Wasserkuppe

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Wasserkuppe

Blick von der Milseburg zur Wasserkuppe

Höhe 950,21 m ü. NN
Lage Landkreis Fulda, Hessen, Deutschland
Gebirge Rhön (Hohe Rhön)
Dominanz 60 km → Großer Beerberg (Thüringer Wald)
Schartenhöhe 585 m ↓ Römhild[1]
Koordinaten 50° 29′ 53″ N, 9° 56′ 16″ OKoordinaten: 50° 29′ 53″ N, 9° 56′ 16″ O
Wasserkuppe (Hessen)
Wasserkuppe (Hessen)
Gestein Basalt, Buntsandstein
Erschließung Straße bis nahe an die Bergkuppe
Besonderheiten * Höchster Berg Hessens
  • Ursprung der Fulda
  • großes Segelflugzentrum
    („Wiege des Segelflugs“)
pd3

Die Wasserkuppe ist mit 950,2 m ü. NN der höchste Berg der Rhön und zugleich die höchste Erhebung in Hessen.

An diesem wasserreichen Berg, der überregional als „Wiege des Segelflugs“ bekannt ist, entspringt die Fulda; weitere 30 Bäche haben hier ihren Ursprung.

Der Name „Wasserkuppe“ wird trotz des Quellenreichtums am Berg nicht auf das Wort Wasser, sondern auf das mittelhochdeutsche Wort „Wass“ zurückgeführt, das einen Weideplatz bezeichnet.

Geografische Lage

Die Wasserkuppe erhebt sich im Landkreis Fulda etwa 20 km östlich der Stadt und 5,3 km nördlich von Gersfeld. Poppenhausen liegt rund 4,7 km west-südwestlich und Wüstensachsen (Hauptort der Gemeinde Ehrenberg) etwa 5 km östlich (Entfernungen jeweils Luftlinie). Der Berg befindet sich im Naturpark Hessische Rhön und zugleich im Biosphärenreservat Rhön.

An der Südflanke der Wasserkuppe entspringt die Fulda (linker Quellfluss der Weser), an ihrer Südwestflanke die Lütter (Fulda-Zufluss). Der Nordausläufer der Wasserkuppe ist die Abtsrodaer Kuppe (905 m ü. NN), ihr Nordostausläufer heißt Schafstein (831,8 m) und ihr Südwestausläufer ist der Pferdskopf (874,9 m).

Geologie

Die Landschaft der Wasserkuppe ist geprägt durch Ganggesteine des Vulkanismus, die sich senkrecht durch eine Schichtstufenlandschaft aus Buntsandstein ziehen.

Geschichte

Segelflugwettbewerb 1932

Bereits in Dokumenten des 8. Jahrhunderts taucht die Wasserkuppe als Wasenkuppe, Asenberg oder Weideberg auf, was darauf hinweist, dass die Wiesen an der Wasserkuppe offenbar schon sehr früh als Weideland benutzt wurden.[2]

Darmstädter Studenten begannen 1910 mit Flugversuchen von der Wasserkuppe (siehe Akaflieg). Hierzu wurde der Segelflieger mittels eines Gummiseils angezogen und bekam durch Aufwinde am Hang Auftrieb. 1922 erreichte Arthur Martens eine Flugleistung von einer Stunde. Im selben Jahr gründete er „Martens Fliegerschule“. Ab Ende der 1920er-Jahre ging man in den Thermikflug über. Seit 1923 steht das Fliegerdenkmal, ein Bronzeadler auf einem vulkanischen Basaltschlot. Es erinnert an die gefallenen Flieger des Ersten Weltkriegs und wurde vom „Ring der Flieger“ errichtet.

1933 ging aus der hier ansässigen Rhön-Rossitten-Gesellschaft die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug hervor. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde eine militärische Flugschule eingerichtet und die meisten festen Gebäude wurden errichtet.

Während der Deutschen Teilung nutzten die US-amerikanischen Streitkräfte diese Gebäude und errichteten eine Radarstation. Diese wurde 1978 an die Bundeswehr übergeben. 1998 wurde deren Betrieb und damit die militärische Nutzung der Wasserkuppe eingestellt.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann die touristische Erschließung der Wasserkuppe.

Einrichtungen auf der Wasserkuppe

Auf der Wasserkuppe existieren heute ein großes Segelflugzentrum, ein Flugzentrum für Hängegleiter, Paragliding und Snowkiting, ein Segelflugmuseum, Hotels und Restaurants, ein Zeltplatz, Souvenirläden, eine Sommerrodelbahn, Skilifte und eine Jugendbildungsstätte.

Fliegerei

Das Fliegerdenkmal
Wasserkuppe aus einem Segelflugzeug

Das Segelflugzentrum auf der Wasserkuppe beinhaltet die älteste Segelflugschule der Welt, eine Gleitschirmflugschule, das Deutsche Segelflugmuseum und den Flugplatz Wasserkuppe für Segel- und Motorflugzeuge, der von den insgesamt vier ansässigen Segelflugvereinen genutzt wird. Während auf dem östlichen Teil des Flugfeldes mit der 670 Meter langen Asphaltbahn Motorflieger, Motorsegler und Segelflieger im F-Schlepp starten, ist der westliche Teil oberhalb der Straße, der sog. „Weltensegler“, der Windenstartplatz der Segelflieger. Darüber hinaus ist die Wasserkuppe auch ein beliebter Startplatz für Drachen-, Gleitschirm- und Modellflieger. Als Modellflugplatz ist die Abtsrodaer Kuppe beliebt.

Ganz in der Tradition des Berges finden jedes Jahr auf der Wasserkuppe zahlreiche Segelflugveranstaltungen und Modellflugwettbewerbe statt.

Zivile Observatorien

Radom und Rapsöl-Blockheizkraftwerk im Winter 2010

Auf dem Berg existieren eine Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sowie ein Gebäude der Deutschen Flugsicherung für die zivile Luftfahrt.

Militärische Nutzung

Bergkuppe der Wasserkuppe mit Radarkuppel
Flug über die Wasserkuppe 1996

Im Dritten Reich wurde „Martens Fliegerschule“ durch die Reichsluftwaffe übernommen. Sie errichtete unter anderem die drei heute als Jugendbildungsstätte der DJO genutzten Kasernengebäude mit der Ehrenhalle.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der damit verbundenen Teilung Deutschlands nutzten die US Air Force und die französischen Armée de l’air diese Gebäude und errichteten Ende der 50er-Jahre eine Radarstation unmittelbar auf dem Gipfel auf 950 Metern Meereshöhe. 1962 gab es fünf Radoms mit Rundumsuch- und Höhensuchradargeräten, diese wurden 1963, 1989, 1993 und 1998 resp. abgerissen. Aufgrund der unmittelbaren Lage der Wasserkuppe an der Zonen- und späteren innerdeutschen Grenze, am Eisernen Vorhang und der als Fulda Gap bekannten Besonderheit des Geländes hatte dieser Radarposten der US-Luftwaffe eine besondere strategische Bedeutung für die NATO. Sie war eingebunden in eine Frühwarnkette, die vom Nordkap bis in die Türkei reichte. Die militärische Anlage wurde ab 1975 schrittweise bis 1978 von der US-Armee an die Bundeswehr übergeben. Die letzte bis heute verbliebene Radarkuppel wurde ab 1990 auf einer 1989 abgerissenen Kuppel errichtet und ging 2003 in einen halbjährigen Probebetrieb.[3][4]

Seit Ende des Kalten Krieges ist eine militärische Nutzung des Gipfelareals nicht mehr erforderlich. 1998 verließ die Bundeswehr den Standort Wasserkuppe, der Betrieb der Radaranlage und damit die militärische Nutzung der Wasserkuppe wurden eingestellt. Das Gelände fiel an den Bund, später an Hessen und 2008 an die Stadt Gersfeld.[5]

Zivile Nutzung der ehemals militärischen Gebäude

Die Gebäude der Bundeswehr wurden zur Jugendbildungsstätte. 2008 begannen auf der Wasserkuppe Abriss-, Rückbau-, und Renaturierungsmaßnahmen. Erhalten bleiben sollten das Radom, das Gebäude der Flugsicherung sowie das Blockheizkraftwerk zur umweltfreundlichen lokalen Energieversorgung. Gegen den Abriss des Radoms sprach dessen Funktion als weithin sichtbare Landmarke, Wahrzeichen der Rhön und Mahnmal des Kalten Krieges und der deutschen Teilung. Das Radom wurde Ende Juni 2009 von der Stadt Gersfeld an die gemeinnützige Betreibergesellschaft Radom-Flug gGmbH (Radom-Flug) offiziell übergeben. Seitdem ist das markante Gebäude für die Zivilbevölkerung geöffnet. Es ist das höchstgelegene Gebäude des Bundeslandes Hessens. Eine kleine Ausstellung im Treppenhaus zeigt die Geschichte der Abhörstation auf Hessens höchstem Gipfel. Der mehr als 60 Meter lange Rundlauf um das Radom wird als 360-Grad-Aussichtsplattform und der imposante rund 14 Meter hohe und 2300 Kubikmeter fassende Kuppelraum für Kultur-Veranstaltungen und Ausstellungen und als Standesamt genutzt. Das Funktionsgebäude am Radom, in dem sich früher die Elektronik für das Radargerät befand, wird als Vereinsheim der beiden örtlichen Drachen- und Gleitschirmvereine genutzt. Die Umbaukosten betrugen insgesamt rund 215.000 Euro, die Hälfte wurde aus öffentlichen Mitteln finanziert, die andere Hälfte von der aus den beiden auf der Wasserkuppe beheimateten Drachen- und Gleitschirmflugvereinen gebildeten Radom-Flug und den Anrainergemeinden Poppenhausen (Wasserkuppe), Gersfeld und Ehrenberg aufgebracht. Veranschlagt wurden jährliche Betriebskosten von rund 60.000 Euro. Falls das Radom doch abgerissen werden muss, wurde von der Radom-Flug eine Kaution in Höhe von 120.000 Euro hinterlegt.[6][7]

Rapsöl-Blockheizkraftwerk

Seit 2003 wird auf der Wasserkuppe ein mit Rapsöl gespeistes Blockheizkraftwerk betrieben. Die Leistung beträgt maximal 410 kW elektrisch und 478 kW thermisch. Über ein Fernwärmenetz mit ca. 960 Trassenmetern werden die meisten Liegenschaften auf der Wasserkuppe aus dem Blockheizkraftwerk mit Wärme versorgt. Zur Absicherung der Wärmeversorgung sind in das Fernwärmenetz ein Pufferspeicher mit einem Speichervolumen von 13 m³ und eine Spitzenlastkesselanlage mit einer Maximalleistung von 1050 kW integriert.

Wintersport

Klimadiagramm der Wasserkuppe[8]

Die Wasserkuppe ist Zentrum des Wintersports in der Rhön. Skilifte und Loipen stehen im Winter zur Verfügung. Das Hochplateau wird zum Snowkiting genutzt. Am Nordhang liegt die Ski- und Rodelarena Wasserkuppe.

Amateurfunk

Seit März 2006 ist auf Hessens höchstem Berg eine Amateurfunkrelaisstation für Amateurfernsehen in Betrieb, mit dem Rufzeichen DB0TAN auf der Sendefrequenz 1280 MHz. Im April 2006 wurde das 70-cm-Amateurfunkrelais DB0WAS (438,950 MHz) in Betrieb genommen. Dieses Relais ist über den Funkweg mit den Amateurfunkrelais DB0WUR (Wurmberg/Harz) vernetzt, sodass über dieses Relais Verbindungen in einen Großteil der Bundesrepublik hergestellt werden können.[9]

Die Jugendbildungsstätte Wasserkuppe beherbergt im ehemaligen Funkraum die Clubstation der Fuldaer Funkamateure (DARC e. V. – Ortsverband Fulda). Die Clubstation verfügt über eine Kurzwellenstation sowie über UKW-Funkgeräte für das 2-m- und 70-cm-Amateurfunkband. Die Clubstation trägt das Rufzeichen DF0FU.

Lehrpfad

Mit ihrem Südwestausläufer Pferdskopf ist die Wasserkuppe durch einen geologischen Lehrpfad verbunden.

Verkehrsanbindung

Über die Südostflanke der Wasserkuppe verläuft ein Teil der B 284, von der in Richtung Norden der Hochrhönring abzweigt, über den man zur Bergkuppe gelangen kann und der in dieser Richtung zur B 458 führt.

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Jenrich: Die Wasserkuppe. Ein Berg mit Geschichte. Parzeller Verlag, Fulda 2007, ISBN 978-3-7900-0389-5.
  • Peter Riedel: Erlebte Rhöngeschichte 1911–1926. Band 1: Start in den Wind. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1977, ISBN 3-87943-539-1.
  • Peter Riedel: Erlebte Rhöngeschichte 1927–1932. Band 2: Vom Hangwind zur Thermik. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1984, ISBN 3-87943-981-8.
  • Peter Riedel: Erlebte Rhöngeschichte 1933–1939. Band 3: Über sonnige Weiten. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-613-01047-X.

Weblinks

Commons: Wasserkuppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Wasserkuppe – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Dominanzen und Prominenzen nach Highrisepages.de
  2. J. Jenrich, Die Wasserkuppe - Ein Berg mit Geschichte
  3. Norman Zellmer: Kuppelbau wird zum Kulturdenkmal In: Fuldaer Zeitung vom 12. Mai 2010
  4. Norman Zellmer: Eine Reise in die Zeit des Kalten Krieges In: Fuldaer Zeitung vom 1. September 2012
  5. Norman Zellmer: Hessens höchster Gipfel bekommt Profil In: Fuldaer Zeitung vom 15. Juli 2011.
  6. Norman Zellmer: Radom-Nebengebäude wird zum Vereinsheim In: Fuldaer Zeitung vom 8. Juni 2011.
  7. Radom Flug gGmbH
  8. Geoklima 2.1
  9. Betreiber-Homepage DB0WAS
  10.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!