Oberwil-Lieli

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. Januar 2010 um 13:01 Uhr durch Voyager (Diskussion | Beiträge) (aktualisiert, ergänzt, korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Oberwil-Lieli
Wappen von Oberwil-Lieli
Wappen von Oberwil-Lieli
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Aargau Aargau (AG)
Bezirk: Bremgartenw
BFS-Nr.: 4074i1f3f4
Postleitzahl: 8966
Koordinaten: 672130 / 243553Koordinaten: 47° 20′ 20″ N, 8° 23′ 35″ O; CH1903: 672130 / 243553
Höhe: 530 m ü. M.
Fläche: 5,35 km²
Einwohner: 2586 (31. Dezember 2022)[1]
Einwohnerdichte: 483 Einw. pro km²
Website: www.oberwil-lieli.ch
Karte
Karte von Oberwil-Lieli
Karte von Oberwil-Lieli
{ww

Oberwil-Lieli (schweizerdeutsch: ˈɔ.bər.viːl-ˈlɪə.lɪ) ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Bremgarten im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt an der Grenze zum Kanton Zürich und besteht aus den beiden Ortschaften Oberwil und Lieli. Bis 1984 hiess die Gemeinde offiziell Oberwil (AG).

Geographie

Die Gemeinde liegt auf dem Holzbirrliberg, einem sanft gewellten Hügelzug östlich des Reusstals. Oberwil befindet sich im Südwesten des Gemeindegebiets an Hanglage auf 530 m ü. M.. Drei Bäche, die durch tief eingeschnittene Tobel fliessen, entwässern die Ebene zur Reuss hin. Fast mit Oberwil zusammengewachsen sind die Siedlungen Buechimoos und Augenweid. Rund einer Kilometer nordöstlich von Oberwil, getrennt durch den Falterhauwald, liegt das Dorf Lieli (590 m ü. M.). Ganz im Osten des Gemeindegebiets entspringt der Bach Lunneren, ein Zufluss der Reppisch.[2]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 535 Hektaren, davon sind 137 Hektaren mit Wald bedeckt und 101 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 674 Metern im Oberholz nördlich von Lieli, der tiefste auf 450 Metern im Gebiet Halden südlich von Oberwil.

Nachbargemeinden sind Berikon im Norden, Birmensdorf im Nordosten, Aesch ZH im Osten, Arni im Südosten, Unterlunkhofen im Süden und Zufikon im Westen.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung von Willare erfolgte im Jahr 1040, als König Heinrich III. dem Kloster Einsiedeln seinen Besitz bestätigte. Der Ortsname stammt vom althochdeutschen Wilari («Hofsiedlung»); er wandelte sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu Ober-Wiler.[3] Lieli lässt sich von «Nielen» ableiten, der mundartlichen Bezeichnung der Gewöhnlichen Waldrebe (Clematis vitalba).[4] Im Mittelalter lag Oberwil im Herrschaftsbereich des Hauses Habsburg-Laufenburg. Zu den Lehnsherren gehörten die Kloster Engelberg und Muri.

Im Jahr 1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Oberwil gelangte zum Kelleramt im Herrschaftsbereich der Stadt Zürich. 1429 erwarb Bremgarten die niedere Gerichtsbarkeit. Während des Alten Zürichkriegs verwüsteten die Innerschweizer im Jahr 1445 das Dorf. 1529 traten die Einwohner zur Reformation über, mussten aber nur zwei Jahre später nach dem Zweiten Kappelerkrieg den Katholizismus wieder annehmen. Im ersten Villmergerkrieg von 1656 plünderten durchmarschierende Truppen das Dorf erneut. Nach der Eroberung der Schweiz durch die Franzosen und der Ausrufung der Helvetischen Republik im März 1798 wurde das Kelleramt aufgelöst. Oberwil und Lieli waren Gemeinden im kurzlebigen Kanton Baden, ab 1803 gehörten sie zum Kanton Aargau.

Pfarreikirche St. Michael in Oberwil
Häusergruppe im Ortszentrum von Oberwil
Restaurant Hirschen in Lieli

Das Dorf Lieli war bis 1908 eine selbständige Gemeinde. Aufgrund ihrer schlechten finanziellen Lage vollzog der Grosse Rat des Kantons Aargau die Fusion gegen den Willen der Bevölkerung. Die Gemeinde hiess weiterhin Oberwil. Am 1. Januar 1984 wurde jedoch der Name in Oberwil-Lieli geändert, um der gewachsenen Bedeutung von Lieli gerecht zu werden. Nachdem die Bevölkerungszahl in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts leicht rückläufig gewesen war, entwickelte sich die Gemeinde ab 1960 aufgrund der Nähe zu Zürich zu einer beliebten Wohngemeinde und die Einwohnerzahl stieg um fast das Vierfache.

Sehenswürdigkeiten

Die katholische Pfarrkirche St. Michael in Oberwil reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück, aus dieser Zeit ist der romanische Kirchturm erhalten geblieben. 1445 wurde die Kirche während des Alten Zürichkriegs in Brand gesteckt, 1501 erfolgte ein Neubau. Während des ersten Villmergerkriegs 1656 erlitt die Kirche wiederum schwere Verwüstungen. Ihr heutiges barockes Aussehen erhielt sie 1672/73.[5]

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss auf grünem Dreiberg ausgerissener grüner Birnbaum mit gelben Früchten.» Der Birnbaum auf dem seit 1953 in dieser Form bestehenden Wappen weist auf den Holzbirrliberg hin. 1915 hatte der Historiker Walther Merz ohne Erfolg vorgeschlagen, das Wappen der aus Oberwil stammenden Familie von Wile zu führen (weisser Balken in Rot).[6]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[7]

Jahr 1850 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 544 468 602 605 551 768 1191 1591 1729

Am 31. Dezember 2008 lebten 2084 Menschen in Oberwil-Lieli, der Ausländeranteil betrug 7,8 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 41,9 % römisch-katholisch und 38,3 % reformiert; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 95,1 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,1 % Italienisch, je 1,0 % Englisch und Französisch.[8]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Bremgarten zuständig. Oberwil-Lieli gehört zum Friedensrichterkreis Lunkhofen.

Wirtschaft

In Oberwil-Lieli gibt es gemäss Betriebszählung 2005 knapp 350 Arbeitsplätze, davon 29 % in der Landwirtschaft, 18 % in der Industrie und 53 % im Dienstleistungssektor.[9] Die Gemeinde ist wegen ihrer attraktiven Lage vor allem ein Wohnstandort. Die meisten Erwerbstätigen arbeiten in Bremgarten oder in der Agglomeration Zürich. Ein besonderer Standortvorteil ist die Tatsache, dass Oberwil-Lieli den tiefsten Steuerfuss des Kantons besitzt (abgesehen von der Gemeinde Döttingen, die den tieferen Steuerfuss durch Zahlungen des KKW Beznau finanziert).

Verkehr

Ortsumfahrungs-Tunnel in Lieli

Während Oberwil etwas abseits des Durchgangsverkehrs liegt, führt durch Lieli die verkehrsreiche Hauptstrasse zwischen Bremgarten/Mutschellen im Westen und Zürich im Osten. Das Verkehrsaufkommen hat seit der Eröffnung der nahe gelegenen Westumfahrung Zürich (Autobahn A4) weiter zugenommen. Um die Bevölkerung vor den schädlichen Auswirkungen zu schützen, entstand unter Lieli hindurch ein Tunnel gebaut, der im April 2008 eröffnet wurde.[10]

Oberwil und Lieli werden durch eine Postautolinie zwischen dem Bahnhof Berikon-Widen der Bremgarten-Dietikon-Bahn und dem Bahnhof Wiedikon erschlossen. Darüber hinaus verkehrt ein BDWM-Schnellbus von Bremgarten über Oberwil-Lieli und den Uetlibergtunnel zum Bahnhof Zürich-Enge.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über ein Primarschulhaus, das genau in der Mitte zwischen den beiden Dörfern liegt. Die Oberstufenschüler (Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule gehen in das Kreisschulzentrum im benachbarten Berikon. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.

Commons: Oberwil-Lieli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  2. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1090 und 1091, Swisstopo
  3. Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 332–334.
  4. Die Waldreben oder Nielen (Clematis). waldwissen.net, abgerufen am 15. Januar 2010.
  5. Peter Felder: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band IV: Bezirk Bremgarten. Birkhäuser Verlag, Basel 1967, ISBN 3-906131-07-6, S. 341–349.
  6. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 242.
  7. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Bremgarten, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  8. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  9. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  10. Tunneleröffnung in Lieli. Departement Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau, 18. April 2008, abgerufen am 15. Januar 2010.