Stauferstele

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2012 eingeweihte Stauferstele vor der Burg Niederhaus

Stauferstelen sind oktogonale Gedenksteine, die im Rahmen eines Projekts des Komitees der Stauferfreunde "an Europas herausragendsten Stauferstätten"[1] errichtet werden. Die erste Stauferstele wurde am 13. Dezember 2000, dem 750. Todestag des letzten Stauferkaisers Friedrich II., in Fiorentino in Italien eingeweiht. Es folgten Stelen in Deutschland, Frankreich, Österreich und Tschechien.[2]

Die Kunstwerke werden vom Komitee der Stauferfreunde mit den auf den jeweiligen Standort bezogenen historisch fundierten Texten konzipiert. Bildhauer ist Markus Wolf aus Stuttgart-Plieningen, der durch seine historischen Denkmäler international bekannt geworden ist.[3]

Oktogonale Form

Die Stauferstelen greifen den oktogonalen Grundriss auf, den beispielsweise auch das von Friedrich II. gebaute Castel del Monte aufweist.[4] Sie bestehen aus vier Teilen (Basis, Schaftstück, Mittelstück, Kronenstück). Sie sind ab Oberkante der Basis 2,5 Meter hoch und haben bei einer Seitenlänge von 33 Zentimetern eine Breite (Abstand zwischen zwei gegenüberliegenden Flächen) von 80 Zentimetern. Den oberen Abschluss bildet ein die achteckige Reichskrone symbolisierendes goldenes Band. Die Inschriften sind immer auf vier der acht Seitenflächen verteilt. Über den vier Inschriften ist jeweils ein Wappen eingemeißelt. Einzige Ausnahme ist die Stele in Klosterneuburg, wo auf einer Seite zwei Wappen stehen.[5]

Die Stele auf dem Hohenstaufen ist 88 Zentimeter breit und 2,75 Meter hoch. Sie ist damit 10 % größer als alle anderen Stelen, was diesen Berg als Namensgeber für das Geschlecht der Staufer hervorheben soll.[6]

Material

Die Mehrzahl der Stelen besteht aus rahmweiß gebändertem Jura-Travertin (eine spezielle Sorte von Jura-Marmor) aus Pappenheim im Altmühltal.[6] Abweichend besteht die Stele auf dem Hohenstaufen aus apulischem Trani-Marmor, während die beiden Stelen in Haguenau[7] und auf dem Trifels[8] aus rotem Sandstein aus den Vogesen angefertigt sind.[9]

Eine Stele wiegt einschließlich Basisplatte 4,5 Tonnen. Alle Stelen sind massiv, dies führt zu der imposanten Wirkung.[6]

Die Stele in Fiorentino ist zudem erdbebensicher gelagert: im Inneren der Stele befindet sich ein Verankerungssystem, das bei horizontal auftretenden Kräften wie bei einem Erdbeben zum Verschieben der Trommeln führt und nicht zur Zerstörung.[6]

Bei der Stele in Schwäbisch Gmünd sind die Basisplatte und die drei Trommeln miteinander verdübelt. Dadurch kann man diese Stele am Stück versetzen, wenn dies im Rahmen einer Großveranstaltung auf dem Johannisplatz erforderlich ist.[10]

Beispiel Kloster Lorch

Das Benediktinerkloster Lorch wurde um 1102 von dem Staufer Herzog Friedrich I. als Familien-Grablege gestiftet, wenngleich keiner der späteren Staufer-Könige und -Kaiser dort bestattet wurde. Die aus Jura-Travertin gefertigte Stele am Eingang vom Kloster Lorch wurde im August 2008 zum 800. Todestag von Irene von Byzanz eingeweiht. Irene war eine aus Konstantinopel stammende Kaisertochter und Frau des Stauferkönigs Philipp von Schwaben. Sie flüchtete nach der Ermordung ihres Mannes von Bamberg auf die Stammburg auf dem Hohenstaufen, starb dort kurze Zeit später und wurde im Kloster Lorch begraben. Sie ist die prominenteste Stauferin in der Lorcher Grablege. Die Stele wurde von Irene und Herbert Marek gestiftet.[11]

Galerie

Standorte in Italien, Frankreich, Deutschland, Österreich und Tschechien

Nr.
 
Jahr
 
Standort[13]
[Lage]
Wichtigster historischer Anlass
Datum der Einweihung – Stifter
Bild
 
1
 
2000
 
Castel Fiorentino
Apulien (IT)
Kaiser Friedrich II. ist hier 1250 gestorben
13. Dezember 2000 – Amicus Friderici II. (Johann Heinrich von Stein)
2
 
2002
 
Hohenstaufen
Baden-Württemberg (D)
Der erste Stauferherzog Friedrich I. hat hier um 1070 die namensgebende Stammburg der Staufer gegründet
1. Juni 2002 – Manfred Hartmann, Gerhard Raff, Johann Heinrich von Stein, Erwin Sulzberger
3
 
2006
 
Haguenau
Elsass (F)
Lieblingspfalz von Kaiser Friedrich II.
21. Oktober 2006 – Renate und Adolf Heldele
4
 
2007
 
Waiblingen
Baden-Württemberg (D)
Ursprung des Begriffs der Ghibellinen für die Anhänger der Staufer
30. Juni 2007 – Eva Mayr-Stihl und Robert Mayr
5
 
2008
 
Kloster Lorch
Baden-Württemberg (D)
Der erste Stauferherzog Friedrich I. hat 1102 das Kloster als Familiengrablege gestiftet
30. August 2008 – Irene und Herbert Marek
6
 
2008
 
Trifels
Rheinland-Pfalz (D)
Königspfalz, in der die Staufer die Reichskleinodien aufbewahrten und 1193 Richard Löwenherz gefangen hielten
4. Oktober 2008 – Ulrich Gassmann und Reinhardt Grossmann
7
 
2008
 
Kloster Adelberg
Baden-Württemberg (D)
Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat 1188 mit seinen Söhnen der Altarweihe beigewohnt
17. Oktober 2008 – Ursula und Albrecht Egerer
8
 
2009
 
Klosterneuburg
Niederösterreich (A)
Agnes von Waiblingen, Ehefrau des ersten Stauferherzogs Friedrich I., hat hier 1106 in zweiter Ehe den Babenberger Leopold III. geheiratet
17. April 2009 – Kreissparkasse Göppingen
9
 
2009
 
Bari
Apulien (IT)
Kaiser Friedrich II. hat hier das Normannenkastell ab 1233 erweitert
7. Mai 2009 – Peregrinus Klaus Degerlochensis
10
 
2009
 
Bad Wimpfen
Baden-Württemberg (D)
Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat hier um 1165 die größte Königspfalz nördlich der Alpen gegründet
12. Juli 2009 – Irmgard Schmid-Maybach
11
 
2009
 
Weinsberg
Baden-Württemberg (D)
König Konrad III. hat hier 1140 über Welf VI. gesiegt (Weibertreu-Sage)
19. September 2009 – Hermann Windmüller
12
 
2010
 
Rothenburg ob der Tauber
Bayern (D)
König Konrad III. hat hier nach 1142 eine Reichsburg gegründet
19. September 2010 – Gunter Haug und Gerhard Raff
13
 
2011
 
Besigheim
Baden-Württemberg (D)
Der spätere Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat 1153 die Schenkung des Hofs Besigheim vom Kloster Erstein an Hermann III. von Baden bestätigt
7. Mai 2011 – Ulrich Hartmann
14
 
2012
 
Schwäbisch Gmünd
Baden-Württemberg (D)
Älteste, vor 1162 gegründete Stauferstadt
31. März 2012 – Margarete Nuding
15
 
 
2012
 
 
Markgröningen
Baden-Württemberg (D)
[48° 54′ 17″ N, 9° 4′ 52,3″ O]
Hartmann I. von Grüningen hat 1246 bei der Schlacht von Frankfurt verräterisch die Seite gewechselt und so den Untergang der Staufer eingeleitet
21. April 2012 – Annemarie und Heinz Griesinger
 
16
 
2012
 
Burg Niederhaus
Bayern (D)
Burg Friedrichs von Hürnheim, der 1268 zusammen mit Konradin in Neapel enthauptet wurde
6. Mai 2012 – "Wirtemberg dedit" (Wunschstele)
17
 
2012
 
Göppingen
Baden-Württemberg (D)
Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat 1154 "apud Geppingen" eine Urkunde für das Kloster Lorch ausgestellt
15. Juni 2012 – Familie Ulrich Weiss
18
 
2012
 
Ellwangen
Baden-Württemberg (D)
Der Ellwanger Abt Kuno I. hat 1220 in Rom die Krönung von Friedrich II. mit Papst Honorius III. verhandelt
9. September 2012 – Georg und Ursula Lochner
19
 
 
2012
 
 
Kloster Maulbronn
Baden-Württemberg (D)
[49° 0′ 2″ N, 8° 48′ 51,1″ O]
Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat das Kloster 1156 unter seinen Schutz gestellt
15. September 2012 – Irmgard Schmid-Maybach
 
20
 
2012
 
Justingen
Baden-Württemberg (D)
Anselm von Justingen hat 1212 den späteren Kaiser Friedrich II. von Sizilien nach Deutschland geholt
7. Oktober 2012 – Bernd Krißler und Ursula Krißler-Zink
21
 
2013
 
Cheb
Tschechien
Der spätere Kaiser Friedrich II. hat 1213 die Goldbulle von Eger ausgestellt
12. Juli 2013 – Annemarie Marliese Meissner
22
 
2013
 
Bad Boll
Baden-Württemberg (D)
Berta von Boll, möglicherweise Schwester des Stauferkönigs Konrad III., hat hier eine Propstei gestiftet
3. Oktober 2013 – Elisabeth Meyer-Fezer und Friedrich Meyer (†)
23
 
2013
 
Dinkelsbühl
Bayern (D)
Kaiser Friedrich I. Barbarossa hat um 1170/1180 die Stadt gegründet
12. Oktober 2013 – Andreas und Ingeborg Raab
24
 
2014
 
Heilbronn
Baden-Württemberg (D)
Nordhäuser Vertrag von König Heinrich (VII.) war 1225 Zwischenschritt auf dem Weg zur Stadtrechtsverleihung 1281
1. März 2014 – Barbara Weingart, Susanne Rettenmaier und Otto Maximilian Rettenmaier
25
 
2014
 
Hohenneuffen
Baden-Württemberg (D)
Heinrich I. von Neuffen hat 1212 den späteren Kaiser Friedrich II. von Sizilien nach Deutschland geholt
3. Mai 2014 – Mechthild und Roland Munk
26
 
2014
 
Wäscherburg
Baden-Württemberg (D)
Staufische Dienstmannenburg, die um 1230 in Sichtweite der Stammburg auf dem Hohenstaufen errichtet wurde
28. September 2014 – Hariolf Kottmann
27
 
2014
 
Bopfingen
Baden-Württemberg (D)
Schlacht bei Flochberg im Jahr 1150 mit dem Sieg des Staufers Heinrich (VI.) über Welf VI.
11. Oktober 2014 – Werner Schülen
28
 
2014
 
Baden-Baden
Baden-Württemberg (D)
Zusammenarbeit der Markgrafen von Baden mit den Staufern
18. Oktober 2014 – Normann Huck
29
 
2015
 
Kloster Denkendorf
Baden-Württemberg (D)
König Konrad III. und Kaiser Friedrich I. Barbarossa nahmen das Kloster unter ihren Schutz
25. April 2015 – Helga Dausinger-Illg und Friedrich Dausinger
30
 
2015
 
Bamberg
Bayern (D)
Grabstätte von König Konrad III. im Dom, Ermordung von König Philipp von Schwaben in der Alten Hofhaltung
13. Juni 2015 – Elfriede und Hartmut Hübler
31
 
2015
 
Königstein im Taunus
Hessen (D)
Kuno von Münzenberg, ein Reichskämmerer der Staufer, war Besitzer der Burg Königstein
13. September 2015 – Jutta Kempf-Mack und Roland Mack
32
 
2015
 
Esslingen am Neckar
Baden-Württemberg (D)
Der spätere Kaiser Friedrich II. schenkte 1213 die Pfarrkirche von Esslingen dem Domkapitel von Speyer
4. Juni 2016 – Stiftung Esslinger Kulturpreis

Kritik

Das selbstgesteckte Ziel dieses Projektes besteht darin, an Europas herausragendsten Stauferstätten[1] derartige Denkmäler zu errichten. Tatsächlich stehen jedoch über drei Viertel der Stauferstelen in Baden-Württemberg sowie unmittelbar angrenzend in Bayern (Stand Dezember 2014) und dort häufig an Orten, die für die Geschichte der Staufer eher bedeutungslos waren.[14] Andererseits fehlen im übrigen Deutschland und in Italien, den beiden Hauptwirkungsgebieten der Staufer, noch fast alle bedeutenden Orte. Auch die Niederlande und Spanien sind (Stand Mai 2016) nicht berücksichtigt, ebenso die Türkei und der Nahe Osten mit Schauplätzen dreier Kreuzzüge unter Führung staufischer Könige und Kaiser.[13]

Beispiele für Orte, die in der Geschichte der Staufer eine wichtige Rolle gespielt haben, sind Aachen, Frankfurt am Main, Gelnhausen, Konstanz, Mainz, Speyer, Nijmegen, Eguisheim, Sélestat, Foggia, Lucera, Melfi, Mailand, Neapel, Palermo, Rom, Barcelona, Istanbul, Silifke oder Jerusalem.

An den seit 2011 errichteten Stauferstelen ist für den Betrachter nicht mehr zu erkennen, dass sie keine normalen Einzeldenkmale sind, sondern als Stauferstele zu einem staatenübergreifenden Netzwerk gehören.[15]

Ein weiterer Kritikpunkt sind vierundzwanzig teils harmlose, teils aber auch gravierende Unrichtigkeiten und Irreführungen auf den Inschriften von achtzehn Stelen (Stand 2015). Diese sind in einer Errata-Liste dokumentiert.[16]

Die Stauferstele in Baden-Baden fiel bereits mehrfach Vandalismus zum Opfer, was möglicherweise mit einem ungünstig gewählten Standort zusammenhängt.[17]

Einzelnachweise

  1. a b Komitee der Stauferfreunde: Stauferfreunde stiften Stauferstelen, Gerlingen 2014, S. 12 (PDF; 122 KB). Abgerufen am 20. Oktober 2014.
  2. stauferstelen.net mit interaktiven Landkarten. Abgerufen am 11. Dezember 2013.
  3. Bildhauer auf stauferstelen.net. Abgerufen am 14. Mai 2014.
  4. Georg Friedrich Kempter: Das Oktogon als architektonische Grundform (PDF; 187 kB). Abgerufen am 14. Dezember 2013.
  5. Klosterneuburg 2009 auf stauferstelen.net. Abgerufen am 14. Mai 2014.
  6. a b c d e Peter Koblank: Wie eine Stauferstele entsteht. Vom Steinbruch bis zur Einweihung in Justingen am 7. Oktober 2012. Abgerufen am 7. Oktober 2012.
  7. Peter Koblank: Die verschwundene Königspfalz von Haguenau. Auf den Spuren einer staufischen Wasserburg im Elsass. Abgerufen am 17. Februar 2013.
  8. Peter Koblank: Wer den Trifels hat, hat das Reich. Die Stauferstele auf der einstigen Reichsburg in Rheinland-Pfalz. Abgerufen am 26. Mai 2013.
  9. Peter Koblank: Der Steinbruch von Rothbach. Im Elsass wird roter Vogesensandstein unter Tage abgebaut. Abgerufen am 16. Juni 2013.
  10. Schwäbisch Gmünd 2012 auf stauferstelen.net. Abgerufen am 16. Oktober 2014.
  11. Kloster Lorch 2008 auf stauferstelen.net. Abgerufen am 14. Mai 2014.
  12. Peter Koblank: Millimeterarbeit mit einem 35-Tonner. Spektakulärer Aufbau einer Stauferstele. Abgerufen am 20. Oktober 2014.
  13. a b Landkarten auf stauferstelen.net. Abgerufen am 16. Juni 2015.
  14. Peter Koblank: Stauferstele – quo vadis? Netzwerk an Europas herausragendsten Stauferstätten. Abgerufen am 28. Februar 2015.
  15. Besigheim 2011 auf stauferstelen.net. Abgerufen am 6. Dezember 2014.
  16. Peter Koblank: Errata der Stauferstelen. Man sollte die Worte genau prüfen, die man in Stein hauen lässt. auf stauferstelen.net. Abgerufen am 15. September 2015.
  17. Yannic Weber: Vandalismus an der Stauferstele in Baden-Baden. Offener Brief auf goodnews4.de. – Siehe auch: Opfer von permanentem Vandalismus auf stauferstelen.net. Beides abgerufen am 6. November 2015.
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