Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – 4 × 400 m (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin 4-mal-400-Meter-Staffel
Geschlecht Männer
Teilnehmer 21 Staffeln mit 84 Athleten
Wettkampfort Olympiastadion München
Wettkampfphase 9. September 1972 (Vorläufe)
10. September 1972 (Finale)
Medaillengewinner
Kenia Kenia
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Frankreich Frankreich
1968 1976

Die 4-mal-400-Meter-Staffel der Männer bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 9. und 10. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. In 21 Staffeln nahmen 84 Athleten an dem Wettkampf teil.

Den Olympiasieg erzielte die Staffel Kenias in der Besetzung Charles Asati, Munyoro Nyamau, Robert Ouko und Julius Sang.
Silber gewann Großbritannien mit Martin Reynolds, Alan Pascoe, David Hemery und David Jenkins,
Bronze ging an Frankreich (Gilles Bertould, Roger Velasquez, Francis Kerbiriou, Jacques Carette).

Die Staffel der Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – konnte sich für das Finale qualifizieren und belegte dort Rang vier.
Staffeln aus der DDR, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord[1] 2:56,16 min Vereinigte Staaten USA
(Vince Matthews, Ron Freeman,
Larry James, Lee Evans)
Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko 20. Oktober 1968
Olympischer Rekord
Blick vom Olympiaberg auf das Olympiastadion

Der bestehende olympische Rekord, gleichzeitig Weltrekord, wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Im schnellsten Rennen, dem Finale, verfehlte das siegreiche Team aus Kenia den Rekord um 3,67 Sekunden.

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Staffeln absolvierten am 9. September drei Vorläufe, in denen sich die jeweils zwei besten Teams – hellblau unterlegt – sowie die nachfolgend zwei zeitschnellsten Mannschaften – hellgrün unterlegt – für das Finale am 10. September qualifizierten.

Zeitplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

9. September, 15:45 Uhr: Vorläufe
10. September, 16:10 Uhr: Finale[2]

Vorrunde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 9. September 1972, ab 15:45 Uhr[3]

Vorlauf 1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Staffel Besetzung Zeit
1 Vereinigtes Konigreich Großbritannien Martin Reynolds
Alan Pascoe
David Hemery
David Jenkins
3:01,26 min
2 Kenia Kenia Charles Asati
Munyoro Nyamau
Robert Ouko
Julius Sang
3:01,27 min
3 Schweden Schweden Erik Carlgren
Kenth Öhman
Ulf Rönner
Anders Faager
3:03,05 min
4 Kanada Kanada Ian Gordon
Brian MacLaren
Craig Blackman
Tony Powell
3:04,22 min
5 Jugoslawien Jugoslawien Miro Kocuvan
Laszlo Ubori
Josip Alebić
Milorad Čikić
3:05,70 min
6 Marokko Marokko Omar Ghizlat
Omar Chokhmane
Salah Fettouh
Mohamed Bouboud
3:05,92 min
7 Portugal Portugal Fernando Silva
Alberto Matos
José Carvalho
Fernando Mamede
3:10,00 min

Die für diesen Lauf gemeldete Staffel der USA konnte mangels startberechtigter Athleten nicht teilnehmen. Vince Matthews und Wayne Collett, Gold- und Silbermedaillengewinner im 400-Meter-Einzelrennen, waren wegen ihres Verhaltens während der Siegerehrung vom IOC gesperrt worden. An ihrer Stelle wurden Maurice Peoples und Tommy Turner benannt, die neben John Smith und Lee Evans laufen sollten. Smith hatte sich jedoch während des Einzelwettkampfes eine Sehnenverletzung zugezogen und konnte nicht starten. So standen der USA nur noch drei Läufer für den Einsatz in der Staffel zur Verfügung. Nachmeldungen waren nach den Regularien nicht möglich mit der Folge, dass die Vereinigten Staaten hier nicht teilnehmen konnten.

Vorlauf 2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Staffel Besetzung Zeit
1 Deutschland BR BR Deutschland Bernd Herrmann
Horst-Rüdiger Schlöske
Hermann Köhler
Karl Honz
3:03,27 min
2 Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago Edwin Roberts
Charles Joseph
Arthur Cooper
Pat Marshall
3:03,48 min
3 Nigeria Nigeria Musa Dogon Yaro
Bruce Ijirighwo
Mamman Makama
Robert Ojo
3:04,31 min
4 Athiopien 1941 Äthiopien Tegegne Bezabeh
Shoangizaw Worku
Ketema Benti
Mulugetta Tadesse
3:08,59 min
5 Italien Italien Daniele Giovanardi
Giacomo Puosi
Lorenzo Cellerino
Sergio Bello
3:09,7 min
6 Tansania Tansania Hamad Ndee
Obedi Mwanga
Omari Abdallah
Claver Kamanya
3:10,1 min
7 Senegal Senegal Omar Ba
Abdou Mamadou Sow
Samba Dièye
Jean-Pierre Mango
3:11,2 min
8 Sudan Sudan Mohamed Musa Gadou
Dafallah Sultan Farah
Ibrahim Saad Abdel Galil
Angelo Hussein
3:14,5 min

Vorlauf 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Staffel Besetzung Zeit
1 Polen 1944 Polen Jan Werner
Jan Balachowski
Zbigniew Jaremski
Andrzej Badeński
3:02,52 min
2 Finnland Finnland Stig Lönnqvist
Ari Salin
Ossi Karttunen
Markku Kukkoaho
3:02,97 min
3 Frankreich Frankreich Gilles Bertould
Roger Velasquez
Francis Kerbiriou
Jacques Carette
3:03,13 min
4 Jamaika Jamaika Leighton Priestley
Kim Rowe
Trevor Campbell
Alfred Daley
3:03,83 min
5 Venezuela 1954 Venezuela Raúl Dome
Félix Pérez
José Jacinto Hidalgo
Eric Phillips
3:06,99 min
6 Malaysia Malaysia Tambusamy Krishnan
Sinnayah Sabapathy
Mohamed Hassan bin Osman
Baba Singhe Peyadesa
3:13,51 min
DNS Pakistan Pakistan Mohamad Younas
Norman Brinkworth
Muhammad Seediq
Nusrat Iqbal

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 10. September 1972, 16:10 Uhr[3]

Platz Staffel Besetzung Zeit
1 Kenia Kenia Charles Asati
Munyoro Nyamau
Robert Ouko
Julius Sang
2:59,83 min
2 Vereinigtes Konigreich Großbritannien Martin Reynolds
Alan Pascoe
David Hemery
David Jenkins
3:00,46 min
3 Frankreich Frankreich Gilles Bertould
Roger Velasquez
Francis Kerbiriou
Jacques Carette
3:00,65 min
4 Deutschland BR BR Deutschland Bernd Herrmann
Horst-Rüdiger Schlöske
Hermann Köhler
Karl Honz
3:00,88 min
5 Polen 1944 Polen Jan Werner
Jan Balachowski
Zbigniew Jaremski
Andrzej Badeński
3:01,05 min
6 Finnland Finnland Stig Lönnqvist
Ari Salin
Ossi Karttunen
Markku Kukkoaho
3:01,12 min
7 Schweden Schweden Erik Carlgren
Anders Faager
Kenth Öhman
Ulf Rönner
3:02,57 min
8 Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago Arthur Cooper
Pat Marshall
Charles Joseph
Edwin Roberts
3:03,58 min

Nachdem die US-Staffel an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen konnte, gab es für das Finale keinen ausgemachten Favoriten. Nach den Eindrücken aus dem 400-Meter-Einzelrennen und den Staffelvorläufen bildeten v. a. Kenia, Großbritannien, Deutschland, Trinidad und Tobago sowie Polen den Kreis der Medaillenanwärter.

Im gesamten Rennablauf ging es äußerst eng und spannend zu. Sechs Teams konnten sich vor dem letzten Wechsel nur durch knappe Abstände voneinander getrennt noch Medaillenhoffnungen machen. Hermann Köhler hatte die deutsche Staffel in Führung gebracht und wechselte als Erster auf Karl Honz. Dahinter übernahm Andrzej Badeński für Polen den Stab, Kenia und Großbritannien, jetzt mit Europameister David Jenkins, lagen fast gleichauf. Kenias Schlussläufer Julius Sang konnte schließlich mit einer mit 43,5 Sekunden gestoppten Runde den Olympiasieg für seine Staffel sichern. Die Briten gewannen die Silbermedaille. Lange hatte Honz die Spitzenposition gehalten, baute aber auf der Zielgeraden ab und musste auch noch Frankreichs Schlussläufer Jacques Carette passieren lassen. Frankreich hatte nur über die Zeit das Finale erreicht und gewann nun mit 21 Hundertstelsekunden hinter den Briten Bronze. Die bundesdeutsche Staffel kam weitere 23 Hundertstelsekunden dahinter auf Platz vier ins Ziel. Zwischen Platz eins und acht lagen nur 3,75 Sekunden.[4]

Die kenianische Staffel errang den ersten Olympiasieg in dieser Disziplin für ihr Land.

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 4x400 m - Men, sport-record.de, abgerufen am 29. September 2021.
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 29. September 2021.
  3. a b Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 58 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 29. September 2021.
  4. Athletics at the 1972 München: Men's 4x400 metres relay, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 29. September 2021.