Pulkau

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Stadtgemeinde
Pulkau
Wappen Österreichkarte
Wappen von Pulkau
Pulkau (Österreich)
Pulkau (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Hollabrunn
Kfz-Kennzeichen: HL
Fläche: 36,73 km²
Koordinaten: 48° 42′ N, 15° 51′ OKoordinaten: 48° 42′ 0″ N, 15° 51′ 0″ O
Höhe: 289 m ü. A.
Einwohner: 1.505 (1. Jän. 2023)
Bevölkerungsdichte: 41 Einw. pro km²
Postleitzahl: 3741
Vorwahl: 02946
Gemeindekennziffer: 3 10 35
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Rathausplatz 1
3741 Pulkau
Website: www.pulkau.gv.at
Politik
Bürgermeister: Manfred Marihart (ÖVP)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2010)
(19 Mitglieder)

14 ÖVP, 4 SPÖ, 1 FPÖ

Lage von Pulkau im Bezirk HollabrunnVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan vorhandenVorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap explizit
Lage der Gemeinde Pulkau im Bezirk Hollabrunn (anklickbare Karte)Alberndorf im PulkautalGöllersdorfGrabernGuntersdorfHadresHardeggHaugsdorfHeldenbergHohenwarth-Mühlbach am ManhartsbergHollabrunnMailbergMaissauNappersdorf-KammersdorfPernersdorfPulkauRavelsbachRetzRetzbachSchrattenthalSeefeld-KadolzSitzendorf an der SchmidaWullersdorfZellerndorfZiersdorfNiederösterreich
Lage der Gemeinde Pulkau im Bezirk Hollabrunn (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria
BW
Datei:Pulkau.JPG
Blick auf Kirche Pulkau

Pulkau ist eine Stadtgemeinde mit 1.568 Einwohnern im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.

Geografie

Pulkau liegt im nördlichen Weinviertel in Niederösterreich im Tal der Pulkau. Die Fläche der Stadtgemeinde umfasst 36,66 Quadratkilometer. 25,33 Prozent der Fläche sind bewaldet.

Katastralgemeinden sind Groß-Reipersdorf, Leodagger, Passendorf, Pulkau, Rafing, Rohrendorf an der Pulkau.

Geschichte

Die erste Besiedelung mit fränkischen Siedlern erfolgte unter Kaiser Karl dem Großen zwischen 791 und 796 n. Chr., die Grundherrschaft lag 1055 in den Händen der Grafen von Hardegg.

1080 wird die Pfarre das erste Mal urkundlich erwähnt und seit 1216 ist der Weinbau amtlich bestätigt.

In den Jahren dazwischen war der Baubeginn der St. Michaelskirche (1155). Zu dieser Zeit erhielt auch das Schottenstift in Wien das Patronatsrecht über die Pfarre.

1308 erhielt Pulkau das Marktrecht. 1437 verlieh Herzog Albrecht V. das Marktsiegel und das Wappen. Seit diesem Jahr bis 1790 finden sich hier ein Richter und ein Marktrat.

Ein christlicher Mesner half 1338 angeblich Juden bei der Schändung einer Hostie. Daraufhin brach in weitem Umkreis von Pulkau eine Judenverfolgung aus. [1]

Die gotische Heiligblutkirche wurde in den Jahren 1400 bis 1422 erbaut. 1425 wurde Pulkau – so wie Schrattenthal und Retz – von den Hussiten verwüstet.

1486 besetzten die Truppen von Matthias Corvinus – im Gegensatz zum benachbarten Schrattenthal – Pulkau.

Von aufständischen Bauern wurde Pulkau 1597 besetzt und auch während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Markt immer wieder besetzt. Unter den Schweden 1645 ging Pulkau in Flammen auf.

In Pulkau und Umgebung brach die Pest aus. Die Pfarrchronik verzeichnete am 13. Dezember 1680 600 Tote. Um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern, wurde der Markt gesperrt.

Am 25. Jänner 1712 wurde Kaiser Karl VI. auf seiner Krönungsreise nach Prag hier von den niederösterreichischen Ständen empfangen (eine weitere Station war Langau im Bezirk Horn).

1724 ließ Abt Karl Fetzer die steinerne Bründlkapelle errichten, die heute noch steht.

Dreißig Jahre später (1742) besetzten im 2. Schlesischen Krieg die Preußen Pulkau. 1805 und 1809 folgten ihnen die Franzosen.

Weitaus friedlicher verlief der Besuch in Pulkau durch Kaiser Franz I. und seiner Gemahlin Karoline Auguste am 8. Oktober 1833 und im Jahr 1845 waren Kaiser Ferdinand I. und der Thronfolger Franz Joseph zu Gast.

1850 wurde auch aus Pulkau eine von der Grundherrschaft befreite Gemeinde.

Schwere Zeiten waren der Erste Weltkrieg sowie der Zweite Weltkrieg mit den darauf folgenden zehn Jahren sowjetischer Besatzung. Eine der aktivsten Widerstandsgruppen entstand in Pulkau im Sommer 1943. Jugendliche, vorwiegend der Jahrgänge 1927 und 1928, die ihre Gruppe Ewig treu mein Österreich bezeichneten, entfalteten eine rege antinazistische Tätigkeit. Ziele der Jugendlichen, die sich auch Schlurfs nannten, waren - laut Gerichtsurteilen - die Beseitigung des Bürgermeisters und der Politischen Leiter der NSDAP in Pulkau und darüber hinaus die „gewaltsame Lostrennung der Alpen- und Donaureichsgaue vom Großdeutschen Reich“, also die Wiederherstellung Österreichs. Insgesamt wurden vierzehn Personen von der Gestapo in Haft genommen; je fünf Angeklagte wurden vom Oberlandesgericht Wien und vom Volksgerichtshof wegen Vorbereitung zum Hochverrat abgeurteilt. Die einzige ältere Beteiligte, Anna Goldsteiner, wurde zum Tode verurteilt und am 5. Juli 1944 hingerichtet.

Seit dem Ende der 1960er-Jahre wird viel für ein neues, moderneres Pulkau getan (Waldbad, neue Hauptschule, Trinkwasserversorgung und Kanalisation mit Kläranlage). Im Jahr 1985 wurde Pulkau das Stadtrecht verliehen.

Im Jahre 1985 organisierte Prof. Hermann Maurer im Auftrage der Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in grenzüberschreitender Zusammenarbeit mit der Universität Prag eine Niederösterreichtagung in Pulkau. Dazu erschienen als wissenschaftliche Veröffentlichungen der Ergebnisse zwei Tagungsbände.

Das Kulturzentrum Pöltingerhof wurde eröffnet, Hauptplatz und Rathausplatz neu gestaltet, der neue Kindergarten und die Volksschule folgten. 2000 folgte die Eröffnung des Europahauses im Pfarrhof, für das sich der aus Radio und Fernsehen bekannte Kaplan August Paterno sehr engagierte.

Seit 2004 finden in der Steinarena Passionsspiele statt. Initiator und Autor des Textbuches ist Oberstudienrat Dr. Herbert Puschnik.

Am 2. August 2005 wurde August Paterno vom Pulkauer Bürgermeister und den Stadt- und Gemeinderäten die Ehrenbürgerschaftsurkunde für besondere Verdienste um Pulkau verliehen.

Einwohnerentwicklung

Nach dem Ergebnis der Volkszählung 2001 gab es 1568 Einwohner. 1991 hatte die Stadtgemeinde 1680 Einwohner, 1981 1717 und im Jahr 1971 1922 Einwohner.

Politik

Bürgermeister der Stadtgemeinde ist Manfred Marihart, Amtsleiter Friedrich Hofbauer.

Im Stadtgemeinderat gibt es bei insgesamt 19 Sitzen nach der Gemeinderatswahl vom 14. März 2010 folgende Mandatsverteilung: ÖVP 14, SPÖ 4, FPÖ 1, andere keine Sitze.

Regelmäßige Veranstaltungen

Kürbisfest im Retzer Land

Wirtschaft und Infrastruktur

Bahnhof Pulkau

Nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 74, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 166. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 685. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 44,45 Prozent. Bis 1988 brachte die Pulkautalbahn nach Pulkau einige Touristen, aber wegen zu geringen Fahrgastaufkommens ist diese Lokalbahn seit 1988 für den Personenverkehr geschlossen und seit dem 25. Mai 1998 auch für den Güterverkehr auf der Teilstrecke Zellerndorf bis Sigmundsherberg. Der Bahnhof liegt rund drei Kilometer außerhalb der Stadt.

Passendorf als Filmkulisse

Im Sommer 2009 wurde der Ortsteil Passendorf zur Filmkulisse: Die Epo-Film produziert den Kinospielfilm "Vielleicht in einem anderen Leben" (Arbeitstitel: "Jedem das Seine" unter Regie von Elisabeth Scharang. Hierfür wurden im ganzen Ort 100m2 Schotter aufgeführt, Stromleitungen abgenommen, Fassaden verbaut oder restauriert, ein Wirtshaus und ein alter Stadl errichtet.[2]

Persönlichkeiten

Ehrenbürger (Auswahl)

Bedeutende in Pulkau geborene oder hier wirkende Menschen

  • Peter Tzech, Rektor der Wiener Universität, Domherr zu St. Stephan in Wien
  • Stephanus Schlachter, Rektor an Universität Wien
  • Franz Schneider (Organist) (1737 - 1812), Komponist, Musiker, Orgelvirtuose; Organist in Pulkau und später in Stift Melk
  • Wolfgang Adam Gotthard, Kanonikus des Wiener Neustädter Bistums
  • Dr. Josef Columbus (1804 - 1877), Dekan der theologischen Fakultät, Leiter der Burgpfarre des kaiserlichen Hofes in Wien
  • Franziska Gering (1863 - 1950), Schriftstellerin
  • Walter Ullmann (1910-1983), Historiker
  • Engelbert Heilinger (1876 - 1961), Chronist und Komponist
  • Alois Puschnik (* 7. Juli 1922 - 6. Februar 2007), Heimatforscher (sakrale Flurdenkmale, Familienforschung)
  • Herbert Puschnik (* 13. Oktober 1944), Heimatforscher und Künstler
  • Renee Nebehay (15. Mai 1916 - 24. März 2004), Künstlerin
  • Heinrich Tahedl (1907–1985), Maler und Grafiker, lebte ab 1969 in der „Kranzlmühle“ in Leodagger

Einzelnachweise

  1. Friedrich Lotter: Hostienfrevelvorwurf und Blutwunderfälschung bei den Judenverfolgungen von 1298 ('Rintfleisch') und 1336-1338 ('Armleder'). In: Fälschungen im Mittelalter, Teil 5: Fingierte Briefe, Frömmigkeit und Realienfälschungen. Monumenta Germaniae Historica Band 33.5, Hannover 1988, S. 533-583
  2. 1. Drehtag in Passendorf Abgerufen am 2. November 2009

Weblinks