Michael Becker Orgelbau

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Michael Becker Orgelbau
Rechtsform Einzelunternehmen
Gründung 1955/1990
Sitz Freiburg im Breisgau, Deutschland
Leitung Michael Becker
Branche Musikinstrumentenbau
Website www.becker-organs.com

Die Firma Michael Becker Orgelbau, gegründet in Tremsbüttel-Sattenfelde, Kupfermühle, nun in Freiburg im Breisgau, ist eine Orgelbauwerkstatt, die sich seit ihren Anfängen der Tradition der Orgelreform im Sinne Albert Schweitzers und der Verwendung mechanischer Trakturen verbunden fühlt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegründet wurde die Firma 1955 durch Klaus Becker (* 5. März 1924 in Baden-Baden; † 19. August 2009). Becker wurde von 1938 bis 1942 als Flugzeugingenieur ausgebildet und war von 1942 bis 1945 im Kriegsdienst und in Gefangenschaft.[1] Von 1947 bis 1955 erlernte er den Orgelbau bei Rudolf von Beckerath Orgelbau. Becker machte sich im Jahr 1955 selbstständig und baute von Anfang an Orgeln in solider Holzbaukonstruktion mit mechanischer Spiel- und Registertraktur und Tonkanzellenladen in klassischer Bauweise.[2] Die Firma war nicht nur in Norddeutschland erfolgreich, sondern exportierte auch in die skandinavischen Länder, die Niederlande, die USA und Kanada. Bis 1980 umfasste die Werkliste bereits 350 Orgelneubauten und Restaurierungen. Seine Schleifendichtungen Starup ließ Becker patentieren.[1]

Der Sohn Michael Becker (* 30. Juli 1953 in Sattenfelde) lernte nach einer Musikausbildung im väterlichen Betrieb und schloss dort 1973 mit der Gesellenprüfung ab. Nach einer traditionellen fast zehnjährigen Wanderschaft mit Schwerpunkten in Hessen und Österreich machte er seine Meisterprüfung 1986. Im Jahre 1990 übernahm er verantwortlich die Führung der Firma unter seinem Namen und führte die Firmentradition fort. Nach dem Tod seines Vaters verlegte er 2010 den Firmensitz nach Freiburg im Breisgau.[3]

Neben Neubauten, die nach den klassischen Orgelbauprinzipien errichtet wurden, ist das Unternehmen durch Restaurierungen historischer Orgeln hervorgetreten, so beispielsweise 1996 bis 1998 bei der Hartmann-Orgel in der Dorfkirche Meßdorf von 1744[4] oder der um 1780 gebauten Stumm-Orgel in Hasselbach.[5]

Werkliste (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Bemerkungen
1955 Hamburg-Bergedorf Gemeindehaus der Christengemeinschaft I 3
1958 Reinbek bei Hamburg Katholische Herz-Jesu-Kirche II/P 9 Preis: 14.105,– DM; abgebaut 1982
1959 Hamburg-Bergedorf St. Marien II/P 15
1961 Undeloh St. Magdalenen
II/P 11 1989 durch Becker restauriert
1965 Weidenhausen Evangelische Kirche
II/P 18 [6]
1966 Dormagen Maria vom Frieden III/P 29
1968 Groß Grönau St. Willehad
II/P 18 Neubau hinter Gehäuse von 1689
1968 Lütjenburg St. Michaelis III/P 29
1969 Hamburg-Altona-Altstadt St.-Joseph-Kirche III/P 33
1969 Rimbach (Odenwald) Evangelische Kirche Rimbach III/P 30
1969 Kleineichen (Rösrath) Kreuzkirche
II/P 10 nach Umwidmung der Kirche 2013 umgesetzt in die Kapelle des Lukaskrankenhaus Neuss (Bild) → Orgel
1970 Kelkheim (Taunus) Stephanskirche II/P 14 [7]
1970 Hamburg-Eißendorf Ev. Apostelkirche II/P 18
1970 Loose Kapelle I/P 6 Orgel
1971 Oldenswort St. Pankratius II/P 24 hinter historischem Prospekt von 1592 (Rückpositiv) und 1862 (Hauptwerk)
1972 Ahrensburg St. Marien II/P 17 mit spanischen Trompeten, 2001 beim Gehäuseumbau entfernt
1972 Bosau Petrikirche II/P 16 mit spanischen Trompeten
1972 Trappenkamp Friedenskirche
II/P 11 Orgel
1973 Ratzeburg St. Georg auf dem Berge II/P 25
1974 Lübeck Kreuzkirche
II/P 14
1974 Gettorf St. Jürgen
II/P 24 hinter historischem Prospekt von Marcussen & Søn (1866)
1974 Berkenthin Maria-Magdalenen-Kirche II/P 13 2010 saniert
1976 Gelting St. Katharinen II/P 19 hinter historischem Prospekt (1708/1794)
1976 Hagen-Berchum Evangelische Kirche II/P 12 Das Instrument hat einen historischen Prospekt („Spiegelprospekt“ mit hängenden Pfeifen) von 1732[8][9] und wurde im Eröffnungskonzert der ersten Tage Alter Musik in Herne präsentiert. → Orgel der Berchumer Kirche
um 1980 Herborn Kapelle des Theologischen Seminars
II/P 11 mit spanischem Regal, ursprünglich für die Kirchenmusikschule in Frankfurt/Main gebaut und dort vor 2004 durch Förster & Nicolaus umdisponiert, 2004 Umsetzung nach Herborn durch Orgelbauer Schäfer
1981 Nebel St.-Clemens-Kirche
II/P 18
1981 Travemünde St. Georg
II/P 11 (12) Orgel
1983 Köln-Pesch St. Elisabeth II/P 26 mit Spanischen Trompeten
1983 Hürth Martin-Luther-King-Kirche II/P 14 mit Spanischen Trompeten
1984 Lübeck Musikhochschule Lübeck
II/P 15 ursprünglich mitteltönige Stimmung, später nach Neidhardt
1984–1985 Hamburg-Altona-Altstadt Theresienkirche II/P 18
1985 Düsseldorf Herz Jesu Kirche III/P 48 Hauptorgel
1985 Ratzeburg Ratzeburger Dom
II/P 10 Paradies-Orgel
1988 Hamburg-Langenhorn Kirche Heilige Familie II/P 22
1990 Flensburg Kath. Marienkirche II/P 23
1992 Elze-Bennemühlen Ev. Kirche II/P 16
1993 Neuss Quirinus-Münster II 8 Positiv mit zweitem Manual für Regal 8′
1995 Bargteheide St. Michael II/P 18
1995 Twistringen St. Anna
III/P 42 im Silbermann-Stil
1996 Stadthagen St. Joseph II/P 28
1997 Rhode Lutgeri-Kirche I/P 10
1997 Salzhausen St. Johannis II/P 18 mit vier Zungenregister im Stil von Arp Schnitger
1997–1998 Schöningen St. Lorenz
II/P 37
1998 Hamburg-Neuallermöhe Edith-Stein-Kirche II/P 16 Gehäuse auf ovalem Grundriss[10]
1999 Bielefeld-Gadderbaum St. Stephanus II/P 19
2000 Oberwittighausen St. Ägidius II/P 13
2000 Bad Segeberg Friedenskirche II/P 17
2001 Mannheim Maria-Königin-Kirche I/P 9
2001 Flensburg St. Marien Schmerzhafte Mutter
II/P 23
2003 Hamburg-Lohbrügge Gnadenkirche II/P 11 rundes Gehäuse
2004 Bühl-Eisental St. Matthäus II/P 18 Mensuren teilweise nach Gebr. Stieffel, Rastatt
2010–2011 Stuttgart St. Konrad II/P 27 Erweiterungsumbau der Vleugels-Orgel (1969),[11] bei dem die Manualladen und 17 Register übernommen wurden

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1990, S. 147.
  2. Douglas E. Bush: Becker. 2006, S. 59 (online).
  3. Orgelweihe in St. Konrad (Memento des Originals vom 25. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stkonrad.org, S. 6 (PDF-Datei; 3,4 MB), gesehen 11. Dezember 2012.
  4. Orgel in Meßdorf, gesehen 12. Dezember 2012.
  5. Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,1). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 1: A–K. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1307-2, S. 412 f.
  6. Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,2). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2: L–Z. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6, S. 794.
  7. Franz Bösken: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 7,2). Band 2: Das Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Wiesbaden. Teil 2: L–Z. Schott, Mainz 1975, ISBN 3-7957-1370-6, S. 486.
  8. Peter Ulrich Schmithals: Die alte Orgel. In: Presbyterium der Evang. Kirchengemeinde Berchum (Hrsg.): 250 Jahre Berchumer Kirche. Ev. Kirchengemeinde Hagen-Berchum 1981.
  9. Jost Schmithals: Die Orgel heute. In: Presbyterium der Evang. Kirchengemeinde Berchum (Hrsg.): 250 Jahre Berchumer Kirche. Ev. Kirchengemeinde Hagen-Berchum 1981.
  10. Orgel in Hamburg-Neuallermöhe, abgerufen am 4. August 2019.
  11. Stuttgart – St. Konrad. Abgerufen am 29. September 2019.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Michael Becker Orgelbau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Klaus Becker