Scheinbeeren

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Scheinbeeren

Gaultheria adenothrix

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Ordnung: Heidekrautartige (Ericales)
Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
Unterfamilie: Vaccinioideae
Gattung: Scheinbeeren
Wissenschaftlicher Name
Gaultheria
Kalm ex L.

Die Scheinbeeren (Gaultheria), auch Rebhuhnbeeren genannt, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae).

Illustration des Wintergrünstrauchs (Gaultheria procumbens)

Vegetative Merkmale

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Gaultheria-Arten wachsen meist als immergrüne Sträucher oder Halbsträucher, die Wuchshöhen von weniger als 10 Zentimetern bis zu 2,5 Metern erreichen. Eine Ausnahme bildet die aus dem Himalaya stammende Gaultheria fragrantissima, die als kleiner Baum Wuchshöhen von 5 bis 6 Metern erreichen kann. Die Zweige sind aufrecht bis kriechend. Die Rinde der Zweige ist kahl bis behaart.

Die spiralig am Zweig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Laubblätter geben beim Zerreiben einen aromatischen Duft ab. Die einfachen, eiförmigen, elliptischen, mehr oder weniger kreisförmigen oder nierenförmigen Blattspreiten mit behaarten oder kahlen Oberflächen besitzen meist einen gesägten, gekerbten oder bewimperten Blattrand.

Generative Merkmale

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Die Blüten stehen einzeln oder zu zweit bis zwölft in seitenständigen, traubigen Blütenständen zusammen.

Die zwittrigen Blüten sind meist fünf-, selten vierzählig mit doppelter Blütenhülle. Die selten vier, meist fünf ei-, delta- oder herzförmigen Kelchblätter sind nur an ihrer Basis bis fast ihrer ganzen Länge untereinander verwachsen; manchmal überragen sie die Kronblätter. Die selten vier oder meist fünf meist weißen, creme- bis rosafarbenen Kronblätter sind urnen-, glockenförmig oder röhrig auf der Hälfte bis fast ihre ganzen Länge untereinander verwachsen. Es sind zwei Kreise mit je vier oder fünf Staubblätter vorhanden, sie sind deutlich kürzer als die Kronblätter. Die verbreiterten Staubfäden sind gerade. Die Staubbeutel können zwei bis vier „Hörner“ besitzen. Vier oder meist fünf Fruchtblätter sind zu einem vier- oder meist fünfkammerigen, ober- oder halbunterständig Fruchtknoten verwachsen.

Die meist fünffächerigen Kapselfrüchte sind fleischig und kugelig, sie wirken dadurch beerenartig. Sie sind bei Reife in der Regel rot, bei einigen Arten aber auch weiß oder blau gefärbt. Bei diesen Scheinbeeren wird der fleischige Anteil der Früchte nicht von der Fruchtwand gebildet, sondern von den Kelchblättern. Diese sind stark verdickt und hüllen die im Vergleich sehr dünnwandige Kapselfrucht ein; daher rührt auch der deutschsprachige Trivialname Scheinbeere für diese Gattung. Jede Frucht enthält 20 bis mehr als 80 Samen. Die kleinen Samen sind eiförmig mit glatter Samenschale (Testa).

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 11, 12, 13.

Das Verbreitungsgebiet der Gattung Gaultheria umfasst hauptsächlich Nord- und Südamerika, daneben Indien, Südostasien, Australien und Neuseeland, sowie den Himalaja und Japan.

Scheinbeeren-Arten gedeihen meist auf sauren, humusreichen Böden.

Gaultheria antipoda
Gaultheria erecta
Gaultheria fragrantissima
Gaultheria hispidula
Gaultheria insana
Gaultheria lanigera
Gaultheria myrsinoides
Gaultheria poeppigii
Gaultheria pyroloides
Blüten der Shallon-Scheinbeere (Gaultheria shallon)

Carl von Linné hat 1753 die Gattung Gaultheria mit der Typusart Gaultheria procumbens in Species Plantarum, 1, Seite 395[1] aufgestellt. Synonyme für Gaultheria L. sind: Brossaea L., Brossea Kuntze orth. var., Chiogenes Salisb. ex Torr.[2]

Die Gattung Gaultheria gehört zur Tribus Gaultherieae in der Unterfamilie Vaccinioideae innerhalb der Familie der Ericaceae.[2]

Es gibt etwa 115 bis 135 Gaultheria-Arten. Hier eine Artenauswahl:[2]

Einzelne Scheinbeeren-Arten und ihre Sorten werden als Zierpflanze auch in den Gemäßigten Breiten, meist als Bodendecker, gepflanzt.

Wintergreen in Greeley, Pennsylvania; Anfang Dezember

Ursprünglich die Bezeichnung für alle immergrünen Pflanzen im Englischen (heute: evergreen), wurde Wintergreen zum Namen für eine Gruppe von Aroma-Pflanzen mit ätherischen Ölen. Namengebend ist das „American Wintergreen“ (Gaultheria procumbens) und weitere Arten dieser Gruppe (Gaultheria humifusa – „Alpine Wintergreen“; Gaultheria ovatifolia – „Western Teaberry“ (Oregon spicy wintergreen); Chimaphila maculata – „Striped Wintergreen“). Diese Pflanzen enthalten Salicylsäuremethylester und werden als Minz-ähnliche Geschmacksstoffe verwendet.

Bestandteile und Gewinnung

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Wintergreen (Gaultheria procumbens) essential oil.

Die Gaultheria-Arten produzieren alle das Wintergreen-Öl. Dieses ist fahl gelb oder rosa und stark aromatisch mit einem süßen, holzigen Geruch, der den Pflanzen den charakteristischen „medizinischen“ Geruch verleiht, sobald sie verletzt werden. Die Komponenten sind Salicylsäuremethylester (~ 98 %), α-pinene, Myrcen, 3-Caren, Limonen, 3,7-Guaiadiene, und Delta-Cadinene.[5] Salicylat-Unverträglichkeit führt häufig zu Abwehrreaktionen mit allergischen Symptomen, bis hin zu Asthma.

Das Öl wird gewöhnlich durch Wasserdampfdestillation der Blätter gewonnen, nachdem die Pflanzen in warmem Wasser mazeriert wurden. Salicylsäuremethylester entsteht erst durch enzymatische Prozesse aus einem Glycosid in den Blättern.[6] Wintergreen-Öl wird auch aus einigen Birken-Arten und Spiersträucher (Spiraea-Arten) hergestellt. das Öl hat einen starken, „minzartigen“ Geschmack, auch wenn die Gaultheria-Pflanzen nicht zur selben Familie gehören wie die echten Minzen (Mentha).

Vor allem die Beeren von Gaultheria procumbens finden in der Medizin Verwendung. Schon die Indianer brühten einen Tee aus den Blättern um rheumatische Symptome, Kopfschmerzen, Fieber, Halsschmerzen und verschiedene andere Schmerzen zu lindern. Die Inhaltsstoffe wirken als Metabolite für Acetylsalicylsäure. Während der Amerikanischen Revolution wurden die Blätter als Tee-Ersatz verwendet.[7]

Heute findet Wintergreen häufig Verwendung in Nahrungsmitteln wie Kaugummi, Minz-Bonbons, sowie für Smokeless Tobacco, wie Dipping Tobacco (American „dip“ snuff) und Snus. Außerdem wird es für Zahnpasta, Mundspülung und für original amerikanisches Root Beer verwendet.

Das Öl wird verdünnt oder in der Aromatherapie angewandt und gilt in der Volksmedizin als Mittel gegen Muskel- und Gelenkschmerzen, Arthritis, Cellulite, Adipositas, Ödeme, schlechte Durchblutung, Kopfschmerz, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Arterielle Hypertonie, Rheuma, Tendinitis, Krämpfen, Entzündungen, Dermatitis, Schuppenflechte, Gicht, Ulcus, sowie in der Haarpflege. Das flüssige Salicylat diffundiert ins Gewebe und die Kapillaren. Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei Acetylsalicylsäure.

Wintergreen-Öl wird auch in Kunstdruck-Vorgängen verwendet, um eine Farbkopie oder einen Laserdruck auf ein Kunstpapier (mit hohem Baumwollfaseranteil, z. B. hot-press watercolor paper) zu übertragen. Dazu wird der Druck zunächst mit Wintergreen-Öl eingestrichen, dann kopfüber auf das Zielpapier gelegt und mit einer gewöhnlichen Ätzpresse aufgeprägt.

Wintergreen-Öl ist auch ein Bestandteil in Schmiermitteln und wird zur Waffenreinigung eingesetzt (Seal1, Frog Lube).[8] Diese Schmiermittel haben den Vorteil gegenüber Produkten auf Mineralöl-basis, dass sie ungiftig und biologisch abbaubar sind. Ein weiterer Anwendungsbereich ist Rostentfernung und Entfettung von Maschinen.

Künstliches Wintergreen-Öl, pures Salicylsäuremethylester, findet in der Mikroskopie Anwendung aufgrund des hohen Brechungsindex.[9]

30 ml Öl entsprechen einer Menge von 55,7 g Aspirin, oder ungefähr 171 Aspirin-Tabletten (US). Entsprechend toxisch sind auch kleine Mengen Wintergreen-Öl.[10]

Scheinbeeren gelten als leicht giftig, sind aufgrund des hohen Acetylsalicylsäure-Gehalts und der damit verbundenen Gefahr eines Reye-Syndroms für Kinder aber gefährlich.

  • Debra K. Trock: Gaultheria in der Flora of North America. Volume 8, 2009, S. 512: textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
  • Fang Ruizheng (方瑞征 Fang Rhui-cheng), Peter F. Stevens: Gaultheria., S. 464 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 14: Apiaceae through Ericaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2005, ISBN 1-930723-41-5. (Abschnitt Beschreibung)
  • T. R. Beck, J. B. Beck: Elements of Medical Jurisprudence, ed 11. JB Lippincott, Philadelphia 1963.
  • C. A. Stevenson: Oil of wintergreen poisoning. In: Med Sci. 1937, 193: 772–788.
  • M. A. McGuigan: A two-year review of salicylate deaths in Ontario. In: Arch Intern Med. Volume 147, 1987, S. 510–512.

Einzelnachweise

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  1. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z aa ab ac ad ae af ag ah ai aj Gaultheria im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. Oktober 2017.
  3. a b c d e f g h i j k l m Datenblatt Gaultheria bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  4. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y Fang Ruizheng (方瑞征 Fang Rhui-cheng), Peter F. Stevens: Gaultheria Kalm ex Linnaeus, S. 464 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 14: Ericaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2005, ISBN 978-1-930723-41-2.
  5. Khilendra Gurung: Analysis of wintergreen oil. Ecology Agriculture and Rural Development Society, Dolakha, Nepal 2007.
  6. Ingrid Krein: Essential Oil Profile Wintergreen. In: Cheryl's Herbs. 2008, archiviert vom Original; abgerufen am 2. Mai 2022 (englisch).
  7. Prescription for Herbal Healing By Phyllis A. Balch, Robert Rister.
  8. [1]
  9. Cecilia W. Lo: Developmental biology protocols, Volume 1, Springer in google books 2000.
  10. Johnson PN: Methyl salicylate/aspirin equivalence: Vet Hum Toxicol 1985; 26:317-318.
Commons: Scheinbeeren (Gaultheria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien