Irschen
Irschen
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Wappen | Österreichkarte | |
Basisdaten | ||
Staat: | Österreich | |
Bundesland: | Kärnten | |
Politischer Bezirk: | Spittal an der Drau | |
Kfz-Kennzeichen: | SP | |
Fläche: | 33,35 km² | |
Koordinaten: | 46° 45′ N, 13° 2′ O | |
Höhe: | 809 m ü. A. | |
Einwohner: | 1.917 (1. Jän. 2024) | |
Bevölkerungsdichte: | 57 Einw. pro km² | |
Postleitzahl: | 9773 | |
Vorwahlen: | 0 47 10 | |
Gemeindekennziffer: | 2 06 11 | |
NUTS-Region | AT212 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Irschen 41 9773 Irschen | |
Website: | ||
Politik | ||
Bürgermeister: | Gottfried Mandler (SPÖ) | |
Gemeinderat: (Wahljahr: 2015) (19 Mitglieder) |
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Lage von Irschen im Bezirk Spittal an der Drau | ||
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria |
Irschen ist eine Gemeinde im Bezirk Spittal an der Drau in Kärnten mit 1917 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024).
Geographie
Geographische Lage
Irschen liegt im oberen Teil des Drautales, es ist der vorletzte Ort in Kärnten vor der Grenze zu Osttirol. Das Gemeindegebiet wird im Norden von der Kreuzeckgruppe und im Süden von den Gailtaler Alpen begrenzt. Irschen ist 110 km von Klagenfurt, 120 km von Salzburg, 210 km von Innsbruck und 310 km von Wien entfernt.
Gemeindegliederung
Irschen ist in die drei Katastralgemeinden Irschen, Rittersdorf und Simmerlach gegliedert. Das Gemeindegebiet umfasst folgende 15 Ortschaften (in Klammern Einwohnerzahl Stand 1. Jänner 2015[1]):
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Nachbargemeinden
Rangersdorf | ||
Oberdrauburg | Dellach im Drautal | |
Kötschach-Mauthen |
Geschichte
Aus Potschling sind Steinbeile und hallstattzeitliche Bronzefunde bekannt und belegen eine vorrömische Besiedlung. Schon die Topographie spricht für eine Höhensiedlung am Trenker Bichl, von der 2016 ein Grabungsteam der Universität Innsbruck aus dem vierten bis siebenten Jahrhundert stammende Teile einer 1,4 Meter breiten Umfassungsmauer, einer frühchristlichen Kirche und eines Wohnhauses tatsächlich freigelegt hat.[2] Dabei kann es sich um das keltische Idunum handeln. Es darf angenommen werden, dass die ersten Kontakte Roms mit den Alpenkelten auf einem Fürstenhof in Irschen stattgefunden haben. Die etruskischen und venetischen Metallhändler – das Kupfer aus dem Virgental war besonders gefragt – hatten gute Beziehungen zu den Alpenkelten und werden die Wegbereiter für Rom gewesen sein. Über den Plöckenpass führt der kürzeste Weg in die Ostalpen und nach Italien.
Irschen wurde möglicherweise schon zwischen 805 und 810 als Ursen urkundlich erwähnt, als der Patriarch Ursus I. von Aquileia (reg. 802–811) hier eine erste Kirche gegründet haben könnte. Eine gesicherte erste Erwähnung der Festung als „castrum Ursen“ stammt aus den Jahren 1081 bis 1086.
Der Ortsname Irschen ist romanischen Ursprungs, er leitet sich womöglich vom Personennamen Ursus (lat. für Bär) ab. Möglicherweise geht dieser auf den „dux Ursus“ zurück, einen römischen Oberbefehlshaber für das Noricum zur Zeit der Ostgotenherrschaft. Mit seiner Frau Ursina hat er, in Erfüllung eines Gelübdes, den bekannten Mosaikboden in der Friedhofskirche von Teurnia (St. Peter in Holz) gestiftet. Um 500 wurde Virunum am Zollfeld aufgegeben und die Hauptstadt nach Teurnia verlegt.
Unter Ursus dürfte es, um den Zugang nach Italien zu sichern, zum Ausbau der strategischen Stelle im Raum Irschen, zur Errichtung des castrum Ursen gekommen sein. Es ist anzunehmen, dass die Römerstraße Via Iulia Augusta vom Gailberg her kommend, bei Potschling ins Drautal einmündete und sich dort eine römische Straßenstation befand. Der Fluss- und Talübergang wurde vom Burgbichl (vor den Kesselwänden südlich der Draubrücke) aus überwacht. Die Römer errichten dort eine kleine fassartige Turmburg aus gebrannten Lehmziegeln.[3] Während der Langobardenherrschaft in Norditalien (6. – 8. Jh.) wird die Drau als italisch-norische Grenze festgelegt und am Burgbichl in dieser Zeit eine Langobardenfestung errichtet. Im Bezug zum heute noch gut erhaltenen, östlich neben dem Burgbichl auf einer Felssäule prangenden Schloss Stein, wurden die verbliebenen Festungsreste auch alt Stein genannt. Das Verlangen nach dem strategisch wichtigen Drau- und Talübergang bei Potschling dürfte 1252 mit Motiv zur Schlacht bei Greifenburg, zwischen Meinhard III. von Görz und Philipp von Spanheim, gewesen sein. Im Greifenburger Urbar von 1267/68 wird eine Burg Lemvaessel angeführt - es wäre eine passende Bezeichnung für die römerzeitliche Anlage auf dem Burgbichl.
Mit dem Aufkommen der Grafen von Görz und deren Errichtung der Mautstation Oberdrauburg mit Straßenanschluss zum Gailbergsattel verfiel der Straßenknoten in Potschling sowie das castrum Ursen. Die Grenzziehung Mödritschbach – Drau – Wildgrabenbach zwang den Görzer vorerst mit einer Draubrücke westlich des Wildbaches, sie ist im Franziszeischen Kataster noch ersichtlich, für die Bauzeit den Gailbergaufstieg über einen Nebenweg (Rewischgrinne) der alten Via Iulia Augusta aufrechtzuerhalten.
Zwischenzeitlich gehörte der Bergbau zur größten Einnahmequelle in Irschen. Dem Abbau von Gold folgte der Silber-, Kupfer-, Eisen- und Bleibergbau in Ranach, bei St. Johann und in der Scheinitz. In der Zeit des – mittlerweile mangels Rentabilität eingestellten – Metallabbaus entstanden die heute zur Gemeinde Irschen gehörigen Ortschaften Weneberg, Leppen und Hintergassen. Der in der Gemeindechronik von Prof. Schnorr[3] beschriebene Knappenstein steht mit dem Goldbergbau in Zusammenhang, sein Ursprung könnte aus keltischer Zeit stammen. Es handelt sich um einen mächtigen flachen Stein (Tonalitporphyrit) mit geheimnisvollen Steinritzungen. Seine Lage auf 2100 m Seehöhe in der Senke unter dem Rotwiland, einem Nebengipfel zum Scharnik in der Kreuzeckgruppe, mitten unter den Abraumhalden des alten Goldbergwerkes, kann mit der beim antiken Historiker Polybios erwähnten Goldaffäre „bei den norischen Tauriskern“ in Zusammenhang stehen. Mit der Form einer hohlen Hand zeigt er nach SSW und liegt selbst auf dieser Visur: Rotwiland – Huber Bichl (vermutetes Fürstengrab) – Pfarrkirche – Trenker Bichl (polis Idunum?) – Drauübergang – Burgbichl – Adamskopf. Die jüngst wissenschaftlich untersuchte, beschriftete Steinplatte vom Alkuser See in Ainet/Osttirol, trägt Namensinschriften, zumeist Volt-Namen, einen Ursinus, und wird in die Zeit 1. bis 3. Jh. datiert. Es handelt sich um venetisch keltische Namen. Auf dem „Knappenstein“ findet sich ebenfalls der Namenszug Volt und Irschen leitet sich von Ursus/Ursinus ab. Ob die beiden Fundobjekte und Fundorte zueinander in Beziehung stehen, konnte noch nicht geklärt werden.
Kirchengeschichtlich findet sich in der neben dem Kircheneingang eingemauerten frühfränkischen Grabplatte (6./7. Jh.) und dem in Kärnten einzigen Patrozinium St. Dionysius (Hauptheiliger der Gallier – Bischof von Paris, als Märtyrer um 250 gestorben), der Bezug zur nachrömischen fränkischen Oberherrschaft. Das jetzt in der Vorhalle befindliche romanische Taufbecken befand sich ursprünglich in der unter dem alten Pfarrhaus gelegenen Taufkapelle, wohl eine der frühesten in Kärnten.
Der von F.G. Hann in der Carinthia 1895 als Krypta gedeutete Kirchenunterraum könnte auch ein Mithräum gewesen sein – die Vergesellschaftung mit der, im umliegenden Friedhof vom Totengräber gefundenen, Bronzemünze des Kotys II. (123/124–132/133), König des Bosporanischen Reiches, spricht dafür. Der Mithraskult wurde in dieser Zeit von den römischen Soldaten aus Persien mitgebracht. Wahrscheinlich wurde in Irschen das Mithräum, der vorchristliche Kultplatz, mit dem Christentum überbaut und hat damit zum geländemäßig exponierten Standort der Pfarrkirche geführt. Auch die Sage über den Kirchenstandort wird darauf zurückzuführen sein, sie lässt aber den realhistorischen Bezug nicht mehr erkennen, „überfliegt“ ihn.
In der ursprünglichen Pfarrsprengel findet sich die Kirche am äußerst östlichen Rand des Bereiches im Drautal zwischen Mödritschbach/Irschen und Gödnacherbach bei Dölsach. Als Stifterin der Kirche wird Willibigis, die Tochter des Grafen Wolfrad von Treffen angesehen. Sie brachte den westlich des Mödritschbach befindlichen Teil des ehemaligen Lurngau und die Burgen Ursen, Lengberg und Matrei in die Ehe mit dem Grafen Heinrich III. von Lechsgemünd (1145–1214) ein. Demnach ist die Kirchengründung gegen Ende des 12. Jahrhunderts anzunehmen (Es fällt auf, dass der Glockenturm im Westen steht – so könnte er schon der Campanile einer frühchristlichen Kirche gewesen sein, welche auf Grund vorgefundener Mauerreste im Garten zum ehemaligen Baptisterium hin, angenommen werden darf).
Vermutlich gleichzeitig wurde das gegenüber, südlich der Drau, befindliche Schloss Stein vom Grafen Heinrich III. (jetzt von Lechsgemünd und Matrei) umgebaut und mit einem ihm vertrauten Burgpfleger und Ministeriale (Mautschloss) besetzt. In Konstein/Oberbayern wird für die auf einem Felskegel befindlichen Schutzburg der Grafen von Lechsgemünd für diese Zeit der Edelfreier Chuno de Lapide (Kuno von Stein) als Leheninhaber angeführt. Für das Schloss Stein wird 1190 Haidenrichs de Lapide als Besitzer genannt, die Parallele zeigt, wohl ein Verwandter des Chuno de Lapide. Wahrscheinlich führte der Schlossumbau von Heinrich III. zur Umbenennung auf „Stein“ und es handelt sich bei der Vorgängeranlage um das nicht auffindbare Schloss „Lemvaessel“ / „bei Greifenburg befindlich und inzwischen nicht mehr bestimmbar“.
Das Schloss Stein ist für seine, im ehemaligen Turm errichtete Doppelkapelle (Stockkapelle) und den darin befindlichen Gewölbemalereien des aus dem Pustertal stammenden Kunstmalers Simon von Taisten, bekannt. Die beiden Kapellen sind dem heiligen Valentin bzw dem heiligen Martin geweiht – beide beliebte Frankenheilige. Erwähnenswert ist auch eine besonders farbenfreudige Ablassurkunde für das Schloss Stein bei Irschen, ausgestellt 1334 in Avignon, – die älteste und beachtenswerteste unter den bebilderten Ablassbriefen im Landesarchiv Kärnten. Der darin genannte Schutzheilige Pankratius entspricht der Vorgängerkapelle – der als Brückenheiliger bekannte Nepomuk, findet sich in der nahen Kapelle zu Potschling. Der Standort dieser Kapelle entspricht nicht einer Dorfkapelle, er wird auf einen Kultplatz im römischen Loncium zurückzuführen sein. Hier am Straßenknoten befand sich die Zollhauptstation für den Warenverkehr von der Provinz Noricum in die Kernprovinz Italia und bei den römischen Zollpächtern war es üblich an solchen Stationen Altäre einzurichten.
1850 konstituierte sich Irschen als Ortsgemeinde, die 1923 um die Ortschaft Pflügl vergrößert wurde.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts eröffneten die ersten Fremdenverkehrsbetriebe in Irschen, der (Sommer-)Tourismus entwickelte sich bis heute zu einer wichtigen Wirtschaftsfaktor der Gemeinde (ca. 55.000 Übernachtungen jährlich).
Bevölkerung
Zum Zeitpunkt der Volkszählung 2001 hatte Irschen 2.080 Einwohner, davon waren 98,4 % österreichische Staatsbürger. 97,0 % der Bevölkerung bekannten sich zur römisch-katholischen und 1,4 % zur evangelischen Kirche, 0,5 % waren ohne religiöses Bekenntnis.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Im Süden des Gemeindegebiets verbinden die Drautal Straße (B 100/E 66) sowie die Bahnstrecke der Drautalbahn (Bahnhof Irschen) die Gemeinde mit Lienz im Westen bzw. Spittal an der Drau im Osten.
Bildung
Es gibt in Irschen einen Kindergarten und eine Volksschule.
Politik
Gemeinderat und Bürgermeister
Der Gemeinderat von Irschen hat 19 Mitglieder und setzt sich seit der Gemeinderatswahl 2015 wie folgt zusammen:
Direkt gewählter Bürgermeister ist Gottfried Mandler (SPÖ).
Wappen
Das Gemeindewappen von Irschen spielt auf die Namensherkunft des Ortes und der Gemeinde (von ursus, lat. für Bär) an, die rote Kugel auf eine – nicht ganz glaubhafte – Anekdote aus dem bäuerlichen Arbeitsleben: Noch um 1820 soll es Brauch gewesen sein, dass beim Ziehen des Heus von der Alm der letzte Zieher ein Seil oder eine Kette mit einer Kugel nachlaufen ließ, so dass ein eventuell auftauchender Bär (in früheren Zeiten waren Bären in Kärnten durchaus häufig) von den Arbeitern abgelenkt würde. Obschon diese Geschichte von den Bearbeitern des Kärntner Landesarchivs, die mit der Erstellung des Wappens beauftragt wurden, mit großer Skepsis angesehen wurde, wurde die rote Kugel in das Gemeindewappen aufgenommen. Der goldene Schildgrund steht für die frühere Goldgewinnung im Bereich des Fundkofels.
Wappen und Fahne wurden Irschen am 8. Oktober 1963 verliehen, die Blasonierung des Wappens lautet: „In Gold über grünem Schildfuß ein aufrecht stehender schwarzer Bär, der eine rote Kugel in der rechten Pranke trägt.“[4] Die Fahne ist Schwarz-Gelb-Grün mit eingearbeitetem Wappen.
Persönlichkeiten
- Claudio Hassler, Fußballtormann
- Christian Hassler, Fußballtormann
- Dominic Hassler, Fußballspieler
- Selina Heregger, Skirennläuferin
- Andreas Kristler, Eishockeyspieler
- Gerhard Oberschlick, österreichischer Publizist
Weblinks
- Gemeinde Irschen
- 20611 – Irschen. Gemeindedaten der Statistik Austria
Einzelnachweise
- ↑ Statistik Austria, Bevölkerung am 1. Jänner 2015 nach Ortschaften
- ↑ Römerstraße ober Irschen entdeckt. Eine Leergrabung der Innsbrucker Universität förderte eine Höhensiedlung südlich der Drau zutage. Dietmar Simoner lieferte Initialzündung. ORF Landesstudio Kärnten, Bericht vom 23. Juli 2016, unter gleichem Titel eine Variante in: Kleine Zeitung, Klagenfurt am 10. August 2016 – beide abgerufen am 15. Februar 2017.
- ↑ a b Gerhard Schnorr: Irschen. Eine Gemeindechronik, Klagenfurt 1975
- ↑ zitiert nach Wilhelm Deuer: Die Kärntner Gemeindewappen. Verlag des Kärntner Landesarchivs, Klagenfurt 2006, ISBN 3-900531-64-1, S. 144