Knoll (Bildhauerfamilie)

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Die Bildhauerfamilie Knoll schuf hauptsächlich durch Johann Nikolaus Knoll und Wolfgang Adam Knoll zahlreiche Kunstwerke in den Kirchen des Hofer Umlandes und trug vor allem mit der Schaffung erster Kanzelaltäre zur Ausbildung des Markgrafenstiles bei. Eine Serie von Taufengeln bilden eine regionale Besonderheit.

Bedeutung und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hof verfügte schon im Mittelalter über eine Tradition künstlerischen Schaffens. Unterbrochen durch den Dreißigjährigen Krieg und die Bedrohung durch die Türken und nachdem vorhergehende Arbeiten an auswärtige Künstler vergeben worden waren, wandte sich Johann Nikolaus Knoll aus einer alteingesessenen Hofer Familie, die über Generationen in der Zunft des Metzgerhandwerks arbeitete, dem künstlerischen Schaffen der Bildhauerei zu. Gefertigt wurde die Innenausstattung für Kirchen der Umgebung, dazu zählen insbesondere Altäre, Kanzeln, Taufengel und Orgelgehäuse. Während die Familie Knoll die Schnitzarbeiten übernahm, setzte mehrfach die Familie Lohe, darunter die beiden Kirchenmaler Heinrich Andreas Lohe und Heinrich Matthäus Lohe, mit der Bemalung die Arbeit an den Werken fort. Johann Nikolaus schuf den ersten Kanzelaltar der Region und trug somit zur Ausbildung des Markgrafenstiles bei. Als späterer Familienbetrieb lassen sich nicht alle Werke nur einem Künstler zuordnen und auch Folgeaufträge, wie die Fertigung eines zweiten Taufengels für Köditz, bilden weitere Zusammenhänge. Mit dem Sohn von Wolfgang Adam, Johann Christian Knoll, endete eine 100-jährige Familientradition. Auch dieser wurde im Kunsthandwerk ausgebildet und in die Fertigung einbezogen, wechselte dann aber in städtische Dienste. Dennoch fertigte er in reifem Alter 1793 noch einen einzelnen Taufengel für Leupoldsgrün.

Kunstwerke wurden in den sächsischen, böhmischen und vor allem den fränkischen Raum geliefert, schwerpunktmäßig heute im Landkreis Hof und in den benachbarten Landkreisen Bayreuth und Wunsiedel gelegen. Im sächsischen Raum handelt es sich um die Orte Misslareuth, Kürbitz, Plauen, Bobenneukirchen, Untertriebel, Wiedersberg und Ölschnitz. Im böhmischen Raum ist es der Ort Rossbach, heute Hranice u Aše. Im fränkischen Raum wurden Kunstwerke gefertigt für Gattendorf, Regnitzlosau, Arzberg, Konradsreuth, Wirsberg, Oberröslau, Kirchenlamitz, Leupoldsgrün, Schauenstein, Marlesreuth, Selbitz, Geroldsgrün, Köditz, Berg, Joditz und Trogen.[1]

Familienbeziehungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus der 1666 geschlossenen Ehe zwischen dem Metzger Erhard Knoll und Anna Katharina, geborene Wolf ging 1667 Johann Nikolaus Knoll hervor. Er entschied sich für das Kunsthandwerk. Er heiratete 1697 Magdalena Kunigunde Erb, die Tochter eines Gymnasiallehrers. Der älteste Sohn Johann Christoph Knoll wurde 1698 geboren und muss Hof verlassen haben. 1709 wurde Wolfgang Adam Knoll geboren. Er heiratet 1735 Barbara Hass, Tochter des Bürgermeisters und Steuereinnehmers. Aus dieser Ehe ging 1738 Johann Christian Knoll hervor, der das Bildhauerhandwerk erlernte, aber in städtische Dienste überging und zum Polizeiinspektor aufstieg. Er heiratete 1776 Anna Margarete Kern aus Hof. Nachkommen sind nicht bekannt. 1741 wurde Leonhard Gottlieb Knoll als weiterer Sohn von Wolfgang Adam und Barbara geboren, er starb aber nach wenigen Wochen.[2]

Werkverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hans Hofner stellte ein Werkverzeichnis zusammen, welches durch Kirchenrechnungen eindeutig belegt ist.[3]

Jahr Werke Ort Anmerkungen
1692 Kanzel Konradsreuth
1693 Kanzeldeckel Hof, Hospitalkirche
1693/1694 Orgelgehäuse, Schnitzereien Berg
1694 Vortragskreuz Berg
1695 Kanzel Arzberg
1696 Kanzel, Schalldeckel Geroldsgrün
1698 Kruzifix Köditz eventuell auch in Leupoldsgrün
1699 Kanzelaltar Oberröslau erster Kanzelaltar des Markgraftums
1700 Vortragskreuz Marlesreuth
1704 Altar Joditz
1704 Kanzel Joditz
1704 Taufengel Joditz
1704 Kanzelaltar Bobenneukirchen
1704 Kanzelaltar Misslareuth
1705 Orgelgehäuse, Schnitzereien Joditz
1707 Orgelgehäuse, Schnitzereien Leupoldsgrün
1710 Kanzelaltar Rossbach
1714 Taufengel Berg
1716 Kanzelaltar Schauenstein
1719 Orgelgehäuse Schauenstein
1719 Orgelgehäuse Marlesreuth
1720 Orgelgehäuse Kürbitz
1720 Kanzel Ölsnitz
1722 Taufengel Selbitz
1722 diverse Arbeiten Hof, St. Michaelis
1723 Sanduhrengel Konradsreuth
1725 Kanzelaltar Selbitz
1730 Taufengel Wiedersberg
1730 Kanzelaltar Wiedersberg
1732 Orgelgehäuse Ölsnitz
1742 Kanzelaltar Marlesreuth
1743 Kanzelaltar Regnitzlosau
1744 Kanzelaltar Wirsberg
1745 Taufengel Regnitzlosau
1745 diverse Arbeiten Kirchenlamitz
1746 Taufengel Köditz kleine Ausführung
1748 Kanzelaltar Trogen
1748 Orgelgehäuse Trogen
1750 Auferstehungsfigur Münchberg, Friedhofskirche Figur für den Altar des Johann Daniel Thalbitzer
1751 Taufengel Däuma
1754 Kanzelaltar Gattendorf
1754 Orgelgehäuse Gattendorf
1754 Taufengel Gattendorf
1768 Kanzelaltar Geroldsgrün
1769 Taufengel Köditz große Ausführung
1770 Taufengel bzw. Epistelengel Geroldsgrün
1771 Orgelgehäuse Geroldsgrün
1793 Taufengel Leupoldsgrün

Beispiele von Werken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Hofner: Hof als Kräftezentrum der bildenden Künste. Hof 1955, S. 62–71.
  • Hans Hofner: Meister des mitteldeutschen Barock - die Alt-Hofer Bildhauerfamilie Knoll. In: Grenzlanddekanat Hof. Verlag der Evangelisch-Lutherischen Mission Erlangen, 1988, S. 25ff.
  • Hans Hofner: Die Alt-Hofer Bildhauer Knoll, Meister des Barocks. In: Kulturwarte - Nordostoberfränkische Monatsschrift für Kunst und Kultur, Heft April 1957. S. 8–16.
  • Helmuth Meißner: Der Schwebetaufengel in der Kirche zu Köditz. (PDF-Datei)
  • Helmuth Meißner: Taufengel in Oberfranken. Colloquium Historicum Wirsbergense, Bamberg 1996.
  • Karl Sitzmann: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken. Kulmbach 1957. S. 301f.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hofner: Hof als Kräftezentrum..., S. 71.
  2. Hofner: Hof als Kräftezentrum..., S. 62.
  3. Hofner: Hof als Kräftezentrum..., S. 65f.