Alabandin

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Alabandin
Alabandin-Kristallstufe aus der Uchucchacua Mine, Provinz Oyon, Peru
Gesamtgröße der Stufe ca. 7,5 × 3,8 cm; größter Einzelkristall ca. 2,5 cm
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Abd[1]

Andere Namen
  • Alabandina sulfurea[2]
  • Braunsteinblende[2]
  • Braunsteinkies[2]
  • Manganblende (nach Blumenbach 1807)[3]
  • Manganglanz[2]
  • Schwarze Blende[2]
  • Schwarzerz[3]
Chemische Formel α-MnS
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/B.11
II/C.15-030[4]

2.CD.10
02.08.01.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol hexakisoktaedrisch; 4/m32/m
Raumgruppe Fm3m (Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225[5]
Gitterparameter a = 5,22 Å[5]
Formeleinheiten Z = 4[5]
Häufige Kristallflächen {111}, {100}, {110}, {211}[6]
Zwillingsbildung nach {111}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4 (VHN100 = 164 bis 174, durchschnittlich 167 kg/mm2)[7]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,95 bis 4,04; berechnet: 4,053[7]
Spaltbarkeit vollkommen nach {100}[7]
Bruch; Tenazität uneben; spröde[7]
Farbe eisenschwarz, braun anlaufend; auf polierten Flächen grauweiß; in dünnen Splittern tiefgrün bis braun und rot[7]
Strichfarbe grün bis bräunlich[8]
Transparenz undurchsichtig, durchscheinend in sehr dünnen Schichten[7]
Glanz Halbmetallglanz, matt[9]
Kristalloptik
Brechungsindex n = 2,70[10]
Doppelbrechung keine, da isotrop

Alabandin, auch unter den bergmännischen Bezeichnungen Manganblende, Manganglanz, Braunsteinblende und Braunsteinkies bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung α-MnS[5] oder kurz MnS und damit chemischen gesehen Mangan(II)-sulfid.

Alabandin kristallisiert im kubischen Kristallsystem und entwickelt meist würfelige oder oktaedrische Kristalle, kommt aber auch in Form körniger bis massiger Aggregate vor. Das Mineral ist im Allgemeinen undurchsichtig und zeigt auf den Oberflächen der eisenschwarzen Kristalle einen halbmetallischen Glanz. Mit der Zeit laufen diese allerdings braun an und werden matt. In dünnen Splittern kann Alabandin tiefgrün bis braun und rot durchscheinend sein. Polierte Flächen erscheinen im Auflicht zudem grauweiß. Die Strichfarbe des Minerals ist dagegen grün bis bräunlich.

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alabandin wurde nach seinem angeblichen ersten Fundort Alabanda (auch Alabandia) in Kleinasien[3] in der heutigen Türkei benannt. Tatsächlich wurde das Mineral, im Gegensatz zu dem ebenfalls nach diesem Ort benannten Granat-Mineral Almandin, jedoch bisher nie in der Türkei nachgewiesen.[11]

Erstmals beschrieben wurde das Mineral 1784 von Franz Joseph Müller von Reichenstein[12] in einem Vorkommen in Siebenbürgen, der es als „Schwarze Blende“ bezeichnete und nach seinen Bestimmungsversuchen für Braunstein hielt.[2] Als Typlokalität gilt heute der rumänische Ort Sacarîmb im Kreis Hunedoara.[13] Die heutige Bezeichnung Alabandin wurde 1832 von François Sulpice Beudant geprägt.[3]

Da der Alabandin bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Alabandin als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[14] Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) lautet „Abd“.[1]

Ein Aufbewahrungsort für das Typmaterial des Minerals ist bisher nicht bekannt.[15]

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Alabandin zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur Abteilung der „Sulfide mit M(etall) : S(chwefel) = 1 : 1“, wo er zusammen mit Altait, Clausthalit, Galenit, Niningerit und Oldhamit die „Galenit-Reihe“ mit der System-Nr. II/B.11 bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/C.15-30. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Abteilung „Sulfide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : S,Se,Te ≈ 1 : 1“, wo Alabandin zusammen mit Altait, Clausthalit, Crerarit, Galenit, Keilit, Niningerit und Oldhamit die unbenannte Gruppe II/C.15 bildet.[4]

Auch die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[16] 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Alabandin in die Abteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Metallen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit Zinn (Sn), Blei (Pb), Quecksilber (Hg) usw.“ zu finden ist, wo es zusammen mit Altait, Clausthalit, Galenit, Keilit, Niningerit, Oldhamit die „Galenitgruppe“ mit der System-Nr. 2.CD.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Alabandin ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Auch hier ist er zusammen mit Altait, Borovskit, Clausthalit, Crerarit, Galenit, Keilit, Niningerit und Oldhamit in der „Galenit-Gruppe (isometrisch: Fm3m)“ mit der System-Nr. 02.08.01 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alabandin kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der Raumgruppe Fm3m (Raumgruppen-Nr. 225)Vorlage:Raumgruppe/225 mit dem Gitterparameter a = 5,22 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[5]

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral ist gewöhnlich undurchsichtig und zeigt auf den Kristallflächen nur in frischem Zustand metallischen bis halbmetallischen Glanz. Nach einiger Zeit läuft es bräunlichschwarz an und wird matt. Auf der Strichtafel hinterlässt Alabandin einen grünen Strich.

Alabandin ist vor der Lötlampe nur schwer schmelzbar.

Modifikationen und Varietäten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verbindung MnS (Mangan(II)-sulfid) ist dimorph, das heißt, sie tritt in der Natur neben der kubischen Modifikation des Alabandin noch als hexagonal kristallisierender Rambergit auf.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alabandin mit Rhodochrosit und Quarz aus der Uchucchacua Mine, Provinz Oyón, Peru (Größe: 84 mm × 58 mm × 45 mm)

Alabandin bildet sich auf hydrothermalem Wege in Ganglagerstätten (Erzgängen), wobei es oft in Paragenese mit Galenit, Pyrit, Sphalerit, Rhodochrosit, Calcit und anderen zu finden ist.

Als relativ seltene Mineralbildung kann Alabandin an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Weltweit sind bisher rund 320 Fundstätten für Alabandin dokumentiert (Stand: 2023).[17] Neben seiner Typlokalität Sacarîmb, wo mit einem Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern auch die bisher größten Kristalle gefunden wurden, trat das Mineral in Rumänien noch bei Brad im Kreis Hunedoara und bei Roșia Montană im Kreis Alba auf.

In Deutschland fand sich Alabandin in der Grube Segen Gottes bei Gersdorf in der Gemeinde Striegistal (etwa 20 km NW von Freiberg)[18] und in den Haldenresten des Altbergbaugebietes bei Berggießhübel[19]. Ein weiterer Fundort, die Absetzerhalde bei Ronneburg in Thüringen, existiert nicht mehr.[20]

In der Schweiz konnte Alabandin bisher nur am Wassertunnel des Kraftwerk Amsteg in der zum Kanton Uri gehörenden Gemeinde Silenen UR gefunden werden.

Weitere Fundorte sind die Antarktis, Argentinien, Armenien, Australien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, China, Finnland, Frankreich, Ghana, Griechenland, Grönland, Indien, Italien, Japan, der Jemen, Kanada, Kirgisistan Mexiko, Namibia, Neuseeland, Norwegen, Peru, Polen, Russland, Schweden, die Slowakei, Südafrika, Südkorea, Taiwan, Tansania, Tschechien, Usbekistan, das Vereinigte Königreich (Großbritannien) und die Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Alabandin (Alabandite) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 13. Januar 2023]).
  2. a b c d e f Carl Hintze: Elemente, Sulfide, Oxyde, Haloide, Carbonate, Sulfate, Borate. In: Handbuch der Mineralogie. 1. Band, 1. Abteilung. Veith & Comp., Leipzig 1904, S. 546 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 269.
  4. a b Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 90.
  6. a b Helmut Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin; New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 208.
  7. a b c d e f Alabandite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 50 kB; abgerufen am 13. Januar 2023]).
  8. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 2023-01–13 (Erstausgabe: 1891).
  9. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 306.
  10. Alabandite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Januar 2023 (englisch).
  11. a b Fundortliste für Alabandin (Alabandite) beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 12. Januar 2023.
  12. A Kárpát-medencében felfedezett ásványok. In: arcanum.com. Abgerufen am 13. Januar 2023 (deutsche Übersetzung: Mineralien aus dem Karpatenbecken).
  13. Sacarîmb (Sãcãrâmb; Szekerembe; Nagyág), Hunedoara Co., Romania. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. Januar 2023 (englisch).
  14. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: November 2022. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2022, abgerufen am 13. Januar 2023 (englisch).
  15. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 357 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 13. Januar 2023.
  16. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 13. Januar 2023 (englisch).
  17. Localities for Alabandite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. Januar 2023 (englisch).
  18. Grube Segen Gottes. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 13. Januar 2023.
  19. Altbergbaugebiet von Berggießhübel im Osterzgebirge. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 13. Januar 2023.
  20. Absetzerhalde Ronneburg. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 13. Januar 2023.