Treis an der Lumda

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Treis an der Lumda
Wappen von Treis an der Lumda
Koordinaten: 50° 40′ N, 8° 47′ OKoordinaten: 50° 40′ 7″ N, 8° 47′ 3″ O
Höhe: 190 m ü. NHN
Fläche: 13,63 km²[1]
Einwohner: 2126 (Jun. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte: 156 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35460
Vorwahl: 06406
Ansicht von Westen
Ansicht von Westen

Treis an der Lumda ist ein Stadtteil von Staufenberg im mittelhessischen Landkreis Gießen. Der Ort liegt an beiden Ufern der Lumda am Hang des Totenberges und bildet topographisch im Lumdatal die Talenge. In West-Ost-Richtung verläuft die Landesstraße 3146 durch den Ort.

Burg Treis (l.) und Burg Ellhaus (r.)

Die Gegend um Treis war schon sehr früh besiedelt; das beweisen Siedlungsplätze der Altsteinzeit unter Abris von Quarzitfelsen.

Die älteste erhaltene urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte unter dem Namen Treyse im Jahr 1237 in einer Kurmainzer Urkunde.[3] In späteren Urkunden wurde der Ort unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[3] Treyse juxta Lunam (1267), Treysa prope Nordeckin (um 1300), Treysse uff der Lomme (1478) und Treis an der Lumbde (Niveaukarte Kurfürstentum Hessen 1840–1861).

Treis gehörte seit Anfang des 19. Jahrhunderts zum Kurfürstentum Hessen. Dieses unterlag als Verbündeter Österreichs 1866 im Preußisch-Österreichischen Krieg dem Königreich Preußen und wurde daraufhin von Preußen annektiert. Treis wurde allerdings bald darauf im Friedensvertrag vom 3. September 1866 von Preußen an das Großherzogtum Hessen(-Darmstadt) abgetreten.[4]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Treis an der Lumda kraft Landesgesetz zum 1. Juli 1974 mit der Stadt Staufenberg und den Gemeinden Mainzlar und Daubringen zur neuen Stadt Staufenberg zusammengeschlossen.[5][6] Für Treis an der Lumda wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[7]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Treis an der Lumda angehört(e):[3][8]

Gerichte seit 1821

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Materielles Recht

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In Treis galt im 19. Jahrhundert kurhessisches Recht. Dieses behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit des Ortes zum Großherzogtum Hessen ab 1866.[12] Es wurde erst zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst.

Gerichtsverfassung

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Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) waren die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Fronhausen war als Gericht in erster Instanz für Treis zuständig.[13] In Treis wurde ein Assistenzamt eingerichtet, das 1833 als eigenständiges Justizamt Treis ausgegliedert wurde.

Im Großherzogtum Hessen gehörte Treis zum Bezirk des Landgerichts Gießen. Das Deutsche Gerichtsverfassungsgesetz von 1879 führte zu einer einheitlichen Gerichtsorganisation im ganzen Reich. Das Hofgericht Gießen wurde nun als „Landgericht Gießen“ zur übergeordneten „Zweiten Instanz“ in der Provinz Oberhessen, während die Gerichte erster Instanz in Amtsgericht umbenannt wurden.

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in „Treis an der Lumda“ 2061 Einwohner. Darunter waren 105 (5,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 333 Einwohner unter 18 Jahren, 849 zwischen 18 und 49, 459 zwischen 50 und 64 und 417 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 942 Haushalten. Davon waren 309 Singlehaushalte, 267 Paare ohne Kinder und 276 Paare mit Kindern, sowie 81 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 216 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 627 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[14]

Einwohnerentwicklung

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Treis an der Lumda: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2019
Jahr  Einwohner
1834
  
1.171
1840
  
1.201
1846
  
1.252
1852
  
1.266
1858
  
1.218
1864
  
1.245
1871
  
1.085
1875
  
1.073
1885
  
1.052
1895
  
1.086
1905
  
1.168
1910
  
1.179
1925
  
1.209
1939
  
1.327
1946
  
1.906
1950
  
1.924
1956
  
1.779
1961
  
1.871
1967
  
1.948
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
2.061
2016
  
2.055
2019
  
2.062
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[3]; Stadt Staufenberg[15]; Zensus 2011[14]

Historische Erwerbstätigkeit

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• 1961: Erwerbspersonen: 238 Land- und Forstwirtschaft, 488 Prod. Gewerbe, 106 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 122 Dienstleistungen und Sonstiges.[3]

Historische Religionszugehörigkeit

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• 1961: 1486 evangelische, 372 römisch-katholische Einwohner[3]

Jüdische Gemeinde

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Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof

In Treis an der Lumda werden im 17. Jahrhundert erstmals Juden erwähnt. 1861 lebten im Ort 72 jüdische Einwohner, die eine eigenständige jüdische Gemeinde mit eigener Begräbnisstätte bildeten. Deren Synagoge wurde 1829 erbaut und nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen.[16] Der Jüdische Friedhof Welt-Icon ist erhalten.

Für Treis an der Lumda besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Treis an der Lumda) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[7] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 60,78 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglied der SPD, zwei Mitglieder der CDU und zwei Mitglieder der Freien Wählern (FW).[17] Der Ortsbeirat wählte Andreas Becker (FW) zum Ortsvorsteher.[18]

Am 26. August 1970 wurde der Gemeinde Treis an der Lumda ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: In Silber unter einem roten Schildhaupt ein mit einem silbernen Kirchturm belegter roter Pfahl, beseitet von je drei schwarzen in der Spitze einander zugeordneten Herzen.[19]

Kulturdenkmäler

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  • Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert mit einem südlichen Flankenturm errichtet und vereint romanische mit gotischen Elementen.
  • Am linken Flussufer liegt die Burg Ellhaus (Burg Milchling), die 1679 erweitert wurde.
  • Am rechten Ufer steht ein burgartig befestigter Hof, die Burg Treis, genannt „Burg am Wasser“, mit Ringmauer, Eckturm und Rundturm. Der Bau war später Amthaus und Sitz des bis 1866 bestehenden Justizamtes Treis.
  • Die alte Försterei war vormals das Verwaltungsgebäude der Adelsfamilie Schutzbar genannt Milchling.
Ehem. Bahnhof

Der Ort Treis hatte einen Bahnhof an der Lumdatalbahn (Lollar-Grünberg), die 1902 erbaut und im Personennahverkehr am 30. Mai 1981 stillgelegt wurde. Derzeit ist eine Reaktivierung der Bahnstrecke mit einem Haltepunkt in Treis geplant. Seit den 1970er Jahren besteht außerdem ein Busanschluss über Staufenberg und Lollar (mit Anschluss an die Main-Weser-Bahn) nach Gießen; heute (Stand 2022) wird diese Strecke von der Buslinie 371 des Rhein-Main-Verkehrsverbundes bedient, die von Londorf nach Gießen verkehrt.

Durch Treis verläuft der Radwanderweg Lumda-Wieseck, der in Lollar Anschluss an den Lahntalradweg hat.[20]

Persönlichkeiten

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Commons: Treis an der Lumda – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Fronhausen) und Verwaltung
  3. Der Norddeutsche Bund war der erste deutsche Bundesstaat unter der Führung Preußens. Er war die geschichtliche Vorstufe des Deutschen Reichs. Infolge des Deutschen Krieges wurde die Provinz Oberhessen dort zwangsweise Mitglied.
  4. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurden die Provinz Oberhessen aufgelöst.
  5. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Stadt Staufenberg.

Einzelnachweise

  1. „Zahlen Daten Fakten“ (Memento vom 1. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Webauftritt der Stadt Staufenberg, abgerufen im Januar 2017.
  2. Haushaltsplan 2020, Vorbericht: Bevölkerungsentwicklung In: Webauftritt der Stadt Staufenberg, abgerufen im Juli 2021.
  3. a b c d e f Treis an der Lumda, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 3. Januar 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  4. Art. 15, Nr. 4 des Friedensvertrages, abgedruckt bei: Ernst Rudolf Huber: Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte 2 = Deutsche Verfassungsdokumente 1851–1900. 3. Aufl., Stuttgart 1986. ISBN 3-17-001845-0, Nr. 192, S. 260ff.
  5. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  6. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 365 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  7. a b Hauptsatzung. (PDF; 27 kB) § ? In: Webauftritt. Stadt Staufenberg, abgerufen im Juli 2021.
  8. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 121–123 (online bei Google Books).
  10. Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  12. Arthur B. Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 104, 46 und beiliegende Karte.
  13. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  14. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 9 und 48, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  15. Einwohnerzahlen der Stadt Staufenberg: 2016, 2019
  16. Treis an der Lumda (Stadt Staufenberg/Hessen, Kreis Gießen) – Jüdische Geschichte / Synagoge auf www.alemannia-judaica.de
  17. Ortsbeiratswahl Treis an der Lumda. In: Votemanager. Stadt Staufenberg, abgerufen im September 2023.
  18. Ortsbeirat Treis. In: Webauftritt. Stadt Staufenberg, abgerufen im September 2023.
  19. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Treis an der Lumda, Landkreis Gießen vom 26. August 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 37, S. 1785, Punkt 1671 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,9 MB]).
  20. Radwanderweg Lumda-Wieseck bei www.giessener-land.de
  21. Deutsche Nationalbibliothek. Abgerufen am 10. Juni 2016.