Otto Ludwig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Otto Ludwig

Otto Ludwig (* 12. Februar 1813 in Eisfeld; † 25. Februar 1865 in Dresden) war ein deutscher Schriftsteller.

Gedenktafel am Haus, Leipziger Straße, in Meißen
Ludwigs Grab auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Otto Ludwig wurde im thüringischen Eisfeld geboren und besuchte dort die Volksschule. 1825, ein Jahr nach seinem Eintritt in die Volksschule, starb sein Vater Ernst Friedrich, Stadtsyndikus und herzoglicher Hofadvokat von Sachsen-Meiningen im Alter von 46 Jahren. 1828 wechselte er an das Gymnasium Georgianum im nahen Hildburghausen. Im Jahr 1829 verließ er das Gymnasium bereits wieder und ging zwei Jahre später ans Lyzeum Saalfeld. Im gleichen Jahr starb seine Mutter Sophie Christiane geb. Otto. Nach zweijährigem Aufenthalt in Saalfeld kehrte er nach Eisfeld in sein Gartenhaus zurück, wo er sich musikalischen und literarischen Studien widmete. In Eisfeld führte er 1834 die Opern „Die Geschwister“ und „Die Köhlerin“ im dortigen Schützenhaus auf.

Im Jahr 1839 begann er ein Musikstudium in Leipzig bei Felix Mendelssohn Bartholdy mit einem Stipendium des Meininger Herzogs Bernhard II. Im Herbst 1840 musste er sein Studium krankheitsbedingt aufgeben und kehrte in seinen Geburtsort zurück. Noch im selben Jahr unternahm er ein Partituren-Studium in Meiningen.

Im Jahr 1842 verließ er „nach anzüglichen Bemerkungen über sein ‚Berufs- und Brotloses Leben‘“ Eisfeld für immer und erreichte mit seiner Novelle "Die Emanzipation der Dienstboten" die Bewilligung für ein weiteres Stipendium in Leipzig. Sieben Jahre später, 1849, zog er nach Dresden, nachdem er immer wieder kurze Zeit in verschiedenen Städten Deutschlands gelebt hatte. Ein Jahr nach seinem Umzug nach Dresden gelangte am 4. März 1850 am dortigen Hoftheater sein erfolgreichstes Drama „Der Erbförster“ zur Uraufführung. 1852 heiratete er Emilie Winkler und hatte mit ihr drei Kinder, die 1852 (Juda), 1854 (Ernst Reinhold Otto) und 1858 (Cordelia) geboren wurden. Im Jahr 1860 erkrankte Ludwig an einem Nervenleiden, dem er schließlich am 25. Februar 1865 erlag.

Otto Ludwig prägte den Begriff poetischer Realismus, in dem er eine Wirklichkeitsdarstellung zwischen Naturalismus und Idealismus beschreibt, mit welcher der Dichter seiner von ihm „wiedergeschaffenen Welt so viel von ihrer Breite und Mannigfaltigkeit lässt, als sich mit der geistigen Einheit vertragen will.“[1]

Denkmäler und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Büste im Meininger Theater
Sommerhaus in Eisfeld

Im Eisfelder klassizistischen Sommerhaus von Otto Ludwig wurde eine Gedenkstätte eingerichtet. Dort befindet sich vor dem Haus auch ein 1934 vom Bildhauer Karl Röhrig geschaffenes Denkmal, das mit einer Büste des noch jungen Schriftstellers ausgestattet ist. Der Bildhauer Arnold Kramer schuf eine Marmorherme des Schriftstellers, die 1911 auf der Bürgerwiese in Dresden feierlich enthüllt wurde.

Ein weiteres Denkmal, eine vom Münchner Bildhauer Adolf von Hildebrand geschaffene überlebensgroße Bronzebüste auf einem Marmorsockel, steht seit 1892 im Landschaftspark Herrenberg in Meiningen. In der Eingangshalle des Meininger Theaters steht eine 1909 von Otto Lessing nach Hildebrands Entwurf geschaffene Büste Ludwigs.

Straßen in Eisfeld, Dresden, Meiningen, Nordhausen und Berlin-Charlottenburg sind nach dem Dichter benannt. Die staatliche Regelschule in Eisfeld trägt den Namen Otto Ludwig.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Denkmal in Eisfeld

Der Sprachkritiker Eduard Engel sah in Ludwig, namentlich wegen der beiden Novellen Die Heiteretei und Aus dem Regen in die Traufe, den wichtigsten Exponenten einer Heimatliteratur nach Gottfried Keller. Den psychologischen Roman Zwischen Himmel und Erde, der den Konflikt der beiden vom autoritären Vater dominierten Kain- und Abel-Brüder Fritz und Apollonius Nettenmair um die sittsame und schöne Christiane erzählt, wertete er als Meisterwerk: „Mit seiner außerordentlichen, beinahe quälenden Spannung, der künstlerischen Spiegelung der Wirklichkeit, der tiefgrabenden Seelenzeichnung steht dieser Roman einzig in unserer erzählenden Dichtung da.“[2] Auch Franz Mehring, der Otto Ludwig das Ideal eines modernen Dichters absprach, urteilte im Hinblick auf diese Erzählung: „Aber da er es mit seiner Kunst immer ehrlich meinte, so ist ihm, trotz aller Beschränkung und gerade in ihr, doch ein Werk gelungen, das zum dauernden Besitz der deutschen Literatur gehört.“[3] Ein weiterer Bewunderer Otto Ludwigs war Alfred Döblin, der bekannte, dass Zwischen Himmel und Erde „unverändert die hervorragendste Erzählerleistung“ sei, die er aus der deutschen Literatur kenne und auf Ludwigs Anwendung des Inneren Monologs aufmerksam machte. Den von vielen Leserinnen und Lesern – z. B. Paul Heyse (1856) und Julian Schmidt (1857) – kritisierten vermeintlich unstimmigen Romanschluss mit der idealisierten asketischen Beziehung zwischen Apollonius und Christiane, die nach ihrer langen Leidenszeit bis zu Fritzens Tod eigentlich ihre von ihm intrigant verhinderte Liebe leben könnten, verteidigt der Autor in seiner ausführlichen Interpretation: „Meine Absicht war das typische Schicksal eines Menschen darzustellen, der zuviel Gewissen hat, das zeigt neben seiner Zeichnung der Gegensatz seines Bruders, der das typische Schicksal des Menschen, der zu wenig Gewissen hat, versinnbildlichen soll. Dann der Gegensatz, wie der zu gewissenhaft angelegte den anderen immer schlimmer, dieser jenen immer ängstlicher macht. Es ist des Allzugewissenhaften, des geborenen sittlichen Hypochondristen […] typisches Schicksal, da er gewissermaßen den Katzenjammer hat von den Räuschen, die sich andere trinken.“[4]

Nach Armin Gebhardt ragen ebenfalls die Novellen Die Heiteretei, Aus dem Regen in die Traufe, Zwischen Himmel und Erde aus dem erzählerischen Werk Ludwigs hervor. Weiterhin zählt er das Drama Der Erbförster sowie die Dramatischen Studien zu den bedeutendsten Arbeiten Ludwigs.[5] Der Feuilletonist Edo Reents, welcher wie Engel und Mehring das lyrische wie dramatische Werk Ludwigs für unbedeutend hält, nennt Ludwig den Begründer des psychologischen Romans in Deutschland.[6]

Harald Braun verfilmte 1942 den Familienkonflikt von Ludwigs Erzählung im gleichnamigen Film Zwischen Himmel und Erde, verlegte jedoch Handlungszeit und -orte, baute weitere Handlungen (Kriegszeit) und Personen ein und schloss mit einem Happy End.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prosa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dramen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lyrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Auf bunten Blumenmatten, Gedicht
  • Du standst im goldnen Abendschein, Gedicht
  • Ein Hüttchen steht im Odenwald, Gedicht
  • Es windet zwischen Hügeln, Gedicht
  • Gestern ruht ich an der Quelle, Gedicht
  • Ich gehe umher in Träumen, Gedicht
  • Ich ging im nächtgen Schweigen, Gedicht
  • O Lindbaum, du treuer, Gedicht
  • O wie ists möglich dann, Gedicht
  • Sag mir, so sprach die Spröde, Gedicht
  • Selig dem die Götter geben, Gedicht
  • Wie ruht sich’s doch an deiner Brust, Gedicht
  • Zwei liebten sich und wolltens sichs nicht sagen, Gedicht
  • Liebe, Gedicht
  • Der Unzufriedene, Gedicht
  • Bescheid, Gedicht
  • Frühlingstrunkenheit, Gedicht
  • Zerknirschung, Gedicht
  • Des Knaben Lied, Gedicht
  • Stimmen der Warnung, Gedicht

Essays[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mein Verfahren beim poetischen Schaffen
  • Das Farben- und Formenspektrum

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adolf Stephany: Otto Ludwig in der zeitgenössischen Kritik. (Diss.). Heinrich Pöppinghaus, Bochum-Langendreer, 1931.
  • Armin Gebhardt: Otto Ludwig – der poetische Realist. Tectum, Marburg 2002. ISBN 3-8288-8427-X
  • Hans-Peter Rüsing: Otto Ludwigs Agnes-Bernauer-Fragmente. Zur Krise des Dramas im bürgerlichen Realismus. Lang, Frankfurt am Main 1994. (= Historisch-kritische Arbeiten zur deutschen Literatur; 16) ISBN 3-631-47278-1.
  • Felix BambergLudwig, Otto. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 602–612.
  • Matthias Grüne (Hg.): Romanstudien von Otto Ludwig. Historisch-kritische Edition, Böhlau-Verlag, Köln 2021, ISBN 9783412521172.
  • Friedrich Nemec, Pramod Talgeri: Ludwig, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 432–435 (Digitalisat).
  • Erika Eschebach: Vermittlung durch Inszenierung. Das Otto-Ludwig-Zimmer im Stadtmuseum Dresden. In: Wolfgang Hesse / Holger Starke (Hg.): Die im Licht steh'n. Fotografische Porträts Dresdner Bürger des 19. Jahrhunderts, [Kromsdorf]: Jonas [2019] ISBN 9783894455637, S. 251–260.
  • Wolfgang Hesse: Maske, Stele, Grabstein. Denkmäler für den Dichter Otto Ludwig. In: Wolfgang Hesse / Holger Starke (Hg.): Die im Licht steh'n. Fotografische Porträts Dresdner Bürger des 19. Jahrhunderts, [Kromsdorf]: Jonas [2019] ISBN 9783894455637, S. 261–267.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Otto Ludwig – Quellen und Volltexte
Commons: Otto Ludwig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Otto Ludwig: Shakespeare-Studien. Aus dem Nachlasse des Dichters hrsg. von M. Heydrich. Leipzig 1872, S. 264–269.
  2. Eduard Engel: Geschichte der Deutschen Literatur: von den Anfängen bis in die Gegenwart. Leipzig ²1907. 2. Band S. 951.
  3. Franz Mehring: Otto Ludwig, Die Neue Zeit. 7. Februar 1913. In: Franz Mehring: Gesammelte Schriften. Aufsätze zur deutschen Literatur von Hebbel bis Schweichel, Berlin 1961, S. 60.
  4. Otto Ludwigs gesammelte Schriften. Band 6. Studien, hrsg. von Adolf Stern. Leipzig 1891, S. 223.
  5. Vgl. Armin Gebhardt: Otto Ludwig. Der poetische Realist. Tectum, Marburg 2002, S. 9.
  6. Edo Reents: Otto Ludwig Ein großer Erzähler, der zu Unrecht vergessen ist. In: FAZ. 12. Februar 2013, abgerufen am 25. Januar 2016.