Akustische Gitarre

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Eine akustische Gitarre (Akustikgitarre) ist eine Gitarre, bei der die Tonerzeugung und Tonverstärkung ohne Elektronik, rein mechanisch erfolgt.

Steve Lukather mit einer Akustikgitarre von Ovation.

Bei Gitarren entstehen die Töne durch Zupfen oder Schlagen der Saiten. Bei akustischen Gitarren verstärkt der Korpus der Gitarre den Ton. Besonders ausschlaggebend für den Klang ist das Material und die Qualität der Decke (der Holzplatte, die den Saiten zugewandt ist). Diese wird überwiegend aus „Zedernholz“ (einer Thuja-Art)[1] oder Fichtenholz hergestellt. Sehr preisgünstige Gitarren sind auch aus Laminaten oder einfachem Sperrholz gefertigt.

Es gibt auch so genannte elektroakustische Gitarren. Dabei handelt es sich um akustische Gitarren mit eingebautem Tonabnehmer. Dadurch kann der Ton wie bei der elektrischen Gitarre über einen Verstärker ausgegeben werden.

Konzertgitarre

Konzertgitarre

Der Korpus einer hochwertigen Konzertgitarre wird in der Regel aus Palisanderholz für Zargen und Boden sowie aus Fichten- oder Rot-Zedernholz für die Decke gebaut. Besonders begehrt war für Boden und Zargen der geschützte Rio-Palisander. Heute werden verschiedene Mahagoniarten, Ovangkol, Ostindischer Palisander (Dalbergia latifolia)[2] aber auch heimische Hölzer wie Ahorn oder Kirsche für den Bau von Boden und Zargen verwendet. Der Hals besteht meist aus Cedro, Ahorn oder Mahagoni, das Griffbrett aus Ebenholz oder Palisander.

Höchstwertige Konzertgitarren werden mit einem Schellack-Harz-Gemisch auf Spiritusbasis handpoliert. „Schellack“, wie das Gemisch oft vereinfachend genannt wird, hat den Vorteil, dass er jederzeit wieder auf Hochglanz poliert werden kann und kleine Kratzer dadurch wieder verschwinden. Vor allem aber stellt er den dünnstmöglichen Oberflächenschutz für das Holz dar, ermöglicht der Decke also weitgehend ungehindertes Schwingen. Allerdings verlangt Schellack eine konsequente Pflege und Nachpolitur, um nicht unansehnlich stumpf auszusehen. Lackierungen mit unempfindlicheren Nitrolacken sind inzwischen bei hochwertigen Instrumenten ebenfalls üblich.

Die Konzertgitarre hat im Vergleich zur Western- und E-Gitarre ein breiteres Griffbrett, das Normalmaß am Sattel beträgt 52 mm bei einer Standardmensur von 65 cm. Für kleinere Gitarristen und als Schülergitarre werden kleinere Bauformen angeboten, deren Größe in Bruchteilen einer Standardgitarre angegeben wird (z. B. 3/4-Gitarre mit Mensurlängen von 595 bis 614 mm, 1/2-Gitarre mit Mensurlängen von 530 bis 547 mm, 1/4-Gitarre mit Mensurlängen von 472 bis 487 mm). Mensurlänge und Korpusgröße werden im Maßstab verkleinert, während die Saitenabstände nicht im gleichen Maßstab abnehmen.[3]

Die Gitarrensaiten sind auf der Bassseite (D-, A- und E-Saite, gelegentlich auch die g-Saite) aus Nylonseide und mit Kupfer- oder Silberdraht umsponnen, auf der Diskantseite aus homogenem Nylon. Seit einiger Zeit wird auch Polyvinylidenfluorid (PVDF) benutzt (sog. Carbonsaiten). Das Material weist eine höhere Dichte auf als Nylon, die Saiten sind daher bei gleicher Tonhöhe dünner und somit „lebendiger“ und reaktionsfreudiger. Historische Gitarren werden zuweilen noch mit Darmsaiten gespielt, die heutzutage aus Schafsdarm hergestellt werden.

Die ersten Konzertgitarren von heutiger Größe und Bauart finden sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Spanien. Der Hals wird bei diesen Instrumenten nicht mehr, wie heute noch bei Streichinstrumenten üblich, nach der Fertigstellung des Schallkörpers eingeschoben. Die wohl wichtigsten Gitarrenbauer jener Epoche waren Antonio de Torres und Gaetano Guadagnini, ein Verwandter des bekannten Geigenbauers. In Deutschland wurde die Bauart nach Torres maßgeblich von Hermann Hauser (I) umgesetzt und verbreitet.

Flamenco-Gitarre

Die Flamenco-Gitarre ist der Konzertgitarre sehr ähnlich. Unterschiede sind:

  • Deutlich niedrigere Saitenlage am Griffbrett, Nebengeräusche sind eine charakteristische Eigenschaft des Klanges der Flamenco-Gitarre.
  • Der Boden und die Zarge sind üblicherweise aus Zypressenholz.
  • Insgesamt dünnere Wandstärken von Decke, Boden und Zargen.
  • Etwas geringere Höhe der Zargen
  • Die Ausstattung mit Golpeador. Der Golpeador besteht aus einer durchsichtigen oder weißen, harten Kunststofffolie, die auf die Decke ober- und unterhalb des Schalllochs aufgeklebt wird, um Beschädigung durch die flamenco-typische Schlagtechnik Golpe zu vermeiden.

Früher wurden anstelle einer Stimmmechanik sehr häufig Holzwirbel verwendet. In der heutigen Zeit wird diese Technik nur noch wenig benutzt, da das Stimmen erschwert wird und heute leichtgängige, stimmfeste Mechaniken verfügbar sind. Den Holzwirbeln und der damit schwingfreudigeren Kopfplatte wird jedoch eine positive Beeinflussung von Obertönen zugeschrieben.

Bei der Wahl des Korpusholzes der Flamencogitarre spielt die zukünftige Nutzung der Gitarre eine große Rolle. Für die Tanzbegleitung wird ein perkussives Instrument gewünscht, das sich deutlich von dem Klang anderen Instrumenten abhebt. Für solistische Stücke verbaut man häufig Palisanderzargen und Böden, diese Gitarren nähern sich klanglich der Konzertgitarre – wegen der niedrigen Saitenlage klingen sie aber trotzdem etwas „unsauber“.

Insgesamt wird durch die Bauweise ein Klang erzielt, der perkussiver und schärfer ist als bei einer Konzertgitarre. Ansprache und Lautstärke sind deutlich besser, dafür entsteht ein umso kürzeres Sustain – im Flamenco ein Vorteil. Typisch für die Spielpraxis der Flamenco-Gitarre ist die Verwendung eines Kapodasters. Er wird verwendet, um sich an die Stimmlage von Sängern anzupassen, sowie um bestimmte Klangfarben zu erzielen.

Folk- und Westerngitarre

Westerngitarre Gibson SJ200 (Jumbo-Korpus)

Bei der Westerngitarre sind die Saiten im Kern aus Stahl und haben eine wesentlich höhere Saitenspannung als Nylonsaiten. Der Hals ist ähnlich wie bei einer E-Gitarre meist schmal und enthält – wie bei fast allen Stahlsaitengitarren – häufig einen Halsspannstab, um den Zug der Stahlsaiten auszugleichen. Die Breite des Griffbretts am Sattel beträgt in der Regel zwischen 43 und 45mm, bei einigen Herstellern auch 46mm (Seagull). Eine Westerngitarre hat in der Regel 6 oder 12 Saiten (selten auch 7 oder 9). Der Korpus ist heute größer als bei der klassischen Gitarre. Man unterscheidet verschiedene Formen: Dreadnought, Jumbo, Grand Auditorium, Auditorium und Parlour. Das Griffbrett ist üblicherweise gewölbt. Die Decke besteht sehr häufig aus Fichtenholz, aber auch Zeder wird oft verwendet. Für Zarge und Boden werden verschiedene Hölzer eingesetzt, die gebräuchlichsten sind Sapeli, Mahagoni und Palisander. In höheren Preisklassen findet sich unter anderem Cocobolo, Ovangkol, Blackwood oder Koa. Einige Hersteller bieten allerdings auch Instrumente an, deren Korpus ganz oder zum Teil aus hochwertigen Verbundwerkstoffen besteht. Federführend in der Entwicklung dieser Bauweise war Charles Kaman, Gründer der Firma Ovation.

Die höheren Zugkräfte auf der Decke werden durch eine veränderte Decken- und Bodenverbalkung (Bracing) stabilisiert. Hier findet das sogenannte X-Bracing oft Anwendung. Der Name resultiert aus der Form zweier sich direkt unterhalb des Schalllochs kreuzenden Stabilisierungsleisten. Die Erfindung dieses Beleistungssystems wird dem Gitarrenbauer Christian Friedrich Martin zugeschrieben, der im 19. Jahrhundert in die USA auswanderte, und dort die „Martin Guitar Company“ gründete. Es wurde jedoch nahezu zeitgleich von anderen Gitarrenbauern deutscher Herkunft verwendet. Nach diesem Konstruktionsprinzip werden bis heute nahezu alle Stahlsaitengitarren gebaut. Um die Ansprache des Instrumentes zu verbessern, wird oft auch das „Scalloped X-Bracing“ verwendet. Hierbei werden die Leisten der Gitarrendecke an verschiedenen Stellen verjüngt, um bestimmte Resonanzen des Instrumentes zu verstärken oder abzuschwächen. Dieser Bearbeitungsvorgang sollte von einem erfahrenen Gitarrenbauer individuell durchgeführt werden. „Scalloped Bracing“ ist daher vorwiegend bei qualitativ hochwertigen Instrumenten zu finden. Zu den begehrtesten, gegenwärtig erhältlichen Modellen im hochqualitativen Sektor und oberen Preissegment zählen die Westerngitarren von C. F. Martin, Gibson, Guild, Taylor (alle USA), Larrivée und Boucher (beide Kanada), Takamine (Japan), Furch Guitars (Tschechien), Lakewood (Deutschland), Lowden (Nordirland) sowie Maton (Australien).

Die Folk-/Westerngitarre hat im Vergleich zur Konzertgitarre einen helleren Klang, der durch das Benutzen eines Plektrums (engl. Pick) noch brillanter ist. Um die Decke gegen Beschädigungen durch das Plektrum zu schützen, wird in der Regel ein Schlagschutz (Pickguard) unterhalb des Schalllochs angebracht.

Gelegentlich wird auch eine sechschörige Westerngitarre mit zwölf Saiten gespielt. Bei dieser Gitarre liegt neben den vier tiefsten Saiten (E, A, d und g) eine zweite, dünnere Saite, die um eine Oktave höher gestimmt ist; die beiden Diskantsaiten (h und e') sind doppelt vorhanden. Diese zusätzliche Saiten ergeben einen volleren, hellen harmonischen Klang, durch leichte Verstimmung der Doppelsaiten gegeneinander kann auch ein Choruseffekt entstehen. Wegen der Doppelbespannung erfordert die 12-Saiten-Gitarre deutlich mehr Kraft in der Griffhand.

Heutzutage sind viele Westerngitarren mit einem Tonabnehmer (häufig ein im Steg eingebauter Piezo-Tonabnehmer), Vorverstärker mit Klangregelung und einem Verstärkeranschluss ausgerüstet.

Zwischen Konzertgitarre und Westerngitarre steht die meistens mit Stahlsaiten versehene, aus der Wandervogel-Bewegung stammende, robust gebaute Wandergitarre.

Resonatorgitarre

Die Resonatorgitarre, oft auch Dobro genannt, ist eine Stahlsaitengitarre mit einem (Single-cone) oder drei (Tri-cone) mechanischen Lautsprechern aus Metall im Inneren des Korpus. Die Saiten geben ihre Schwingungen über den mit dem Resonator/mit den Resonatoren verbundenen Steg an den Konus weiter und setzen das System in Schwingung. Durch diese Konstruktion gehört sie zu den lautesten unverstärkten Gitarren. Häufig ist der Korpus dieser Gitarren aus Metall gefertigt.

Bassgitarre

Akustische Bassgitarre, Bundlos aber mit Bundmarkierungen

Die (sechssaitige) Bassgitarre ist eine Oktave tiefer gestimmt als die normale, die „Primgitarre“. Häufiger ist jedoch mit Bassgitarre die viersaitige Akustische Bassgitarre gemeint, die üblicherweise wie der Kontrabass in Quarten gestimmt wird (,E,ADG). Exemplare mit fünf oder sechs Saiten verfügen über eine zusätzliche tiefe Saite (,,H) oder/und eine zusätzliche höhere Saite (c). Selten besitzen Bassgitarren auch sieben Saiten, bei solchen Exemplaren handelt es sich meist um kostspielige Sonderanfertigungen. Auch akustische Bassgitarren können mittels elektromagnetischen und piezoelektrischen Tonabnehmern elektrisch verstärkt werden. Aufgrund der Vielzahl der Bauformen (Voll- oder Halbresonanzkorpus, unterschiedliche Zargenhöhen) sind bei diesen Instrumenten die Grenzen zum E-Bass fließend.

Siehe auch

Literatur

  • Teja Gerken, Michael Simmons, Frank Ford, Richard Johnston: Akustische Gitarren: Alles über Konstruktion und Historie. München 2003, ISBN 3-910098-24-X
  • Tony Bacon, Dave Hunter: Totally Guitar – the definitive Guide. Backbeat Books, London 2004, ISBN 1-871547-81-4 (englisch).
  • Franz Jahnel: Die Gitarre und ihr Bau – Technologie von Gitarre, Laute, Mandoline, Sister, Tanbur und Saite. Verlag Erwin Bochinsky, Frankfurt am Main 1963, 7. Auflage 1999, ISBN 3-923639-09-0.

Weblinks

Wikibooks: Gitarre – Lern- und Lehrmaterialien

Einzelnachweise

  1. Peter Päffgen: Eine Gitarre entsteht. Beobachtungen von Peter Päffgen. In: Gitarre & Laute Jahrgang 6, 1984, Heft 6, S. 20–24 (Teil 1), und Jahrgang 7, 1985, Heft 1, S. 20–24 (Teil 2), sowie Heft 3, S. 24–26 (Teil 3); hier: Teil 1 (1984), S. 22: „Daß aber die Zeder, die für den Instrumentenbau verwendet wird, eigentlich gar keine ist, sondern eine »unechte« Zeder (eine Thuja-Art, auch als Red Cedar bezeichnet) ist vielen nicht bekannt“.
  2. Peter Päffgen: Eine Gitarre entsteht (1985), S. 20–22.
  3. Michael Koch: Kindergitarren, Schülergitarren – allgemeine Informationen. (PDF; 87 kB) European Guitar Teachers Association, Sektion Deutschland; abgerufen 20. Dezember 2012