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Weinstraße (Wagenstraße)

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Die Weinstraße ist eine alte Handelsstraße in Hessen (Deutschland), die in Nord-Süd-Richtung verlaufend den Frankfurter Raum mit norddeutschen Gebieten verbindet.

Der Name „Weinstraße“ steht im Hessischen für „Wagenstraße“ (hessisch wein, wän, wäng ‚Wagen‘; im Plural, süddeutsch: ‚Wägen‘), hat also zunächst nichts mit vergorenem Most zu tun. Der norddeutsche Teil der Wagenstraße wurde seit dem 17. Jahrhundert als Frankfurter Weg bezeichnet. Sie war nicht, wie die Bezeichnung „Straße“ vielleicht vermuten lässt, ein gepflasterter Weg, wie etwa die Römerstraßen, sondern bestand aus unbefestigten Wegen mit tief ausgefahrenen Radspuren.

Funktion und Geschichte

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Aufgrund der historischen Entwicklung sowie einiger topographischer Merkmale war Hessen schon seit der Römerzeit ein Verkehrs- und Handelszentrum in Mitteleuropa. Eine Reihe wichtiger Altstraßen durchquerten daher diesen Raum, neben der Weinstraße beispielsweise die Marendorfer Straße und die Langen Hessen.

Die Weinstraße war vor ihrer Funktion als Handelsstraße, wie viele Altstraßen, eine Heerstraße. Ab 772 ist für die „Weinstraße“ die Nutzung als Aufmarschstraße für die Sachsenkriege (772–804) in den heutigen Paderborner Raum belegt. Durch sogenannte „Straßenfesten“ war sie militärisch gesichert. Ihre Wandlung zu einer Handels- und Messeverbindung vollzog sich mit der Entwicklung der Städte ungefähr ab dem 12. Jahrhundert.

Breite und Verlauf der Weinstraße wurden durch ihre Nutzung als Wagenstraße, den riskanten Transport von Waren und das schlechte Gelände bestimmt. Im Mittelalter bestand sie zumeist aus vielen nebeneinander verlaufenden Wegspuren und „Rinnen“. Sobald zu viele Löcher und Kuhlen entstanden waren, eröffneten Fuhrwerke direkt neben der bisherigen eine neue Spur. Neben dem von Altstraßen bevorzugten Verlauf auf der Höhe gab es auch, besonders vom 13. bis zum 15. Jahrhundert aus Sicherheitsgründen häufiger genutzte, parallele Wegführungen als Hang- und Talstraßen. Im Laufe des 16. Jahrhunderts kehrte der Fernverkehr jedoch wieder auf die älteren Höhenstraßen zurück.

Kennzeichnend war der Verlauf der Weinstraße vorwiegend als Höhenstraße, da die Talniederungen zur Zeit ihrer Entstehung in Hessen meist sumpfig waren. Dies bedeutete wiederum, dass die in den Tälern entstehenden oder bereits zu Städten entwickelten Siedlungen durch Zubringerstraßen angeschlossen werden mussten. In Stadtnähe waren diese teilweise befestigt.

Die Weinstraße führte von Frankfurt-Höchst, wo sie die Elisabethenstraße querte und vom Lindenweg abzweigte, über Hildesheim in Richtung Bremen bzw. Lübeck.

Im Einzelnen verlief sie von der Nidda-Mündung nördlich entlang dem Taunus, über Eschborn, Gonzenheim, Ober-Eschbach (heute Hinweistafel am Weg), Ober-Erlenbach, Burgholzhausen (heute Straßenname), Ober-Rosbach, Ostheim und Nieder-Weisel nach Butzbach oder auf der mittleren Route über Massenheim und Ober-Wöllstadt, Friedberg und Nauheim nach Butzbach.

Von Butzbach ging es weiter über Pohl-Göns, Kirch-Göns und Allendorf nach Heuchelheim (bei Gießen). Weiter führte die Straße nach Fronhausen, Niederwalgern, Germershausen bzw. Niederweimar (Wymar an der straze)[1] und über den Marburger Rücken (westlich von Marburg) über Goßfelden und Sarnau (westliche Alternativroute über Sterzhausen), dann über Wetter, Frankenberg, Sachsenberg, Goddelsheim, Korbach und Obermarsberg nach Paderborn.

Daneben geben einige Quellen einen alternativen Verlauf an, von Mainz beziehungsweise Frankfurt aus über Usingen und Wetzlar sowie dann ebenfalls westlich an Marburg vorbei.

Den Verlauf der Weinstraße im norddeutschen Raum beschreibt der sogenannte Frankfurter Weg.

Heutige Straßennamen

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Ein und dieselbe Straße lebt in mehreren Namen fort: So verweisen einige Orte auf den nächstgelegenen Ort, die nächste größere Stadt als Fernverbindung oder der alte Name dieser uralten Nord-Süd-Verbindung blieb über Jahrhunderte bestehen.

Von Nord nach Süd:

  • Erika Dreyer-Eimbke: Alte Straßen im Herzen Europas – Könige, Kaufleute, Fahrendes Volk. Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-524-69078-5.
  • Reinhard Maurer: Historische Straßen im Gebiet von Lahn und Ohm. Herausgegeben vom Museum Amöneburg, 1998, ISBN 3-00-002554-5.
  • Luitgard Gedeon: Spuren der mittelalterlichen Pilgerfahrten auf dem Weg von Marburg nach Frankfurt am Main. In: Sternenweg. Zeitschrift der Deutschen St. Jakobus-Gesellschaft e. V., Nr. 36 (2005), S. 12–20.
  • Historisches Jahrbuch für den Kreis Herford 2007, Band 14, Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2007, ISBN 3-89534-664-0, S. 112–125, Kapitel „Durch diese hohle Gasse muß er kommen – Mit den Hohlwegen in die Verkehrsgeschichte“.

Einzelnachweise

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  1. Auf der Karte (Armann & Pillmeier, siehe Weblinks) ist Germershausen eingezeichnet, was Niederweimar eher unwahrscheinlich erscheinen ließe. Da Niederweimar aber (siehe Niederweimar, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).) an der Weinstraße lag, könnte es sich um zwei alternative Verläufe zu verschiedenen Zeitpunkten handeln.