Kurkreis

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Der Kurkreis, der 1807 in Wittenberger Kreis umbenannt wurde, war ein historisches Territorium, das im Wesentlichen aus dem Kernbereich des einstigen Herzogtums Sachsen-Wittenberg entstand. Der Kurkreis wurde unter der Regierung Friedrich III. von Sachsen, genannt "der Weise", 1499 geschaffen und war Bestandteil des Kurfürstentums Sachsen. Der Name „Kur“ bezieht sich auf die Kurwürde der sächsischen Kurfürsten, die an dieses Territorium gekoppelt war.

Geographische Ausdehnung

Das Gebiet des Kurkreises gehört heute größtenteils zu den Bundesländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Ein kleiner Teil befindet sich im Norden von Sachsen.

Durch den Kreis flossen die Elbe, die Schwarze Elster und auf einem kleinen Abschnitt die Mulde. Der bedeutendste Ort des Kreises war die Stadt Wittenberg.

Angrenzende Gebiete

Königreich Preußen (Herzogtum Magdeburg) Königreich Preußen (Mark Brandenburg) Fürstentum Sachsen-Querfurt (Ämter Jüterbog und Dahme)
Fürstentum Anhalt Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Markgraftum Niederlausitz
Leipziger Kreis Meißnischer Kreis Markgraftum Niederlausitz

Geschichte

Kurkreis und die anderen sächsischen Kreise

Johann Friedrich der Großmütige wurde von Kaiser Karl V. im Schmalkaldischer Krieg in der Schlacht bei Mühlberg 24. April 1547 besiegt und gefangen genommen. Der Kaiser nahm ihm die Kurwürde und einen Teil der Kurlande und belehnte damit seinen Vetter Moritz von Sachsen. Damit ging Sachsen-Wittenberg von der Ernestinischen an die Albertinische Linie über.

Moritz von Sachsen begann eine Neuaufteilung seines Kurfürstentums. Neben sechs anderen Kreisen entstand der Kurkreis mit seiner Hauptstadt Wittenberg. Der entstandene Kurkreis setzte sich zusammen aus den ehemaligen askanischen Besitzungen, zu denen die Ämter Annaburg, Belzig, Gräfenhainichen, Liebenwerda, Pretzsch/Elbe, Seyda und Wittenberg gehörten, der alten Grafschaft Brehna mit den Ämtern Bitterfeld (1738), Schlieben und Schweinitz und dem Burggrafentum Magdeburg mit den Gommerschen Ämtern (Gommern, Elbenau, Ranies, Glinde, Plötzky) und der Grafschaft Barby.

Nach dem Beitritt des Kurfürsten Friedrich August I von Sachsen zum Rheinbund im Posener Frieden wurde am 30. Januar 1807 die Benennung „Kurkreis“ in „Wittenbergischer Kreis“ geändert. Von diesem Kreis kamen 1807 durch Abtretung des inzwischen von Napoleon zum König von Sachsen erhobenen Hauses Wettin die Ämter der Burggrafschaft Magdeburg und die Grafschaft Barby an den König von Westphalen, der es in dessen Departement der Elbe eingliederte.

Nach dem Wiener Kongress wurde Europa neu gestaltet. Preußen und Sachsen schlossen den Friedens- und Freundschaftsvertrag vom 18. Mai 1815, um, wie es wörtlich hieß, ihrerseits zur „Wiederherstellung der Ordnung und Ruhe in Europa“ beizutragen. Durch diesen Vertrag trat Sachsen drei Fünftel seiner Gebiete an Preußen ab. Am 22. Mai 1815 übernahm der preußische Staat die ihm zugesprochenen Gebiete als Provinz Sachsen, die in die drei Regierungsbezirke Magdeburg, Merseburg und Erfurt gegliedert wurde. Der Kurkreis umfasste zu diesem Zeitpunkt eine Fläche von 66 Quadratmeilen mit 140.000 Einwohnern.

Ämter

Der Kurkreis ging aus dem Herzogtum Sachsen-Wittenberg und der Grafschaft Brehna hervor und war in die folgenden Ämter aufgeteilt:

Der Kurkreis nach Schreiber
Der Kurkreis nach den Homaennischen Erben 1752
Südliche Ämter nach Schreiber
Ämter des Kurkreises
Amt Hauptort Anmerkungen
Kreisamt Wittenberg Wittenberg mit dem Amt Zahna und dem Amt Trebitz
Amt Belzig Belzig mit der Herrschaft Rabenstein (Fläming)
Amt Bitterfeld Bitterfeld 1656/57 bis 1738 beim Herzogtum Sachsen-Merseburg, ursprünglich zur Grafschaft Brehna
Amt Gräfenhainichen Gräfenhainichen
Amt Seyda Seyda
Amt Schweinitz Schweinitz ursprünglich zur Grafschaft Brehna
Amt Pretzsch Pretzsch
Amt Annaburg Annaburg, hieß bis 1573 „Lochau“ hieß bis 1573 "Amt Lochau"
Amt Schlieben Schlieben ursprünglich zur Grafschaft Brehna
Amt Liebenwerda Liebenwerda ursprünglich zur Grafschaft Brehna
Amt Gommern Gommern mit dem Amt Elbenau; ursprünglich zur Burggrafschaft Magdeburg, ab 1807 zum Königreich Westphalen
Amt Walternienburg Walternienburg Teil der Grafschaft Barby, seit 1423 unter kursächsischer Lehnsoberhoheit, 1659 bis 1815 an die Fürsten von Anhalt verlehnt
Grafschaft Barby Barby seit 1423 unter kursächsischer Lehnsoberhoheit, 1659 bis 1746 beim Herzogtum Sachsen-Weißenfels, ab 1807 zum Königreich Westphalen

Herrschaften

Die Behörden des Kurkreises hatten auch das Obergericht über die Herrschaftsgebiete zur Landschaft des Kreises zählenden Adels. Hierzu gehörten vor allem:

Herrschaften unter Obergericht des Kurkreises
Amt Hauptort Anmerkungen
Standesherrschaft Baruth Baruth Grafen Solms-Baruth
Standesherrschaft Sonnewalde Sonnewalde Grafen Solms-Sonnewalde

Kreishauptmänner

Siehe auch