„Werner Rügemer“ – Versionsunterschied

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* [http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=12601 Kurzporträt] von Peter Kleinert in der ''Neuen Rheinischen Zeitung'' anlässlich der Verleihung des Kölner Karls-Preises
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* [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/07/26/a0026 Der Bankier - Buchrezension], [[die tageszeitung]], 26. Juli 2006
* [http://www.taz.de/index.php?id=archivseite&dig=2006/07/26/a0026 Der Bankier - Buchrezension], [[die tageszeitung]], 26. Juli 2006
* [http://anstageslicht.de/index.php?UP_ID=1&NAVZU_ID=14&STORY_ID=107&M_STORY_ID=756 Werner RÜGEMER: ein früher Warner]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 4. November 2010, 16:06 Uhr

Werner Rügemer

Werner Rügemer (* 4. September 1941 in Amberg) ist ein deutscher Publizist, Referent und Sachbuchautor.

Leben

Der aus der Oberpfalz stammende Werner Rügemer studierte Literaturwissenschaft in München, Tübingen, Berlin und Paris. 1979 wurde er mit der Dissertation Philosophische Anthropologie und Epochenkrise. Studie über den Zusammenhang von allgemeiner Krise des Kapitalismus und anthropologische Grundlegung der Philosophie am Beispiel Arnold Gehlens an der Universität Bremen zum Dr. phil. promoviert.

Er war von 1975 bis 1989 Redakteur der pädagogischen Monatszeitschrift Demokratische Erziehung und arbeitet seit 1989 als freier Autor[1], Berater und Lehrbeauftragter an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln.

Werner Rügemer ist ein Experte auf dem Feld der Banken- und Unternehmenskriminalität. Mit seinen Veröffentlichungen, Vorträgen, Hörfunk-Interviews und gelegentlichen Fernsehauftritten wurde er im deutschsprachigen Raum bekannt. In dem dokumentarischen Kino-Film Let's make money (Regie: Erwin Wagenhofer) erläutert er den Verkauf der Wiener Straßenbahnen[2] im Rahmen eines Cross-Border-Leasing-Vertrages.

Werk

Werner Rügemer befasst sich unter anderem mit „Klüngel“ und Korruption in seiner Heimatstadt Köln, in europäischen Kommunen wie in der Weltwirtschaft. Einen Schwerpunkt seiner Untersuchungen bildet die Unterwerfung kommunaler und öffentlicher Interessen durch Akteure der Wirtschaft, die sich seiner Ansicht nach in der Epoche des Neoliberalismus und nach der staatlichen Bankenrettung dramatisch zugespitzt hat. Er hat im speziellen die Privatisierung öffentlichen Eigentums, Cross-Border-Leasing und Public Private Partnership (PPP) untersucht.

Rügemer kritisiert eine Tendenz zur Pervertierung der Demokratie in Deutschland und in der „westlichen Wertegemeinschaft“, da Staatsverschuldung, Korruption und Selbstbereicherung der gewählten und ungewählten Eliten ein Ausmaß erreicht hätten, das man früher nur den „Entwicklungsländern“ zugeschrieben habe.

Bekannt wurde Rügemer zunächst durch sein Buch Colonia Corrupta. Privatisierung, Globalisierung und Korruption im Schatten des Kölner Klüngels (2002). Darin veröffentlichte er unter anderem Artikel über die Kölner Müllverbrennungsanlage, in denen bereits im Laufe der neunziger Jahre jene Unregelmäßigkeiten aufgedeckt wurden, über die die großen Kölner und die überregionalen Medien erst 2002 berichteten. Die Artikel waren zuvor vor allem in der Kölner StadtRevue erschienen. Sie hatten für Rügemer zahlreiche Verleumdungsklagen zur Folge. Es klagten der damalige Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier, der damalige Oberbürgermeister Norbert Burger, das SPD-Ratsmitglied Erich Schäfer und der damalige Präsident des 1. FC Köln, Dietmar Artzinger-Bolten. Alle Klagen wurden entweder in höheren Instanzen eingestellt (Ruschmeier, Burger), zurückgewiesen (Schäfer) oder zurückgezogen (Artzinger-Bolten). Die 6. überarbeitete und erweiterte Auflage des Buches (2010) enthält vier neue Kapitel, unter anderem eines über "Köln als Korruptionshauptstadt der jungen Bundesrepublik" mit Einblicken in die heimliche Unternehmensfinanzierung der Regierungsparteien.

Für den Veranstalter Inside Cologne macht Rügemer seit 2002 die Führungen Lindenthaler Klüngelpfad, Marienburg – Reichtum zwischen Prunk und Versteck sowie Kunst und Kitsch im öffentlichen Raum.[3]

Prozess der Bank Sal. Oppenheim gegen sein Buch

2006 erschien Rügemers „ungebetener Nachruf“ auf den verstorbenen Alfred Freiherr von Oppenheim, den früheren Seniorchef der bis 2009 größten Privatbank Europas Sal. Oppenheim (Der Bankier – Ungebetener Nachruf auf Alfred Freiherr von Oppenheim), worin auch die Geschäftspraktiken von Sal. Oppenheim unter anderem in Bezug auf die Kölner Messehallen[4] zur Sprache kamen. Das Buch deckt neben einigen Aspekten des Parteispendensystems unter Helmut Kohl auf, dass Kohl von der Bank Sal. Oppenheim Anfang der 1980er Jahre mit mindestens 1,3 Mio. DM heimlich finanziell unterstützt worden war. Weiterhin verweist Rügemer auf die enge Zusammenarbeit der Bank mit SPD-Größen in den 1990er Jahren (u.a. mit Rudolf Scharping, dem ehemaligen Bundesbank-Chef Karl Otto Pöhl und dem Kölner Oberstadtdirektor Lothar Ruschmeier). Die Bank Sal. Oppenheim beteiligte sich laut Bericht des Bundestagspräsidenten auch an der Finanzierung des Wahlkampfs von Angela Merkel.[5]

Sal. Oppenheim warf daraufhin Rügemer „unwahre Behauptungen“ vor und zog mehrfach gegen die Veröffentlichung des Buches vor Gericht.[6] [7] Das Bankhaus erreichte die Schwärzung von 22 Passagen,[8] scheiterte jedoch mit der Forderung nach einem Verbot des Buches. Unter anderem Harry Neubert (Frankfurter Nomen Verlag) wirft Oppenheim vor „das Erscheinen des Buches durch Beanstandungen von belanglosen Textstellen zu verhindern“.[9] Die Bank unternahm ebenso rechtliche Schritte gegen Buchhändler (Abmahnungen), die das Buch in ihrem Sortiment hatten [9] und gegen die Internetzeitung Neue Rheinische Zeitung (NRhZ) wegen eines Berichtes über die Gerichtsverhandlung.[10] Inzwischen wurde nach Gerichtsentscheid eín Teil der Schwärzungen wieder aufgehoben.

Nicht nur wegen seiner umstrittenen Enthüllungen über Oppenheim, auch allgemein wurde Rügemer wegen seiner Kritik an mehreren Banken und Finanzinvestoren angegriffen. Insbesondere sorgte ein kritischer Artikel in der Zeitung der IG Metall im Jahr 2005 über das Verhalten der Finanzinvestoren Investcorp und Kohlberg Kravis Roberts & Co.[11] für eine Kontroverse mit polarisiert lobenden und verurteilenden Reaktionen. In diesem Zusammenhang wurde auch die zum Artikel dazugehörige (jedoch nicht von Rügemer erstellte) Karikatur kritisiert, die Finanzinvestoren als mit den Farben der US-Flagge geschmückte Insekten und ihr Verhalten als „Aussaugen“ darstellt. Wegen dieser Kritik an Finanzinvestoren wurde in der Zeitschrift konkret erstmals ein Antisemitismusvorwurf auch gegen Rügemer erhoben.[12]

Nachdem Rügemer als Ergebnis seiner Recherchen zu „Arisierungen“ im Nationalsozialismus für sein Buch zu Oppenheim als Nebenaussage die These aufstellte, dass unter den profitierenden Bankiers auch Unternehmer jüdischer Herkunft waren, sowie wegen einer Glosse über einen Besuch in der Kölner Synagoge[13] wurde der Antisemitismusvorwurf 2009 u.a. in konkret[14] und im Internet-Forum haGalil[15] wiederholt.

Mitgliedschaften

Werner Rügemer war vom 5. Mai 2007 bis zum 16. Mai 2009 Vorsitzender von Business Crime Control[16]; er ist Mitglied von Transparency International, der International Gramsci Society, des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di, des P.E.N.-Zentrums Deutschland und des wissenschaftlichen Beirates von attac. Im Mai 2009 gründete er gemeinsam mit ehemaligen Bezirks-, Landes- und Bundesvorstandsmitgliedern des VS die „Aktion unabhängiger Rhein-Ruhr-AutorInnen“ (AURA 09 e. V.) unter Vorsitz von Eva Weissweiler.[17] In früheren Jahren war er DKP-Mitglied.[18]

Auszeichnungen

1998 erhielt er den Friedrich-und-Isabel-Vogel-Preis des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft für die Reportage "Die legalen Mittäter" (Zeitschrift Deutsche Polizei 7/1997), 2002 den Journalistenpreis des Bundes der Steuerzahler für das Rundfunkfeature 100 Jahre wie ein Tag – Die heimliche Globalisierung der Städte (WDR/DLF 2001). 2003 gewann Rügemer den Journalistenpreis des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) für einen Hörfunkbeitrag über Cross-Border-Leasing, dessen zum Teil verheerende Wirkungsweise und Folgeerscheinungen für Kommunen und Gemeinwesen er seit 2000 in Deutschland und Europa aufgedeckt hat. Das Preisgeld wurde ihm jedoch kurzfristig aberkannt, weil er einen Aufruf von attac gegen ein Cross-Border-Leasing-Projekt bei den Kölner Stadtwerken unterzeichnet hatte. Daraufhin klagte er das Preisgeld im Höhe von 3.000 Euro erfolgreich vor Gericht ein.[19] [20]

2007 erhielt er als Vorsitzender von Business Crime Control (BCC) den Preis Change der Münchener Künstlerin Lucia Dellefant.

Im August 2008 erhielt Werner Rügemer den Kölner Karls-Preis, den die Neue Rheinische Zeitung (online) an Persönlichkeiten vergibt, die sich auf dem Feld der kritischen Publizistik verdient gemacht haben.[21]

Schriften

Einzelnachweise

  1. „P.E.N. - Autorenlexikon 2009/2010“, Peter Hammer Verlag, Wuppertal 2009
  2. „Let's make money“, Regie: Erwin Wagenhofer, Farbfilm, 110 Minuten, Österreich 2008
  3. , "Immer ein Aha-Erlebnis. Bei seinen Führungen erklärt Werner Rügemer die Regeln des Kölner Klüngels." Stern, 12/2002
  4. vgl. „Messehallen um jeden Preis. Kluges Projekt oder Kölscher Klüngel?“ Deutschlandradio, 28. Oktober 2005
  5. Werner Rügemer: „Die »Persönlichkeitsrechte« der Bank - in: Ossietzky Nr. 14/2007
  6. „Schwarze Balken für die Wahrheit“, taz, 26. Juli 2006
  7. Eine inhaltlich sehr ähnliche Darstellung mit den Vorwürfen der Bank Oppenheim gegen Rügemer finden sich in diesem Artikel vom 4. August 2006 in Die Welt, jedoch wurden die konkret im Artikel erhobenen Vorwürfe vor Gericht nicht bestätigt
  8. Insgesamt 22 Passagen, Angabe vom 24. Mai 2007; laut aktuellerer Angabe vom Juli 2007 wurden die Schwärzung von acht Passagen aufgehoben und es sind noch 14 Passagen, Quelle: Ossietzky 14/2007
  9. a b „Die Privatbank Oppenheim in Nordrhein-Westfalen zieht gegen ein Buch vor Gericht“, Die Zeit, 20. Juli 2006
  10. „Inzwischen ein Dutzend juristische Verfahren gegen Autor Werner Rügemer - Solidaritätsfonds gegründet“, Neue Rheinische Zeitung (online), 21. Februar 2007
  11. "Die Plünderer kommen", inhaltsgleicher Artikel von Werner Rügemer in der Zeitung der Freitag, 11. Februar 2005
  12. Vgl. Zusammenfassung der kritischen Reaktionen
  13. Die Glosse Ein Besuch in der Kölner Synagoge
  14. Vgl. Konkret Online 9/2009
  15. Vgl. die Beiträge von Adriana Stern: Mehr als Klüngel und Korruption und von Gerrit Liskow: Brauner Quark mit roter Soße und die jeweiligen Kommentare.
  16. Business Crime Control: Hans See ist wieder BCC-Vorsitzender vom 5. Juni 2009
  17. Vgl. Amtsgericht Köln, Vereinsregister AZ 43 VR 16049, Eintragung vom 21. September 2009 und http://www.aura09.de/
  18. http://www.geest-verlag.de/tageskalender/26-september-historisches-ereignis-dkp-gruendung
  19. „Aktenzeichen 143/C/132/4“, die tageszeitung, 28. September 2004
  20. Justitia statt Jury. Kölner Publizist Werner Rügemer klagte Preisgeld ein, ver.di, November 2004
  21. Engagierter Journalismus hat seinen Preis, Carl H. Ewald Neue Rheinische Zeitung (online), 23. November 2008