Wilhelm Normann

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Dr.phil. Wilhelm Normann (* 16. Januar 1870 in Petershagen; † 1. Mai 1939 in Chemnitz) war Chemiker, Biologe, Geologe und Unternehmer in Herford. Er ist der Erfinder der Fetthärtung und damit vielleicht wichtigster Wegbereiter der großindustriellen Margarineherstellung.

Leben

Eltern

Sein Vater Julius Normann war Rektor der Volksschule und Selekta in Petershagen, und seine Mutter hieß Luise Normann, geborene Siveke.

Schulische Ausbildung

Ab dem 31. März 1877 besuchte Normann die Vorschule und ab Ostern die Sexta des Friedrichs-Gymnasiums in Herford. Nachdem sein Vater 1880 eine Lehrerstelle an der städtischen Mittelschule in Kreuznach erhielt, wechselte Wilhelm zum königlichen Gymnasium in Kreuznach. Mit 18 Jahren erwarb Wilhelm Normann die Primarreife und ging von der Schule ab.

Die frühen Jahre

Wenige Tage nach seinem Schulabgang folgte der Eintritt in die "Herforder Maschinenfett und Ölfabrik Leprince & Siveke" in Herford am 7. April 1888. Der Firmengründer ist Wilhelm Siveke, sein Onkel mütterlicherseits.

Studium

Nachdem er die Herforder Firma im Hamburger Freihafen zwei Jahre leitete, fing Normann ein Studium der Chemie am Laboratorium Prof. Fresenius in Wiesbaden an. Zwischenzeitlich war er für ein halbes Jahr Volontär in der Braunkohleindustrie in Zeitz. Ab April 1892 setzte Normann sein Studium in der Abteilung Ölprüfung der "Königlichen Mechanisch-technischen Versuchsanstalt in Berlin-Charlottenburg" unter Prof. D. Holde fort. Von 1895 bis 1900 studierte er Chemie bei Prof. Claus und Prof. Willgerod und Geologie bei Prof. Steinmann an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau. Er promovierte dort am 1900 mit einer Arbeit über "Beiträge zur Kenntnis der Reaktion zwischen unterchlorigsauren Salzen und primären aromatischen Aminen".

Arbeiten

1901 wurde Normann zum Korrespondenten der geologischen Landesanstalt ernannt.

Von 1901 bis 1909 leitete er das Laboratorium und führte seine Untersuchungen über Fette und Öle bei der Firma "Leprince & Siveke" in Herford.

Ebenfalls im Jahre 1901 erfuhr Normann, dass der Franzose Paul Sabatier in einer Chemiker-Zeitung eine Artikel veröffentlichte, in dem er behauptete, dass es nur bei verdampfbaren organischen Verbindungen möglich sei, den katalytischen Wasserstoff an leichtflüssige Teeröle anzulagern. Darauf hin forschte Normann selber und konnte die Ansichten von Sabatier widerlegen. Er schaffte es, flüssige Ölsäure durch die katalytische Hydrierung mit fein verteiltem Nickel in feste Stearinsäure umzuwandeln. Dies war auch gleichzeitig der Vorgänger der Fetthärtung.

27. Februar 1901 erfand Normann die Fetthärtung

Am 14. August 1902 erteilte das Deutsche Reichspatentamt das Patent Nr. 141 029 an die Firma "Leprince & Siveke": "Verfahren zur Umwandlung ungesättigter Fettsäuren oder deren Glyceride in gesättigte Verbindungen". 21. Januar 1903 folgte die Erteilung des britischen Patentes Nr. 1515 : "Process for Converting Unsaturated Fatty Acids or their Glycerides into Saturated Compounds" an Dr. Wilhelm Normann.

1905-1910 baute Normann eine Anlage zur Fetthärtung in der Herforder Firma. Parallel dazu wurde die Erfindung zur Großanlage ausgebaut. Dies geschah in Warrington, England bei der Firma "Joseph Crosfield & Sons Ltd." zu der er auch immer wieder hin pendelte. Bis zu der ersten richtigen Herstellung von Hartfett dauerte es nur zwei Jahre. Das erste Hartfett wurde im englischen Warrington hergestellt.

1. Januar 1911 - 31. Januar 1922 Wissenschaftlicher Leiter der vom niederländischen Jürgens-Konzern in Emmerich am Rhein errichteten "Ölwerke Germania"

Ab 1917 errichtete Normann die Fetthärtungsanlage und nahm sie auch für die in Indien arbeitenden Margarinefabrik "SAPA Societe anonyme des grasses, huiles et produits africaines" in Antwerpen als Technischer Leiter im Auftrag der Belgischen Kolonialgesellschaft in Betrieb.

Von 1924 bis 1927 war Normann Berater für Fetthärtungsanlagen auch für ausländische Firmen.

Anfang des Jahres 1939 setzte sich Normann zur Ruhe. Seinen Ruhestand konnte er nicht sehr lange genießen. Am 1. Mai 1939 verstarb Wilhelm Normann nach langer Krankheit im Küchwald-Krankenhaus in Chemnitz. Er wurde am 5. Mai 1939 im Familiengrab auf dem Alten Friedhof in Herford beigesetzt.

Auszeichnungen

In Erinnerung an den Erfinder der Fetthärtung stiftete die DGF (Deutsche Gesellschaft für Fettforschung) am 15. Mai 1940 die Wilhelm-Normann-Medaille. Seit 1940 wird sie in unregelmäßigen Abständen verliehen.

Normann ist auch Namensgeber des Wilhelm-Normann-Berufskollegs.