Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – Stabhochsprung (Männer)

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Sportart Leichtathletik
Disziplin Stabhochsprung
Geschlecht Männer
Teilnehmer 21 Athleten aus 12 Ländern
Wettkampfort Olympiastadion München
Wettkampfphase 1. September 1972 (Qualifikation)
2. September 1972 (Finale)
Siegerhöhe 5,50 m Olympischer Rekord
Medaillengewinner
Deutschland Demokratische Republik 1949 Wolfgang Nordwig (DDR)
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bob Seagren (USA)
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Jan Johnson (USA)
1968 1976

Der Stabhochsprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 1. und 2. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. 21 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde Wolfgang Nordwig aus der DDR Die Silbermedaille gewann der US-amerikanische Olympiasieger von 1968 Bob Seagren, Bronze ging an dessen Landsmann Jan Johnson.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – starteten Reinhard Kuretzky und Volker Ohl, die beide das Finale erreichten. Kuretzky wurde Vierter, Ohl Sechster.
Für die DDR nahmen außer Olympiasieger Wolfgang Nordwig keine weiteren Stabhochspringer teil.
Springer aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bestehende Rekorde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weltrekord 5,63 m Bob Seagren (Vereinigte Staaten USA) Eugene, USA 2. Juli 1972[1]
Olympischer Rekord 5,40 m Bob Seagren (Vereinigte Staaten USA) Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko 16. Oktober 1968
Claus Schiprowski (Deutschland BR BR Deutschland)
Wolfgang Nordwig (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)

Rekordegalisierungen / -verbesserungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der bestehende olympische Rekord wurde im Finale am 2. September zunächst zweimal egalisiert und anschließend zweimal gesteigert:

  • 5,40 m (egalisiert) – Wolfgang Nordwig (DDR), zweiter Versuch
  • 5,40 m (egalisiert) – Bob Seagren (USA), dritter Versuch
  • 5,45 m – Wolfgang Nordwig (DDR), erster Versuch
  • 5,50 m – Wolfgang Nordwig (DDR), dritter Versuch

Durchführung des Wettbewerbs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Springer traten am 1. September in zwei Gruppen zu einer Qualifikationsrunde an. Zehn von ihnen – hellblau unterlegt – meisterten die direkte Finalqualifikationshöhe von 5,10 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern nicht erreicht. Somit wurde das Finalfeld nach den nächstbesten Höhen auf zunächst zwölf Athleten aufgefüllt. Da die Fehlversuchsregel für die Finalqualifikation keine Anwendung fand, waren vier Wettbewerber – hellgrün unterlegt – mit übersprungenen 5,00 m gleichplatziert auf dem elften Rang. Somit bestritten vierzehn Sportler das am 2. September ausgetragene Finale.

Zeitplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. September, 10:00 Uhr: Qualifikation
2. September, 13:00 Uhr: Finale[2]

Die direkt qualifizierten Athleten sind hellblau unterlegt, die nachfolgenden Athleten unterlegt.

Material-Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Wettbewerb in München bemühten sich mehrere europäische Verbände darum, dass die leichten neuen Stäbe aus den Vereinigten Staaten, sogenannte Katapultstäbe, nicht für die Olympischen Spiele zugelassen werden sollten, weil sie noch nicht lange genug auf dem Markt seien, als dass alle Olympiateilnehmer damit hätten trainieren können. Am 25. Juli 1972 erklärte die IAAF diese Stäbe für unzulässig. Die Karbonstäbe wurden nur von amerikanischen Sportlern, bzw. Sportlern, die in den USA trainierten, benutzt – hier vor allem betroffen der Schwede Kjell Isaksson. Die europäischen Athleten, insbesondere die Sportler aus Ost-Europa, hatten keinerlei Erfahrung mit den neuen Stäben. Der Hauptgrund in dem Verbot lag nicht in dem benutzten Material, sondern darin, dass diese Stäbe nicht für alle Teilnehmer in den letzten zwölf Monaten erhältlich waren.

Das Verbot wurde am 27. August von der IAAF aufgehoben. Die Aufhebung wurde jedoch am 30. August wieder rückgängig gemacht. Alle Karbonstäbe, die die Athleten nach München mitgebracht hatten, wurden eingezogen.[3]

Legende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
o übersprungen
x ungültig

Qualifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 1. September 1972, ab 10:00 Uhr[4]

Gruppe A[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kjell Isaksson, vor diesen Spielen einer der führenden Stabhochspringer der Olympiasaison, blieb in der Qualifikation auch aufgrund der Kontroverse um den Einsatz seines besonderen Stabs ohne gültigen Versuch
Platz Name Nation 4,80 m 5,00 m 5,10 m Höhe
1 Antti Kalliomäki Finnland Finnland o 5,10 m
Wolfgang Nordwig Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
3 Hervé d’Encausse Frankreich Frankreich o o 5,10 m
4 Bob Seagren Vereinigte Staaten USA xo 5,10 m
5 Hans Lagerqvist Schweden Schweden o xo 5,10 m
6 Volker Ohl Deutschland BR BR Deutschland o o xo 5,10 m
7 Jan Johnson Vereinigte Staaten USA xo xo 5,10 m
8 Christos Papanikolaou Griechenland 1970 Griechenland xxo xo xxx 5,00 m
9 Steve Smith Vereinigte Staaten USA xxo xxx 4,80 m
NM Renato Dionisi Italien Italien xxx ogV
Kjell Isaksson Schweden Schweden xxx

Gruppe B[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Platz Name Nation 4,80 m 5,00 m 5,10 m Höhe
1 Bruce Simpson Kanada Kanada o o 5,10 m
2 Reinhard Kuretzky Deutschland BR BR Deutschland o o o 5,10 m
3 François Tracanelli Frankreich Frankreich xo 5,10 m
4 Tadeusz Ślusarski Polen 1944 Polen o xxx 5,00 m
5 Wojciech Buciarski Polen 1944 Polen xo xxx 5,00 m
6 Ingemar Jernberg Schweden Schweden xo xxo xxx 5,00 m
7 Silvio Fraquelli Italien Italien o xxx 4,80 m
8 Ray Boyd Australien Australien xo xxx 4,80 m
Mike Bull Vereinigtes Konigreich Großbritannien
NM Kirk Bryde Kanada Kanada xxx ogV
DNS Abass Goudiaby Senegal Senegal

Finale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Datum: 2. September 1972, 13:00 Uhr[4]

Platz Name Nation 4,80 m 5,00 m 5,10 m 5,20 m 5,30 m 5,35 m 5,40 m 5,45 m 5,50 m 5,56 m Endresultat Anmerkung
1 Wolfgang Nordwig Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR o xo o xo ORe o OR xxo OR xxx 5,50 m OR
2 Bob Seagren Vereinigte Staaten USA o o xxo ORe xxx 5,40 m
3 Jan Johnson Vereinigte Staaten USA o xo xxx 5,35 m
4 Reinhard Kuretzky Deutschland BR BR Deutschland o xo xxo o o xxx 5,30 m
5 Bruce Simpson Kanada Kanada o xxo o xxx 5,20 m
6 Volker Ohl Deutschland BR BR Deutschland xo o xxx 5,20 m
7 Hans Lagerqvist Schweden Schweden xo o o xxx 5,20 m
8 François Tracanelli Frankreich Frankreich o xxx 5,10 m
9 Ingemar Jernberg Schweden Schweden xxo xo xxx 5,10 m
10 Wojciech Buciarski Polen 1944 Polen o xxx 5,00 m
11 Christos Papanikolaou Griechenland 1970 Griechenland o o xxx 5,00 m
NM Hervé d’Encausse Frankreich Frankreich xxx ogV
Antti Kalliomäki Finnland Finnland xxx
Tadeusz Ślusarski Polen 1944 Polen xxx

Die Stab-Kontroverse – s. o. – und das damit verbundene Verbot für die neuen Stäbe aus den USA hatte Auswirkungen auf den Wettkampf. Der in den USA trainierende Schwede Kjell Isaksson, der in den Wochen zuvor den Weltrekord sukzessive gesteigert hatte, bevor Bob Seagren ihn als Weltrekordinhaber wieder ablöste, brachte in der Qualifikation keinen gültigen Versuch zustande.

Der Kampf um die Medaillen begann im Finale bei 5,35 m. Vier Springer waren noch im Rennen: der US-amerikanische Olympiasieger von 1968 Bob Seagren, der Bronzemedaillengewinner von 1968 Wolfgang Nordwig aus der DDR, Jan Johnson, USA, und Reinhard Kuretzky, BR Deutschland. Nordwig und Seagren schafften die Höhe im ersten Versuch, Johnson im zweiten. Kuretzky scheiterte und schied aus. 5,40 m waren diesmal zu hoch für Jan Johnson, nur noch Nordwig und Seagren verblieben im Wettbewerb. Die Höhe von 5,40 m – und damit Egalisierung des olympischen Rekords – wurde von Nordwig im zweiten und von Seagren im dritten Versuch genommen. Nordwig überwand die nächste Höhe von 5,45 m mit seinem ersten Sprung, während Bob Seagren dreimal scheiterte. Wolfgang Nordwig gelang dann mit 5,50 m eine weitere Steigerung des Olympiarekords. Anschließend ließ er 5,56 m auflegen, konnte diese Höhe aber nicht mehr bewältigen.[3]

Im siebzehnten olympischen Finale gewann erstmals ein Sportler, der nicht aus den USA stammte, den Stabhochsprung-

Videolinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Pole vault – Men, sport-record.de, abgerufen am 30. September 2021.
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 30. September 2021.
  3. a b Athletics at the 1972 München: Men's pole vault, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 30. September 2021.
  4. a b Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 60 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 30. September 2021.