„Bergkarabach“ – Versionsunterschied

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Bis ins 18. Jahrhundert konnten sich lokale armenische Fürstentümer halten, die [[Fünf Fürstentümer von Karabach]], die als Vasallen wechselnder Reiche regierten, zuletzt Persien bzw. dessen Vasallen, der [[Khan]]e von [[Gəncə]] und des aserbaidschanischen [[Khanat Karabach|Khanats Karabach]]. 1805 unterstellte sich der Khan von Karabach dem [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reich]]. 1813 trat Persien im [[Friede von Gulistan|Vertrag von Golestan]] Karabach und andere Khanate an Russland ab, wobei Karabach Teil des Gouvernements [[Elisawetpol]] wurde.
Bis ins 18. Jahrhundert konnten sich lokale armenische Fürstentümer halten, die [[Fünf Fürstentümer von Karabach]], die als Vasallen wechselnder Reiche regierten, zuletzt Persien bzw. dessen Vasallen, der [[Khan]]e von [[Gəncə]] und des aserbaidschanischen [[Khanat Karabach|Khanats Karabach]]. 1805 unterstellte sich der Khan von Karabach dem [[Russisches Kaiserreich|Russischen Reich]]. 1813 trat Persien im [[Friede von Gulistan|Vertrag von Golestan]] Karabach und andere Khanate an Russland ab, wobei Karabach Teil des Gouvernements [[Elisawetpol]] wurde.<ref name=aslanyan>{{Literatur |Autor=Andranik Eduard Aslanyan |Titel=Bergkarabach-Chronologie |Sammelwerk=Energie- und geopolitische Akteure im Südkaukasus : der Bergkarabach-Konflikt im Spannungsfeld von Interessen (1991–2015) |WerkErg=Hochschulschrift |Verlag=Springer Fachmedien Verlag |Ort=Wiesbaden |Datum=2019 <!--|ISBN=978-3-658-28516-6--> |Seiten=335–349 |DOI=10.1007/978-3-658-28516-6 |Online=https://link.springer.com/content/pdf/bbm%3A978-3-658-28516-6%2F1.pdf |Format=PDF |KBytes=710 <!--|Abruf=2020-09-28-->}}</ref>


=== Im 20. Jahrhundert ===
=== Im 20. Jahrhundert ===
{{Siehe auch|Bergkarabachkonflikt}}
{{Siehe auch|Bergkarabachkonflikt}}
Nach der [[Oktoberrevolution]] von 1917 erhoben sowohl Armenier als auch Aserbaidschaner Anspruch auf Bergkarabach. Um das Gebiet kam es zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der [[Demokratische Republik Armenien|Demokratischen Republik Armenien]] und der [[Demokratische Republik Aserbaidschan|Demokratischen Republik Aserbaidschan]], nachdem [[Transkaukasische Demokratisch-Föderative Republik|der gemeinsame Staatenbund]] zerfallen war. Nach den Kämpfen, bei denen es zu Gräueltaten (etwa beim [[Schuschi-Blutbäder|Pogrom in Schuschi]] gegen die armenische Bevölkerung) gekommen war, wurden jedoch beide Staaten durch die [[Rote Armee]] erobert und sowjetisiert. Das Zentralkomitee der [[Kommunistische Partei Russlands|Kommunistischen Partei Russlands]] entschied im Juli 1921 das Gebiet von Bergkarabach aufzuteilen und den Kernteil davon als sog. [[Autonome Oblast Bergkarabach]] und den Rest unmittelbar an die [[Aserbaidschanische SSR]] (offiziell seit 1923) einzugliedern. Lange blieb es still um Bergkarabach, bis es in den 1960er Jahren erneut zu vereinzelten Unruhen kam. Die Armenier fühlten sich diskriminiert und waren besorgt, weil ihr Anteil an der Bevölkerung in Bergkarabach langsam, aber stetig abnahm (1926: 93,5 % 1989: 73,5 %).
Nach der [[Oktoberrevolution]] von 1917 erhoben sowohl Armenier als auch Aserbaidschaner Anspruch auf Bergkarabach. Um das Gebiet kam es zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der [[Demokratische Republik Armenien|Demokratischen Republik Armenien]] und der [[Demokratische Republik Aserbaidschan|Demokratischen Republik Aserbaidschan]], nachdem [[Transkaukasische Demokratisch-Föderative Republik|der gemeinsame Staatenbund]] zerfallen war. Nach den Kämpfen, bei denen es zu Gräueltaten (etwa beim [[Schuschi-Blutbäder|Pogrom in Schuschi]] gegen die armenische Bevölkerung) gekommen war, wurden jedoch beide Staaten durch die [[Rote Armee]] erobert und sowjetisiert. Das Zentralkomitee der [[Kommunistische Partei Russlands|Kommunistischen Partei Russlands]] entschied im Juli 1921 das Gebiet von Bergkarabach aufzuteilen und den Kernteil davon als sog. [[Autonome Oblast Bergkarabach]] und den Rest unmittelbar an die [[Aserbaidschanische SSR]] (offiziell seit 1923) einzugliedern.<ref name=aslanyan /> Lange blieb es still um Bergkarabach, bis es in den 1960er Jahren erneut zu vereinzelten Unruhen kam. Die Armenier fühlten sich diskriminiert und waren besorgt, weil ihr Anteil an der Bevölkerung in Bergkarabach langsam, aber stetig abnahm (1926: 93,5 % 1989: 73,5 %).<ref>{{Literatur |Autor=Aser Babajew |Titel=Armenien |Sammelwerk=Weder Krieg noch Frieden im Südkaukasus : Hintergründe, Akteure, Entwicklungen zum Bergkarabach-Konflikt |Verlag=Nomos |Ort=Baden-Baden |Datum=2014 |ISBN=978-3-8487-1396-7 |Seiten=73–90 <!--|DNB=1049707125--> |DOI=10.5771/9783845254500 |Online=https://www.nomos-elibrary.de/369047/armenien |Kommentar=Verlagsvorschau}}</ref>


1988 eskalierte der Konflikt. Es gab Massendemonstrationen in Armenien, sowie Schießereien mit mehreren hundert Toten und Pogrome in Aserbaidschan. In der Folge kam es zu beidseitigen Ausweisungswellen der jeweiligen Minderheit. Die von der bereits schwachen Zentralregierung in Moskau nach Baku entsandten Luftlandetruppen der sowjetischen Armee unter [[Alexander Lebed]] konnten die [[Pogrom in Baku|Vertreibung der armenischen Bevölkerung]] nicht verhindern. Im September 1991 erklärte die [[Republik Arzach|Republik Bergkarabach]] ihre Unabhängigkeit. Ab 1992 kam es nach dem [[Massaker von Chodschali]], dem [[Massaker von Maraga]] und mit einer Gegenoffensive der [[Streitkräfte der Republik Bergkarabach|karabachischen Armee]] zu verstärkter Gewaltanwendung von beiden Seiten, ab 1993 beteiligte sich Armenien mit eigenen Verbänden am Konflikt. Beim Waffenstillstand 1994 kontrollierten Armenier einen Großteil des von der Republik Bergkarabach beanspruchten Gebiets und eine Pufferzone zu Aserbaidschan.<ref>{{Internetquelle |autor=Uwe Halbach |url=https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/224129/nagorny-karabach |titel=Nagorny-Karabach |titelerg=Dossier |werk=Konfliktporträts |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |datum=2017-11-20 |abruf=2020-09-28}}</ref>
1988 eskalierte der Konflikt. Es gab Massendemonstrationen in Armenien, sowie Schießereien mit mehreren hundert Toten und Pogrome in Aserbaidschan. In der Folge kam es zu beidseitigen Ausweisungswellen der jeweiligen Minderheit. Die von der bereits schwachen Zentralregierung in Moskau nach Baku entsandten Luftlandetruppen der sowjetischen Armee unter [[Alexander Lebed]] konnten die [[Pogrom in Baku|Vertreibung der armenischen Bevölkerung]] nicht verhindern. Im September 1991 erklärte die [[Republik Arzach|Republik Bergkarabach]] ihre Unabhängigkeit. Ab 1992 kam es nach dem [[Massaker von Chodschali]], dem [[Massaker von Maraga]] und mit einer Gegenoffensive der [[Streitkräfte der Republik Bergkarabach|karabachischen Armee]] zu verstärkter Gewaltanwendung von beiden Seiten, ab 1993 beteiligte sich Armenien mit eigenen Verbänden am Konflikt. Beim Waffenstillstand 1994 kontrollierten Armenier einen Großteil des von der Republik Bergkarabach beanspruchten Gebiets und eine Pufferzone zu Aserbaidschan.<ref>{{Internetquelle |autor=Uwe Halbach |url=https://www.bpb.de/internationales/weltweit/innerstaatliche-konflikte/224129/nagorny-karabach |titel=Nagorny-Karabach |titelerg=Dossier |werk=Konfliktporträts |hrsg=Bundeszentrale für politische Bildung |datum=2017-11-20 |abruf=2020-09-28}}</ref>


Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat 1993 insgesamt vier Resolutionen verabschiedet, in denen der sofortige Abzug der armenischen Okkupationskräfte gefordert wird.<ref name="Vereinte Nationen">UN-Sicherheitsrat: Resolutionen 822, 853, 874, 884 (1993).</ref> Nach 1994 gab es mehrere Vermittlungsversuche, die bisher{{Zukunft|2023}} scheiterten, so besteht der status-quo weiterhin. Im Jahr 2016 unternahm Aserbaidschan erfolglose Kriegshandlungen, um das Gebiet zu erobern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/aserbaidschan-119.html |titel=Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan – Viele Tote bei Kämpfen in Berg-Karabach |hrsg=ARD Tagesschau |datum=2016-04-02 |abruf=2020-09-28}}</ref> Nach wiederholten Gefechten im Sommer 2020 kam es Ende September zu den schwersten Kampfhandlungen seit langem.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dw.com/de/schwere-k%C3%A4mpfe-in-aserbaidschanischer-region-berg-karabach/a-55068261 |titel=Schwere Kämpfe in aserbaidschanischer Region Berg-Karabach |hrsg=[[Deutsche Welle]] |datum=2020-09-27 |abruf=2020-09-28 }}</ref> Diese dauern an.
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat 1993 insgesamt vier Resolutionen verabschiedet, in denen der sofortige Abzug der armenischen Okkupationskräfte gefordert wird.<ref name="Vereinte Nationen">UN-Sicherheitsrat: Resolutionen [[:en:United Nations Security Council Resolution 822|822]], [[:en:United Nations Security Council Resolution 853|853]], [[:en:United Nations Security Council Resolution 874|874]], [[:en:United Nations Security Council Resolution 884|884]] (1993).</ref> Nach 1994 gab es mehrere Vermittlungsversuche, die bisher{{Zukunft|2023}} scheiterten, so besteht der status-quo weiterhin. Im Jahr 2016 unternahm Aserbaidschan erfolglose Kriegshandlungen, um das Gebiet zu erobern.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.tagesschau.de/ausland/aserbaidschan-119.html |titel=Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan – Viele Tote bei Kämpfen in Berg-Karabach |hrsg=ARD Tagesschau |datum=2016-04-02 |abruf=2020-09-28}}</ref> Nach wiederholten Gefechten im Sommer 2020 kam es Ende September zu den schwersten Kampfhandlungen seit langem.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.dw.com/de/schwere-k%C3%A4mpfe-in-aserbaidschanischer-region-berg-karabach/a-55068261 |titel=Schwere Kämpfe in aserbaidschanischer Region Berg-Karabach |hrsg=[[Deutsche Welle]] |datum=2020-09-27 |abruf=2020-09-28 }}</ref> Diese dauern an.


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Version vom 28. September 2020, 13:30 Uhr

Karte des Konflikts:
Bergkarabach
Armenisch besetztes Gebiet Aserbaidschans
Detailkarte von Bergkarabach

Bergkarabach (armenisch Լեռնային Ղարաբաղ Lernajin Gharabagh, wissenschaftliche Transliteration Leṙnayin Łarabał; aserbaidschanisch Dağlıq Qarabağ oder Yuxarı Qarabağ, „gebirgiger schwarzer Garten“ oder „oberer schwarzer Garten“; auch Berg-Karabach) ist eine mehrheitlich von Armeniern bewohnte Region im Südosten des Kleinen Kaukasus, welche zwischen Armenien und Aserbaidschan umstritten ist. Gebräuchlich ist außerdem die Transkription der russischen Bezeichnung Нагорный Карабах Nagorny Karabach.

Als politischer Begriff wird Bergkarabach oft mit dem ehemaligen Autonomen Gebiet Bergkarabach innerhalb der früheren Aserbaidschanischen SSR und mit dem daraus entstandenen De-facto-Regime der Republik Arzach gleichgesetzt, das unter anderem nach Ansicht der Vereinten Nationen und des Europarates weiterhin Teil des Staatsgebietes Aserbaidschans ist. Gleichwohl ist das Gebiet zwischen Armeniern und Aserbaidschanern umstritten, der Bergkarabachkonflikt dauert noch immer an.

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 entzündete sich ein militärischer Konflikt. Seit 1992 sind Bergkarabach und angrenzende Gebiete zu einem großen Teil von den Truppen der Republik Arzach kontrolliert, die sich am 2. September 1991 für unabhängig von Aserbaidschan erklärte. Rund ein Drittel der Waffenstillstandslinie vom 12. Mai 1994 wird allerdings von Truppen der Republik Armenien gehalten. Die heutige Einwohnerzahl liegt bei etwa 145.000, nach der Flucht der Aserbaidschaner sind dies zum größten Teil Armenier.

Geographie und Begrifflichkeiten

Die Bezeichnung Karabach setzt sich aus ursprünglich persischen und türkischen Wortbestandteilen zusammen. In der aserbaidschanischen Sprache bedeutet „qara“ schwarz und „bağ“ der Garten, zusammen bedeuten sie „schwarzer Garten“. In der Vergangenheit wurden die Grenzen der Siedlungsgebiete nie genau festgelegt und änderten sich über die Jahrhunderte. Allgemein ist es das Gebiet im Dreieck zwischen dem Sewansee, der Kura und dem Aras. Das gebirgige Land Bergkarabach ist weitgehend identisch mit dem ehemaligen Autonomen Oblast Bergkarabach innerhalb der früheren Aserbaidschanischen SSR. Die Autonomie umfasste 4400 Quadratkilometer, die Hauptstadt war Stepanakert.

Die Armenier nutzen für Bergkarabach vor allem die Bezeichnung Arzach (armenisch Արցախ', in wissenschaftlicher Transliteration Arc‘ax, in englischer Transkription Artsakh), die sich ursprünglich auf eine Provinz des antiken armenischen Königreiches der Artaxiden und das mittelalterliche Königreich Arzach bezog.

Bergkarabach fällt nach Osten hin zur Kuraniederung ab, fast alle Flüsse fließen von Westen nach Osten, darunter der Worotan. Im Laufe der Jahrtausende entstanden dabei Canyons. Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt 11 Grad Celsius (ist damit wärmer als Deutschland mit 8,4 Grad Celsius).

Geschichte

Bis ins 19. Jahrhundert

Das Kloster Gandzasar, 1240 fertiggestellt, 1400 bis 1816 Sitz des Katholikos von Albania

Über die ältere Siedlungsgeschichte der Region liegen nur wenige verlässliche Informationen vor. Nach armenischer Auffassung war Bergkarabach mindestens seit dem Mittelalter mehrheitlich armenisch besiedelt und dem christlich-armenischen Kulturraum zugehörig. Infolge der arabischen Besetzung im 8. Jahrhundert stand Karabach unter der Kontrolle verschiedener vorwiegend muslimischer Völker, von Kurden, Arabern, Lesgiern, Persern und ins Niederkarabach zugewanderten Turk-Stämmen. Spätestens mit der Landnahme der Seldschuken im 14. Jahrhundert stellten die dem islamischen Kulturkreis zugehörigen Ethnien die Bevölkerungsmehrheit in der Großregion. In Bergkarabach gab es dagegen durch die Fürstentümer der Meliks eine starke armenische Präsenz, wobei vom 12. bis zum 15. Jahrhundert die armenischen Fürsten des Hauses Hassan-Dschalaljan vom Fürstentum Chatschen über das Gebiet herrschten und 1216 das Kloster Gandsassar als Sitz des Katholikats von Aghwank (Albanien) der Armenischen Apostolischen Kirche gründeten.

Grenzen im Jahr 1882

Bis ins 18. Jahrhundert konnten sich lokale armenische Fürstentümer halten, die Fünf Fürstentümer von Karabach, die als Vasallen wechselnder Reiche regierten, zuletzt Persien bzw. dessen Vasallen, der Khane von Gəncə und des aserbaidschanischen Khanats Karabach. 1805 unterstellte sich der Khan von Karabach dem Russischen Reich. 1813 trat Persien im Vertrag von Golestan Karabach und andere Khanate an Russland ab, wobei Karabach Teil des Gouvernements Elisawetpol wurde.[1]

Im 20. Jahrhundert

Nach der Oktoberrevolution von 1917 erhoben sowohl Armenier als auch Aserbaidschaner Anspruch auf Bergkarabach. Um das Gebiet kam es zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Demokratischen Republik Armenien und der Demokratischen Republik Aserbaidschan, nachdem der gemeinsame Staatenbund zerfallen war. Nach den Kämpfen, bei denen es zu Gräueltaten (etwa beim Pogrom in Schuschi gegen die armenische Bevölkerung) gekommen war, wurden jedoch beide Staaten durch die Rote Armee erobert und sowjetisiert. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Russlands entschied im Juli 1921 das Gebiet von Bergkarabach aufzuteilen und den Kernteil davon als sog. Autonome Oblast Bergkarabach und den Rest unmittelbar an die Aserbaidschanische SSR (offiziell seit 1923) einzugliedern.[1] Lange blieb es still um Bergkarabach, bis es in den 1960er Jahren erneut zu vereinzelten Unruhen kam. Die Armenier fühlten sich diskriminiert und waren besorgt, weil ihr Anteil an der Bevölkerung in Bergkarabach langsam, aber stetig abnahm (1926: 93,5 % 1989: 73,5 %).[2]

1988 eskalierte der Konflikt. Es gab Massendemonstrationen in Armenien, sowie Schießereien mit mehreren hundert Toten und Pogrome in Aserbaidschan. In der Folge kam es zu beidseitigen Ausweisungswellen der jeweiligen Minderheit. Die von der bereits schwachen Zentralregierung in Moskau nach Baku entsandten Luftlandetruppen der sowjetischen Armee unter Alexander Lebed konnten die Vertreibung der armenischen Bevölkerung nicht verhindern. Im September 1991 erklärte die Republik Bergkarabach ihre Unabhängigkeit. Ab 1992 kam es nach dem Massaker von Chodschali, dem Massaker von Maraga und mit einer Gegenoffensive der karabachischen Armee zu verstärkter Gewaltanwendung von beiden Seiten, ab 1993 beteiligte sich Armenien mit eigenen Verbänden am Konflikt. Beim Waffenstillstand 1994 kontrollierten Armenier einen Großteil des von der Republik Bergkarabach beanspruchten Gebiets und eine Pufferzone zu Aserbaidschan.[3]

Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat 1993 insgesamt vier Resolutionen verabschiedet, in denen der sofortige Abzug der armenischen Okkupationskräfte gefordert wird.[4] Nach 1994 gab es mehrere Vermittlungsversuche, die bisher[veraltet] scheiterten, so besteht der status-quo weiterhin. Im Jahr 2016 unternahm Aserbaidschan erfolglose Kriegshandlungen, um das Gebiet zu erobern.[5] Nach wiederholten Gefechten im Sommer 2020 kam es Ende September zu den schwersten Kampfhandlungen seit langem.[6] Diese dauern an.

Literatur

  • Ferhat Avsar: Schwarzer Garten im Land des ewigen Feuers. Entstehungsgeschichte und Genese des Karabach-Konflikts. Manzara Verlag, Darmstadt 2006, ISBN 3-939795-00-3.
  • Emil Souleimanov: Der Konflikt um Berg-Karabach. In: OSZE-Jahrbuch. – 10 (2004), Bd. 10 (2004), S. 217–236.
  • Haig E. Asenbauer: Zum Selbstbestimmungsrecht des armenischen Volkes von Berg-Karabach. Wilhelm Braumüller, Wien 1993. (Reihe Ethnos Bd. 41) ISBN 3-7003-0978-3.
  • Hravard Hakobian, Manfred Richter (Hrsg.): Armenisches Berg-Karabach/Arzach im Überlebenskampf: christliche Kunst, Kultur, Geschichte. Edition Hentrich, Berlin 1993, ISBN 3-89468-072-5.
  • Johannes Rau: Berg-Karabach in der Geschichte Aserbaidschans und die Aggression Armeniens gegen Aserbaidschan. Köster, Berlin 2009, ISBN 978-3-89574-695-6. (Schriftenreihe Politikwissenschaft; Band 16)

Weblinks

Commons: Bergkarabach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bergkarabach – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b Andranik Eduard Aslanyan: Bergkarabach-Chronologie. In: Energie- und geopolitische Akteure im Südkaukasus : der Bergkarabach-Konflikt im Spannungsfeld von Interessen (1991–2015). Hochschulschrift. Springer Fachmedien Verlag, Wiesbaden 2019, S. 335–349, doi:10.1007/978-3-658-28516-6 (springer.com [PDF; 710 kB]).
  2. Aser Babajew: Armenien. In: Weder Krieg noch Frieden im Südkaukasus : Hintergründe, Akteure, Entwicklungen zum Bergkarabach-Konflikt. Nomos, Baden-Baden 2014, ISBN 978-3-8487-1396-7, S. 73–90, doi:10.5771/9783845254500 (nomos-elibrary.de – Verlagsvorschau).
  3. Uwe Halbach: Nagorny-Karabach. Dossier. In: Konfliktporträts. Bundeszentrale für politische Bildung, 20. November 2017, abgerufen am 28. September 2020.
  4. UN-Sicherheitsrat: Resolutionen 822, 853, 874, 884 (1993).
  5. Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan – Viele Tote bei Kämpfen in Berg-Karabach. ARD Tagesschau, 2. April 2016, abgerufen am 28. September 2020.
  6. Schwere Kämpfe in aserbaidschanischer Region Berg-Karabach. Deutsche Welle, 27. September 2020, abgerufen am 28. September 2020.

Koordinaten: 39° 48′ N, 46° 42′ O