Uničov

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Uničov
Wappen von Uničov
Uničov (Tschechien)
Uničov (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Olomoucký kraj
Bezirk: Olomouc
Fläche: 4827[1] ha
Geographische Lage: 49° 46′ N, 17° 7′ OKoordinaten: 49° 46′ 15″ N, 17° 7′ 17″ O
Höhe: 248 m n.m.
Einwohner: 11.122 (1. Jan. 2023)[2]
Postleitzahl: 783 81–783 91
Kfz-Kennzeichen: M
Verkehr
Bahnanschluss: Šternberk–Lichkov
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 9
Verwaltung
Bürgermeister: Radek Vincour (Stand: 2016)
Adresse: Masarykovo nám. 1
783 91 Uničov 1
Gemeindenummer: 505587
Website: www.unicov.cz

Uničov (deutsch Mährisch Neustadt) ist eine Stadt mit knapp 11.500 Einwohnern im tschechischen Verwaltungsbezirk Okres Olomouc.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt liegt in der historischen Region Mähren, 22 km nordwestlich von Olmütz (Olomouc) an der Oskava, in die 1 km oberhalb der Stadt die Oslava einmündet, und befindet sich in 248 m Höhe über dem Meeresspiegel.

Stadtgliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Uničov besteht aus den Ortsteilen Benkov (Pinke), Brníčko (Pirnik), Dětřichov (Dittersdorf), Dolní Sukolom (Salbnuß), Horní Sukolom (Aichen), Nová Dědina (Schröffelsdorf), Renoty (Einoth), Střelice (Strelitz) und Uničov (Mährisch Neustadt)[3], die zugleich auch Katastralbezirke bilden.[4]

  • Benkov liegt westlich von der Stadt. Zwischen Benkov und Uničov liegen zwei Berge, der Šibeník (Galgenberg) und der Benkovský kopec (Berg von Benkov). Auf beiden befinden sich Stadtwasserwerke.
  • Brníčko liegt östlich der Stadt auf dem linken Ufer der Oskava. In der Gemarkung des Dorfes liegt das Werk UNEX a. s. Dieses Werk hat in der Vergangenheit Kräne, Bagger und andere große Maschinen produziert. Durch Brníčko führt an der Straße Nr. 444 von Uničov nach Šternberk. Dort befindet sich auch eine Eisenbahnhaltestelle.
  • Dětřichov liegt südlich der Stadt auf dem rechten Ufer der Oskava und oberhalb der Einmündung der Lukavice. In der Nähe befindet sich ein privater Flughafen für Kleinflugzeuge.
  • Dolní Sukolom liegt nordöstlich der Stadt auf dem linken Ufer der Oskava. Nahebei befindet sich das Freibad der Stadt Uničov.
  • Horní Sukolom liegt nördlich von Dolní Sukolom auf dem linken Ufer der Oslava.
  • Nová Dědina liegt nördlich der Stadt auf dem rechten Ufer von Oskava. In den 1980er-Jahren wurde hier ein neues Chemiewerk gebaut. Dieses Werk produzierte früher Medikamente für Tiere und stellt jetzt Tierfutter her.
  • Renoty liegt südlich der Stadt und westlich von Dětřichov.
  • Střelice liegt ebenfalls südlich der Stadt. Durch Střelice führt die Straße Nr. 449, die die Städte Litovel und Uničov verbindet.

Grundsiedlungseinheiten sind Benkov, Brníčko, Brníčko-západ, Dětřichov, Dolní Sukolom, Dukelská, Horní Sukolom, Na zastávce, Nová Dědina, Pod Šibeníkem, Poděbradova, Průmyslový obvod, Renoty, Stromořadí, Střelice, U loučky, U nemocnice, U Oskavy, U parku, U Střelic, U trati, Uničov-střed und Za drůbežárnou.[5]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptplatz mit Mariensäule
Rathaus

Uničov entstand im frühen 13. Jahrhundert.[6] Sie ist das älteste mit Stadtrechten ausgezeichnete Gemeinwesen in Mähren. Mährisch-Neustadt wurde nach zehnjährigem planmäßigen Aufbau im Jahre 1223 das Magdeburger Recht verliehen. Als königliche Stadt unterstand sie direkt dem böhmischen König.

Nach dem Tartarensturm von 1241 besiedelte der Bischof von Olmütz Bruno von Schauenburg als Vertrauter des böhmischen Königs Wenzel I. weite Teile Nordmährens mit Bau- und Handwerkern seiner norddeutschen Heimat, so auch Mährisch-Neustadt und dessen Umgebung. Zu dieser Zeit wurden hier deutsche Dörfer gegründet. Nachdem der tschechische Reformator Jan Hus im Jahre 1415 als Ketzer verbrannt worden war und sich seine empörten, meist tschechischen Anhänger gegen König Wenzel II. und die katholische Kirche auflehnten, entbrannte ein blutiger Bürgerkrieg. So stand schließlich auch ein hussitisches Heer am Tag vor Mariä Himmelfahrt im Jahre 1424 vor der königlichen Stadt und zündete die Vorstadt an. Die Bürger der Stadt flehten um göttliche Hilfe. Eine junge Frau namens Cordula soll gelobt haben, dass sie jährlich einen Wachsstock in der Länge der Stadtmauer ziehen würde, wenn die Stadt nur gerettet würde. Als die Stadt tatsächlich verschont wurde, interpretierten gläubige Stadtbewohner dies als Erfüllung ihrer Bitte und übertrugen die Legende vom Gelübde der Cordula von Generation zu Generation. Dabei übernahmen angesehene Bürgersfrauen, die Wachsstockfrauen, die Aufgabe des Wachsstockziehens.

Im Jahr 1926 wurde besonders der Ortsteil Salbnuß (heute: Dolni Sukolom) durch ein Hochwasser überschwemmt.[7]

Von 1938 bis 1945 gehörte Mährisch Neustadt zum Landkreis Sternberg im Reichsgau Sudetenland, Regierungsbezirk Troppau, des Deutschen Reichs.

Ab 1941 wurde das Fest des Wachsstockziehens nicht mehr gefeiert. Bis 1944 war es von der nationalsozialistischen Stadtführung aus Verkehrssicherheitsgründen verboten, 1945 sorgte die Rote Armee dafür und ab 1946 die Vertreibung der Deutschen aus Uničov. Da diese vornehmlich in Mittelhessen angesiedelt wurden, feierten sie nun das Fest am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt in Limburg in der Marienkirche der Pallottiner. Eine Nachfeier gibt es am darauffolgenden Sonntag in Naumburg. 1956 übernahm die Stadt Limburg die Patenschaft für die aus ihrer Heimat vertriebenen Mährisch-Neustädter Deutschen. Seit den 2000er Jahren wird das Wachsstockfest auch von der katholischen Gemeinde in Uničov gefeiert.

1948 wurde in Uničov eine Maschinenfabrik gebaut.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1945

Jahr Einwohner Anmerkungen
1658 0963 acht Jahre nach Abzug der Schweden[8]
1834 3.787 bis auf fünf Evangelische sämtlich Katholiken, meist deutschsprachige Einwohner[9]
1900 5.090 meist deutsche Einwohner[10]
1930 4.738 [11]
1939 4.442 [11]

Bevölkerungsentwicklung nach Ende des Zweiten Weltkriegs[12]

(Stand: 31.12. des jeweiligen Jahres)

Jahr Einwohner
1971 10.112
1980 12.617
1990 13.264
2000 12.514
Jahr Einwohner
2010 11.937
2020 11.281
2022 11.122

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Medel-Tor, rechts im Hintergrund die Pfarrkirche
Bürgerhäuser auf dem Hauptplatz, dahinter ist das Kloster zu sehen
Adlerbrunnen
  • Stadtbefestigung mit Basteien
  • Medel-Tor
  • Mariensäule
  • Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt
  • Minoritenkloster mit Kreuzerhöhungskirche
  • Rathaus
  • Städtisches Gefängnis, heute ein Museum
  • Adler- und Neptunbrunnen
  • Statue Josephs II.

Partnerstädte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Uničov verbunden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jan Březina (* 1954), tschechischer Politiker, 1995–1997 Bürgermeister der Stadt

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martin Zeiller: Neustatt. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 103 (Volltext [Wikisource]).
  • Skizze einer Geschichte der königl. Stadt Mährisch-Neustadt. In: Brünner Wochenblatt zur Beförderung der Vaterlandskunde, zur Belehrung und Unterhaltung. Nr. 8 und Nr. 9 vom 28. Januar bzw. 1. Februar 1825, S. 29–30 und 34–36 (books.google.de).
  • Johann Nepomuck Eugl: Geschichte der königlichen Stadt Mährisch-Neustadt. Olmütz 1832 (books.google.de).
  • Johann Kux: Geschichte der königl. Stadt Mährisch-Neustadt: zu deren 700-Jahr-Feier der Verleihung deutschen Rechtes. Verlag der Stadtgemeinde, Mährisch Neustadt 1923 - 317 Seiten.
  • Franz Josef Parsch: Mährisch-Neustadt. Eine Beschreibung dieser Stadt sammt Umgebung in Versen. Neutitschein 1871 (books.google.de).
  • Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren. Topographisch, statistisch und historisch geschildert. 2. Auflage, Band V: Olmützer Kreis. Brünn 1845, S. 142–154 (books.google.de).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Uničov – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. uir.cz
  2. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  3. uir.cz
  4. uir.cz
  5. uir.cz
  6. Matthias Raschendorfer: Wachsstockfest in Naumburg@1@2Vorlage:Toter Link/www.katholische-kirche-naumburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. Abgerufen am 21. August 2011
  7. Sternberger Heimat-Post, 1965, Heft 10
  8. Johann Nepomuck Eugl: Geschichte der königlichen Stadt Mährisch-Neustadt. Olmütz 1832, S. 127.
  9. Gregor Wolny: Die Markgrafschaft Mähren. Topographisch, statistisch und historisch geschildert. 2. Auflage, Band V: Olmützer Kreis, Brünn 1845, S. 142.
  10. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 13, leipzig und Wien 1908, S. 117.
  11. a b Michael Rademacher: Landkreis Sternberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  12. Database of Demographic Indicators for Selected Towns of the Czech Republic. Tab. 211. In: www.czso.cz. Abgerufen am 1. November 2023.