Länder“ (TdL). Hier wurde sie für ihre harte Hand bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst 1992 bekannt, als sie die Forderung der ÖTV von 9,5 % auf 5,4 % herunter handelte. Führende sozialdemokratische Politiker, wie der damalige Niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder, hatten sie zuvor aufgefordert, sich nachgiebiger zu verhalten.

Als Björn Engholm am 3. Mai 1993 ebenfalls zurücktrat, wurde Heide Simonis am 19. Mai 1993 in das Amt der Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein gewählt. Sie war damit die erste und bis zur Wahl von Christine Lieberknecht zur Thüringer Ministerpräsidentin im Jahr 2009 einzige Frau, die als Ministerpräsidentin an der Spitze eines Bundeslandes stand. Nachdem die SPD bei der Landtagswahl von 1996 die absolute Mehrheit verloren hatte, bildete sie mit den Grünen eine Koalition, die auch bei der Landtagswahl 2000 bestätigt wurde. In ihrer Regierungszeit kam es 2002 zur Lohmann-Affäre.

Auf Grund des Ergebnisses der Landtagswahl vom 20. Februar 2005 war die Frage der Regierungsbildung unsicher, da SPD und Grüne zusammen nur über 33 Mandate und CDU und FDP gemeinsam über 34 Mandate verfügen konnten. Eine Große Koalition unter der Führung der CDU hatte Heide Simonis am 21. Februar 2005 in der Talkshow „Beckmann“ mit den Worten „Und wo bleibe ich dabei?“ ausgeschlossen. Entscheidend war daher die Frage, wie sich die beiden Abgeordneten des Südschleswigschen Wählerverbands verhalten würden. Nachdem sich der SSW zur Tolerierung einer rot-grünen Minderheitsregierung entschlossen hatte („Dänenampel“), galt die Wiederwahl von Simonis als sicher.

Bei der konstituierenden Sitzung des Landtages am 17. März 2005 stellte sich neben Simonis auch der CDU-Landesvorsitzende Peter Harry Carstensen zur Wahl. Simonis konnte in vier Wahlgängen die erforderliche Mehrheit der Stimmen nicht auf sich vereinen. Ein Abgeordneter der verabredeten Koalition oder des SSW enthielt sich im Parlament der Stimme, obgleich die Fraktionen nach zwischenzeitlich abgehaltenen Sitzungen vermeldeten, in Probeabstimmungen habe es bei SPD und Grünen weder Gegenstimmen noch Enthaltungen gegeben. Nach Stimmengleichheit im vierten Wahlgang mit je 34 Stimmen für Carstensen und sie stand Simonis für einen weiteren Wahlgang nicht mehr zur Verfügung (siehe auch Wahl des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein 2005). Bis zur Wahl von Peter Harry Carstensen im fünften Wahlgang am 27. April 2005 führte sie als Ministerpräsidentin eine geschäftsführende Landesregierung.

Heide Simonis hat viele öffentliche Ämter als erste oder als eine von wenigen Frauen erreicht. Sie war jüngste Bundestagsabgeordnete sowie die erste und für lange Zeit einzige Ministerpräsidentin eines deutschen Bundeslandes.

Kabinette

Gesellschaftliches Engagement

Von 1999 bis 2002 war Simonis Mitglied im Beratungsgremium des WHO-Zentrums für Gesundheitsentwicklung in Kobe für die Region Europa. Der Initiative Schüler Helfen Leben half Heide Simonis in Ihrer Entstehungsphase – und ermöglichte der Initiative den ersten Sozialen Tag in Schleswig Holstein zu veranstalten. Sie ist Mitglied im Stiftungskuratorium der Stiftung von Schüler Helfen Leben.

Der Stark-Preis wurde von Simonis ins Leben gerufen und jährlich verliehen.

Im Oktober 2005 wurde Heide Simonis, die selbst keine Kinder hat, zur ehrenamtlichen Vorsitzenden von UNICEF Deutschland gewählt. Auf diese Organisation kam sie erstmals im Herbst 1995 zu, um eine Hilfsaktion für die Kinder während der Jugoslawienkriege zu unterstützen. Seither tritt sie regelmäßig für UNICEF ein. 2001 unterstützte sie besonders die Kampagne Bringt die Kinder durch den Winter, um Kinder in Afghanistan mit dem Nötigsten zu versorgen. Im Januar 2002 reiste sie unmittelbar nach dem Sturz der Taliban nach Kabul und besuchte UNICEF-Projekte in Schulen und Krankenhäusern. Im Mai 2005 wurde sie in den Vorstand des Deutschen Komitees gewählt. Am 17. Oktober 2005 wurde sie dann zur Vorsitzenden von UNICEF Deutschland gewählt und löste damit Reinhard Schlagintweit ab. In die Amtszeit von Ex-Ministerpräsidentin Heide Simonis fällt nach einem Bericht der Frankfurter Rundschau im November 2007 ein Spendenskandal des Kinderhilfswerks.[3] Als Folge davon trat sie am 2. Februar 2008 als Vorsitzende von UNICEF Deutschland zurück.[1] Das in diesem Rahmen eingeleitete Ermittlungsverfahren gegen den damaligen Geschäftsführer des Kinderhilfswerkes, Dietrich Garlichs, wurde später eingestellt.

Im Frühjahr 2006 nahm Simonis am Fernseh-Tanzturnier Let’s Dance des Senders RTL teil. Dies verstand sie als Teil ihres Engagements für das Kinderhilfswerk der Unicef. Die Bild-Zeitung begleitete die Fernsehsendung mit einer Kampagne gegen Simonis („Hoppel-Heide“).[4] Simonis trat daraufhin, unter Angabe gesundheitlicher Gründe, von dem Tanzturnier zurück.

Im Frühjahr 2010 machte sie bei der Sendung Die Promi-Pauker, die bei ZDFneo ausgestrahlt wurde, mit. In der Sendung musste sie als Lehrerin in einer sechsten Klasse unterrichten.

Veröffentlichungen

  • Kein Blatt vorm Mund. Frankfurt, Hoffmann & Campe, 1998, ISBN 3-455-11192-0
  • Unter Männern: Mein Leben in der Politik. München, C. H. Beck, 2003, ISBN 3-406-50959-2
  • Ausgeteilt, eingesteckt mit Erich Maletze. Zu Klampen Verlag, Springe 2007, ISBN 978-3-86674-012-9.
  • Drei Rheintöchter. Eine Kindheit am Rhein nach 1945. Bonn, Bouvier Verlag, 2008, ISBN 978-3-416-03234-6
  • Verzockt! Warum die Karten von Markt und Staat neu gemischt werden müssen. Göttingen, Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, ISBN 978-3-525-30002-2

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. a b Heide Simonis tritt zurück, Stern.de, 2. Februar 2008
  2. Deutschlandfunk, DLF-Magazin, Zeitzeugen im Gespräch: Heide Simonis, 30. August 2007
  3. Web-Dossier der Frankfurter Rundschau
  4. Das hat Tanz-Heide nicht verdient!. In Stern, 8.Mai 2006

Weblinks