Mittelkalbach

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Mittelkalbach
Gemeinde Kalbach
Koordinaten: 50° 25′ N, 9° 38′ OKoordinaten: 50° 25′ 19″ N, 9° 38′ 30″ O
Höhe: 311 (301–370) m ü. NHN
Fläche: 10,56 km²[1]
Einwohner: 1952 (Mai 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 185 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 36148
Vorwahl: 06655
Mittelkalbach von der Bornhecke aus gesehen
Mittelkalbach von der Bornhecke aus gesehen

Mittelkalbach ist der größte Ortsteil der Gemeinde Kalbach im osthessischen Landkreis Fulda und Sitz der Gemeindeverwaltung. Zu Mittelkalbach gehören die Weiler Bucheller und Grashof.

Mittelkalbach liegt im Süden des Landkreises Fulda, im Naturpark „Hessische Rhön“.

Mittelkalbach grenzt im Norden an den Ort Niederkalbach, im Osten an den Ort Oberkalbach, im Südosten an die Orte Eichenried und Veitsteinbach, im Süden an den Ort Hutten und im Westen an den Ort Schweben.

Im Mittelalter hatte sowohl das Kloster Neuenberg Besitz in Mittelkalbach, wie auch die Herren von Lauter aus Schlüchtern. Im 17. Jahrhundert ging der Besitz auf das Hochstift Fulda über, welches in Mittelkalbach eine Meierei einrichtete.

Mittelkalbach gehörte zum Oberamt Neuhof der Fürstabtei Fulda, das 1803 infolge des Reichsdeputationshauptschlusses an das Fürstentum Nassau-Oranien-Fulda fiel. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Neuhof– und damit auch Mittelkalbach – ab 1806 unter französischer Militärverwaltung und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt. Anschließend fiel es an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise einteilte, kam Mittelkalbach in den Kreis Fulda.

Auswanderer aus Mittelkalbach zählen zu den ersten Siedlern in Fulda, Ohio.[2]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen gab es Veränderungen. Zum 1. April 1972 schlossen sich im Zuge der Gebietsreform die Gemeinden Mittelkalbach, Niederkalbach und Veitsteinbach (mit Ortsteil Eichenried) unter dem Namen Mittelkalbach zusammen. Diese wurde aber bereits zum 1. August 1972 kraft Landesgesetz in der Gemeinde Kalbach eingegliedert.[3] Für Eichenried, Mittelkalbach. Niederkahlbach und Veitsteinbach wurden, wie für die anderen Ortsteile von Kalbach, je ein Ortsbezirk eingerichtet.[4]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Mittelkalbach angehört(e):[5][6]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mittelkalbach 1935 Einwohner. Darunter waren 30 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 393 Einwohner unter 18 Jahren, 713 waren zwischen 18 und 49, 351 zwischen 50 und 64 und 375 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 801 Haushalten. Davon waren 237 Singlehaushalte, 201 Paare ohne Kinder und 288 Paare mit Kindern, sowie 63 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 81 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 225 Haushaltungen leben keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

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• 1812: 80 Feuerstellen, 600 Seelen[5]
Mittelkalbach: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
  
600
1834
  
934
1840
  
1.100
1846
  
875
1852
  
841
1858
  
891
1864
  
894
1871
  
768
1875
  
898
1885
  
802
1895
  
825
1905
  
880
1910
  
910
1925
  
1.024
1939
  
1.162
1946
  
1.402
1950
  
1.358
1956
  
1.317
1961
  
1.408
1967
  
1.617
1970
  
1.647
1972
  
1.668
1987
  
1.625
1989
  
1.683
1996
  
1.896
2006
  
1.960
2011
  
1.935
2016
  
1.899
2020
  
1.911
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [5] nach 1970 Gemeinde Kalbach:[1]; Zensus 2011[9]

Historische Religionszugehörigkeit

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Katholische Kirche St. Sebastian Mittelkalbach
• 1885: 03 evangelische (= 0,37 %), 798 katholische (= 99,50 %) und 1 jüdischer (= 0,12 %) Einwohner[5]
• 1961: 33 evangelische (= 2,34 %), 1362 römisch-katholische (= 96,73 %) Einwohner[5]

Im Ort steht eine katholische Kirche St. Sebastian. Im Jahr 1898 bestellte Pfarrer Dr. Flügel für die Kirche zwei Bronzeglocken bei der renommierten Glockengießerei Otto aus Hemelingen/Bremen. Sie wurde im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. In den Jahren 1920 und 1926 goss Otto zwei neue Bronzeglocken. Sie wurden im 2. Weltkrieg beschlagnahmt und eingeschmolzen. Die dritte Generation Otto-Glocken wurde 1950 gegossen und geliefert. Das Geläut wiegt 2.340 kg und hat die Schlagtonreihe: f – as – b – c. Die Glocken haben folgende Durchmesser: 1170 mm, 984 mm, 876 mm und 780 mm.[10][11]

Heute ist die Kirche St. Sebastian Pfarrkirche der Pfarrei St. Kilian, welche organisatorisch zum Pastoralverbund St. Barbara Flieden-Kalbach-Neuhof gehört.

Für Mittelkalbach besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Mittelkalbach) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[4] Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 61,05 %. Es wurden gewählt: fünf Mitglieder der Liste „Bürger für Kalbach“ (BfK), vier Mitglieder der CDU und ein Mitglied der SPD.[12] Der Ortsbeirat wählte Volker Röbig (BfK) zum Ortsvorsteher.[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

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  • Mittelkalbach hat ein eigenes Bürgerhaus, eine Grundschule und einen viergruppigen Kindergarten.
  • In der Nähe von Mittelkalbach befindet sich der ehemals größte Solarpark des Landkreises Fulda. Die Anlage hat eine Gesamtleistung von 365 kW und wird von der Rhön Energie Fulda betrieben.

Straßenverkehr

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Durch den Ort führen die Landesstraße 3206 und die Kreisstraßen 77 und 79.

Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg

Durch Mittelkalbach verläuft die Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg. Der 1298 m lange Kalbachtunnel, die je 773 m langen Tunnel Hartberg und Bornhecke sowie die Kalbach-Talbrücke (364 m) liegen auf dem Gebiet der Gemeinde. Das nördliche Viertel des Landrückentunnels, des mit einer Länge von 10.779 m längsten Tunnels in Deutschland, liegt ebenfalls auf Gemeindegebiet.

Neubaustrecke Gelnhausen–Kalbach

Tunnelentwässerung

Durch die Gemeinde Kalbach führt die von der DB Netz AG bevorzugte Trasse für die Neubaustrecke Gelnhausen-Kalbach, (Trassenvariante IV)[14]. Geplant ist zwischen Schlüchtern und Mittelkalbach ein ca. 10 km langer Eisenbahntunnel, der den Landrücken nicht auf dem kürzesten Weg von Süd nach Nord (Trassenvariante Variante V) quert, sondern von Schlüchtern kommend, über eine längere Distanz längs von West nach Ost über die Gemarkung Rückers mit der Steinkammer (Naherholungs- und Quellgebiet im Naturpark Rhön) nach Mittelkalbach führt. In Mittelkalbach ist dann die Einfädelung in die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg geplant[15] und nördlich von Schlüchtern eine Verknüpfung mit der Bestandsstrecke vorgesehen.

Im großräumigen Gebiet befinden sich die Rhein-Weser-Wasserscheide und die wichtigsten Quellen der Gemeinden Kalbach und Flieden. Dies sind die Quellen im Tiefwieschen unterhalb des Fliegenhäubchens (Wasserversorgung der Gemeinde Kalbach), die Quellen im Hermannswinkel und unterhalb der Steinkammer, die Struth- und die Aschquelle (Wasserversorgung der ehem. Gemeinde Rückers) und die Quellen im Kalkofen (Wasserversorgung der Gemeinde Flieden). Befürchtet wird durch die Drainagewirkung des Tunnels (Ableitung des Bergwassers) eine Entwässerung des Berges und das Auftreten von Erdfällen.

Zurzeit läuft das Raumordnungsverfahren[16]. Parallel zum Raumordnungsverfahren laufen bereits die Erkundungsbohrungen für den Ausbau der Strecke[17]. Im Februar 2022 wurde die Vorplanung ausgeschrieben[18].

Die von der Variante IV stark betroffenen Kommunen Bad Soden-Salmünster, Schlüchtern, Steinau und Kalbach lehnen diese Variante ab[19][20].

  • Bekannt wurde der Ort, als am 26. April 2008 im nahegelegenen Landrückentunnel ein ICE in eine Schafherde fuhr und die 170 Fahrgäste in das Bürgerhaus von Kalbach gebracht wurden.[21]

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Infolge der Napoleonischen Kriege.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung von Justiz (Justizamt neuhof) und Verwaltung.
  6. Infolge des Deutschen Krieges.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  8. Vom 1. April bis 31. Juli 1972.
  1. a b c Lage, Fläche, Einwohner. In: Webauftritt. Gemeinde Kalbach, abgerufen im August 2024.
  2. The German beginning of Fulda, Ohia (engl.) (Memento vom 3. Dezember 2002 im Webarchiv archive.today)
  3. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 394 und 395 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  4. a b Hauptsatzung. (PDF; 111 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Kalbach, abgerufen im August 2024.
  5. a b c d e Mittelkalbach, Landkreis Fulda. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 157 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  9. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 68, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  10. Gerhard Reinhold: Otto-Glocken. Familien- und Firmengeschichte der Glockengießerdynastie Otto. Selbstverlag, Essen 2019, ISBN 978-3-00-063109-2, S. 588, hier insbes. S 509, 520, 528.
  11. Gerhard Reinhold: Kirchenglocken – christliches Weltkulturerbe, dargestellt am Beispiel der Glockengießer Otto, Hemelingen/Bremen. Nijmegen/NL 2019, S. 556, hier insbes. S. 476, 484, 489, 504, urn:nbn:nl:ui:22-2066/204770 (Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen).
  12. Ortsbeiratswahl Mittelkalbach. In: Votemanager. Gemeinde Kalbach, abgerufen im August 2024.
  13. Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Kalbach, abgerufen im August 2024.
  14. RP Darmstadt "Landesplanungsrechtliches Verfahren - Aktuelles Raumordnungsverfahren"@1@2Vorlage:Toter Link/rp-darmstadt.hessen.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2022. Suche in Webarchiven)
  15. Vorzugsvariante für Neubaustrecke Gelnhausen – Fulda steht fest. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 10, Oktober 2018, ISSN 1421-2811, S. 544.
  16. Regierungspräsidium Kassel: "Ausbau/Neubau Schienenstrecken NBS Gelnhausen - Kalbach" (Memento vom 20. November 2021 im Internet Archive)
  17. Baugrund wird untersucht: Bohrungen in Vorbereitung der neuen Bahnstrecke (Memento vom 2. Dezember 2021 im Internet Archive)
  18. Neubaustrecke Gelnhausen – SFS Fulda/Würzburg, BIM Planungsleistungen LPH 1-2 (Option 3-4, 6-7). In: bieterportal.noncd.db.de. 9. Februar 2022, abgerufen am 9. Februar 2022.
  19. Osthessen-News vom 22. Oktober 2020: „Geplanter Bahnausbau: Vier Kommunen sprechen sich gegen Variante IV aus!“
  20. Viel Kritik seitens der betroffenen Kommunen - Bahnstrecke Hanau-Würzburg/Fulda: Jetzt äußern sich die Bürgermeister
  21. FAZ: ICE raste in Schafherde